Lange ist es her, dass ich hier was geschrieben habe. Und das hat gute Gründe. Wenn sonst die Zeit schon eher knapp bemessen war, geht sie seit der Geburt meines dritten Kindes quasi gegen null. Also was Zeit für mich oder Zeit am Laptop anbelangt meine ich. Von anderen Zeiten gibt es dafür umso mehr. Zeit, in der ich nachts wach sein muss. Oder Zeit, in der ich fünf Hände bräuchte. Zeit, in der ich ein schlechtes Gewissen irgendeinem Kind gegenüber habe oder Zeit, in der ich total überfordert bin und das Gefühl habe, alles falsch zu machen. Trotzdem will ich mir heute endlich mal die Zeit nehmen, zu berichten. Wie er so ist, der neue kleine Mensch.
Die verflixten ersten 3 Monate…
Es ist ja immer die Rede von 3-Monats-Koliken. Und egal, ob es sich dabei wirklich um Bauchschmerzen handelt oder um Anpassungsvorgänge oder was auch immer es für Theorien gibt – ich denke, genau das hatte mein drittes Kind. Denn nach etwa 12 Wochen hat das Kind eine dermaßene Persönlichkeitsveränderung hingelegt, dass ich mir das nur mit Schmerzen oder anderen Unruhezuständen erklären kann, die dann irgendwann aufgehört haben.
Die ersten Wochen nach seiner Blitzgeburt im Geburtshaus hat er enorm viel geschlafen. Wach sein ging maximal 30 Minuten, meist eher kürzer, dann wurde er wieder schlecht gelaunt. Am liebsten wollte er mit mir (und nur mit mit alleine) im Schlafzimmer sein und abwechselnd stillen und schlafen. Unten bei den anderen sein regte ihn schon nach kurzer Zeit sehr auf. Wenn dann noch Besuch da war, flippte er manchmal beim Betreten des Wohnzimmers schon komplett aus und ich musste mit ihm zurück nach oben.
Papa ging nach einigen Wochen zumindest vorübergehend, sonst wollte er von niemandem getragen werden. Selbst von Oma, die er jeden Tag sah, wollte er lange nichts wissen. Also tat ich das einzige, was ich tun konnte: Ich verbrachte viele Wochen mit dem Zwerg hauptsächlich im Bett, nutzte die kurzen Zeitfenster für Essen, Duschen und Toilette und stillte und kuschelte den Rest der Zeit. Nachdem wir ihn so unsanft mit dem Rhizinus-Spielgelei auf die Welt befördert hatten, fühlte sich das irgendwie auch fair an.
…und danach
Dann, mit etwa 12 Wochen, wurde es langsam besser. Die Zeitfenster, die er mit anderen verbringen wollte, wurden länger. Oma durfte halten, auch der Onkel oder ein guter Freund, der oft da war. Man konnte richtig zusehen, wie er täglich wacher wurde, mehr mitbekam und mehr sehen und erleben wollte.
Wir besorgten einen Spielebogen und eine Babywippe für den Boden und am Tisch durfte er immer häufiger im Newborn-Aufsatz vom Hochstuhl bei uns liegen. Je länger er das „herumliegen“ übte, desto friedlicher wurde er. Heute, mit 7 Monaten, ist er ein super fröhliches, selbstständiges Baby. Wenn er nicht gerade müde oder hungrig ist, robbt er sich am Boden herum, untersucht Spielzeug, Türen oder Tischbeine oder beobachtet seine Brüder beim spielen. Wenn er kann, mischt er auch schon richtig mit, sie spielen dann, dass er der Riese ist, der alles kaputt macht.
Im Gegensatz zu den ersten drei Monaten liebt er Menschen um sich, fremde genauso wie Familienmitglieder. Wenn wir unterwegs sind, im Restaurant oder beim Einkaufen, kann er gar nicht glauben, dass es Menschen gibt, die ihn einfach nicht beachten. Die nicht auf seinen wachen, freudigen Blick reagieren; die ihm keine Aufmerksamkeit schenken. Denn bei uns zuhause passiert das natürlich immer. So gut wie jeder Mensch freut sich über das süße Lächeln eines Babys. Wenn sich jemand länger mit ihm beschäftigt, will er auch direkt gehalten werden.
Schlafen und Stillen
Auch mein drittes Kind schläft nicht alleine. Niemals. Auch diesmal haben wir versucht, ihn an den Kinderwagen zu gewöhnen. Zu schauen, ob er nicht alleine weiter schläft, wenn er im Bett (beim Stillen) eingeschlafen ist. Keine Chance. Ich kenne das schon und beim dritten Kind macht es mich nicht mehr wütend. Oder verzweifelt. So sind die Jungs eben.
Im Gegenteil versuche ich es einfach zu genießen. Weil ich weiß, das ist jetzt das letzte Mal, dass jemand so viel Mama, so viel Nähe braucht. Der Rubbelbatz ist jetzt fast 8 Jahre alt, darum weiß ich, wie schnell sie groß werden. Und dann werden sie schlafen, allein und die ganze Nacht. Ohne Unterbrechung meistens.
Denn Unterbrechungen gibt es jetzt noch genug. Wenn es gut läuft, alle 2 Stunden zum Stillen, wenn es schlecht läuft häufiger oder länger. Aber auch das geht vorbei und wenn er dann morgens die Augen aufmacht und mich anstrahlt, ist alles vergessen. Ehrlich, das hört sich nach so nem doofen Spruch an, aber genau so ist es.
Ansonsten handhabe ich es, wenn ich kann, so wie der andere doofe Spruch: Ich schlafe, wenn das Baby schläft. Zumindest einmal am Tag. So kann ich das Schlafdefizit der Nacht gut ausgleichen und komme gut über den Tag.
das ist interessant, ein wenig habe ich mich durch ein paar Beiträge von dir gelesen und bis jetzt habe ich noch nie eine Familie „getroffen“ die so ähnlich klingt wie meine. Ich habe auch drei Jungs, die sind auch sehr sehr Powervoll und charakterstark und es ist schon schwierig beziehungsweise extrem fordernd.
ja super nette und schlaue Jungs sind sie, aber aus der Reihe tanzen, als Hurrikan ja fast die ganze Zeit. wobei wenn wir unterwegs sind oder wir Besuch haben sie sich besser benehmen. von daher bekommen wir oft tolle Komplimente zu unseren Kindern. wo ich innerlich nur die Augenbrauen hebe und mir denke joa so in etwa.
ablegen als Babies, nö kaum möglich. ständig getragen werden wollen, Arm, Tragetuch, Arm, Manduca. das einzig wirklich erstaunliche, wenn ich deine Berichte lese, ist, das meine immer gut in der Nacht schliefen und schlafen. natürlich direkt neben also quasi an mir. tagsüber schlafend ablegen ging kurz als sie ganz klein waren oder ab dem Punkt wenn sie wieder größer werden und verstehen können, glaube ich, das Mama alle 5 Minuten gucken kommt und immer da ist wenn sie aufwachen.
es ist interessant das es Kinder gibt die so intensiv sind. und die fünf Hände, jo die hätte ich auch gerne. wenn auch jetzt mein kleinster schon bissel über ein Jahr ist, da geht es auch mit drei Händen. haha gell
Hallo liebe Jo,
das durfte ich schon lernen, dass es zumindest immer mal wieder Familien gibt, wo es läuft wie bei uns. Nicht standard, aber auch nicht ganz ungewöhnlich. Nur die wenigsten berichten darüber im Bekanntenkreis oder als Blog 😉
Ich wünsche euch alles Gute mit den Jungs, das wird bestimmt toll, wenn sie älter sind!
Liebe Grüße,
Hanna