Unser Kleinkind liebt Elefanten. Natürlich. Welches Kind ist nicht fasziniert von diesen riesigen, friedlichen Geschöpfen? Selbst viele Erwachsene sind es noch. Deshalb haben wir uns auf Phuket entschlossen, an einem typischen Touristen-Tagesausflug teilzunehmen und ein Elefantencamp zu besuchen. Welche Erfahrungen wir im Phuket Elephant Sanctuary gemacht haben und warum das der einzige Ort ist, den ich euch empfehlen würde.
Warum Du niemals auf einem Elefanten reiten solltest
Ich wusste es lange nicht und so geht es anscheinend sehr vielen Touristen: Elefanten zu reiten, ist höchst grausam. Auf so viele verschiedene Arten.
Zunächst einmal sind Elefanten sehr intelligente und vielschichtige Wesen. Sie haben einen eigenen Willen, ein gute Gedächtnis und sind außer Menschen die einzigen Lebewesen, die um ihre Toten trauern. Ein Elefant erkennt das Skelett eines anderen Elefanten, wusstest Du das? Elefanten werden auch beinahe so alt wie Menschen. Von Natur aus sind sie keine willigen Arbeitstiere, sondern eigene Persönlichkeiten, wie wir.
Damit ein Elefant Menschen auf sich reiten lässt und all die anderen Dinge, die seine Trainer von ihm verlangen, ist es nötig, diese Persönlichkeit, den eigenen Willen, möglichst früh im Leben zu brechen. Dieser Prozess dauert viele Wochen und wird natürlich fernab der Touristen, meist im Dschungel vollzogen. Kleine Elefanten werden von ihrer Mutter weggeholt – teilweise aus der freien Wildbahn, teilweise schon aus der Gefangenschaft. Dann werden sie in einem dafür gebauten Gestell mit Ketten am ganzen Körper festgebunden und fixiert. Was dann folgt, ist reine Tierquälerei. Die jungen Wesen werden mit Elefantenhaken, Feuer und Wasser traktiert, bis sie unheimliche Angst vor Menschen haben. Vor den Schmerzen, die ihnen diese zufügen. Zusätzlich müssen sie hungern und dursten.
Wenn ein Elefant durch dieses “Training” gebrochen ist, gibt es kein Zurück mehr. Er ist nicht mehr fähig, in Freiheit in einer Herde zu leben. Er ist auf die Anweisungen eines Menschen angewiesen und hat gleichzeitig große Angst vor Menschen. Sollte diese Angst einmal nachlassen, wird er mit Schlägen, Elefantenhaken oder Nägeln in die Haut am Ohr stets daran erinnert. Wenn Du schon mal beobachtet hast, wie ein Elefant Kunststücke macht oder für ein Foto posiert, ist Dir vielleicht aufgefallen, dass der Elefantentrainer immer ganz dicht bei ihm steht. Manchmal sogar mit der Hand an seinem Ohr. Jetzt weißt Du, warum.
Doch auch jenseits dieses Trainings ist es grausam, Elefanten zu reiten. Die Körbe, die dazu auf ihrem Rücken befestigt werden, sind sehr schwer. Sie drücken auf die Wirbelsäule und reiben die Haut wund. Dazu kommt noch einmal das Gewicht etlicher Touristen. Mit ihren empfindlichen Füßen müssen die Elefanten stundenlang durch die Sonne, teils über heißen Teerboden laufen. Das schmerzt.
Das machen Elephant Sanctuarys anders
Wer das einmal gehört hat, möchte hoffentlich nicht mehr an den Elefanten-Trekking-Touren durch den Dschungel teilnehmen. Zumindest scheint in Ländern wie Thailand die Nachfrage nach ethisch korrekten Begegnungen mit Elefanten zu steigen. Natürlich haben die Einheimischen diesen Trend schnell erkannt und es gibt immer mehr Orte, die angeblich genau das bieten. Die Elefanten werden nicht geritten, sondern man darf sie füttern und beobachten – und meist auch baden.
Zunächst dachte ich, das Baden der Elefanten sei für uns alle, und vor allem für unseren dreijährigen Sohn, sicherlich eine tolle Erfahrung. Bis ich am Strand zufällig beobachtete, wie so ein Erlebnis abläuft. Am Hua Beach auf Phuket wird das Elefanten-Programm direkt am Strand angeboten: Füttern, baden, waschen. Wir waren also dort baden, als zwei Elefanten, ein älterer und ein jüngerer, an den Strand geführt wurden. Natürlich war unser Interesse geweckt. Vor den beiden wurde ein Korb mit Bananen platziert und offensichtlich hatten sie großen Hunger. Immer wieder versuchten sie, sich an die Leckereien heranzuschleichen, aber der Aufseher verlangte, dass sie geduldig an Ort und Stelle warteten. Denn offenbar waren die Touristen, die dafür bezahlt hatten, noch nicht eingetroffen.
Auf der Homepage dieses Unternehmens steht, dass die Elefanten wie Familienmitglieder behandelt werden und daher kein Training oder Elefantenhaken nötig wären. Spätestens, als die beiden Elefanten sich mit einem Geräusch auf Kommando mehrfach bei den beiden zahlenden Touristen bedanken mussten und danach für Fotos posieren, war mir klar, dass das gelogen war. Der Elefantenhaken wir nur durch einen dicken Stock und irgendwas spitzes hinter dem Ohr ersetzt worden. Anschließend mussten die Elefanten sich ins knietiefe Meerwasser beugen und die Touristen, die sicherlich keine Ahnung von den Hintergründen hatten, auf ihrem Nacken ins Meer tragen. Auch dort wurde wieder lange für Bilder posiert.
Baden, so wurde mir klar, ist für die Elefanten nur wenig schöner als geritten werden. Denn diese Tiere haben große Angst vor Menschen und lassen diese nicht freiwillig so nahe an sich heran. Sie tun es nur, um Strafen zu entgehen.
Unsere Erfahrung im Phuket Elephant Sanctuary
Für mich stand also fest, dass ich bei der Wahl unseres Ortes sehr vorsichtig sein musste. Und tatsächlich hätte ich fast aufgegeben, bis ich auf das Phuket Elephant Sanctuary stieß. In allen anderen Bewertungen auf Google Maps konnte ich mindestens einmal lesen, dass die Elefanten eben doch gegen ihren Willen baden, für Bilder posieren und Kunststücke zeigen mussten. Relativ teuer waren sie alle, mindestens 2000 baht (55€) p.P., da wollte ich auf jeden Fall sicher sein, dort nicht mit einem bitteren Nachgeschmack zu stehen.
Auf Empfehlung einer Freundin, die dort selbst mit ihren Kindern war, nahm ich also das Phuket Elephant Sanctuary unter die Lupe, Der große Unterschied zu allen anderen Sanctuarys: Hier dürfen die Touristen nicht mit den Elefanten baden, sie nicht mit Bürsten schrubben. Das einzige Highlight hier ist es, die Elefanten zu füttern.
Der Preis für das Phuket Elephant Sanctuary liegt bei 3000 baht (83€) p.P. Anfangs war ich unsicher, ob es das wirklich wert wäre. Trotzdem war es für mich die einzige Option und wir buchten.
Wie vereinbart wurden wir morgens vor unserer Wohnung von einem Fahrer abgeholt. Wir hatten vorab gefragt, ob ein Kinder-Autositz vorhanden war. Tatsächlich hatte das Auto nicht nur eine perfekte Innenausstattung, sondern auch einen sehr modernen Kindersitz. Die Fahrt war angenehm und der freundliche Fahrer brachte uns zum Anmeldezentrum. Dort bezahlten wir und wurden dann mit Taxis, indenen man hinten auf Bänken sitzt, durch den Dschungel einen kurzen Weg bis zu den Elefanten gefahren.
Das Zentrum ist sehr neu, das konnte man sehen. Wir wurden zum Hauptgebäude gebracht, wo ein kleines Frühstücksbuffet auf uns wartete. Obst, Toast, Getränke, ein paar süße Snacks. Jeder konnte sich ausgiebig bedienen und in der Umgebung die ersten Elefanten sehen. Das einzige, was uns in dieser Zeit gefehlt hat, war eine konkrete Organisation, also eine Ansage, wann es wie weitergehen würde. Dafür bekamen wir Socken und Gummistiefel, sowie einen Regenschirm als Sonnenschutz, wenn wir wollten. Dann wurde uns ein Video gezeigt, das uns ausführlich über die oben erklärten Umstände aufklärt.
Schließlich ging es los: Zwei Elefanten hatten sich an der Futterstelle eingefunden und alle Teilnehmer, etwa 20, durften sich anstellen, um sie zu füttern. Natürlich wollte unser 3-jähriger wieder und wieder. Er war das einzige Kind und unter den anderen schnell ein kleiner Star für die Unerschrockenheit, mit der er den Elefanten das Obst entgegenhielt. Die Elefanten waren hinter einer kleinen Absperrung, sodass sie selbst entscheiden konnten, wie weit sie uns entgegen gingen.
Danach wurden wir in kleinere Gruppen aufgeteilt und besichtigten zu Fuß den Park. Uns wurde gleich zu Anfang angeboten, uns mit einem Golf-Buggy zu fahren, sollte es für unser Kind zu weit zum Laufen sein. Tatsächlich aber ist die Strecke nicht besonders weit und er hat es locker geschafft. Auf dem Areal wurde uns erklärt, dass die Elefanten jeweils einzeln in großen Ställen schlafen. Ansonsten werden sie den ganzen Tag von jeweils einem Menschen betreut. Diesen brauchen sie, weil sie, wie oben beschrieben, nicht mehr fähig sind, alleine in Freiheit zu leben. Der menschliche Begleiter zeigt ihnen also ihr Essen und passt auf, dass Tiere, die sich nicht verstehen, sich nicht zu nahe kommen. Als wir das Gelände später verließen, waren die Elefanten auch in ihren Ställen. Vermutlich, weil die Aufpasser Mittag machten.
Wenn wir im Park auf Elefanten trafen, dann durften wir aus der Entfernung beobachten und Bilder machen. Ansonsten wurden wir gebeten, Abstand zu halten. Wenn die Elefanten wollten würden sie selbst auf uns zukommen.
Am Ende wurden wir zu einem großen See gebracht, wo die älteren Elefanten mit Gelenkschwierigkeiten täglich zum Baden hingeführt werden. Die Entlastung durch das Wasser sei wichtig, so wurde uns erklärt. Denn wenn sie älter werden, können die Elefanten sich irgendwann nicht mehr hinlegen, sie müssen Tag und Nacht stehen. Also konnten wir vom Ufer aus beobachten, wie ein Elefant gemütlich badete. Schließlich kam auch noch ein zweiter durch den zuführenden Fluss herbeigestürmt. Ein jüngeres Tier, das offenbar einfach Spaß daran hatte. Denn den menschlichen Begleiter konnte ich nirgends sehen.
Nach dieser Tour gab es Mittagessen. Ein Highlight für mich als Vegetarierin, denn alle Gerichte waren entweder vegan oder vegetarisch. Es gab typische Thai-Küche, aber wirklich gut gekocht. Sogar mit meiner akuten Schwangerschaftsübelkeit konnte ich ohne Probleme essen und auch unser 3-jähriger schlemmte nach Lust und Laune. Für ihn bekamen wir übrigens einen Kinderteller und -besteck und auch Hochstühle standen ausreichend zur Verfügung. Gleich am Haupthaus gibt es auch ein kleines Spielzimmer für Kinder, um die Wartezeiten zu überbrücken.
Die Toiletten und alle Anlagen waren sauber und uns wurde auch für die Tour Wasser in Flaschen angeboten. Wir fühlten uns also rundum versorgt und konnten viele wertvolle Infos über Elefanten in Gefangenschaft mitnehmen.
Hat sich der Besuch gelohnt?
Wenn das Ziel eines solchen Besuchs ist, Elefanten nahe zu kommen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, dann hat sich unser Besuch auf jeden Fall gelohnt. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Elefanten dort über das nötige hinaus fremdbestimmt oder gar weiter dressiert werden. Bis auf das Füttern mussten sie keinerlei Kontakt mit fremden Menschen haben und konnten in Ruhe in einer natürlichen Umgebung leben.
Wenn es allerdings darum geht, dass das Foltern und Dressieren von Elefanten allgemein ein Ende finden soll, dann bewirkt ein Ort wie das Phuket Elephant Sanctuary realistischerweise leider gar nichts. Denn die Laufbahn der allermeisten Elefanten ist folgende: Zunächst werden sie trainiert. Dann arbeiten sie in jungen Jahren in der “Logging Industry”, helfen also bei der Holzgewinnung. In der Realität bedeutet das jeden Tag viele, viele Stunden schwere Holzstämme schleppen. Über kurz oder lang macht das jeden Arbeitselefanten kaputt. Dann werden sie verkauft und neue, junge Elefanten eingesetzt.
Die nächste Station sind dann für die meisten Elefanten Reit-Camps. Dort müssen sie für viele weitere Jahre Touristen durch den Dschungel tragen und für Fotos posieren. Wenn sie auch dafür zu schwach werden, ist ihre Karriere noch nicht vorbei. Viele sind erst 30 oder 40 Jahre alt. Also werden sie für andere Zwecke gebraucht. Manche für Touristenfotos, andere und Souvenirs oder Obst zu verkaufen. Wenn männliche Elefanten alt und krank sind, werden sie oft irgendwo im Hinterhof angepflockt und es wird auf ihren Tod gewartet. Denn auch in der Zeit des Leidens wächst noch ihr Elfenbein, das sich dann teuer verkaufen lässt.
Und manche, wenige Elefanten, haben das oft zweifelhafte Glück, an ein Sanctuary verkauft zu werden. Sanctuary bedeutet zu deutsch “Schutzraum” oder “Zufluchtsort”. Selbst ein alter, kranker Elefant bringt laut Auskunft unseres Tourguides noch fast 20.000 Euro. Das ist viel, viel Geld für Thais. Ein Grund, warum die Eintrittsgelder so hoch sind. Doch auch wenn es diesen einzelnen Elefanten, zumindest im Phuket Elephant Sanctuary, besser geht und sie einen würdigen Lebensabend verbringen dürfen – an der Tatsache, dass immer neue, junge Elefanten gefoltert und ausgebeutet werden, ändern die Sanctuarys leider rein gar nichts. Selbst, wenn das Elefantenreiten abgeschafft würde, würde das wenig ändern. Denn die erste Station, die Zeit als Arbeitselefanten, bleibt doch immer dieselbe. Und solange das in Ländern wie Thailand erlaubt ist, wird sich am Leiden der Elefanten nichts ändern.
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Ich finde deinen Bericht echt gut . Ich bin auch auf der Suche nach einem Camp wo kein reiten angeboten wird . Ich möchte auch nur füttern und gucken . Als ich den Bericht jetzt gelesen habe denke ich das es das richtige camp sein wird . Life to Go hat auch schon dieses Camp empfohlen und so wie du es beschrieben hast gehts den Elefanten dort gut . Ich bin gespannt im November wird es so weit sein das wir wieder nach Phuket fahren .
Hallo liebe Marion,
ich denke, den Elefanten, die für die Holzgewinnung oder Tourismusbranche trainiert wurden, geht es nie wieder richtig gut. Das ist furchtbar und letztlich, so ehrlich muss man sein, ist das Camp nur eine weitere Station, an der mit den Elefanten Geld verdient wird. Aber zumindest werden sie dort zu sehr wenig Dingen gedrängt und zu nichts gezwungen.
Und durch das Eintrittsgeld unterstützt Du, dass sie es so gut wie in ihrer Situation möglich haben. Leider bewahrt das Camp nicht einen einzigen Elefanten vor diesem schrecklichen Schicksal, sondern gewährt ihnen nur einen schöneren Lebensabend 🙁
In anderen Sanctuarys, die das ebenfalls behaupten, werden die Elefanten zwar nicht mehr geritten, aber zu Fotoposen gezwungen oder die Touristen dürfen sich auf deren Nacken setzten usw.
Ich wünsche euch trotzdem viel Freude,
viele Grüße,
Hanna