Plastik in Südostasien: Nicht nur ein lokales Problem

Derzeit geht es gefühlt in jedem zweiten Social-Media Beitrag um Müll und Plastik. Ich sehe Bilder von vermüllten Stränden, verfolge die Geschichte, wie tausende Freiwillige über Monate und Jahre den schmutzigsten Strand der Welt vom Müll säubern. Lese von Walen, die verenden, weil sie zu viel Plastik im Bauch haben. Über Mikroplastik und wie es unsere Gesundheit beeinträchtigt. Dass fast jeder Schluck Wasser, den wir trinken, von Mikroplastik verunreinigt ist.

Und irgendwie passt das genau zu den Gedanken, die ich mir zum Thema Plastik mache, seit wir in Südostasien sind.

Ich mag Plastik nicht – trotzdem nutze ich es

Ich mag Plastik nicht. Mochte ich noch nie. Ich mag nicht, wie es aussieht, nicht, wie es schmeckt und erst recht nicht, wie es sich anfühlt.

Ich liebe Naturmaterialien. Holz, Stein, Korb oder Stoff.

Trotzdem ist Plastik überall in meinem Alltag. Ich putze mir damit die Zähne, arbeite darauf und nutze es, um Lebensmittel aufzubewahren. Natürlich habe ich schon einmal gehört, dass Plastik nicht gut ist für unsere Umwelt. Dass es nicht biologisch abbaubar ist, auch nach vielen hundert Jahren nicht. Aber selbst die besten Vorsätze geraten im Alltag irgendwie schnell wieder in Vergessenheit. Denn wenn ich das Plastik nicht mehr brauche, landet es im Müll. Die Müllabfuhr holt den ab und ich sehe nie wieder etwas davon. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Was, wenn wir den Müll sehen könnten?

Seit wir auf Bali waren, denke ich anders über Plastik. Jede Plastiktüte, die ich im Supermarkt annehme, erzeugt ein unbehagliches Gefühl. Ich habe ein schlechtes Gewissen, im Restaurant aus Plastikstrohhalmen zu trinken.

Denn hier verwenden die Menschen Plastik nicht nur überall, genauso wie wir, sondern man sieht es auch überall: Am Straßenrand, im Wald, am Strand. Vor allem auf Bali gab es teilweise noch keine aureichenden Strukturen. Mülllaster holen den Müll an den Häusern ab und kippen ihn irgendwo in den Wald oder an den Straßenrand. Menschen machen keinen Unterschied zwischen biologisch abbaubarem Müll wie Kokosnussschalen, die sie einfach über die Gartenmauer werfen, und anderem Müll. Sie tun das, was sie seit Jahrhunderten tun, sie werfen ihren Müll irgendwohin. Oder in den Fluss. Der nimmt ihn ja mit.

Müllentsorgung und vor allem Plastikmüll ist ein großes Problem. Erst einmal ein optisches. Doch am Ende ein Umweltproblem, das uns alle angeht. Denn das Plastik, das wir jetzt anhäufen, wird für viele Jahrhunderte auf unserer Erde bleiben. Es ist nicht biologisch abbaubar. Auch nicht durch verbrennen. Viel von dem Plastikmüll landet letztendlich im Meer und verteilt sich so über die ganze Welt.

Fehlendes Bewusstsein für Plastikmüll und Umweltverschmutzung in Asien

Wenn ich bisher irgendwie der Meinung war, es macht einen Unterschied, ob ich in Deutschland den Müll trenne oder nicht, dann konnte ich das nur, weil ich noch nie in Asien war. Denn was dort an Plastik umgesetzt und nicht regelgemäß entsorgt wird, scheint wie blanker Hohn für jeden Umweltschützer in Deutschland.

Dabei ist mir eines immer wieder aufgefallen: Die Art, wie sich westliche Reisende und Auswanderer darüber unterhalten. So, als wäre das ein Problem, das die Einheimischen auf Bali oder in Thailand mutwillig verursachen. Der Ton, in dem über das Müllproblem in Südostasien gesprochen und geschrieben wird, ist meist ein sehr überheblicher. Es wird eine Böswilligkeit und eine moralische Unterlegenheit der Menschen dort angenommen.

Dabei vergessen viele, dass es sich dabei um Entwicklungs- oder Schwellenländer handeln, die mit einem Konsumverhalten der westlichen Welt konfrontiert sind. Wir exportieren unsere Lebensweise, unsere Konsumgüter, unseren Müll in diese Länder und sind dann empört, dass sie nicht damit umgehen können. Dabei fehlt einfach gänzlich das Bewusstsein und auch das Bedürfnis nach ethisch korrektem Verhalten.

Wenn man auch nur oberflächlich in die grundsätzliche Psychologie von Menschen eintaucht, erklärt sich auch schnell, warum:Ethische Werte und ein moralisch positives Selbstbild sind wohl in den oberen Bereichen der Maslowschen Bedürfnishierarche (s. Bild) anzusiedeln. Menschen in Entwicklungsländern sind oft noch mit den unteren Ebenen beschäftigt. Erst, wenn die Grundbedürfnisse sichergestellt sind, kann ein Mensch sich für ethische Korrektheit und Umweltschutz interessieren.

Hinzu kommt, dass genau diese westlichen Reisenden, die sich für moralisch überlegen halten, weiter zu dem Problem beitragen. Immerhin produziert man auf Reisen oft viel mehr Müll, als zu Hause. Und der Müll bleibt dann im Reiseland.

Was Du (als Reisender) gegen Umweltverschmutzung tun kannst

Und nun? Sollen wir die Situation einfach akzeptieren, weil diese Länder eben noch nicht so weit sind? Oft bleibt nicht viel anderes übrig. Akzeptieren und es selbst besser machen. Denn Veränderung fängt immer im Kleinen an. Bei uns. Wenn Du also in solche Länder reist, versuche es besser zu machen. Ein Vorbild zu sein. Denn jedes Mal, wenn Du im Supermarkt eine Plastiktüte ablehnst, wird der Verkäufer das wahrnehmen. Sie werden sehen, dass es anders geht. Dass es Stofftaschen gibt und dass man seine Hände zum Tragen benutzen kann. Vielleicht wird es nicht die Welt verändern, aber vielleicht den einen oder anderen beeinflussen. Ein Bewusstsein schaffen.

Und natürlich produzierst Du dadurch auch ganz konkret weniger Müll. Nicht nur auf Plastiktüten kannst Du verzichten, auch auf andere Wegwerfprodukte aus Plastik. Wenn Du einmal ein paar Euro in einen Strohhalm aus Metall, Glas oder Bambus investierst, kannst Du die Plastikstrohhalme in den Kokosnüssen und Getränken ablehnen. Wenn Du im Restaurant nebenan ein Take-Away holst, kannst Du ein eigenes Schüsselchen aus der Küche oder eine Tupperschüssel mitbringen. Auch haben immer mehr umweltbewusste Reisende wiederverwendbare Trinkflaschen, meist aus Metall.  Diese kannst Du an vielen Orten für wenig Geld oder kostenlos auffüllen lassen. Wenn Du nicht das einzeln in Plastik eingeschweißten Obst- und Gemüse aus dem Supermarkt holst, sondern wie die Einheimischen auf dem Markt einkaufst, kannst Du auch hier noch einmal eine Menge Müll vermeiden.

Mit diesen Maßnahmen machst Du zumindest einen Anfang. Du wirst sehen, dass Du trotzdem noch sehr viel Müll produzierst, ob Du willst oder nicht. Manchmal fühlt es sich auch aussichtslos an in Anbetracht dessen, was die anderen tun. Ich versuche deshalb, immer nur für mich selbst zu denken und zu handeln.

Zusätzlich kannst du die Umwelt schützen, indem Du

  • im Haushalt Wasser und Strom sparst
  • weniger Wäsche produzierst, z.B. Bettwäsche und Handtücher müssen auch im Hotel nicht täglich frisch sein
  • nicht für wenige Wochen so weit fliegst
  • kürzere Strecken läufst statt fährst

Sicherlich ist Dir aufgefallen, dass diese Dinge nicht nur im Ausland gut wären für die Umwelt. Auch unseren Alltag in Deutschland können wir dahingehend immer wieder hinterfragen. Denn nur, weil unser Plastik seltener im Meer oder im Wald landet, ist es trotzdem nicht biologisch abbaubar. Nur, weil wir es nicht mehr sehen, ist es nicht weg. Leider.

Und in Deutschland ist es, glaube mir, so viel einfacher, auf die Umwelt zu achten. Es gibt so viel mehr Alternativen und umweltfreundliche Möglichkeiten.

Ganz plastikrei leben?

Immer wieder bekomme ich mit, dass Menschen komplett plastikfrei leben (wollen). Und ich finde das bewundernswert, aber auch wahnsinnig schwierig umzusetzen. Grenzt man sich damit nicht irgendwie sozial aus? Gibt es wirklich für alles eine praktikable Alternative? Ich kann es mir so schwer vorstellen.

Allerdings werde ich wohl auch in Deutschland noch mehr auf mein Konsumverhalten und vor allem Plastik in meinem Alltag achten. Und mich vielleicht sogar mit der Plastikrei-Strömung befassen.


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