Canggu mit Kleinkind

Mehr als zwei Wochen waren wir in Canggu, einem ehemals beschaulichen Örtchen an der Südküste Balis. Mittlerweile ist Canggu ein wahrer Hotspot für Surfer und junge Menschen, die den Strand und das Leben genießen. Grund genug für uns, dass wir mal Canggu abchecken, ob es sich auch für ein Bali-Reise mit Kindern lohnt oder nur ein Surfer-Paradies ist.

Warum von uns so wenig kam

Canggu war für uns vor allem eines: Sehr viel Umzug. Wir haben ja zum Glück sehr wenig Gepäck, sodass wir auch mal ein paar Meter zu Fuß meistern können und Umzug an sich kein großes Ding ist. Allerdings hatten wir ursprünglich geplant, eine Woche in einem Bungalow dort zu bleiben und uns dann entweder in Canggu oder in Ubud – je nachdem, wo es uns besser gefällt – etwas festes zu suchen.

Die Wohnungs-Odyssee

Allerdings kam es dann wie immer ganz anders und wir waren in Canguu insgesamt in fünf verschiedenen Unterkünften.

Denn vor unseren einwöchigen Bungalow-Aufenthalt schoben wir spontan noch zwei Nächte mit guten Freunden in einer Villa, bevor diese Bali wieder verließen. Das war superschön, aber eben nur kurz.

Villa Astarta mitten in den Reisfeldern – perfekt.

Während der nächsten Tage beschlossen wir, in Canggu zu bleiben. Weil der Rubbelbatz und ich das Meer so lieben und es auch ganz schöne Ecken dort gibt. Also begannen wir, nach einer passenden Bleibe zu suchen. Lange. Und erfolglos. Die meisten Unterkünfte in Canggu sind entweder Hostels, Homestays und Guesthouses, d.h. für Surfer und nicht für Familien gemacht – oder Luxusvillen und Hotels. Also nicht bezahlbar für Langzeitaufenthalte. Also schmiedeten wir Plan B: Wir wollten noch bis zu meinem Geburtstag am 31.5. in Canggu am Meer bleiben, in einem Beach-Resort mit Blick auf das Meer und dann nach Ubud weiterziehen.

Am Tag unseres Umzugs ins Resort fragten wir dort nach, ob wir etwas früher einchecken können, damit unser Sohn mittags schlafen kann. Ergebnis: Unsere Buchung liegt dort nicht vor. Kompliziertes Agoda – wenn ihr dort jemals bucht, achtet darauf, eine Bestätigungsemail zu bekommen! Wir hatten also 3 Stunden Zeit bis zu unserem Checkout, um etwas neues aufzutun. Wir buchten etwas in Strandnähe über Booking. “Pondok Adessa”. Mit Pool. Wir ließen uns mit allem Gepäck dorthin fahren – und nahmen schnell wieder reißaus. Der Pool war trübe und es schwammen Flocken darin. Zimmer und Küche sahen kaum besser aus.

Zum Glück konnten wir stornieren – und standen auf der Straße. Der Stresspegel wuchs. Über Airbnb buchten wir für eine Nacht ein paar Straßen weiter ein Zimmer im Homestay Kundu Pande.

Sehr sauber und zum Glück ein Blitz-Checkin möglich: Das Homestay Kundu Pande.

Das war zum Glück okay, für eine Nacht. Leider kein Pool und unser Kind wollte doch so gerne einen Pool!

Also sahen wir uns um und fanden für den nächsten Tag und die nächsten Nächte ein Zimmer im Krisna Homestay. Das Zimmer war winzig, aber das war auch schon alles, was es auszusetzen gab. Ansonsten, ein Traum. Der Strand fußläufig erreichbar, ein riesiger Pool inmitten der Reisfelder, superfreundliches Personal, saubere Zimmer, Küche, uns ging es gut dort.

Ein Traum: Der Pool im Krisna Homestay bzw. Rama Village.

Tomcat

Bis unser Sohn eines morgens eine komische Stelle neben dem Auge hatte. Na, wird er sich halt gestoßen haben. Am nächsten Morgen war sie größer und offen und es war eine zweite Stelle an der Backe zu sehen. Am dritten Tag fingen wir an, uns Sorgen zu machen. Die Stellen nässten und ich entdeckte am Hinterkopf eine weitere, an der sich Eiter gebildet hatte. Wir checkten Google rauf und runter und kamen schließlich zu dem Schluss “allergisches Kontaktexzem”. Irgendwas muss in unserem Bett sein, auf das er sehr allergisch reagiert. Wir brachen also unseren Aufenthalt ab, verbrachten noch eine Nacht im Elementsbnb (ebenfalls seeeehr empfehlenswert) und buchten ab dann unsere derzeitige Bleibe in Ubud.

Ebenfalls superschön: Das Elementsbnb in Canggu. Große, saubere Zimmer und ein top Außengelände!

Am vierten Tag morgens gingen wir mit unserem Sohn in die Notaufnahme in Canggu. Die Ärztin brauchte nicht lange für ihre recht eindeutig klingende Diagnose: Tomcat Bite. Als Tomcat bezeichnen die Indonesier einen Käfer, auf Englisch Rove Beetle genannt, der in den Reisfeldern oder manchmal auch in der Kanalisation lebt und ein sehr giftiges Sekret in sich trägt. Dieses Toxin reizt die Haut und macht Blasen auf der Haut, die sehr groß werden können. Diese platzen und danach heilt die Stelle ab. Das sei für unseren Sohn ungefährlich, solange die Stellen sich nicht infizieren.

So sieht eine Stelle aus, nachdem sie mit dem Käfer-Gift in Kontakt war.

Also zum Glück keine Allergie, trotzdem reisten wir am nächsten Tag ab.

Anhängliches Kleinkind

Durch dieses ganze Hin und Her passierte, was unvermeidlich war: Das Kleinkind möchte seine Mama. Viel davon und fast ausschließlich. Und mir ging es ehrlich gesagt auch besser, wenn ich bei ihm war und für ihn sorgen konnte. Also verbrachten wir fast jede Minute miteinander und nur der Papa hatte ab und an Zeit, zu arbeiten.

Canggu für Familien

Lifestyle in Canggu

Canggu ist schon ein ganz spezielles Örtchen. Ich kann es schwer in Worte fassen. Je näher man in Richtung Strand kommt, desto jünger, cooler und glücklicher und vor allem weißer werden die Menschen. Auf fast jedem Roller ein Surfbrett, alle sind top gekleidet und einfach so unheimlich cool. Kennst Du dieses Gefühl noch aus der Jugend, wenn Du neben einer Gruppe älterer, unheimlich lässiger Jungs stehst und am liebsten im Boden versinken würdest, weil Du vermeintlich so gar nicht cool genug bist? Stattdessen stehst Du aber da und beobachtest die Gruppe bewundernd und beschließt innerlich, Deinen ganzen Kleiderschrank auszusortieren und ab sofort viel lässiger zu sein… So fühlte ich mich das erste Mal unter all diesen braungebrannten, perfekt glücklichen Menschen auf ihren Rollern.

Natürlich bin ich mittlerweile erwachsen und die Cool Kids sprechen mit mir. So, als wäre ich auch cool. Und die gute Laune, die entspannte Lebensweise und die Freundlichkeit der jungen und junggebliebenen Surfer in Canggu steckt auf Dauer schon an. Ich fühlte mich dort, als würde es keine Probleme auf der Welt geben. Hauptsache, das Meer ist in der Nähe. Die Art Touristen, die nach Canggu kommt, ist nicht dieselbe wie in Kuta oder Sanur. Das sind keine Pauschalurlauber, die sich am Pool mit Bintang Bier volllaufen lassen und sich jeden erdenkbaren Luxus gönnen wollen. Die Menschen, die wir in Canggu getroffen haben, sind sehr repektvoll den Einheimischen gegenüber. Es gibt dort viele digitale Nomaden, aber auch einfach Langzeitreisende, die bleiben, bis das Geld alle ist. Und in der Zwischenzeit surfen und Spaß haben.

Kinder in Canggu

Reisende Familien mit Kindern dagegen habe ich in Strandnähe selten gesehen. Wenn wir nicht gerade in einem Café mit Kinderspielplatz waren, waren wir mit Kind schon etwas außergewöhnlich. Trotzdem gern gesehen, aber ungewöhnlich.

Einige Kilometer entfernt vom Strand gibt es aber auch einige Restaurants und Cafés, wo Kinder häufiger sind und gut unterhalten werden. Wir waren am liebsten im La Casita Café and Playground. Aber auch das Gelände vom Berawa’s Kitchen ganz in der Nähe hat einen Spielplatz. Im Pomelo Café gibt es immerhin eine Rutsche und einen Pool und im Warung Goûthé richtig viel Spielzeug.

Unser Lieblingsrestaurant in Canggu: Das La Casita.
Berawa’s Kitchen mit Spielplatz
Das Pomelo Café.

Im Equestrian Centre kann man anderen Leuten beim Reiten zusehen oder auch selbst Reitstunden nehmen (in unserem Fall nur ersteres). Auch gibt es einen Pool, den man nutzen darf, wenn man mindestens 150.000 IDR (ca. 10€) p.P. konsumiert. Auch einen Water Park (öffentliches Schwimmbad mit Rutschen) zum sehr bezahlbaren Preis haben wir gefunden: den Taman Segara Madu Water Park.

Taman Segara Madu Water Park.

Für Expats, die länger in Canggu leben, ist es wohl wie überall auf Bali recht einfach, die Kinder in einen Kindergarten bzw. eine Schule zu schicken.

Kinderfreundliche Strände in Canggu

Ja, die Wellen sind hoch und surferfreundlich in Canggu. Doch es gibt einige Stellen, an denen der Strand gleichzeitig sehr kinderfreundlich ist. Nämlich dann, wenn die hohen, wilden Wellen ganz weit draußen branden und dann nur noch ein kleiner Wasserschwall weiter an den Strand schwappt. Wellen möchte ich das gar nicht mehr nennen. So ein Strand ist der Batu Belig Beach. Es ist kaum was los, kaum Strandverkäufer, aber ein paar Cafés und Strandliegen.

Alles neu…

Wie in allen Touristenhochburgen auf Bali wird auch in Canggu super viel gebaut. Überall wird gehämmert und geschaufelt. Von der berühmten Rice-Field-View, mit der hier alles beworben wird, wird in dieser Baugeschwindigkeit in ein paar Jahren denke ich nur noch in Randgebieten etwas übrig sein.

Insgesamt haben wir uns trotzdem sehr wohl gefühlt in Canggu. Es gibt dort, vor allem abseits von traditioneller indonesischer Kultur, viel zu tun und zu entdecken. Und sehr coole, relaxte Menschen.


Auf Pinterest merken: 

 

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert