Klappe die 2te: Beikost, Breikost oder breifrei?

Unser zweiter Sohn ist nun 8,5 Monate alt. Seit er etwas mehr als 6 Monate alt ist, bekommt er Beikost. Während wir beim Großen “streng” breifrei waren, sind wir beim zweiten Kind etwas lockerer.

Beikost ist Beikost

Eins aber hat sich zunächst überhaupt nicht geändert: Beikost ist Beikost. Keine Ersatzkost und keine Hauptkost. Hauptnahrungsmittel ist und bleibt hier die Muttermilch. Und zwar ausschließlich die, keine Fläschchen oder so. Damit kann ich sicher sein, dass der kleine Sonnenschein mit allem versorgt ist, was er braucht.

Feste Nahrung in diesem Alter ist vor allem eins: Ausprobieren und Erforschen. So darf der kleine Mensch überall probieren, wenn es für Babys geeignet ist.

Es gibt ein englisches Sprichwort, das den Nagel auf den Kopf trifft:

Food under one is just for fun.

Was ich dazu vor kurzem noch gelesen habe: Die WHO empfiehlt, um den 12. Lebensmonat maximal 50% des Nahrungsbedarfs über Beikost zu decken. Der Rest soll weiterhin über die Milch kommen.

Bei uns in westlichen Kulturen ist irgendwie die Meinung verbreitet, man müsste ab dem 6. Monat nach und nach Milchmahlzeiten mit Brei ersetzen, sodass zum ersten Geburtstag oder kurz danach abgestillt ist. Das ist Quatsch, aus so vielen Perspektiven.

Feste Nahrung in diesem Alter ist vor allem eins: Ausprobieren und Erforschen. So darf der kleine Mensch überall probieren, wenn es für Babys geeignet ist.

Auch Lebensmittel, die man laut Ratgeber erst später einführen würde, wie Joghurt oder Zitrusfrüchte, darf er mal naschen. In größeren Mengen gibt es, wenn er will, hauptsächlich Gemüse, Haferflocken oder andere babygeeignete Kost.

Wie viel und wie oft isst ein Baby?

Wie viel und wie oft dann tatsächlich Essen im kleinen Magen landet, ist sehr unterschiedlich. Mal hat er ein, zwei Tage lang richtig Kohldampf und Spaß am Essen, ein andermal mag er nicht mal probieren, sondern gleich an die Brust. Das ist auch abhängig von der Tagesform und Müdigkeit.

Beides ist für uns okay. Wir bieten ihm immer dann etwas an, wenn wir auch essen. Bei gemeinsamen Mahlzeiten setzen wir ihn ihn den Hochstuhl. Manchmal sitzt er da fröhlich und mindestens so lange wie wir, manchmal will er aber auch sofort wieder raus und auf meinen Schoß.

Weil die Mengen insgesamt noch nicht so riesig sind, macht das bei der Milchbildung eigentlich wenig Unterschied. Also ich hatte noch nie das Gefühl, dass zu wenig Milch da ist – im Gegenteil, ihm reicht immer eine Brust aus. Und ich hatte bisher erst ein einziges Mal Probleme mit Milchstau bzw. Brustentzündung. Und da war er noch ganz klein, das hatte nichts mit Beikost zu tun.

Beim Großen hatte ich übrigens alle Nase lang eine Brustentzündung mit Fieber und allem drum und dran.

Brei oder Breifrei?

Nun die Frage, an der sich die Geister scheiden: Braucht ein Baby Brei oder nicht? Beim ersten Kind waren wir noch ganz strikte Verfechter von Baby Led Weaning. Also dem Kind nichts füttern – keinen Brei und auch sonst nichts. Er nimmt sich schon, was er braucht, sobald er so weit ist.

Das hat damals gut für uns gepasst und vor allem zu unserem ersten Baby gepasst. Ich hatte auch die Geduld und Zeit, ihn mit dem Essen spielen zu lassen und danach die Sauerei aufzuräumen.

Diesmal sind ein paar Dinge anders.

  1. Irgendwie reichen Geduld und Zeit beim zweiten Kind nicht mehr so weit, wie beim ersten. Nach dem ersten Mal Brokkoli überall wegputzen, war mir die Lust vergangen, ihn mit Lebensmitteln experimentieren zu lassen, die er wirklich überall verteilen kann. Seitdem bekommt er vor allem ungefährliche Sachen wie gedünstete Kartoffel oder Karotte in die Hand.
  2. Wir essen abends immer bei meinen Eltern. Und die haben zwar großes Verständnis für Kinder, aber auch einen Teppich unter dem Tisch. Um den tut es mir irgendwie leid. Und auch hier fehlen mir Zeit und Geduld, jedes Mal alles umzubauen.
  3. Auch mein Baby hat diesmal weniger Geduld. Er sieht, wie der Große und alle anderen um ihn herum essen, und er möchte auch. Mit Fingerfood konnte er anfangs wenig anfangen. Mit Gefüttert werden dagegen schon. Also machte ich eines Tages den Brei. Und siehe da, es gefiel ihm total gut. Einige Wochen aß er selbst überhaupt nichts, aber teilweise echt große Mengen, wenn ich ihn fütterte. Mittlerweile mag er beides in Kombination ganz gerne.

Diesmal sind wir da also ganz undogmatisch und richten uns die Situation so ein, wie sie für uns als Familie passt. Wichtig dabei ist mir immer: Essen und Beikost soll niemals mit Stress oder Druck verbunden sein. Für niemanden, weder Baby, noch Eltern oder großer Bruder. Ich weiß, dass es Kinder gibt, die da schwieriger sind – aber meine Kinder essen, wenn sie Hunger haben und haben ganz sicher keine Probleme mit Gewichtszunahme und Wachstum. Deshalb kann ich da ganz entspannt bleiben.

Selbstbestimmter Brei

Ich füttere mein Kind also manchmal mit dem Löffel. So gar nicht Baby-Led-Weaning-like. Trotzdem würde ich behaupten, dass er selbstbestimmt essen darf. Denn er kann ganz gut äußern, ob er noch mehr möchte, oder ob er satt ist. Und auch, welches Lebensmittel er möchte – wenn er es sieht.

Ich biete also ein Löffelchen an, indem ich es vor ihn hin halte. Wenn er es erwartungsvoll ansieht und sich mit offenem Mund dem Löffel entgegen lehnt, wandert es in den Mund. Wenn nicht, dann nicht. Dann versuche ich nach kurzer Zeit nochmal und wenn er ein paar Mal nicht wollte, gehe ich davon aus, dass er satt ist.

Genauso machen wir es mit dem Trinken. Hier gibt es ganz einfach eine Tasse oder einen Becher mit Wasser. Wenn er trinken möchte, beugt er sich nach vorne und sieht den Becher an. Wenn wir nicht gleich verstehen oder den Becher zu früh wieder weg nehmen, macht er sich durch Bewegungen und Laute bemerkbar.

Was das Baby so isst

Und was füttern wir unserem Baby nun?

  • Morgens gibt es meistens Porridge aus Hafermilch und frisch geflockten Haferflocken. Das wünscht sich der große Bruder. Weil er weiß, dass es dem Kleinen schmeckt und dass er das essen darf. Süß, oder? Manchmal mischen wir Beeren, Apfel oder Mango in den Kochtopf.
  • Wenn wir Brot oder Brötchen essen, darf der kleine Esser auch probieren. Anfangs pur, mittlerweile auch mit Butter und Käse. Darauf hat er vor ein paar Wochen bestanden, seins ohne Butter und Käse abgelehnt. Er möchte essen, was wir essen.
  • Weißbrot und andere Produkte aus Weißmehl bekommt er nicht.
  • Wir essen oft Ofengemüse, gedünstetes Gemüse oder angebratenes Gemüse, teils aus dem eigenen Garten (Kartoffeln, Pastinaken und Weißwurzeln sind hier immer noch frisch aus der Erde, Grünkohl und Rosenkohl stehen im Garten, Kraut lagert im Keller). Daraus kann ich ihm Brei stampfen, den ich mit etwas Bio-Rapsöl vermische, aber er darf auch pur probieren. Gesalzen ist das Gemüse nicht oder nur wenig.
  • Tomaten kann er auch roh gut essen, am liebsten aus dem Salat. Überhaupt ist er ganz wild auf alles, was aus der Salatschüssel kommt und mit Essig oder Gewürzen in Berührung kam. Am allerliebsten isst er, was grün ist. Salatblätter funktionieren natürlich nicht wirklich, weil er sie nicht zerkleinern und schlucken kann, aber er stopft sie in den Mund, wenn er sie in die Hände bekommt.
  • Bananen durfte er auch schon probieren, allerdings hatten wir jetzt mal Probleme mit Verstopfung, seitdem verzichten wir lieber darauf.
  • Gekochte Bohnen, vor allem die dicken weißen, findet er super. Auch Kichererbsten kann er im Mund gut zerdrücken.
  • Reis geht gut, und auch Linsen-Nudeln hat er schon probiert.
  • Manchmal backe ich extra Baby-Muffins (also ohne Zucker und Ei) oder Bananen-Pfannkuchen für ihn. Dann bekommt er also auch Getreide in Mehlform. Allerdings immer frisch aus unserer Getreidemühle, meist Hafer oder Dinkel, auch mal Buchweizen oder Roggen.
  • Wenn wir Pizza aus selbst gemachten Teig (mit frisch gemahlenem Mehl) essen, bekommt er immer Boden oder Rand zum selbst essen.
  • Wenn wir Quark, Joghurt oder Frischkäse essen, möchte er auch. Zu viel Eiweiß ist für die Nieren auf Dauer nicht gut, deshalb darf er hier wirklich nur probieren. Findet er aber natürlich super lecker.
  • Was er auch nicht in kleinen Mengen probieren darf, sind Lebensmittel mit Zucker. Dazu hat sich meine Meinung nicht geändert. Auch keine anderen Süßungsmittel wie Agavendicksaft oder Xylit.

Wie ist das bei euch? Was dürfen oder durften eure Babys essen? Brei, Fingerfood oder beides? Wenn Du Fragen hast, einfach fragen.

1 Kommentar zu „Klappe die 2te: Beikost, Breikost oder breifrei?“

  1. Ich finde das super! Warum muss immer alles schwarz oder weiß sein? Ich habe klassisch mit Brei angefangen weil meine Tocher recht früh Interesse zeigte und es da mit dem Greifen noch gar nicht so richtig hinhaute. Und obwohl mir das selber fast zu früh war mit 4 Monaten, schien sie das Brei essen zu lieben. Aber ich habe später öfters auch mal Fingerfood gegeben. Manchmal kam das eine besser an, mal das andere. Auch jetzt noch mit 14 Monaten liebt sie ihren Brei oder Apfelmuß oder Porridge. den darf sie mittlerweile auch selbst Löffeln. Aber manchmal will sie sogar dass ich ihr helfe oder sie komplett füttere. (egal ob Brei, normales Essen oder Fingerfood, bei uns gibts alles Mal)
    Ich finde man sollte alles einfach nicht zu eng sehen. Je nach Kind und eigene Situation passt halt was anderes.
    Auch wenn man sich selbst irgendetwas fest vorgenommen hat, kann man seine Meinung immer noch jederzeit ändern.
    Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass ich mein Kind soooo viel rumprobieren und rumschmieren lassen werde. Aber hey, so ist es eben gerade und es passt.

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