Schwangerschaft: Von einem Damokles-Schwert zum nächsten

Heute waren wir zu einer Routine-Untersuchung im Krankenhaus, das ich schon von meinen beiden letzten Krankenhausaufenthalten kenne. Das Ergebnis der gynäkologischen Untersuchung war überraschend.

Sorgen um Blutungen in der Schwangerschaft

Das Problem mit der Plazenta

Bisher war das große Sorgenkind ja die Plazenta. Sie liegt sehr tief, vorherige Woche wurde sie vermessen und lag nur 1,5 cm vom Rand des Muttermundes entfernt. Meine niedergelassene Gynäkologin hatte zwei Tage vorher sogar gar keinen Abstand mehr gemessen und in meinen Mutterpass eine “Plazenta Praevia Marginalis” eingetragen. Ihrer Aussage nach wäre das Risiko einer starken, lebensgefährlichen Blutung bei der Geburt erhöht.

Sowas macht natürlich Angst. Selbst einer selbstbewussten Schwangeren wie mir, die eigentlich festen Willens ist, sich nicht verrückt machen zu lassen.

Zwei mal fuhren wir also, einmal mitten in der Nacht, wegen mittelstarker Blutungen ins Krankenhaus. Jedes Mal stellte sich heraus, dass alles in Ordnung war aber ich wurde zur Sicherheit 2-3 Tage da behalten. Es wurden drei CTGs pro Tag gemacht und um ein Haar hätte ich Medikamente, die für drohende Frühgeburten gedacht sind, bekommen. Ich habe diese wiederholt abgelehnt.

Risiko behoben?

Heute dann die neue Untersuchung per Ultraschall, wieder von einer anderen Ärztin. Ihr Ergebnis: Die Plazenta liegt nun ein wenig mehr als 2 cm vom Rand des Muttermundes entfernt. Sie hat das mehrfach gemessen. Die Definition einer tiefsitzenden Plazenta als Risikofaktor liegt wohl bei unter 2 cm. Darum müssten wir uns nach ihrer Aussage jetzt also keine Sorgen mehr machen. Das Risiko, dass sich die Plazenta bei einer natürlichen Geburt irgendwie ablöst, sei genauso hoch wie bei jedem anderen.

Hier konnten wir also durchatmen.

Aber.

Das neue Risiko: Querlage beim Baby

Auch wenn ich nun wohl nicht bei der Geburt verbluten werde, steht nun plötzlich ein neuer Gefahrenfaktor im Raum: Querlage beim Baby.

Was ist eine Querlage?

Das bedeutet, dass Kopf und Popöchen etwa auf gleicher Höhe mittig in der Gebärmutter liegen, die Füße nach unten gestreckt (sodass er regelmäßig auf meiner Blase oder dem Muttermund herumstrampeln kann). So liegt er seit vielen, vielen Wochen. Mal mit dem Kopf auf der einen, mal auf der anderen Seite. Vorübergehend, vielleicht für ein paar Stunden, dreht er sich auch mal in eine Längslage (keine Ahnung ob mit dem Kopf nach oben oder unten), dann wieder zurück in die Querlage.

Das wusste ich. Was ich nicht wusste ist, dass ein ganz kleiner Teil der Kinder (bis zu 0,4%) auch in der 40. Schwangerschaftswoche noch in der Querlage liegen.

Letzter Ausweg Kaiserschnitt

Es klingt logisch, dass eine natürliche Entbindung mit einem Quer-Kind schwierig bis unmöglich wird. Selbst, wenn sich das Kind mit den Geburtswehen noch dreht, besteht wohl ein recht hohes Risiko, dass z.B. der Arm vor dem Kopf liegt und auf diese Weise körperliche Schäden bei der Geburt entstehen können.

Ergo: Querlage bedeutet Kaiserschnitt.

Wöchentliche Kontrolle

Außerdem sei bei einem querliegenden Baby in den kommenden Wochen das Risiko erhöht, dass die Versorgung über die Blutgefäße schlechter wird. Also habe ich jetzt wöchentlich einen Kontrolltermin diesbezüglich im Krankenhaus. So lange, bis sich der kleine Mann in Geburtsposition gebracht hat.

Äußere Wendung

Ich bin da insgesamt ja sehr vertrauensvoll und trotz der neuen Hiobsbotschaft sehr erleichtert. Weil ich fest daran glaube, dass er sich in den kommenden Wochen von selbst mit dem Köpfchen nach unten dreht. Aktuell genießt er halt noch den Platz, den er auf diese Weise hat.

Wenn bis zur 38. Woche nichts passiert ist, wollen die Ärzte eine sogenannte Äußere Wendung versuchen. Das ist nicht ganz ohne Risiken, klappt aber in mehr als 60% der Fälle. Weil es manchmal im Nachgang zu fiesen Komplikationen kommt, durch die das Baby sofort geholt werden muss, macht man das erst recht spät, wenn es körperlich fertig entwickelt ist – und sich trotzdem nicht gedreht hat.

Es kommt also vielleicht noch einmal der Punkt für mich, an dem eine schwere Entscheidung ansteht. Lieber dem Baby vertrauen und bis zu den Eröffnungswehen warten, dass es sich dreht – oder einen äußere Wendung riskieren?

Angst vor Kaiserschnitt

Der allerschlimmste Verlauf einer Geburt ist für mich persönlich nämlich ein Kaiserschnitt. Nicht aus irgendwelchen ideologischen Gründen oder weil ich denke, dass eine natürliche Geburt für mein Kind gesünder ist (was ich schon trotzdem glaube). Sondern einfach, weil ein Kaiserschnitt mir eine Scheißangst macht!

Mit einer Nadel in den Rücken gestochen werden, um dann eine noch größere Nadel in mein Rückenmark zu schieben! Mit einem Skalpell aufgeschnitten werden, durch alle Gewebsschichten. Dann aufgerissen werden. Wieder zugenäht. Da macht sich in mir Panik breit. Ich habe ja schon Angst, mich für einen Zuckertest in den Finger pieken zu lassen. Da würde ich am liebsten weinend davonlaufen.

Alles, was meine Haut oder mein Gewebe mit etwas spitzem oder scharfem Verletzt, macht mir große Angst. Ich würde lieber 10 so schlimme Geburten wie meine erste durchmachen, als einen Kaiserschnitt über mit ergehen zu lassen.


Auf Pinterest merken: 

6 Kommentare zu „Schwangerschaft: Von einem Damokles-Schwert zum nächsten“

  1. Liebe Hanna,
    das ist ja wirklich nervenaufreibend in deiner Schwangerschaft. Ich bewundere dennoch deine Ruhe. Das ist ja nicht so einfach in der Medizinmühle.
    Ein bisschen Zeit hast du ja noch und die meisten Babys drehen sich schon noch in den letzten Wochen. In meinem Bauch purzelt es auch noch munter in alle Richtungen. Quer ist auch oft dabei.
    Vielleicht schaust du mal, ob du eine Ostheopatin in der Nähe hast, die auf Schwangere spezialisiert ist. (Hier in Köln gibt es eine.) Und die kann durchaus auch Kindslagen beeinflussen, indem sie Verspannungen im Becken aufspürt und löst, was es wiederum dem Baby leichter macht sich richtig ins Becken einzustellen.
    Ich fiebere mit und drücke dir die Daumen, dass sich alles, wie bisher in beste Ordnung auflöst.

    1. Hallo liebe Beatrice,

      vielen Dank für Deine Worte und das Daumen Drücken!

      Tatsächlich gibt es hier auf dem Land NICHTS, was irgendwie spezialisiert ist. Die nächste größere Stadt ist München – 2 Stunden Fahrt. Aber ich habe, wie ich so bin, natürlich gleich recherchiert, was man alles machen kann, damit das Baby sich noch drehen kann (https://magazin.rubbelbatz.de/schwangerschaft/geburt/querlage-baby/) und mach jetzt täglich meine Übungen. Außerdem werde ich irgendwie das Gefühl nicht los, dass es an der mangelnden Bewegung in den letzten Monaten wegen der Blutungen liegen könnte. Vielleicht ist dem kleinen Mann gar nicht klar, wo unten ist?

      Ansonsten ja, es ist schwer, ruhig und bei mir zu bleiben und doch gleichzeitig aus medizinischer Sicht nicht zu viele Risiken einzugehen. Aber ich habe hier zu Hause viel Unterstützung. Ich werde hier nicht hinterfragt oder verunsichert, ob das der richtige Weg ist. Nicht in Panik zu verfallen. Alle vertrauen wie ich auf meine mütterliche Intuition. Mir hilft es in allen Lebenslagen, mir das schlimmste aller Szenarien vor Augen zu führen und dann innerlich damit abzuschließen. Nicht in der Annahme, dass es so kommen könnte, sondern nur um nicht Angst vor dem “Unbekannten” zu haben.

      Ich wünsche Dir auch alles Gute für den Rest Deiner Schwangerschaft – bei Dir scheint es ja (vom emotionalen mal abgesehen) etwas ruhiger zu laufen 😉

      Liebe Grüße,
      Hanna

  2. Hallo, mein großer Sohn hatte sich plötzlich in der 36. SSW von der Schädellage in die Beckenendlage gedreht und blieb dort liegen. Fürs moxen sei es nun zu spät, Turnübungen meinerseits brachten auch nichts, also machten wir gemeinsam mit unserer Hebamme einen Termin im KKH aus um mich und das Kind vermessen zu lassen und einen Versuch der äußeren Wende zu unternehmen. Mein Mann hatte alles so organisiert, dass er an diesem Montag Mittag dabei sein konnte. Am Freitag vorher habe ich ein Gespräch mit meinem Sohn im Bauch geführt und ihm die Folgen erklärt, also dass wir bei BEL womöglich seinen Geburtstermin bestimmen, wenn er so in mir bleibt. Am WE trafen wir uns mit Freunden und gingen eine große Runde spazieren. Am Sonntag Abend rumorte es gewaltig in meinem Bauch, es war regelrecht schmerzhaft. Dann hatte ich 2 ordentliche Wehen und dann ging es mir besser. Ich habe gleich gespürt, dass er sich in Schädellage gedreht hat und nun fest im Becken steckt. So war es auch, wie die Frauenärztin am nächsten Morgen bestätigte. Wir sind dann erst bei 40+5 uns KKH, wo er kerngesund geboren wurde. Er ist mit der Weile 8 Jahre alt, ein sehr aktiver Junge, der Sekten mal sitzt, sehr sportlich ist. Und noch heute erreicht man bei ihm sehr viel, wenn man es ihm erklärt. Also rede mal mit dem Kerlchen im Bauch. Mich erinnern heute noch ein paar verblasste Schwangerschaftsstreifen an die Geschichte.

    1. Hallo Kathrin,

      das ist eine wirklich schöne Geschichte und ja, das werde ich versuchen. Auch eine Energetikerin aus Österreich wird das per Fernbehandlung nächste Woche versuchen – vorher rede ich noch mal mit ihm 😉

      Viele Grüße,
      Hanna

  3. Vielleicht hat Dein Sohn – wieso auch immer – keine Lust auf eine natürliche Geburt. Vielleicht spürt er Deine Erfahrungen der ersten Geburt und hat Angst davor, mehr als vor dem Kaiserschnitt (und ist damit anderer Meinung als Du).

    Mein Sohn ist vor zwei Jahren per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen. Vorher lag er bestimmt acht Wochen lang in Querlage, das Köpfchen an meine Rippen gelehnt. Er hat allen Überredungsversuchen sich zu drehen widerstanden, darunter auch dem (sanften) Versuch ihn von außen in die richtige Richtung zu schieben.

    Querlage ist an sich schon selten, bei Erstgebärenden noch seltener. Meist gibt es eine organische Ursache dafür. Bei mir gab es die nicht. Mein Sohn wollte sich nicht drehen, Punkt. (Auch heute noch hat er einen sehr ausgeprägten Dickkopf ;-))

    Mein Gynäkologe, der Gynäkologe der die äußere Wendung versucht hat und die Hebamme im Krankenhaus meinten alle, dass die Kleinen meistens einen guten Grund haben solche Dinge zu tun (bzw. nicht zu tun). Und genau das habe ich auch die ganze Zeit gedacht: Es wird schon seinen Sinn haben. Wer weiß – vielleicht hat er uns dadurch eine traumatische Geburt erspart. Meine Geburtserfahrung war auf jeden Fall positiv so wie sie war, trotz Kaiserschnitt.

    Dass das bei Dir anders wäre tut mir sehr leid, und ich hoffe, dass Dein Sohn und Du noch auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Vielleicht kannst Du ihn noch überzeugen, oder er Dich (wobei das wohl schwieriger sein wird).

    Ach ja: Seit der Geburt ist mein Sohn ständig in Bewegung. Ruhig liegt er nur wenn er schläft. Offensichtlich muss er da noch einiges nachholen…

    1. Hallo Kerstin,

      vielen Dank für diesen positiven Erfahrungsbericht. Am Ende bleibt mir ja nichts, außer es so zu nehmen, wie es kommt 😉 und natürlich ist das wichtigste für mich, dass er gesund heraus kommt.

      Noch vertraue ich darauf, dass er sich schon dreht, wenn es so weit ist. Eine Vermutung von mir ist ja, dass es dann vielleicht ziemlich zügig losgehen würde und wir beide einfach noch nicht so weit sind. Denn aktuell ist der Bauch durch den fehlenden Druck des Köpfchens noch recht ruhig – aber durch den erhöhten Muskeltonus schon recht hart und vielleicht auch wehenbereit. Vielleicht erspart er mir auch viel Schmerzen in Rücken und Becken…wer weiß.

      Nachholen wird er jedenfalls nichts müssen, denn er ist seit vielen Wochen super aktiv da drin – nur dreht er sich eben selten weiter als in Schräglage und wieder zurück…

      Alles Liebe für euch,
      Hanna

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert