Die Geburt meines dritten Kindes

Es ist Sonntag, 15:03 Uhr. “Heute vor einer Woche”, denke ich, “habe ich auch auf die Uhr gesehen. Da hatte ich noch keine Ahnung, dass ich eine knappe Stunde später schon mein Baby auf dem Arm halten würde. Alles ging so schnell bei dieser dritten Geburt, dass keiner der Beteiligten gedanklich so schnell hinterher kam. Darum hier mal die ganze Geschichte von Anfang an. 

Termin überschritten – Rizinusöl bei ET + 10

Mein erster Sohn kam damals zwei Tage nach Termin, der zweite mehr als drei Wochen vorher. Darüber, was man tun sollte, wenn das Kind sich einfach nicht von selbst innerhalb vom Geburtszeitraum auf den Weg macht, hatte ich bisher also nie nachdenken müssen. Ich war irgendwie davon ausgegangen, dass er diesmal wieder vor Termin kommt. Die Hebamme und alle anderen übrigens auch.

Das lange Warten

Und so warteten wir seit SSW 37+0. Ab diesem Zeitpunkt beginnt nämlich der Geburtszeitraum und ab da darf auch die Hausgeburtshebamme kommen. Genau bei 37+0 war sie noch einmal bei uns zuhause und alles fühlte sich so stimmig an. Er würde bald kommen und wir würden wieder eine wunderbare Hausgeburt haben. 

Ab diesem Tag begannen wir, die Aufenthaltsräume unten vorzubereiten. In der Annahme, er würde sich wie seine Brüder nachts auf den Weg machen. Küche, Esszimmer und Wintergarten (Wohnzimmer) räumten wir jeden Abend auf, saugten viel Staub, hatten alles bereit stehen. Und warteten jeden Abend gespannt, ob sich nachts was tun würde. Und warteten. Und warteten. Irgendwann war es schon wie ein abendlicher Joke zu sagen, heute könne es ja passieren. So richtig daran glauben konnte man irgendwie schon nicht mehr. 

Ärzte raten zur Einleitung

Ich versuchte, mich nicht verrückt machen zu lassen. Doch bei ET+7 angekommen sprach auch mein sonst sehr lockerer und alternativer Gynäkologe davon, dass ich mich bei ET+10 (ein Donnerstag) ans Krankenhaus wenden solle. Zur Geburtseinleitung. Das sei das normale Vorgehen. Wenn ich das Restrisiko selber tragen möchte, würde er mich selbstverständlich weiter untersuchen und ich solle nach dem Wochenende wieder kommen. 

Ich telefonierte am Abend mit meiner Hebamme. Sie riet mir, es erst einmal mit Nelkenöltampons zu versuchen. Das tat ich ab Freitag Vormittag. Sollte das nicht helfen, schmiedeten wir einen Alternativplan: Rizinusöl. Allerdings könne sie mir das nicht bei mir zuhause geben, sondern nur unter Überwachung und näher an einem Krankenhaus. Wir vereinbarten also, dass wir das bei ihr im Geburtshaus machen würden, das ca. 1:15 Stunde Autofahrt entfernt liegt. Und zwar am Sonntag, sollte bis dahin nichts passiert sein. Bei ET+10. 

Am Samstag ging ich ins Krankenhaus zur Routinekontrolle. Der Kleine war weiterhin gut versorgt. Von Wehen weiterhin keine Spur. Auch ich selbst fühlte mich wie immer, nicht gerade hochschwanger oder wie kurz vor der Geburt. Ich war fit und fröhlich und schwanger sein war leicht und unbeschwerlich. Der Arzt im Krankenhaus war super freundlich. Er klärte mich ganz in Ruhe auf, wie eine Einleitung ablaufen würde. Er machte keinen Druck. Oder gar Angst. Das gesamte Personal machte klar, dass ich dort jederzeit herzlich willkommen war, aber die Entscheidung überließen sie mir. So verließ ich das Krankenhaus ohne Termin. Mit dem Plan, mich am Wochenanfang zu melden, sollte das Rizinusöl nicht wirken. 

Geplante Geburt im Geburtshaus

In dem Moment fühlte sich für mich alles stimmig an. Wir waren froh, ins Geburtshaus fahren zu können. Erhofften uns dort mehr Ruhe ohne Kinder im Haus. Unter normalen Umständen, also mit Wehen, wäre das zu weit zu fahren gewesen. Aber ohne kein Problem. Irgendwie sagte mir mein Bauchgefühl, dass das ein guter Weg wäre. Denn zu 100% war ich diesmal tatsächlich nicht überzeugt von der Hausgeburt, das hatte überwiegend praktische Gründe (meine Wehen fangen so schnell an, so stark zu werden, dass ich es nicht ins Krankenhaus schaffe). 

Auch hatte der Kleine sich in den letzten Tagen im Bauch viel weniger bewegt. Während er vorher richtig aktiv gewesen war, waren die Bewegungen jetzt sehr sanft und langsam. Das machte mir leicht Sorge und in der Nacht zum Sonntag bereitete es mir sogar schlaflose Nächte. Denn immerhin gibt es gute Gründe, warum die Mediziner ab ET+10 zur Einleitung raten: Das Risiko für Komplikationen bis hin zum intertaurinen Kindstod steigt ab da stark an. Der Gedanke, zu lange zu warten und meinem Baby dadurch zu schaden, war unerträglich für mich. 

Der Tag der Geburt

Und so war es am Sonntag, 21.08., so weit: Vormittags um 10 machten mein Mann und ich uns auf den Weg ins Geburtshaus. Wir waren super aufgeregt und ich ehrlich gesagt insgeheim der Meinung, dass auch das nicht fruchten würde. So viel hatte ich schon probiert. 

Vor Ort machte die Hebamme erst einmal ein CTG um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist im Bauch. Anscheinend hatte sich die Aufregung auch auf den Kleinen übertragen, denn so ein wildes CTG habe ich ehrlich gesagt noch nie gesehen. Er hat die ganzen 30 Minuten über gestrampelt wie irre. Ein gutes Zeichen? Ich konnte es nicht sagen, die Hebamme jedenfalls fand’s toll. 

Wehencocktail ohne Cocktail

Danach briet sie mir ein Spiegelei in Rizinusöl, das ich zusammen mit einer Scheibe Brot zum Öl auftunken aß. Dazu gab es ein Glas Bitter Lemon, denn auch das soll angeblich Wehen fördern. Etwa zwei Stunden später wollte sie mich untersuchen und ein weiteres CTG machen. Bis dahin sollten wir spazieren gehen. Wir gingen also in die Altstadt spazieren. Die einzige Wirkung, die ich vom Rizinusöl spürte: leichte Übelkeit. Obwohl ich außer dem Spiegelei bisher nur ein kleines Müsli gegessen hatte, war ich absolut nicht hungrig. Stattdessen sorgte ich dafür, dass mein Mann noch was aß. Immerhin hatten wir möglicherweise noch einiges vor an diesem Tag bzw. Nacht und in so niederbayrischen Orten gibt es nach 22-23 Uhr nichts mehr. 

Zwei Stunden später

Nach ein wenig mehr als einer Stunde waren wir zurück im Geburtshaus, weil mein Hüftgelenk schmerzte (wehenunabhängig, das passierte schon seit einer Weile). Von Wehen nichts zu merken, nach wie vor. Ich schickte meinen Mann nochmal los, sich um die Ecke einen Snack zu holen. Ich sollte in der Zeit ans CTG. Die Hebamme schloss alles an. Es schien ruhig. Sie verließ das Zimmer, ich solle einfach klingeln, wenn was wäre. Und in dem Moment, als sie die Tür schloss, ziemlich genau 2 Stunden nach dem Spiegelei, war da die erste ordentliche Wehe. Tatsächlich. Eine Wehe. Ich freute mich. Es hatte also funktioniert. Endlich ging es los! Die nächste folgte zeitnah, aber von der Intensität waren sie gut auszuhalten. Ich wollte gerade anfangen zu stoppen (Abstand: 2 Minuten), als die Hebammenschülerin, die sich vorher schon vorgestellt hatte, den Raum betrat, um nach mir zu sehen. Auch sie freute sich und blieb bei mir. Bald kam die zweite Hebamme, die ich bisher nur vom Telefon kannte. Mehr Freude und Euphorie. Beide waren beeindruckt, dass das CTG zwar Wehen im 2-Minuten-Takt aufzeichnete, man mir die aber gar nicht anmerkte. Wenn die wüssten, wie sich Wehen sonst bei mir anfühlen, dachte ich. 

Der kleine Bauchbewohner war in dieser halben Stunde mucksmäuschenstill. Nichts mehr vom vorherigen wilden Strampeln. Er schlief tief und fest und ließ sich auch von Trinken, Positionswechsel oder Orangenöl-schnuppern nicht beeindrucken. Meine Hebamme kam wieder herein. Ich würde diesen Ort hier sicher nicht mehr ohne Baby verlassen, meinte sie grinsend. Sie untersuchte mich: 2-3 Finger breit war der Muttermund bereits geöffnet. 

Die Geburt beginnt – oder bin ich mitten drin?

Wir suchten ein Gebärzimmer für mich aus, mein Mann holte alle Sachen aus dem Auto und ich verbrachte die Zeit damit, die heftiger werdenden Wehen auszuhalten. Die beste Position dafür schien auf den Knien zu sein, die schnell zu schmerzen begannen. Ich bat meinen Mann, mir zwischen Badewanne und Bett eine Gymnastikmatte auszurollen. Die Wehen begannen jetzt, richtig heftig zu werden. Viel heftiger, als ich sonst die Eröffnungswehen kannte. In der Intensität eher so wie nach dem Platzen der Fruchtblase bei den letzten Geburten (beide Male hatte ich ununterbrochene und übermäßig heftige Wehen; ein Wehensturm). Das könnte ja noch was werden in der Austreibungsphase. Dass ich da längst mitten drin steckte, war mir nicht so richtig klar. Ich spürte zwar einen leichten Drang zu pressen, nahm den aber nicht so richtig ernst. Immerhin hatte ich doch gerade erst angefangen, oder?

Ich sah auf die Uhr. Es war kurz nach drei. 

Der größte Unterschied zu den beiden bisherigen Geburten: Zwischen den Wehen waren Pausen. Pausen!!! Das war so beruhigend! 

Als meine Hebamme wieder kam, war sie sehr überrascht aber erkannte sofort den “Ernst” der Lage. Sie blieb bei mir und wies die Hebammenschülerin an, verschiedene Dinge zu holen. “Das Köpfchen ist bald da”, sagte sie und ich fiel aus allen Wolken. Das Köpfchen??? Wie schnell ging das denn bitte?! Mir wurde klar, dass ich mich mitten in den Presswehen befand, das war nicht nur ein Gefühl gewesen, als ob. 

Die zweite Hebamme war in der Zwischenzeit nach Hause gefahren, eine andere sollte demnächst eintreffen (eigentlich zur Geburt). Die Pausen wurden währenddessen immer kürzer und der Schmerz immer intensiver. Die Fruchtblase platzte. Aber im Vergleich zu den bisherigen Geburten kam das Fruchtwasser nicht schwallartig, sondern nur ein wenig und dann immer wieder ein wenig bei den Wehen. Das Köpfchen hatte diesmal also tatsächlich fest im Becken gesteckt und den Ausgang verschlossen. 

Körperliche Höchstleistung

Bei meiner zweiten Geburt hatte ich getönt, um die Schmerzen auszuhalten. Das reichte diesmal nicht aus, ich musste schreien und zwar so laut ich konnte. Ich zitterte am ganzen Körper und habe, glaube ich, in meinem Leben noch nicht so getropft vor Schweiß. Dabei war es kein sonderlich heißer Tag. Mein Mann wischte also immer wieder mein Gesicht mit einem feuchten Waschlappen, während die Hebamme hinter mir saß und hin und wieder mit dem Sensor vom CTG den Herzschlag kontrollierte. 

Und ich versuchte einfach nur, irgendwie diesen Schmerz zu überleben. Wenn ich dachte, die letzten Geburten wären schon heftig gewesen, das hier toppte wirklich alles. Nicht, dass man als Frau da viel Spielraum hätte, aber ich dachte wirklich, das schaffe ich diesmal nicht. Mein einziger Lichtblick: Die Hebamme sagte mir immer wieder, dass bald alles geschafft sei. Ich konnte den Druck des Kopfes spüren. Und den unerträglichen Schmerz, als es geboren wurde. “Ist das Köpfchen da?” fragte ich. “Ja.” – “Geht es ihm gut?” – “Ja.” Die nächsten Wehen ließen etwas auf sich warten, dabei wollte ich jetzt nur noch eins: Dass es endlich vorbei ist.

Schließlich kam aber auch der Rest des kleinen Menschen und ich konnte mich etwas aufrichten und ihn anschauen.

15:51 Uhr.

Weniger als zwei Stunden nach der ersten Wehe.

Da lag er, inmitten von Fruchtwasser auf einer Saugunterlage – und tat nichts. Mein Mann und ich sahen uns an. Sahen die Hebamme an. “Ist er in Ordnung?” – “Der kommt gleich, lass im etwas Zeit. Er atmet, schau.” Sie blies ihn ein paar Mal an. Nichts. Sie massierte seine Füßchen. Rubbelte den kleinen Rücken. Keine Reaktion. Er schien einfach zu schlafen. Hatte dieser kleine Mensch wirklich seine Geburt verschlafen? Ich wollte ihn hochnehmen, doch sollte ihn erst einmal lassen. Ich wollte liegen, aber war ja mit der Nabelschnur noch verbunden. Also hockte ich da weiterhin und wartete. Er schlief. Schließlich nabelte sie ihn ab und untersuchte ihn noch kurz. Ich duschte mich kurz ab, bevor ich mich aufs Bett legte und ihn auf dem Bauch nahm. Endlich. So schnell schon. 

Während ich einfach nur Ruhe mit meinem Baby wollte, hatte die zweite Hebamme, die zwischenzeitlich eingetroffen war, anderes im Sinn. Ich sei noch nicht fertig meinte sie. Die Plazenta müsse noch raus. Aber von Wehen war jetzt nichts mehr zu spüren. Sie massierte meinen Bauch. Kühlte ihn. Nichts. Schließlich bat sie mich, nochmal aufzustehen und in die Hocke zu gehen. In einer Kombination aus pressen und ziehen an der Nabelschnur kam sie schließlich fast eine Stunde nach der Geburt. Der Kleine schlief auf dem Bett einfach weiter. Immer noch. Die Plazenta war vollständig und sehr groß. Trotzdem hatte ich verhältnismäßig wenig Blut verloren. 

Er schläft und schläft…

Ich legte mich also endlich wieder zu meinem kleinen Jungen und nahm ihn auf den Bauch. Er schlief weiter, bis ich mich etwa 30-40 Minuten später endlich auf die Seite drehen wollte. Da wurde er zum ersten Mal in seinem Leben wach. Er begann zu weinen, dann zu schreien. Und zwar richtig. Unberuhigbar. Er schien so wütend und aufgebracht. Nach wie vor wollte er nicht an die Brust, er schrie einfach aus Leibeskräften. Wir wechselten vom Geburtsraum in ein Zimmer für die Nacht. Er schrie immer noch, mittlerweile bei seinem Papa auf dem Arm, der es mit Schaukeln auf dem Pezziball versuchte. Innerlich sah ich uns schon mit einem Schreibaby die erste verzweifelte Nacht verbringen. War das meine Schuld, weil wir ihn so unvorbereitet aus seiner Bauchwohnung geholt hatten? Ja, bestimmt war es meine Schuld. Ich hätte einfach mehr Geduld haben müssen. Darauf vertrauen, dass er weiß, wann es Zeit ist. Nicht auf Statistiken. Das erste Mal kamen solche Gedanken auf, als er unmittelbar nach der Geburt am Boden lag. Ob es falsch war, das Spiegelei zu essen. Jetzt kamen diese Gedanken zum zweiten Mal auf. 

Doch nach etwa einer halben Stunde hörte er auf. Er trank endlich zumindest ein wenig an der Brust und die erste Nacht mit Baby im Geburtshaus verlief vergleichsweise ruhig. Er war zwar nachts manchmal wach, lag aber nur da und sah mich mit ruhigen Augen an. Mein Gesicht nah bei seinem und ich hatte wirklich das Gefühl, er betrachtet mich. Irgendwann schlief er dann einfach wieder ein. Oder ich und dann er. Mein Kopf drehte sich irgendwie immer noch. So lange hatten wir gewartet, aber jetzt war es trotzdem schwer zu fassen, dass wir von jetzt auf gleich ein Baby neben uns im Bett haben. 

Zuhause – Wochenbett

Am nächsten Vormittag fuhren wir nach Hause, wo zwei Brüder, Opa und Oma, sowie ein Onkel mit Freundin neugierig auf den Familienzuwachs waren. Die Autofahrt war völlig problemlos, er schlief einfach. Für mich war es nach der Geburt so mäßig angenehm – einer der Vorteile einer Hausgeburt, dass man nicht Auto fahren muss – aber zum Glück haben wir vor kurzem ein neues Elektroauto mit Liegesitzen angeschafft. Trotzdem war dieser Tag nicht ruhiges Wochenbett, sondern eher viel packen, laufen, sitzen, organisieren. 

Dafür darf ich mich seitdem wirklich ausgiebig ausruhen. Meine Mama hat sich die erste Woche komplett Urlaub genommen und die beiden Großen versorgt, rund um die Uhr. So hatte mein Mann Zeit, sich um mich und das Baby zu kümmern. Und sich selbst ein wenig zu erholen. 

In der zweiten Woche werde ich mit Baby in einem Schlafzimmer, er mit den Jungs im anderen schlafen. So bekommt er nachts auch den nötigen Schlaf, um dann tagsüber Nerven für die Kinder zu haben. Nach 1-2 etwas holprigen Nächten braucht mein Kleinster jetzt zum Glück nachts außer Muttermilch nicht viel. Davon dafür umso mehr, aber das kenne ich schon von den großen Brüdern. Nachdem er also die ersten 24 Stunden eher zum Trinken animiert werden musste, trinkt er seitdem dafür umso häufiger und mehr. Wann immer er wach ist, dauert es nicht lange, bis er wieder an die Brust möchte. Meist möchte er dann auch wieder einschlafen und weiß noch nicht so recht, wie es ohne Stillen funktionieren soll, habe ich den Eindruck. Die meiste Zeit des Tages und die gesamte Nacht schläft er. Wie so ein Bilderbuch-Neugeborenes. Dabei kann ihn meist auch das Geschrei der großen Brüder nicht stören. Wir drücken die Daumen, dass das auch so bleibt!

Rizinusöl – eine schlechte Idee?

Am dritten Tag im Wochenbett holte mich dann das schlechte Gefühl, das ich im Geburtshaus schon zwei Mal hatte, ein. Während sich vorab alles so richtig und stimmig anfühlte, hätte ich nicht gedacht, dass das Öl eine so starke Wirkung auf mich haben würde. Die Hebamme übrigens auch nicht, dabei hat sie viele Jahrzehnte Erfahrung (sie ist 67 Jahre alt). Wenn ich – was natürlich unmöglich ist – vorab die Details gekannt hätte, ich würde nicht noch einmal so entscheiden. Ehrlich gesagt tat es mir wahnsinnig leid, ihn so unsanft aus seiner Bauchwohnung geschubst zu haben. 

Als er zur Welt kam, hatte er noch Käseschmiere und nichts an ihm deutete darauf hin, dass er “übertragen” war. Er hätte also ruhig noch ein paar Tage drin sein können. Mit etwas mehr Vertrauen und Geduld hätte ich vielleicht eine ganz andere, langsamere Geburt bei uns zuhause erleben können. Denn immerhin war sein Köpfchen diesmal im Becken und durch den späten Zeitpunkt wäre ohnehin nicht mehr so viel Fruchtwasser da gewesen. Der Wehensturm, den der plötzliche Fruchtwasserverlust bei den ersten beiden Kindern ausgelöst hatte, wäre also vielleicht ausgeblieben. Der Kleine hätte sich besser vorbereiten können und wäre nicht in Rekordtempo durch den Geburtskanal gerutscht. An diesem dritten Abend tat mir das alles so unendlich leid. Für ihn, aber auch für mich. Vielleicht hätte dieser kleine Mensch ein wunderbares Geschenk für mich vorbereitet – und ich konnte nicht darauf warten. Ein Gedanke, der mich sicherlich lange verfolgen wird. Eine Frage, auf die ich in diesem Leben keine Antwort bekommen werde. 

Der Vorname

Schließlich ist da noch, wie jedes Mal, die Sache mit dem Vornamen. So oft wurden wir in der Schwangerschaft gefragt, wie er heißen wird. Die Antwort war jedes Mal: Wie sollen wir das wissen, bevor wir ihn kennen? Das Kind hatte also in den ersten Stunden seines Lebens keinen Namen. Wie seine Brüder auch. Aber entsprechend der Geschwindigkeit, in der er zur Welt kam, wurden wir uns diesmal erstaunlich schnell einig. 

Vorab hatten wir auf folgenden Vornamen umher überlegt: 

  • Gabriel
  • Raffael
  • Leonard
  • Leon
  • David
  • Anton
  • Joshua

Nun hat es mittlerweile schon fast Tradition, dass ich den ersten Namen vorschlage und mein Mann dafür beim Zweitnamen das Vorrecht hat. Nachdem ich ihn eine Nacht kennen lernen durfte, passierte dasselbe wie bei den anderen beiden: Die Namen aus der Vorauswahl passten nicht so recht. Mein Favorit war ja eigentlich Leonard gewesen. Das passte aber irgendwie nur so zu 80%. Viel stimmiger schien mir ein Name, den wir damals, 2015, auf der Liste hatten: Samuel. Und so trägt der kleine Mensch heute den Namen Samuel Leon. 

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3 Kommentare zu „Die Geburt meines dritten Kindes“

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