Wie ich mal ein Schlaftraining machte

Jedes Kind kann schlafen lernen? Ja, das kann es mit Sicherheit. Irgendwann. Auch ohne Schlaftrainer. Was schlafen können bedeutet, ist wohl auch Definitionsfrage. Nach allgemeiner Definition kann mein 2,5-jähriger es wohl noch nicht. Er kann nicht alleine einschlafen und schläft auch so gut wie nie durch. Trotzdem wollte ich nie ein Schlaftraining mit ihm machen. Bis vorgestern.

Wie ich abends die Geduld verlor und mein Sohn alleine einschlafen musste

Es ist 20:30 Uhr. Seit fast einer Stunde liege ich neben meinem Sohn im Familienbett. Zum fünften Mal dreht er sich mit einer ruckartigen Bewegung um und klatscht mir dabei mit dem Arm ins Gesicht. Meine Nase schmerzt. Wieder. Denn meine Hände befinden sich einmal in meiner Magengegend, um mich dort vor Tritten des Einschlafenden zu schützen und zum anderen um den Sprößling. Wenn ich diese nämlich entferne, kommt sofort ein protesthaftes “Kuuuuscheln!”.

Unzählige Male habe ich ihm schon erklärt, dass er jetzt schlafen muss. Dass ich auch müde bin. Es hilft nichts. Langsam werde ich wütend. Es ist diese hilflose Mama-Wut, die ich aus meinem früheren Leben nicht kenne. Diese WARUM MACHT ER DENN NICHT EINFACH WAS ICH WILL – Gedanken, die mich im einen Moment zur Weißglut treiben, mir im nächsten aber schon leid tun. Eigentlich weiß ich, dass er noch klein ist. Aber nach fast einer Stunde ist meine Selbstbeherrschung schließlich dahin.

Ich erkläre ihm, dass mir das jetzt zu lange dauert und ich vor der Tür warten werde. Dass er schon ein großer Junge (seine eigenen Worte) ist und dass er das schafft. Ich mache ihm ein Schlaflicht an und gehe aus dem Zimmer. Die Tür lasse ich offen, draußen brennt Licht. Für einen kurzen Moment passiert nichts. Dann fängt er an, nach mir zu rufen. Ich gehe hinein, erkläre ihm, dass ich draußen bin und die Türe offen bleibt.

“Ich bin immer ganz in der Nähe, aber ich mag jetzt nicht mehr neben dir liegen und warten. Das dauert mir zu lange.”

Er will kuscheln. Wir kuscheln kurz, dann gehe ich wieder nach draußen. Sage, er soll jetzt schlafen. Findet er nicht so gut. Er protestiert. Das Spiel wiederholt sich einige Male. Schließlich fängt er an, aufzustehen und herauszukommen. Er müsse auf dem Tisch etwas nachsehen. Ich werde wieder wütend. Lege ihn zurück ins Bett und erkläre ihm, dass ich möchte, dass er dort liegen bleibt. Ich gehe wieder. Er weint. Ich kämpfe mit mir. Nach einigen tiefen Atemzügen tut es mir leid und ich gehe wieder zu ihm. Wir kuscheln. Ich gehe wieder. Sage, er soll schlafen. Er ist still. Und schläft ein.

Alleine Einschlafen gleich Durchschlafen?

In dieser Nacht schläft er durch. Ich frage mich, ob es daran liegt, dass er alleine eingeschlafen ist. Dass er nicht nach mir sucht, wie sonst, weil ich ja beim Einschlafen auch nicht da war. Ich beschließe, es am nächsten Abend wieder zu versuchen.

Ich erkläre ihm tagsüber einige Male, dass ich heute wieder vor der Tür warte, während er einschläft. Dass er mit seinem Teddy kuscheln kann. Den Teddy hat er in seinem bisherigen Leben vielleicht fünf Mal angefasst, sich nie länger damit beschäftigt. Als wir ins Bett gehen, sagt er sofort, ich solle auch mit schlafen. Ich erkläre ihm erneut, dass er heute wieder alleine einschlafen wird. Gebe ihm seinen Teddy. Ich gehe. Er weint. Ich gehe zurück, wir kuscheln. Ich verlasse das Zimmer nur, wenn er nicht weint. Etwa vier oder fünf Mal ruft er mich zurück. Dann schläft er ein. Die Prozedur dauert etwa 15-20 Minuten. Ziemlich schnell für seine Verhältnisse.

Als ich selbst ins Bett gehe, kuschelt er mit dem Teddy. Ein merkwürdiges Gefühl. In dieser Nacht wacht er viele, viele Male auf. Nichts ungewöhliches, aber mir wird klar, dass das Durchschlafen nichts mit der Art zu tun hatte, wie er einschläft.

ICH will das nicht!

Am Morgen steht er auf und nimmt den Teddy mit nach unten. Der Teddy ist plötzlich wichtig. Er kuschelt mit ihm, spricht mit ihm und gibt ihm ein Küsschen. Mir wird schlagartig klar, dass ich das nicht will. Auch, wenn es mich viele Nerven und viel Zeit kostet, ihn abends in den Schlaf zu begleiten und auch wenn ich weiß, dass ich ihn offenbar mit relativ wenig Zeit und Tränen dazu bringen könnte, alleine einzuschlafen, will ich das nicht!

Ich will ihm nicht abgewöhnen, mit seiner Mama zu kuscheln und ihm stattdessen ein lebloses Stofftier mit auf den Weg geben. Er wird noch früh genug weniger körperliche Nähe einfordern. Unabhängiger werden. Und so lange will ich noch jede Kuscheleinheit genießen, die er von mir einfordert.

Den Teddybären werde ich abends auf den Schrank verbannen und mit meinem Kind kuscheln, bis er eingeschlafen ist. Und ich werde es gerne tun. Auch eine Stunde lang. Oder länger.

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