Vor ein paar Wochen war es also so weit: Mein Mann hat nachgegeben. Ich liege ihm ja schon einige Monate mit meinem Kinderwunsch in den Ohren und allmählich ist der Gedanke angekommen. Dass es vielleicht schön wäre, wenn unsere Familie noch wachsen würde.
Heute ist der Tag meiner fälligen Periode. Wir haben noch keinen Schwangerschaftstest gemacht. Ich weiß es also nicht mit Sicherheit. Aber mein Körper sagt: Schwanger.
Kinderwunsch? Bist Du verrückt?
Ja, irgendwie ist es verrückt. Aber mein Herz sagt, es ist Zeit. So viel habe ich in letzter Zeit über Schwangerschaften, Babys und Kleinkinder recherchiert und geschrieben und in mir ist langsam dieser Wunsch aufgekommen. Das alles auch mal zu erleben. Nicht so wie vor fast vier Jahren, wo viel von Angst und Unsicherheit geprägt war. Sondern mit dem Gefühl, das wirklich und bewusst gewollt zu haben. Ich bin heute ein anderer Mensch als vor vier Jahren. Habe viel dazu gelernt. Bin entspannter geworden. Meine Lebensziele und Lebensweise haben sich stark verändert.
So muss ich diesmal nicht versuchen, Arbeit und Schwangerschaft unter einen Hut zu bringen. Weiterhin eine gute, belastbare Kollegin zu sein. Es gibt in mir keine Fragen darüber, wie es in Zukunft weitergehen soll oder wird. Ob ich in den Job zurückkehren kann. Wie lange ich zu Hause bleiben soll.
Auch habe ich mittlerweile, zumindest glaube ich das, viel mehr Vertrauen in meinen Körper und ein Baby, das darin wächst. Würde gerne einen Teil der Schwangerschaft hier in Südostasien bleiben. Im Vertrauen, dass mein Würmchen da drin sicherlich gut geschützt ist. Dass ich nicht alle zwei Wochen eine gynäkologische Untersuchung benötige.
Mit meinem Sohn habe ich schon darüber gesprochen, dass da eventuell ein neues Baby in meinem Bauch eingezogen ist. Er war außer sich vor Freude. Er ist sich sicher, dass es ein Junge wird. Und zwar zwei davon. Einer nämlich für ihn und einer für mich. Und er will dann auf das Baby mit aufpassen und ihn trösten, wenn er weint. Natürlich begreift er das nicht in seiner ganzen Tragweite, aber ich freue mich darauf, diesen Weg mit ihm gemeinsam zu gehen. Darüber zu sprechen, wie es werden könnte. Zu spüren, wie viel Mühe er sich geben wird, ein großer Bruder zu sein. Ein liebevoller.
Und mein Mann, ja, der ist diesmal auch da. Also wirklich da, rund um die Uhr. Es ist nicht wie damals, als wir uns abends kurz sahen und er dann in sein normales Leben verschwand, wenn ich um 18 Uhr todmüde einschlief. Wir haben jetzt ein gemeinsames Leben. Könnten die Schwangerschaft gemeinsam durchleben.
Du bist doch verrückt!
Und dann kommt da diese andere, leise Stimme in mir. Die, die an die Beschwerlichkeiten der Schwangerschaft erinnert und die mahnt, dass das Baby am Ende auch raus muss. Die sich erinnert, was bei der Geburt passierte. Wie hilflos mein Mann und ich waren. Wie schmerzhaft es war. Wie viele Wochen ich nicht aus dem Bett aufstehen konnte. Wie ich mich emotional wie gelähmt fühlte. Mit einem Geburtstrauma zu kämpfen hatte. Wir uns sicher waren, dass wir das nicht ein zweites Mal wollen.
Ich habe dieses Ziehen im Unterleib und ganz dunkel keimt die Erinnerung hoch an die Wochen voller Übelkeit und Schmerzen. Die ersten Schwangerschaftswochen. Als ich an nichts anderes denken konnte, als an die Übelkeit und irgendwie zu funktionieren. Die Schwangerschaft vor den Kollegen, den Kunden und dem Chef verbergen.
Und, als würde das nicht reichen, ist da die Erinnerung an die ersten Jahre mit Kind. Dunkel sind sie und schwammig. Teils lückenhaft, weil ich wohl nicht zurechnungsfähig war vor Müdigkeit. Und doch weiß ich eines genau: Das war die anstrengendste Zeit in meinem Leben. Und sie war geprägt von so viel Hilflosigkeit, Überforderung und Frust. Auch das möchte ich nie wieder erleben.
Warum ich es trotzdem riskiere?
Weil ich heute weiß: Es lohnt sich! Ich sehe meinen Sohn an und weiß, dass sich jede Minute davon gelohnt hat. Dass alles gut wird. Dass all die Sorgen um den richtigen Umgang und irgendeine Art von “Erziehung” bei Babys und Kleinkindern nicht der Mühe wert sind. Es wird alles gut. Alles, was so ein kleiner Mensch braucht, ist Liebe und Zeit. Dann, da bin ich mir sicher, wird auch aus einem zweiten Baby so ein wundervolles Kleinkind wie aus meinem ersten.
Und in eine Situation wie damals müssten wir uns nicht mehr begeben. Wir könnten zu meinen Eltern, die uns unterstützen. Wir könnten beide zu Hause bleiben. Wir können dort leben und so leben, wie es uns und unseren Kindern gut tut.
Darum hoffe ich, dass der Test morgen das anzeigt, was ich fühle: Schwanger. Ein zweites Mal.
Magst Du Gesellschaft bei diesem Schwangerschaftsding? 😉
Wenn mich die latente Übelkeit in den letzten Tagen nicht trügt, ist bei uns auch das zweite unterwegs.
Aber auch hier ist es noch zu früh für einen Test. Wenn ich nicht ganz daneben liege bin ich ca. einen Monat hinter Dir mit Mitte/Ende Juli als Termin.
Uuuuui, dann wage ich mal ein ganz vorsichtiges herzlichen Glückwunsch 😉 Wie alt ist euer erstes Kind?
Ja, bei uns wäre Ende Juni Termin. Zumindest sagen das meine eigenen Berechnungen per App, eine Vermessung oder Prognose vom Arzt gibt es ja bisher nicht…
Unser kleener ist jetzt 2,5 Jahre.