Wenn mein Zwerg und ich Yoga machen

Mein Mann spricht schon sehr lange, sogar bevor wir ihn richtig spüren konnten, mit unserem Kleinen. Er benutzt dann gerne mal meinen Bauchnabel als “Sprachrohr” und flüstert ihm Dinge zu, teils so, dass ich sie verstehe, teils zu leise für mein Ohr. Er hat sich auch ab der ersten Minute gefreut auf unseren Nachwuchs. Für mich war es ein bisschen schwieriger, mich darauf einzulassen und eine Verbindung zu unserem Kleinen aufzubauen.

Anfangs habe ich – was dank der Dauerübelkeit wirklich nicht einfach war – mehr oder weniger versucht, die Schwangerschaft zu ignorieren. Natürlich habe ich keinen Alkohol getrunken und all das, aber weiter wollte ich nicht darüber nachdenken. Zu groß erschien mir der Einschnitt in mein bisheriges Leben. Und ich hatte ja noch viele Wochen Zeit, um mich damit abzufinden.

Aber auf Dauer lässt so ein Zwerg im Bauch sich eben doch nicht ignorieren. Denn eines Tages, relativ früh in der Schwangerschaft sogar, hat er anfangen, sich durch wildes Strampeln und Purzelbäume im Bauch bemerkbar zu machen. Das ist ein merkwürdiges Gefühl. Schon vorher hatte ich oft meinen Bauch betrachtet und mir vorgestellt, dass er da drin wächst. Und eines Tages würde er rauskommen. Wie in dem Film “Alien”, da wohnt ein Fremder in meinem Bauch. Zuerst weiß man es nur, aber plötzlich kann man es auch spüren!

Aber von da an hat sich etwas geändert. Jetzt weiß ich jeden Tag, dass er da ist und dass er lebt. Auch wenn ich weiterhin ein wenig zögerlich bin was die gedankliche Beschäftigung mit der Zukunft angeht, er ist jetzt mein kleiner Junge, auf den ich aufpassen möchte. Von da an fingen auch die Sorgen an, ob es ihm wohl gut geht da drin. Ob ich alles richtig mache, ob er alle Nährstoffe hat, die er braucht.

Mittlerweile ist er immerhin schon fast 40 cm groß (oder sollte er zumindest sein, vermessen wird er erst nächste Woche) und dadurch teils sehr stark zu spüren. Und ich stelle selbst fest, wie ich immer mehr akzeptiere, dass er da ist. Oft streiche ich über meinen Bauch und spreche in Gedanken mit ihm. Dass alles gut ist und er ganz beruhigt sein kann (vielleicht spreche ich auch ein bisschen mehr mit mir selbst?).

Ich bin achtsam, wie er in bestimmten Situationen reagiert, ob er sich bewegt oder still ist. So weiß ich zum Beispiel mittlerweile, dass er “mitturnt”, wenn ich jeden Morgen mein Yoga mache. Immer wieder liege ich zwischendurch ruhig auf dem Rücken und spüre, wie er “seine Übungen” macht. Besonders Umkehrübungen scheinen ihn zu starken Bewegungen zu animieren. Ob er daran Freude hat, oder sich ärgert, dass er auf den Kopf gestellt wird, weiß ich nicht. Ich stelle mir aber vor, dass er sich gerne bewegt und ihm das “tägliche Training” genauso gut tut, wie mir.

Und so gibt es langsam mehr und mehr Situationen in meinem Alltag, in denen ich das Gefühl habe, dass wir zu zweit sind (oder wahlweise zu dritt) und ich genau spüre, wie er bei uns ist. Dazu gehören natürlich die zahlreichen Male am Tag, an denen er Schluckauf hat. Dazu gehört unser tägliches Öl-Ritual am Abend, wenn mein Mann meinen Bauch einölt und dabei immer wieder innehält, um seinen Sohn zu spüren und zu ertasten. Auch Baden mag er gerne. Obwohl er ja eigentlich eine Dauerbadewanne hat da drin.

Noch ca. zwei Monate, dann ist er auch tatsächlich bei uns. Kaum zu glauben. Vielleicht werde ich mir dann manchmal wünschen, dass er wieder friedlich in meinem Bauch wäre? Aber hauptsächlich werde ich unheimlich stolz und froh sein, ihn bei uns zu haben!

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