Elternzeit für Väter – 2 Monate mit Ängsten, Problemen und familienfreundlichen Chefs

Elternzeit bei Vätern

Elternzeit für Väter: 2 Monate müssen reichen

Ja, auch das gibt es. Immer öfter sogar. Natürlich ist es traditionell so, dass Kindererziehung und damit auch das Beanspruchen von Elternzeit Aufgabe der Mutter ist. Macht ja auch Sinn, immerhin hat die Mama gewisse Qualitäten, die der Papa nur schwer ersetzen kann, z.B. Stillen, und die Mama ist ja das einzige, was der Nachwuchs 9 Monate lang schon ausgiebig kennengelernt hat. Angeblich erkennen Babys ja den Herzschlag ihrer Mutter und das wirkt enorm beruhigend auf sie. Es liegt also nahe, dass sich in den ersten Lebensmonaten die Mama um alles kümmert.

Trotzdem, es gibt sie. Die Väter, die Elternzeit nehmen und die Mütter, die nach dem Mutterschutz wieder zur Arbeit gehen. Vor der Schwangerschaft dachte ich, wir wären auch so ein Paar. Immerhin hatte ich schon einige Zeit vor ihm angefangen zu arbeiten und dementsprechend einen besseren Verdienst. Und im Gegensatz zu mir ist er sehr ruhig und geduldig und hat schon Erfahrung mit Babys. Ich dagegen habe mir das zu Hause sein mit schreiendem Baby immer extrem nervig vorgestellt. Was läge also näher, als dass er Elternzeit nimmt, zu Hause bleibt und ich Karriere mache? Grade heutzutage, in der Zeit der gleichberechtigten Rollenverteilung.

Denn abgesehen von ein paar kleineren Unterschieden hat jeder Elternteil Anspruch auf bis zu 3 Jahre Elternzeit. Auch das Elterngeld gibt es für Väter wie für Mütter gleichermaßen. Aber es gibt Unterschiede hinsichtlich des Kündigungsschutzes. Eine Schwangere kann sogar bis zwei Wochen nach der Kündigung noch nachweisen, dass sie zu dem Zeitpunkt schwanger war und der Arbeitgeber muss die Kündigung zurücknehmen. Männer schwangerer Frauen dagegen haben erst 8 Wochen vor Beginn der Elternzeit diesen Kündigungsschutz. Das heißt, 7 Wochen vorher muss aber der Antrag vorliegen. Heißt konkret: Arbeitende Väter haben genau eine Woche Zeit, den Antrag einzureichen, ohne gekündigt werden zu können.

Und dann gibt es da noch die Zweimonatsväter. Und das sind immerhin 80%, die Elternzeit für Väter einreichen. Der Gesamtdurchschnitt liegt bei 3,2 Monate, was auch nciht besonders lange ist. Immerhin sind 2 Monate Elternzeit für Väter die kürzeste Elternzeit-Periode, die man als Vater einreichen kann. Dass ein Großteil der Väter nur die 2 Monate Elternzeit wahrnehmen, liegt zum einen daran, dass sie schlichtweg gar nicht wissen, dass auch mehr Monate möglich wären und daran, dass sie Angst davor haben, gekündigt zu werden, sollten sie eine längere Dauer ansetzen.

 

2 Monate Elternzeit oder warum immer alles anders kommt?

Für mich war also klar: er ist der Hausmann. Ausdiskutiert hatten wir das noch nicht so definitiv, aber er hatte auch nicht kategorisch abgelehnt. Aber kaum hielten wir den positiven Schwangerschaftstest in der Hand, hat sich für mich sowieso so vieles geändert. Unter anderem auch meine Einstellung dazu, wen das Baby in den ersten Monaten am meisten braucht. Hormonell gebrainwasht eben.

Ein neuer Plan musste also her und der war schnell gefunden: Er sollte mir zumindest die ersten 2 Monate mit seiner Geduld und Baby-Erfahrung zur Seite stehen. Auch für ihn war der Gedanke, die ersten 2 Monate bei uns sein zu können, perfekt. Da er Teil eines größeren Teams war, sollte das doch auch auf Arbeit kein großes Drama darstellen. Die eine Woche, in der er den Antrag stellen muss, wäre nächste Woche. Und genau eine Woche vorher hat uns das Leben einen Strich durch die Rechnung gemacht: seine Teamleiterin hat ihre Kündigung eingereicht.

Wirklich doofes Timing. Das war seine erste Reaktion. Denn kurz nach Verkündung dieser Neuigkeit wurde ihm der Posten angeboten. Eine ordentliche Beförderung für einen Berufseinsteiger, natürlich auch verbunden mit einem neuen Arbeitsvertrag und eine große Chance, voranzukommen. Doch was nun?

Kündigung wegen 2 Monate Elternzeit? – Das Dilemma

Während und vor der Elternzeit genießt er Kündigungsschutz und darf nicht gekündigt werden, das ist schon klar. Aber am Tag seiner Rückkehr darf rechtmäßig eine Kündigung auf seinem Tisch liegen und auch bevor der Antrag eingereicht ist, wenn der Chef davon Wind bekommt. Die Frage war natürlich: würde er das auch tun bzw. würde er den neuen Posten auch bekommen, wenn er seinem Chef vorher offen von den Elternzeit-Plänen erzählt? Oder sollten wir seine Elternzeit für die berufliche Karriere lieber sein lassen?

Was folgte, waren nächtelange Was-wäre-wenn-Gedankenspiele. Natürlich wollte er den Job, aber ebenso die Zeit mit seinem neugeborenen Sohn. Die Vorstellung, wie verärgert oder enttäuscht sein Chef sein könnte, wenn er ihn zuerst befördert hatte und gleich nach Vertragsunterzeichnung eine Auszeit einreicht, hat ihm sehr zu schaffen gemacht. Das war definitiv keine gute Lösung, immerhin wollte er ja im Anschluss weiter mit ihm zusammenarbeiten. Grundsätzlich ist er ja auch jemand, der mit offenen Karten spielt. Gleichzeitig wird er jetzt Vater und der Gedanke, ganz ohne Arbeitsvertrag dazustehen, weil er eben ehrlich war, war für ihn noch unerträglicher. Ich wusste auch keinen Rat.

Leider gibt es viele böse Geschichten und die Angst schien daher nicht ganz unberechtigt. Doch was dann im Vertragsgespräch tatsächlich ablief, hat uns beide überrascht. Und zwar positiv. Sein Chef ist selbst Papa einer kleinen Tochter, aber natürlich geht es da um seine Firma und sein Geld. Daher war mein Mann auf alles vorbereitet. Das Thema kam auf die Elternzeit. Mein Mann wollte dazu lieber keine Stellung nehmen (und nach Vertragsunterzeichnung besprechen, ob das in Ordnung geht), doch der Chef bestand darauf. Also war er letztendlich ehrlich. Er wolle 2 Monate Elternzeit einreichen aber natürlich versuchen, alles so gut wie möglich vorzubereiten und auch während der Elternzeit ansprechbar zu sein oder Teilzeit zu arbeiten. Eventuell ein paar Stunden Home Office machen. Er sagte auch dazu, dass er Angst habe, unter diesen Umständen den Vertrag nicht zu bekommen – sein alter läuft immerhin Ende des Monats aus. Reaktion des Gegenübers: alles in Ordnung. Solange er nicht 3 Jahre einreicht und sich vorher und nachher wirklich reinhängt, bekommt er den Job trotzdem!

Nicht nur ihm, vor allem mir ist ein Stein vom Herzen gefallen – nach all dem Hin und Her der letzten Tage, in dem ich ihn nur schwer unterstützen konnte. Da bekommt das Wort familienfreundlich doch tatsächlich mal einen Sinn!

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