Die BabyBjörn: Positive Aspekte der neuen Generation

BabyBjörn

Vor einiger Zeit konnten wir die neue BabyBjörn One Trage testen und ausprobieren und haben auch darüber berichtet. Als die Trage ankam, hatte ich wirklich und ehrlich gehofft, ein gutes Feedback geben zu können. Ich hatte gehofft, dass mit der neuen Generation der BabyBjörn dieses Gefühl aufhört, dass man am liebsten auf der Straße die Eltern ansprechen und aufklären würde, was sie ihren Kindern da antun. Macht man aber natürlich nicht.

Leider war mein Fazit, nach bestem Wissen und Gewissen getroffen, folgendes: Die neue BabyBjörn hat sich stark verbessert, allerdings wurde bei der Überarbeitung auch nur der halbe Weg gegangen. Denn nach wie vor baumeln die Beinchen des Babys relativ frei, von einer Anhockung ist nichts zu merken. Aber zumindest eine Spreizhaltung wird eingenommen.

Treffen mit BabyBjörn

Dann meldete sich vor einigen Wochen die deutsche PR Managerin von BabyBjörn per Email. Eine Hebamme, die mit ihnen zusammen arbeitet, würde am Herrentag nach Berlin kommen und hätte am nächsten Tag noch etwas Zeit. Ob wir Lust auf ein Treffen und einen Austausch hätten. Ich war neugierig. Was erwünschten sie sich von den Treffen? Würde es darum gehen, dass wir unseren Artikel abändern sollen? Wollte man uns überzeugen, dass die BabyBjörn doch gut für Babys sei? Nur ein bisschen nett plaudern? Oder wollte man wirklich hören, was wir zu sagen hatten?

Ich ging mit einem großen Fragezeichen in das Gespräch: Warum hatte man bei der Überarbeitung der BabyBjörn Trage zwar der Kritik der Vergangenheit Rechnung getragen und den Steg verbreitert, aber nicht auch für die korrekte Anhock-Spreiz-Haltung gesorgt?

Tatsächlich war Myrjam, die Hebamme, zur Blogfamilia angereist, für die BabyBjörn ein Sponsor ist, und auf der sie uns nicht antreffen konnte. Stattdessen hatte sie sich die Mühe gemacht, uns am nächsten Tag persönlich zu besuchen. Also trafen wir uns an einem sonnigen Freitag Vormittag, der Rubbelpapa hatte zufällig frei. In einem Café am See bei uns um die Ecke auf der sonnigen Terasse wartete sie schon auf uns. Eine wahnsinnig sympathische, lebensfrohe junge Mutter mit zwei kleinen Töchtern. Der Rubbelbatz war natürlich auch mit dabei und zunächst ging es viel um unseren Kleinen, unseren Blog, ihre Töchter und Gott und die Welt.

Und irgendwann auch über die BabyBjörn Trage. Und eins muss man Myrjam lassen: Sie ist so sympathisch, dass man ihr einfach zuhören und auch (fast) glauben muss. Ich war nach unserem Gespräch erst einmal unsicher, was ich aus den erhaltenen Informationen machen soll. Ob ich mich zu einfach beeinflussen lasse, meine Meinung zu ändern. Nach einigem Hin- und Herüberlegen habe ich beschlossen, dass diese Informationen auf jeden Fall wert sind, zur Verfügung gestellt zu werden. Denn leider findet man sie nicht im Internet und hört auch in keiner Trageschule davon. Ich finde es aber wichtig, dass Eltern alle relevanten Informationen zur Hand haben, um für sich eine Entscheidung treffen zu können.

Was wir über BabyBjörn gelernt haben

Daher möchte ich heute mal eine andere Geschichte der BabyBjörn erzählen, die so wenige kennen und die ich auf der malerischen Sonnenterasse an einem Freitag Vormittag hören durfte:

 BabyBjörn – das Unternehmen

Die BabyBjörn war die erste Babytrage und wurde in den 70er Jahren tatsächlich von einem Björn in Schweden entwickelt. Ziel war es, den Eltern das Tragen zu ermöglichen, denen ein Tragetuch zu kompliziert war. Denn Babys Tragen fand Björn gut und er wollte, das möglichst viele Eltern diese wunderbare Art des Bondings nutzen können. Die Trage entwarf er so gut wie möglich und nach den Bedürfnissen der Eltern. Auch heute noch ist BabyBjörn ein relativ kleines Familienunternehmen.

Anhock-Spreiz-Haltung

In Deutschland ist es etablierte Meinung, dass ein Kind in einer Trage die Anhock-Spreiz-Haltung einnehmen muss. Für mich war das immer allgemeiner Konsens, ich fand nirgends eine andere Meinung und nahm es als gegeben an.

Weil in der alten BabyBjörn von Anhock-Spreiz-Haltung nichts zu finden war, sondern das Baby “wie rangeklatscht” drinhängt, ist die Trage schnell in Verruf geraten. Für jede Mutter, mich eingeschlossen, die sich ein wenig mit den physiologischen Gegebenheit des Babytragens beschäftigt hatte (vor allem online und in Trageschulen), ist die BabyBjörn das schwarze Schaf unter den Marken-Tragen.

Überall wird einem davon abgeraten. Ich würde sagen, die Abneigung gegen die BabyBjörn Tragen hat irgendwann sogar irrationale Züge angenommen. Das ganze Thema ist sehr emotional aufgeladen und mir persönlich fällt es schwer, eine andere Meinung zuzulassen.

Und nun sitzt da diese lächelnde blonde Hebamme und Mutter, die auch ihre eigenen Töchter mit der bösen Trage trägt, und erklärt mir Folgendes: Auch bei BabyBjörn arbeitet man mit Kinderärzten und Orthopäden und auch in Schweden möchte man die Gesundheit der Kinder nicht gefährden.

Tatsächlich sei es so, dass eine Anhock-Spreiz-Haltung nur für Babys mit einer Hüftdysplasie nötig sei. Für alle anderen reiche auch eine Spreiz-Haltung, wie sie die neue BabyBjörn hat, aus. Und nicht einmal bei der alten BabyBjörn gäbe es irgendwelche Anhaltspunkte, dass sie Spätschäden hervorruft – und immerhin gibt es die jetzt schon 40 Jahre.

Es gibt Druckmessungen, die belegen, dass der meiste Druck dabei nicht auf dem Schambereich lastet, wie meist angenommen, sondern auf den Sitzbeinhöckern bzw. gleichmäßig über den Körper verteilt wird.

Beim Entwerfen der neuen Trage wurde mit Absicht auf das Anhocken verzichtet. Dadurch haben die Beinchen nämlich mehr Bewegungsfreiheit und mehr Durchblutung – und auch das fördere eine gesunde Hüfte. Klingt schon irgendwie logisch, oder?

Mein Fazit

Nachdem die Infos und der Eindruck des Gesprächs ein wenig gesackt sind, habe ich für mich folgendes Fazit gezogen: Die BabyBjörn Tragen haben ein sehr schlechtes Image, möglicherweise zu Unrecht. Die Informationen, die dafür sprechen, dass mit der BabyBjörn genauso bedenkenlos getragen werden kann, wie mit Manduca & Bondolino, sind leider weniger leicht zugänglich, als die negativen Rezensionen.

Stimmen die an mich herangetragenen Erläuterungen, wäre die BabyBjörn, ganz unemotional und sachlich betrachtet, nichts anderes als eine weitere Alternative auf dem Markt. Welche “besser” ist, entscheiden dann allein die Bedürfnisse der tragenden Eltern und ihrer Kinder. Und nicht die Emotionen.

Der Rubbelpapa war ja von Anfang an nicht ganz abgeneigt unserer BabyBjörn gegenüber, aber ich habe ihm verboten, sie zu benutzen. Seit unserem Gespräch am See nimmt er sie hin und wieder zur Abwechslung – vor allem dann, wenn er den Rubbelbatz oft rein- und wieder raussetzen will. Dafür habe ich nämlich unsere Manduca, aber die ist auf meine Größe eingestellt und man müsste sie jedesmal verstellen.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mir über die Verwendung der BabyBjörn jetzt weniger Gedanken mache. Er benutzt nicht ausschließlich diese Trage und unser Baby ist schon sehr groß und stabil. Wäre er noch ganz klein, würde ich das vielleicht anders sehen.

Du bist von der Baby Björn trotzdem nicht überzeugt? Sieh dir an, welche anderen Babytragen wir getestet haben, um Dir mit Infos weiterzuhelfen.

Wir wünschen Dir viel Erfolg bei der Suche, denn Tragen ist etwas wunderschönes für Dich & Dein Baby!

5 Kommentare zu „Die BabyBjörn: Positive Aspekte der neuen Generation“

  1. Hallo, vielen Dank für deinen Test weicht und deine Meinung. Als ich eben entdeckt habe (ich googelte aus Neugierde), dass Babybjörn einen breiteren Steg eingeführt hat, war ich etwas positiv überrascht. Ich klickte mich auf deren Seite, um zu lesen, wie sie es begründeten.
    Ich bin als Tragemama weiterhin sehr abgeneigt von dieser Trage. Weiterhin „hängen“ doch die Kinder in dieser Haltung und auf den gebogenen Rücken gehen sie absolut gar nicht ein. Im Gegenteil, sie behaupten das Baby brauche „den Halt“ im Rücken, für die bessere Sauerstoffaufnahme.
    Meiner Meinung nach sollte eine Baby Björn Trage ab Sitzalter erlaubt sein. Nicht eher, wegen des Rückens des Kindes. Darauf geht Baby Björn minimal ein.
    Und ganz ehrlich, würden sie das überarbeiten, würden sie ihr altes Modell selbst als „falsch“ deklarieren ? darum „dürfen“ sie nicht zu sehr vom vorherigen Modell abweichen, denn dann würden sie es zugeben. Sie schreiben selbst, sie haben den Steg geändert, damit man auch ältere Kinder nun besser darin tragen könne. Sie schreiben nicht, dass eine Sprezhaltung besser für jüngere Kinder ist.
    Sie schreiben weiterhin, dass die breitbeinige Haltung des Kindes gut für die Gewichtsverteilung sei, was den Tragekomfort des Tragenden erhöht, aber sie schreiben nicht, dass es für die Hüftentwicklung besser sei. Zumindest habe ich dazu nichts finden können.
    Meiner Meinung nach orientiert sich Baby Björn an den bedürfnissen der Tragenden und nicht an den Bedürfnissen des Kindes. Natürlich soll
    Auch das Tragen an sich angenehm sein, aber ich als Mutter möchte doch, dass mein Kind bestmöglich aufgehoben ist und das Gefühl habe ich weder bei einer Babybjörn (Rücken!) noch bei einer Manduca, welche ich für die ersten 6 Monate als noch unangenehmer empfinde! ??

    Was ist mit Kokadi? Diese Tragen wurden in deinem
    Blog gar nicht getestet. ❤️

    1. Hallo und vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Wir haben unseren Sohn auch erst recht spät in der BabyBjörn getragen, weil ich, wie Du, diese Bedenken nie ganz abschütteln konnte. Tatsächlich ist es wohl so, dass die Position, in der ein Baby in der neuen Babybjörn sitzt, ausdrücklich hüftfreundlich ist, d.h. einer gesunden Hüftentwicklung dient. Denn in einer Spreizhaltung ist, im Gegensatz zur Anhock-Spreiz-Haltung, viel mehr Bewegung möglich und die Hüfte wird so besser durchblutet. Bei einer drohenden Hüftdysplasie allerdings ist eine Anhock-Spreiz-Haltung unabdingbar.
      Für die Rücken-Problematik gibt es meines Wissens keinen konkreten Beweis, also dass der Rücken so gut abgestützt sein muss. Allerdings wollte ich da, wie gesagt, ebenfalls kein Risiko eingehen.
      Unseren Test zur Kokadi Flip findest Du hier – aktuell nutzen wir diese Trage immer noch täglich mit unserem 3-jährigen und sind durchweg zufrieden. Würde ich jedem empfehlen.

  2. Hallo liebe Hanna,
    mein Sohn ist mittlerweile 4 Monate alt und ich habe ihn am Anfang in einem Tragetuch getragen. Seit einigen Wochen benutze ich eine Trage von Babybjörn, aus dem Jahr 2003, die ich auf dem Speicher gefunden habe. Durch die vielen negativen Meinungen, vor allem über die alten Tragen, bin ich schnell zu dem Schluss gekommen, dass ich eine neue Trage brauche. Nun habe ich mir eine Ergobaby Adapt gekauft und heute getestet. Leider habe ich mich schon an die vielen Vorteile der Babybjörn Trage gewöhnt und werde die Trage von Ergobaby vermutlich zurücksenden. Mein Sohn sitzt viel zu tief in der Trage und kann sich in wachem Zustand nicht umschauen. Ich bin fast jeden Tag ca. 3 Stunden mit Trage wandern und mit der Adapt Trage habe ich nach 10 Minuten bereits unangenehm geschwitzt. Dieses Problem habe ich mit der Babybjörn Trage bisher erst nach ca. 1,5 Stunden gehabt. Die Mash Varianten kommen für mich nicht infrage, da ich in einer kalten Region wohne und dann zwei Tragen bräuchte.
    Nun meine Frage an dich:
    Das größte Wärmeproblem sehe ich an der Kopfhaltung des Kindes. Bei dem alten Modell der Babybjörn Trage liegt der Kopf beim Schlafen wie in einer Schale und liegt nicht auf meiner Brust. Ist das bei dem neuen Modell von 2018 auch so, oder kennst du noch eine andere Trage mit M-Haltung und rundem Rücken, bei dem der Kopf im schlafenden Zustand nicht zwangsläufig an meinem Körper liegen muss?
    Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen, da ich bisher sehr gerne getragen habe und gerne nun eine für mich und meinen Sohn passende Trage kaufen möchte.

    1. Hallo liebe Tragemama,

      ich habe die alte Version der Baby Björn nie ausprobiert. Allerdings habe ich gestern meinen Bruder gebeten, meinen Neffen (10 Monate) in der Baby Björn ONE Air zu tragen, denn sein Kopf ragt bereits ein wenig über das Rückenteil hinaus. Er trägt normalerweise mit der Ergobaby Adapt.

      Er konnte mir (und ich konnte es auch sehen) bestätigen, was Du über die Kopfstütze sagst: Der Kopf liegt nicht so nah am Körper, sondern kann etwas nach hinten klappen, ist aber trotzdem gestützt. Außerdem wusste mein Bruder sofort, was Du meinst, denn auch er schwitzt in der Ergobaby recht schnell.

      Die Trage, die Du suchst, ist also die Baby Björn ONE (verstellbarer, breiter Steg). Die AIR Version ist aus Mesh-Material. Ich würde mir das, besonders im Bezug auf das Schwitzen, schon noch mal überlegen. Für die kalte Jahreszeit benötigst Du ja ohnehin ein Tragecover, eine Tragejacke oder irgendeine andere Lösung, egal mit welcher Trage.

      Ich wünsche euch eine schöne, kuschelige Tragezeit,
      viele liebe Grüße,
      Hanna

      P.S. Und mach Dir nicht zu viele Gedanken wegen der alten Baby Björn. Entgegen entsprechender Gerüchte gibt es bis heute keinen Hinweis darauf, dass diese Tragen Babys Schaden zufügen. Zumindest nicht, dass ich jemals davon gehört hätte.

  3. Wir haben die baby Björn one angeschafft als unser großer bereits etwas über ein Jahr war und auch schon laufen konnte. Um ihn auf dem Rücken zu tragen, finde ich sie bei ihm angenehmer als unsere Manduca, allerdings verhält er sich dort auch recht ruhig. Der kleine Bruder durfte dort Schonmal Probe sitzen als er der Marsupi entwachsen war und ich muss sagen das sie dann überhaupt nicht sitzt, viel zu viel Luft drin, man Bekommt ihn nicht dicht genug an den Rücken und er zappelt wirklich viel da drin und somit bekomme ich Rückenschmerzen. Also bei ihm nutzen wir dann die Manduca. Ich kann im übrigen die Marsupi für kleine Babys empfehlen. Spreitz anhockstellung ist gewährleistet, der Rücken ist rund und die Seiten geben dem Kind Halt, so dass es nicht weg rutschen kann, eben die Punkte die bei der Manduca nicht erfüllt sind bei einem kleinen Baby (ohne die ganzen Erweiterungen). Eine Trage die von anfang bis zu schluss gut für Kind und Träger sitzt kann ich mir auch kaum vorstellen. Und da wir auch die alte baby Björn besessen haben, so wie eine ganze Weile genutzt kann ich für mich sagen das sie mir schadet auch wenn wohl möglich dem Baby nicht, ich finde bei ihr sitzt viel mehr last auf den Schultern, gerade weil das Kind vor einem senkrecht nach unten baumelt. Bei ihr habe ich öfter mal einen verspanten Nacken und Schultern gehabt. Wenn das lästige Binden nicht wäre, würde ich allerdings nur mit tragetüchern tragen. Aber das raus und rein ist schon aufwendig und wenn es dann noch geregnet hat, wird das Binden draußen problematisch?

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