Das Baby schreit im Auto? Wie unser Kind Autofahren lernte

Baby schreit im Auto

Drei Tage nach der Geburt haben wir unser Familienzimmer im Krankenhaus verlassen und sind mit dem Auto nach Hause gefahren. Fazit: Unser Baby schreit im Auto – und zwar so lange, bis er wieder auf Mamas Arm darf.

Meinen Dienstwagen musste ich nach der Zeit des Mutterschutzes abgeben und wir haben fortan auf das Auto verzichtet.

Zwei Jahre nach dieser ersten Autofahrt hatte sich an der Situation nicht viel geändert: Unser Kind kann keine längeren Strecken im Auto sitzen – nach spätestens 20 Minuten brüllt und weint er so lange beim Auto fahren, bis wir ihn herausholen.

Wie wir mit der Situation umgingen und wie unser Kleinkind lernte, zumindest 2-3 Stunden mit uns im Auto zu verbringen, berichten wir die jetzt.

Wenn das Baby schreit im Auto – Warum macht es das?

Es ist ein klassisches Bild: Die verzweifelten Eltern packen das brüllende Baby ins Auto und fahren so lange umher, bis dieses vom Brummen des Motors eingeschlafen ist.

Aber in Wahrheit tritt diese beruhigende Wirkung nicht bei allen Babys und Kleinkindern ein. Manche Kinder (so wie unser Rubbelbatz) mögen einfach nicht Auto fahren. Das sind vermutlich die selben Babys, die auch nicht gerne im Kinderwagen oder Babybett liegen und einfach nicht alleine sein wollen.

Babys sind eben sehr unterschiedlich, jedes Kind wird mit einem eigenen Charakter und unterschiedlichen Ängsten und Vorlieben geboren.

Manche Kinder brauchen sehr viel Körperkontakt und können sich nur schwer alleine beruhigen. Von Geburt an wollte unser Baby viel gestillt und getragen werden – ablegen ging gar nicht oder nur wenige Minuten. Ich habe mir daher angewöhnt, ihn fast immer am Körper zu tragen bzw. ihm immer dann Körperkontakt zu geben, wenn er ihn braucht. Und genau da scheint das Problem im Auto zu liegen: Er findet es aufregend und neu – und möchte zur Rückversicherung nah bei seiner Mama sein.

Stattdessen liegt / sitzt er angeschnallt in einer Sitzschale, er kann sich nicht wie sonst frei bewegen und das stresst ihn offensichtlich.

Anstatt ihn hochzunehmen, wenn er danach fragt, tätschle ich sein Gesicht oder halte seine Hand. Das scheint ihn zusätzlich zum Autofahren noch aufzuregen.

Damit unser Baby im Auto nicht weint, fahren wir lieber Bus oder Bahn

Für uns war deshalb schnell klar: Wenn wir irgendwo hin müssen, dann nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Lange haben wir auch nichts anderes versucht, wir wollten unser Baby einfach nicht drängen – auch damit er keine grundsätzliche Aversion gegen das Auto aufbaut.

Nur bei meinen Eltern auf dem Land musste er regelmäßig bis zu 20 Minuten Auto fahren, denn dort gibt es weder Bus noch Bahn. So konnten wir etwa alle 3 Monate feststellen: Es wird nicht besser, uns Baby weint im Auto wie eh und je.

Daran, dass wir es nie versucht hätten, lag es also nicht.

Nun sind wir vor 3 Monaten vorübergehend ganz zu meinen Eltern gezogen und sind also immer wieder auf das Auto angewiesen. Mit seinen 2 Jahren kann er nun auch schon mehr verstehen und wir haben uns vorgenommen, unserem Kind das Auto fahren “beizubringen”.

So lernte unser Kind Auto fahren und hörte endlich auf mit den Heul- und Brüll-Attacken

1. Üben mit fahrbaren Fortbewegungsmitteln

Zunächst sind wir sehr selten, aber regelmäßig mit ihm Auto gefahren. Das war im Sommer kein größeres Problem, denn die meisten Strecken konnten wir mit unserem Fahrradanhänger zurücklegen.

Im Gegensatz zum Auto mochte er den Fahrradanhänger nämlich von Anfang an. Ich denke, dass er mit Kinderwagen und Fahrrad besser zurecht kommt, weil die nicht so schnell und beängstigend sind. Im Kinderwagen sitzt er außerdem immer mal wieder, seit er etwa 11 Monate alt ist. So konnte er sich ganz langsam daran gewöhnen, dass er auch mal ohne unsere körperliche Nähe fortbewegt wird.

Bei meinen Eltern gab es dann zusätzlich einen Bollerwagen, einen Fahrradsitz und eben den Fahrradanhänger. Wenn er in einem dieser Gefährte raus wollte, war das in der Regel auch problemlos möglich.

2. Kind im geparkten Auto spielen lassen

Wann immer eines der beiden Autos bei uns im Hof stand, konnte er außerdem darin spielen – und das tat er auch bzw. tut es noch heute. Er machte das Radio an und aus, die Warnblinkanlage oder hupte ein paar Mal. Das machte ihm großen Spaß und er konnte das große Gefährt in Ruhe und ohne Anschnallen kennen lernen.

Außerdem haben wir das Autofahren auch immer möglichst positiv beschrieben. Denn Kinder verstehen in diesem Alter nahezu alles und spüren ganz genau, ob wir selbst etwas gut finden oder nicht. Das heißt, wenn wir mal wohin fahren wollten, haben wir ihm das mit größtmöglicher Begeisterung und ganz oft berichtet.

3. Im Auto für Beschäftigung sorgen

Im Auto haben wir immer genug Proviant dabei – denn auch wenn manche das pädagogisch nicht wertvoll finden werden, Essen in der Hand und im Magen beruhigt unser Kind. Schon immer.

Wir beschäftigen uns nur im Notfall mit ihm – Ziel ist es ja eigentlich, dass er allein und zufrieden im Auto sitzen kann. D.h. alle Bücher und Spielzeug sind so klein und leicht, dass er sie alleine halten und anschauen / damit spielen kann.

4. Besser mit nur kurzen Strecken und Autofahrten üben

Zunächst haben wir dann nur kurze Strecken von 15-20 Minuten zurückgelegt. Diese Fahrten haben wir so gelegt, dass er möglichst ausgeschlafen und gut gelaunt war – d.h. gleich am Morgen oder nach dem Mittagsschlaf.

Denn anders als andere Kinder kann er im Auto auch nur schwer einschlafen. Er weint sich dann mehr oder weniger in den Schlaf und nach 20-40 Minuten wacht er weinend wieder auf – zu Hause schläft er 2 – 3 Stunden mittags.

Allmählich haben wir die Länge der Fahrten dann gesteigert. Nachdem er 2,5 Stunden bis zum Königssee und auch die Rückfahrt am selben Tag ohne größere Brüll-Orgien überstanden hatte, haben wir uns zum ersten Mal getraut, mit dem Auto einen 6-tägigen Ausflug zu machen.

Dabei haben wir insgesamt über 700 km in etwa 10 Stunden zurückgelegt. Allerdings haben wir die Zwischenstationen und Pausen so getaktet, dass er maximal 2 Stunden am Stück sitzen musste und danach wieder Bewegung hatte.

Baby schreit im Auto

Und was soll ich sagen: Es hat geklappt. Unser Kind lernt langsam, Auto zu fahren. Die kürzeren Strecken bei uns in der Umgebung sind nun absolut kein Problem mehr, vor allem weil wir nicht mehr jeden Tag mit ihm fahren. Für unseren Alltag und den kommenden Winter ist das eine große Erleichterung.

7 Tipps, wie Kinder Auto fahren lernen

Und hier nochmal unsere Tipps zusammengefasst, wie Dein Baby im Auto aufhört zu weinen:

  • Mit anderen Gefährten anfangen, die weniger beängstigend sind: Kinderwagen, Fahrradanhänger, Bollerwagen
  • Kind nicht drängen, nicht zu häufig versuchen, damit es keine Aversion aufbaut. Nie ins Auto zwingen.
  • Kind vorher im Auto spielen lassen, sodass dieses positiv besetzt ist.
  • Die Fahrt-Zeiten langsam steigern.
  • Nur fahren, wenn das Kind gut gelaunt und ausgeschlafen ist.
  • Genug Essen und Trinken dabei haben.
  • Spielzeug / Bücher mitnehmen, mit dem er sich alleine beschäftigen kann.

Auf Pinterest merken: 

5 Kommentare zu „Das Baby schreit im Auto? Wie unser Kind Autofahren lernte“

  1. Sehr interessanter Beitrag. Es zeigt mal wieder wie unterschiedlich Kinder sind 😀 Wir versuchen generell nur zu den Schlafenszeiten von unserem Kleinen (21 Monate) zu fahren, vor allem wenn ich alleine mit ihm unterwegs bin. Dann schläft er zu 80% spätestens auf der Autobahn ein. Wenn wir zu seinen wachen Zeiten fahren, macht er das 1h gut mit und dann wird er auch sehr unruhig und fängt an zu meckern. Das hängt aber auch von der Tagesform ab. Für das lange Wochenende fahren wir jetzt auch Samstag früh nach Nürnberg, mal sehen wie es uns da mit ihm ergeht. Proviant haben wir auf jeden Fall auch immer dabei 😀

    Ich lese weiterhin sehr gerne euren Blog! Immer wieder spannende Artikel 🙂 Vielen Dank für eure Mühe!

  2. Hallo Hanna,

    Wir leben auf dem Land, bis auf den Schulbus gibt es hier praktisch keinen Nahverkehr. Deshalb bleibt uns für alle Besorgungen nur das Auto.

    Wir haben Glück gehabt. Alle unsere Kinder fahren recht gerne Auto.
    Wobei K3 ein Rote-Ampel-Schreier ist. Er wachte immer sofort auf, wenn wir kurz anhielten und fing an zu meckern.

    Ich hoffe, der Rubbelbatz wird zu einem begeisterten Autofahrer, damit ihr weiterhin viele Ausflüge machen könnt.

    Viele Grüße
    Mama Maus

    1. Liebe Mama Maus,

      ich denke, er ist auf einem guten Weg. Er fährt gerne Auto, zumindest die ersten 30 Minuten, manchmal auch länger. Vor allem steigen wir nicht mehr mit diesem Grund-Stresspegel ins Auto. Damit ist uns schon viel geholfen.

      Liebe Grüße,
      Hanna

  3. Ich muss jetzt doch grinsen.
    Das hat bei euch geklappt, aber das muss nicht so sein.
    Unsere Große hätte in Bus und Bahn auch alles zusammen geschrien, denn sie wollte nicht “eingepackt werden” Kinderwagen -SCHREIEN, Tragetuch – Schreien, Autositz – SCHREIIIIIIIIEN, sie findet es heute mit 11 immer noch ätzend einfach für längere Zeit recht unbeweglich zu sein. Ach ja, nachdem das Kind auch sprechen konnte wurde das schreien zu motzen und “Mama, ich ersticke!” war nur einer der Sprüche die wir uns anhören mussten. Meine Eltern wohne 1,30 von uns weg, tiefste Pampe, nicht mit Öffis zu erreichen, da lernt man nach 11 Jahren einfach die Ohren auf Durchzug zu schalten. De Kinder haben meist keine angst vorm Auto, sondern einfach keine Bock darauf.
    Unsere Kleine schläft noch heute mit 8 Jahren gerne im Auto ein und betrachte alles aus dem Fenster und verdreht die Augen weil die Große nervt

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert