Es macht mich so stolz und traurig zugleich – das erste Jahr mit unserem Baby ist rum. Er ist jetzt offiziell kein Baby mehr, sondern ein Kleinkind. Wie ist die Zeit so schnell vergangen? Wie kann es sein dass er schon so groß ist? Gefühlt habe ich viel zu wenig Zeit mit ihm verbracht und das, obwohl ich den ganzen Tag mit meiner Familie zu Hause bin.
Sonnenschein von früh bis spät
Damals, als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, habe ich dem Baby im Bauch den Spitznamen Sonnenschein gegeben. Ich habe mir immer vorgestellt, dass er einfach eine Bereicherung sein wird durch sein sonniges Gemüt. Das er ein Lichtblick sein wird, was auch immer passiert. Um ehrlich zu sein, habe ich es anfangs für sehr gut möglich gehalten, dass er mit dem Down-Syndrom zur Welt kommen wird. Diese Kinder sind für mich der Inbegriff von sonnigem Gemüt. Obwohl wir auf die Nackenfaltenmessung bewusst verzichteten, teilte mir mein Gynäkologe nach unserer Rückkehr nach Deutschland ungefragt mit, dass die Nackenfalte in Ordnung sei. Von da an stellte ich mir kein Kind mit Down-Syndrom mehr vor, sondern einen gesunden, kleinen Jungen.
Und was soll ich sagen, im ersten Lebensjahr hat der kleine Mann seinem Spitznamen alle Ehre gemacht. Er ist ein wahrer Sonnenschein. Für uns alle. Nicht einmal der große Bruder kann seinem Charme widerstehen, die beiden lieben sich heiß und innig. Für mich geht die Sonne auf, wenn ich ihn lachen sehe. Oder er einfach nur still beobachtet und dabei so zuckersüß aussieht.
Davon könnte ich ewig schwärmen und manchmal würde ich mir wünschen, er könnte so knuffig und sonnig bleiben.
Langsamer als der Bruder
Mein erster Sohn war ja ein super Schnellstarter. Krabbeln mit knapp 6 Monaten, laufen mit 10 Monaten. Als er seinen ersten Geburtstag feierte, war er in meiner Erinnerung schon viel weiter als sein kleiner Bruder jetzt. Das hängt wahrscheinlich mit dem Aktivitätslevel und den daraus resultierenden Ansprüchen an den Tagesablauf zusammen. Während ich damals eigentlich nur unterwegs war oder am hinterher rennen, damit sich mein Baby nicht weh tut, können wir jetzt alles etwas gemütlicher angehen.
Mein Einjähriger verbringt viel Zeit damit, zu beobachten und Dinge ganz genau zu untersuchen. Ein Verhalten, das ich vom Großen nicht kannte.
Motorisch kann er mittlerweile auch viel:
- Er zieht sich überall hoch und steht sehr sicher, wenn auch nicht ohne festhalten.
- Er läuft an der Hand, wenn wir sie ihm anbieten.
- Er klettert selbständig in Lerntürme oder auf niedrige Gegenstände.
- Er macht das umgekehrte V mit Armen und Beinen und streckt ein Bein dabei aus.
- Er krabbelt im Turbotempo, wenn er ein Ziel hat.
- Er kann zielsicher alles greifen und sehr zielsicher in den Mund stecken.
- Er versucht, Essen mit der Gabel aufzuspießen. Eine beladene Gabel steckt er sich erfolgreich in den Mund. Den Löffel kippt er natürlich noch aus.
- Er kann selbst aus einem Becher trinken.
- Er fährt mit Spielzeugfahrzeugen hin und her.
- Er kann selbstständig auf einem Bobbycar oder Rutschauto sitzen bleiben und sich schieben / ziehen lassen.
Seit neuestem versteht er das Wort NEIN. Er hört nicht nur auf, wenn man nein sagt, er schüttelt auch ausgiebig und ultrasüß lächelnd mit dem Kopf, wenn er das Wort hört. Kopfschütteln mochte er schon immer gerne, aber jetzt kann er es zielgerichtet einsetzen.
Ein bisschen lautliche Untermalung unseres Alltags gibt es auch schon. So kann er das langezogene Gaaaaaaaa der Hühner nachahmen, wenn er sie sieht. Sobald er ein Fahrzeug sieht oder in der Hand hält, macht er Brrrrrrrm.
Das erste Jahr mit diesem Baby war…
Insgesamt möchte ich mich an dieses erste Lebensjahr meines zweiten Sohnes erinnern als das Jahr, das uns gezeigt hat, wie einfach es sein kann. Daran ist natürlich nicht nur der kleine Sonnenschein beteiligt, sondern auch die Unterstützung durch die Großeltern, unsere ortsunabhängige Arbeitsform und freie Zeiteinteilung, zunehmende Erfahrung als Eltern und nicht zuletzt unser Großer, der den Kleinen viel beschäftigt und beruhigt hat.