“Papa kocht” ist ein Hilferuf mit Lösungsvorschlag: Ihr kocht scheiße? Ihr seid damit nicht allein!
So geht’s mir zumindest. Und heute wollte ich zwei Probleme besiegen:
[checklist]- Rubbelmama satt kriegen
- Ein Paar Lebensmittel aufbrauchen, bevor diese dem MHD zum Opfer fallen
Aus dieser Not und Tugend entstanden meine “Last Minute Nudeln“. Warum ich die so nenne, ist schnell erzählt: Gestern war Montag und ich war einkaufen im Kaufland. Da gibt es immer in der Kühlabteilung so eine liebevoll zusammengestellte Ramschkiste mit Bückware, die kurz vor dem MHD ist und jedes Lebensmittel-Countdown-Herz höher schlagen lässt. Und wie gesagt, gestern war Montag … Das heißt, das Wochenende hat die Ramschkiste aufgestockt!
Vielleicht habt ihr euch schon mal gewundert, warum die Leute euch da ihr Bauarbeiter-Dekollete zeigen und nie Platz machen? Jetzt wisst ihr es… Auch ich kann dieser Ramschkiste nur selten wiederstehen und glotze auch mal gerne aus Neugierde da rein und lasse mich inspirieren, ob mich zwischen Hefeklößen und Götterspeise (die liegen immer da drinne) irgendetwas anlacht. Und JA, gestern habe ich zugegriffen … und mir Special XXXX eingepackt (im folgenden Beitrag wird das Geheimnis natürlich noch gelüftet).
Arbeitsdauer
190min
Zutaten
1 Zwiebel
1 Paprika (hatte leider nur den Deckel, der aber besonders gesund sein soll, s.u.)
1 Möhre
1 Becher Creme Fraiche
1 Scheibe Vollkorn-Toast
1 Gewürze (von allem etwas)
2 Oliven schwarz
1 Special XXXX
Erfolgswahrscheinlichkeit
Irgendetwas zwischen 19% und 27%
[yellow_box]Zubereitung[/yellow_box]
1. Nimm dir das geilste Messer, das du in der Küche finden kannst, weil nur so macht Schneiden Spaß. Vergiss dabei jegliches Gefühl für Größe und Notwendigkeit…das wird nämlich überbewertet. Du brauchst auch eine gewisse Größe, um mit dem Messer ein Statement zu setzen. Dazu zählt nicht nur das Messer als solches, sondern auch der Schwung, wie du es ins Gemüse rammst. Ich sag mal kurz: Du musst es einfach fühlen!
Ich gebe zu, dass es voll hirnlos war, die Paprika so bescheuert aufzuschneiden. Kann man definitiv besser machen aber darum gehts ja auch gar nicht, weil Klugscheisser mag man einfach nicht!
2. Wenn du jetzt das Gefühl dafür hast, dann nimm dir jetzt die Zwiebel…aber keine große, sondern eine, mit der du zeigen und beweisen kannst, dass man auch mit großen, höchst ungünstigen Messern, diese kleine Zwiebel zerstören kann. Setze ein Statement!!!
3. Am besten du schneidest jetzt noch die kleine Karotte in kleine Scheiben. Danach kannst du dich an dem “Berg” von geschnittenem Gemüse erfreuen oder du machst was ganz unkonventionelles und spielst damit rum.
Jetzt weiß ich auch, warum auf Chefkoch immer so hammerharte, schnelle Zubereitungszeiten angegeben werden, die kein Schwein schaffen kann. Irgendwie müssen die nen Stock oder ne Möhre im Po haben, wenn die sich nicht einmal die Zeit für sowas nehmen können:
4. Als nächstes holst Du dir Topf und Pfanne, die vom Design perfekt aufeinander abgestimmt sind oder zumindest eine Geschichte zu erzählen haben. Mein Topf wurde zum Beispiel mehrere Monate von meinem ehemaligen Mitbewohner durch Ecuador getragen. (Jegliche Fragen nach dem “Warum” sind unerwünscht.) In den Topf kommen ca. 30l Wasser, die du zum Kochen bringst.
In die Pfanne kommt Öl, richtig viel Öl! Alles auf höchster Stufe erhitzen. Die Pfanne hat ihre perfekte Temperatur erreicht, wenn das Öl anfängt zu Dampfen, dich die spritzenden Tropfen aus 1 Meter Distanz treffen und die oberste Hautschicht “leicht anbrennt” während die Küche unter blauem Dunst steht.
5. Als erstes kommen jetzt die kleinen Möhrchenscheiben in die übelst heiße, mit Öl spritzende Pfanne. Meiner Information zufolge brauchen die Möhren am längsten und müssen daher vor den Zwiebeln in die Pfanne. War aber der totale Trugschluss, weil die erste Möhre schon binnen weniger Sekunden schwarz war. Macht aber nichts, denn sonst könnte ich euch nicht das Karotten-Wimmelbild zeigen.
6. Als nächstes kommen die zerstörten Zwiebeln in die Pfanne, dann kräftig Rühren, um den Dunst in der Küche ein bisschen ausm Sichtfeld zu Wedeln und einen Moment Sauerstoff einatmen. Wenn jetzt auch die Zwiebeln schon schön glasig und schwarz werden, ist jetzt der geeignete Zeitpunkt, um ein wenig Vollkorn-Toast auseinander zu zupfen und in die Pfanne zu schmeißen. Dieser Schritt muss so schnell und zackig erfolgen, dass keine Zeit für Fragen nach dem “Warum” bleiben darf.
7. Jetzt bitte Attention: Wir holen uns einen Becher Creme Fraiche, aber (und das ist ganz wichtig) nie den, der vorne im Kühlschrank steht. Wir machen hier Last Minute Nudeln! Das heißt, wir konzentrieren uns auf Produkte, die eher hinten an der Kühlschrankwand zu finden sind und bis heute incognito dort überlebt haben. Perfektionisten greifen zum Becher, dessen MHD deckend mit dem Tag der Zubereitung ist.
8. Jetzt kannst du mit ganz viel Gefühl den Inhalt der heißen Pfanne punktuell mit Creme Fraiche verstärken. Wenn du es richtig machst, dann schmilzt die Creme Fraiche langsam in das angebratene Gemüse rein und schmiegt sich wie flüssige Schokolade um das angebratene Gemüse. Wenn du es falsch machst, dann sieht es so aus wie bei mir:
9. Jetzt sollten ca. 112 Minuten vergangen sein seit dem Gemüse schnibbeln und wir kommen zum absoluten Highlight und der wichtigsten XXXX-Zutat des ganzen Gerichts: Vorgekochte Nudeln mit Trüffel-Steinpilz-Füllung aus der Last-Minute-Ramschkiste im Supermark eures Vertrauens. Wichtig hier: MHD läuft in 3 Tagen ab!
10. Nun kommen die geschnittenen Paprika zu ihrem Einsatz und wollen zu dieser komischen Pampe hinzugefügt werden, die immer noch auf volle Pulle in der Pfanne schmort. Hau einfach rein und guck nicht lange hinein. Der Anblick wird nämlich nicht besser.
[attention] [attention_heading]Nette Zwischeninfo[/attention_heading] [attention_message]Der gezupfte Toast ist alles andere als n Crouton geworden, sondern eher weich und labbrig. Dank der sämigen Creme-Fraiche-Pampe sieht er jetzt aber aus wie gebratene Rinderfiletspitzen und kann auch als solches an Unwissende verkauft werden.[/attention_message] [/attention]
[checklist]
- Läuft bei mir!
[/checklist]
11. Solange die Nudeln im Wasser kochen und die Pfanne noch brutzelt, bleibt Zeit für eines meiner Lieblingsspiele in der Küche. Dafür gibt es ein geheimes Schlupfloch unter der Spüle, welches durch einen Vorhang verschleiert wird. (Deine innere Stimme fragt jetzt mit Sicherheit: Was ist hinter dem Vorhang? Los, was ist hinterm Vorhang????)
Okay, ich halte also Ausschau nach passendem Material für mein Lieblingsspiel … dem guten alten Alt-Papier-Jenga!
12. Die Nudeln sind jetzt fertig und wir suchen nach tollem Geschirr. Bei mir sinds die Teller mit Goldrand, die eine gewisse royale, feierliche Note in das Essen zaubern. Die gekochten Nudeln werden jetzt auf dem Teller angerichtet, sodass sich das Auge am Anblick erfreuen kann. Bei mir sieht es leider dann immer aus, als hätte ich nen Stapel Karten auf den Boden geworfen.
13. Um über unser Missgeschick und Versagen hinwegzutäuschen, können wir den “Dreckiges-Brillenglas-Trick” benutzen. Richtig gemacht wird der Trick, indem der Haufen Nudeln mit soviel Parmesan überhäuft wird, dass der Betrachter dein Eindruck haben könnte, seine Brille sei voller Fettflecken und würde den Blick etwas milchig trüben.
14. Kommen wir jetzt zum nächsten Schritt der Pannen-Kaschierung und klatschen jetzt unsere “Pampe-Allerlei mit Rinderfiletspitzen” auf den Teller und freuen uns darüber, was aus dem Toast geworden ist.
15. Am Ende unserer Zubereitung kann man nochmal zeigen, dass man in der Küche und am Herd durchaus kein Unbekannter mehr ist und verziert die Henkersmahlzeit noch mit einer schwarzen Olive obendrauf.
[yellow_box]Ich hoffe, euch hats gefallen, den Hunger in euch geweckt und wünsche guten Appetit![/yellow_box]
Den Kochprozess hab ich leider verpasst, weil ich mit dem Rubbelbatz im Innenhof gechillt hab. Das Ergebnis war verwunderlicherweise nicht nur essbar, sondern richtig lecker!
Haha, ja diese Ecke ist mir auch bekannt und wird vom Mann gerne besucht und auch mal geplündert, so wird oft auch mal recht schnell die Entscheidung abgenommen, was es als nächstes zu essen gibt ^^
bester mann dein mann! 🙂
Supercalifragilisticexpialigetisch – ich wette binnen einer Woche Rezept des Tages bei Chefkoch.de und in den Posteingängen und virtuellen Kochbüchern jeder hungrigen Hausfrau 😀
Noch eine kurze Nachfrage: Ist die Ramschtruhe bei Kaufland nur für Menschen sichtbar, die daran glauben, bzw. gut versteckt und wird nur sichtbar, wenn man an der dritten Coppenrath & Wiese-Torte von links zieht? In “meinen“ Kaufländern (Müllerstr./Brunnenstr.) hab ich die noch nicht gesehen T_T
Haha, also in der Müllerstr. ist die “Goldkiste” direkt am Ende der Käsetheke mit Verkaufspersonal…Da beginnt glaub ich der Fisch im Kühlregal…einfach den Blick vom Rollmops abwärts senken und schon müsstest du sie sehen (ganz links unten)!
Viel Erfolg!
Fett! Jetzt weiß ich auch weshalb ich die nie gesehen hab, ich blieb halt immer am Rollmops hängen 😛
Huiiii, das ist very “gastrosexuell”! Freu’ mich auf das nächste Küchen-Abenteuer! *g*
sieht grauenhaft aus. dass du das deiner frau auftischst.. fuuh