Junge Eltern, alte Eltern – gute Eltern, schlechte Eltern?

Eine Freundin von mir war 17, als sie das erste Mal schwanger wurde. Damals dachte ich, dass das eine Katastrophe wäre und ihr Leben so gut wie vorbei sei. Sie war doch noch so jung, wie sollte sie für ein Kind sorgen? Und den Vater des Kindes kannte sich doch erst seit kurzer Zeit, wie sollte die Beziehung jemals halten? Heute ist besagte Freundin mit diesem Mann glücklich verheiratet und hat fünf supersüße, bildhübsche Kinder. In meinen Augen ist sie die wundervollste Mama, die ich kenne und ich bin jedes mal ganz hin und weg, wenn wir uns sehen. So oft habe ich Kinder gesehen, die mich wirklich auf die Palme bringen würden auf Dauer, die nicht zuhören können oder ständig Aufmerksamkeit brauchen. Eltern, die richtig streng oder sogar aggressiv sind zu ihren Kindern. Das meiste davon zum Glück bei Leuten, die ich nicht gut kenne. Und dann gibt es da diese Mama, die mit so bewundernswerter Ruhe alles hinnimmt und in ihrer Rolle voll und ganz aufgeht und diese fünf kleinen Racker, die einfach ganz normal sind. So, wie man sich Kinder vorstellt,. Neugierig, ein bisschen frech und ungezogen, aber auch freundlich und liebenswert. Sie wollen Bücher vorgelesen haben und draußen herumtoben und spielen miteinander, passen aufeinander auf. Wenn ich meine künftige Aufgabe als Mama nur halb so gut hinbekomme, bin ich auf einem guten Weg.

Meine Eltern waren 20 bzw. 21 Jahre alt, als meine Mama zum ersten Mal schwanger wurde. Ich gebe zu, dass ich in diesem Fall etwas voreingenommen bin, aber auch meine Erziehung und die meiner Brüder halte ich für wirklich gelungen und ich möchte Vieles, wenn nicht das Meiste von dem, was ich als Kinder erfahren durfte, an meine Kinder weitergeben.
Ich bin 30 Jahre alt, wenn unser Kleiner zur Welt kommt. Das ist mal gut zehn Jahre älter als die Beispiele, von denen ich gerade berichtet habe. Bin ich damit eine alte Mama? Viele werden jetzt sagen nein, und dass es Eltern gibt, die viel älter sind. Trotzdem fühle ich mich ein bisschen so. Gleichzeitig stelle ich mir die Frage, ob ich eine bessere oder schlechtere Mama wäre, wenn ich schon früher Kinder bekommen hätte.

Ich denke, dass in unserer Generation die “jungen” Eltern, also die unter 25 oder unter 30, immer seltener werden. Warum ist das so? Für mich waren die Gründe vor allem in Studium und meinem Widerwillen begründet, mein unabhängiges, “junges” Leben aufzugeben. Hinzu kam natürlich auch, dass meine langjährige Beziehung in die Brüche gegangen ist, als ich 22 war. Mich danach wieder auf was festes einzulassen, war schwer genug. Mich auf was derart festes einzulassen, wie ein Kind stand lange nicht zur Debatte.

Trotzdem bleibt die Frage: war das egoistisch? Immerhin gehen für meine Kinder die zehn Jahre, in denen ich mir noch jugendlichem Leichtsinn und Leben ohne große Verantwortung gegönnt habe, direkt von deren Zeit mit ihren Eltern ab. Auch denke ich, dass proportional mit steigendem Alter das Verständnis für die Welt der Jugend sinkt. Ebenso sinkt die körperliche und geistige Belastbarkeit und Flexibilität. Dafür steigt die Neigung, sich über alles Sorgen zu machen und alles besser zu wissen. Vielleicht sagt ihr in meinem Fall, dass das übertrieben ist. Was ist aber mit der 65-jährigen Berlinerin, von der wir alle gelesen haben, die derzeit mit Vierlingen schwanger ist? Ist das egoistisch? Ist sie zu alt? Was ist mit einer Mutter, die 45 Jahre alt ist? Wo ist die Grenze?


Zum Glück gibt es auch ein paar Punkte, die ich mir selbst aufgrund meines Alters zu Gute halten kann: Lebenserfahrung zum Beispiel und eine gefestigtere Persönlichkeit. Geduld. Die Tatsache, dass ich nie wütend seit werde, weil ich das Gefühl habe, bestimmte Dinge nicht mehr tun zu können oder meine Jugend zu verpassen. Eine stabile Beziehung mit einem Mann, für den ich mich wirklich und bewusst entschieden habe. Eine finanziell mehr oder weniger stabile Perspektive.

Für mich selbst waren die letzten Jahre und all das, was ich erlebt habe, wahnsinnig wichtig und ich würde sie trotz allem nicht eintauschen gegen ein Leben als jüngere Mama. Selbst wenn das egoistisch sein sollte.

Wie seht ihr das? Fühlt ihr euch als alte oder junge Eltern? Glaubt ihr, dass es mit vom Alter abhängt, ob wir gute oder weniger gute Eltern sind? Würdet ihr euch wünschen, noch länger gewartet zu haben oder schon früher Kinder bekommen zu haben? Oder habt ihr alles richtig gemacht mit dem Zeitpunkt?

Bitte vergesst nicht, in euren Beiträgen auch auf diesen zu verlinken, sodass die anderen auch gefunden werden. Diejenigen, die keinen eigenen Blog haben und trotzdem einen Text schreiben wollen, können das gerne per Email tun – ich kümmere mich um den Rest.

11 Kommentare zu „Junge Eltern, alte Eltern – gute Eltern, schlechte Eltern?“

  1. Hey,

    Ich glaube nicht, dass das Alter ausschlaggebend ist, für die Qualität des Eltern-seins. In meinen Augen ist es auch nicht egoistisch, wenn man zuerst sein Leben leben möchte und sich erst später der Familienplanung widmet. Wichtig für das Kind ist es, dann man selber mit sich und seiner Entscheidung glücklich ist. Das kann ich mit 18 oder 40 sein – je nach Lebenseinstellung und Lebensziel. In der Erziehung gibt es sicher auch Unterschiede, aber auch hier kann man nicht sagen, welches Alter “das beste Kindererziehungsalter” ist. Im Endeffekt spielt die individuelle Persönlichkeit und die Liebe zum Kind die einzig wichtige Rolle.

    1. Hallo Selina,

      danke für deine Meinung – ich stimme da grundsätzlich schon zu. Trotzdem denke kann es jeden individuell den “richtigen” Zeitpunkt geben. Mich interessiert, wie ihr das für euch persönlich gelöst habt oder lösen wollt und wie zufrieden ihr mit eurer Entscheidung seid.

      Liebe Grüße
      Hanna

  2. ich bin eine junge und eine alte mama
    beides hat vor und nachteile
    sohn 1 habe ich mit 20 bekommen
    sohn 2 mit 24
    sohn 3 mit 38
    und baby 4 werde ich dieses jahr mit 40 zu weihnachten bekommen

    sohn 1 war nicht geplant kam trotz verhütung, mir war es zu früh, aber das schicksal hat manchmal andere wege für uns vorhergesehen, ich habe mich sofort in das kleine schlagende herz verliebt
    sohn 2 meldete sich nach einer op an eigentlich wurde mir gesagt ich solle mich darauf einstellen keine kinder mehr bekommen zu können
    sohn 3 ist von meinem zweiten mann, nun das alter spielt mit er ist mit einem kleinen extra geboren, aber so ein sonnenschein
    und ja bevor hier einer aufschreit, wir sind uns des risikos bewusst dass kind 4 auch eine trisomie haben könnte, trotz allem haben wir uns dafür entschieden, mein gatte möchte gern zwei eigene kinder auch wenn er meine großen inzwischen 20 und 15 jährigen jungs sehr gern hat
    jung ist man manchmal sehr unsicher, lässt sich noch viel reinreden
    heute höre ich gern zu, aber ich tu das was ich für richtig halte, ich strahle ruhe und souveränität aus, davon profitiert mein kind ungemein, ich bin sein fels in der brandung und genau so soll es sein
    hör einfach auf dein bauch und dein herz, schau dein kind an wenn es da ist, achte auf seine körpersprache und du wirst das richtige tun, lass dir nicht reinreden, aber suche dir rat wenn du dir selber keinen weist
    so halte ich es und so gebe ich es weiter, achja und sorg für ausreichend feuchtigkeitscreme und abdeckstifte für die augenringe 😉

    lg
    fio, mama mit leib und seele

    1. Hallo Fio,

      danke für deinen Beitrag. Ich finde nichts falsches daran, dass ihr noch ein Kind haben wollt, auch wenn es wieder mit dem extra Chromosom geboren werden sollte. Ich bin mir sicher, euer Jüngster hat es gut bei euch und ist froh, auf der Welt zu sein. Genauso wird es auch mit Baby Nr. 4 ergehen, egal mit welcher Gen-Anlage es zu euch kommt!

      Ich wünsche euch jedenfalls alles Gute!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert