Schub mit 21 Monaten?

Mein drittes Kind ist jetzt 21 Monate alt und ich beobachte bei ihm ein Verhalten, das mich auch schon bei seinen Brüdern wahnsinnig gemacht hat: Er will gefühlt rund um die Uhr nur stillen – und zwar viel heftiger, als bei jedem offiziell beschriebenen Wachstumsschub in den ersten 17 Lebensmonaten. 

Entwicklungsschub mit 21 Monaten?

Aber mal der Reihe nach. Wie komme ich darauf, dass mit 21 Monaten ein Entwicklungssprung beim Kleinkind stattfindet? Denn beschrieben sind die typischen Sprünge ja nur bis zum 10. Sprung mit 75 Wochen.

Bei meinem ersten Kind habe ich mir nicht viel gedacht, als er während eines mehrtägigen Besuchs bei meinen Eltern super quengelig wurde und alle 10-15 Minuten nach der Brust verlangte. Sein Wort dafür war “Mü”. Immerhin war er auch die 20 Lebensmonate vorher ein sehr anhängliches Kind gewesen, das häufig stillen wollte. Das war jetzt sozusagen nur sein normales Verhalten in ein wenig extremer. Ich führte es auf den Ortswechsel zurück, beschloss aber für mich, ihn abzustillen, wenn wir wieder zuhause wären. Tatsächlich stillte ich ihn im ICE nach Hause (unwissentlich) zum letzten Mal in seinem Leben. Ich erfuhr nie, dass sich dieses Verhalten wahrscheinlich kurze Zeit später wieder gelegt hätte. 

Erst, als bei meinem zweiten Sohn etwa zur selben Zeit etwa dasselbe Verhalten auftrat, schwante mir, was es damit auf sich hatte. Im Gegensatz zum Großen Bruder war er nie ein Dauerstiller gewesen, sondern wollte wirklich nur an die Brust, um seinen Hunger oder Durst zu stillen. Tagsüber hatte er bereits aufgehört, er stillte eigentlich nur noch nachts. Und dann plötzlich, gefühlt über Nacht, ging von früh bis spät nichts mehr ohne “Brma”, wie er die Brust nannte. Diesmal hielt ich durch, weil ich vermutete, dass das nur eine Phase war. Und siehe da, mit etwa 23 Monaten war der Spuk vorbei und ich hatte mein altes Kleinkind zurück – nur mit Updates, wie das bei so einem Entwicklungsschub eben ist. 

Nun tauchte das Verhalten ein drittes Mal auf und kam mir sofort bekannt vor. Allerdings war ich verunsichert, denn der Kleine war erst 20 Monate alt. Kann das schon der 21-Monats-Schub sein?! Zunächst dachte ich, er sei vielleicht krank, auch wenn die Verhaltensänderung so überdeutlich war, wie sie nur sein konnte. Doch schließlich wurde mir klar: Der Kleine war 10 Tage über Termin gekommen! Darum fing sein 21-Monats-Schub schon mit 20 Monaten an – die Schübe werden immer nach Errechnetem Entbindungstermin (ET) berechnet, nicht nach dem Geburtstermin. Seither stille ich also mehr oder weniger geduldig und warte auf das Ende. 

Anzeichen für den 21-Monats-Schub

Natürlich bin ich keine Hetty van de Rijt, die für “Oh je ich wachse” unzählige Kinder in ihrem Verhalten während Wachstumsschüben beobachtet hat. Trotzdem kann ich nach meiner Erfahrung mit 3 Kindern in diesem Alter folgende Symptome für den Schub mit 21 Monaten festmachen: 

  • Stillkinder wollen häufiger trinken als jemals seit Beikostbeginn. 
  • Kleinkind wird ohne ersichtlichen Grund quengelig und schlecht gelaunt – und nach einer Stillmahlzeit oder Ablenkung wieder fröhlich wie eh und je. 
  • Der Nachtschlaf wird unruhiger, Kind wacht häufiger auf und möchte ggf. stillen oder eine Flasche. 
  • Kind schläft abends nur schwer ein, kann oder will nicht zur Ruhe kommen. 
  • Sehr anhänglich, akzeptiert weniger Bezugs- oder Betreuungspersonen als üblich. 
  • Sehr rabiates Verhalten inklusive hauen, beißen, Haare ziehen und zwicken beim dritten Kind. 
  • Kind entwickelt das Ich-Bewusstsein weiter, beginnt ggf. das Wort “Ich” zu benutzen.

Insgesamt also die Anzeichen, die ich schon von anderen Schüben kannte – bis auf die Frequenz des Stillens. Das kenne ich von jedem Kind wirklich nur aus diesem einen Schub. 

Weitere Beweise: Erfahrungen anderer Eltern mit dem 21-Monats-Schub

Meine Theorie lautet also: Kinder durchlaufen in diesem Alter einen Entwicklungssprung, der mit 21 Monaten beginnt und mit 22/23 Monaten endet. Da ich wie gesagt keine Beobachtungsstudie ansetzen kann, habe ich auf anderen Wegen nach Bestätigung dieser Theorie gesucht. 

Zunächst befragte ich meine Instagram-Community mit vielen Zehntausend Followern. Das Ergebnis: 85% derer, die die Umfrage beantworteten, konnten ein ähnliches Verhalten bei ihren Kindern mit 21 / 22 Monaten beobachten. Na, wenn das kein deutlicher Hinweis ist!

Als nächstes suchte ich online nach Erfahrungsberichten von Eltern mit Kleinkindern vor dem 2. Geburtstag – und wurde rasch fündig. Es gibt zahlreiche Foren-Beiträge von verzweifelten Eltern, die nichts mehr erledigt bekommen, weil ihre Kleinkinder zwischen 21 und 23 Monaten unfassbar anhänglich, quengelig und bedürftig sind. Scheinbar ohne Grund. Von plötzlichen Wutanfällen und Trotzphase ist die Rede und die Betroffenen fragen sich, ob sie etwas falsch gemacht haben. Vielleicht müssten sie mehr “Grenzen setzen” oder anders erziehen? Denn einige Kinder fangen (wieder oder erstmalig) an, andere Kinder oder Bezugspersonen zu hauen, an den Haaren zu ziehen oder zu beißen. 

Was hilft beim 21-Monats-Schub?

Was also hilft, welchen Ratschlag kann man Eltern mit Kleinkindern in diesem Alter geben? Natürlich gibt es kein allgemeingültiges Patentrezept, jedes Kind ist einzigartig. Aber in keinem Fall musst Du jetzt sofort großartig etwas verändern. Am weitesten kommst Du wahrscheinlich mit Geduld und Verständnis und Strategien, die Deinen Alltag für die Zeit des Schubs einigermaßen erträglich machen. Behalte immer im Hinterkopf, dass die Phase vorübergehen wird und ein Übermaß an Druck und Maßregelung nicht nur zusätzliche Nerven kostet (und vermutlich ohnehin nicht fruchten wird), sondern vielleicht auch die Beziehung zu Deinem Kind oder seine Selbstwahrnehmung schädigen kann.
Mach Dir außerdem bewusst, dass Dein Kind niemals handelt, um Dich zu ärgern oder Dir zu schaden. Es versucht sein Bestes, mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen, die sich gerade stark verändern, klar zu kommen und benötigt deine Hilfe und Rückmeldung zur Orientierung. 

Ist oder war Dein Kleinkind mit 21 Monaten auch schwieriger als vorher? Wie sind Deine Erfahrungen?

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