Wir haben es gewagt: der Rubbelbatz ist zum ersten Mal in seinem Leben geflogen. Weil wir ohnehin zu einer Fernsehaufzeichnung nach Wien mussten, haben wir noch einen Sightseeing-Familientag drangehängt und einen Wien-Kurzurlaub daraus gemacht.
Sonntag, 16.10.: Der Hinflug aka “Der erste Flug mit Baby”
Mittags um 13:40 Uhr wollten wir los. Natürlich hatte sich unser Kind an genau diesem Tag entschieden, nicht wie die Tage vorher nach 30 Minuten Schlaf weinend aufzuwachen. Heute war er ein Musterkind und hätte wohl mindestens zwei Stunden am Stück geschlafen. Leider mussten wir ihn nach 1,5 Stunden wecken. In Rekordgeschwindigkeit Essen in mein Kind löffeln, das sonst im eigenen Tempo essen darf, ist wirklich ein merkwürdiges Gefühl. Danach schnell schnell aufs Töpfchen, gewickelt, angezogen und rein in die Trage.
Unser Baby im Flugzeug mit Loop-Belt angeschnallt? Das geht nicht gut!
Der Weg zum Flughafen ist für uns eine Kleinigkeit, immerhin wohnen wir fast am Flughafen Tegel. Der Flug dafür umso stressiger. Denn ein Kleinkind mit einem so ausgeprägten Bewegungsdrang eine Stunde sitzend beschäftigen ist noch schwieriger, als es sich anhört. Natürlich wollte er das Flugzeug erkunden, unter die Sitze kriechen, den Vordermann an Haaren ziehen usw. Das ging aber überhaupt nicht, weil erstens kein Platz vorhanden war und generell Fluggäste sich keine unmittelbaren Plätze in der Nähe eines schreienden Kindes buchen wollen.
Bei Start und Landung wird man außerdem noch darauf hingewiesen, dass das Baby mit einem Loop-Belt angeschnallt und gesichert werden muss. Dahinter verbirgt sich eine Art Schlaufengurt, mit dem das Baby am Anschnallgurt des Erwachsenen verbunden wird. Super für ein Kind, welches schon ausflippt, wenn es einen Autositz mit Gurten sieht. Ihr könnt euch euch also vorstellen, dass es wirklich kein entspanter Flug für uns gewesen ist. Wir waren heilfroh, als wir gelandet waren und noch erleichterter, als wir ca. 1 Stunde später unsere Unterkunft erreicht hatten.
An- und Unterkunft in Wien
Ein kleines, aber sauberes und gemütliches Ein-Zimmer-Appartment. Sehr kinderfreundlich, weil kaum Dinge vom Boden aus zu erreichen waren. Allerdings mussten wir erst einmal das Bett umbauen, sodass der Kleine nicht rausfallen kann. Wir beide haben uns dann die Matratze auf dem Boden geteilt, während der Papa oben schlafen durfte.
Klares Highlight für den Rubbelbatz: Man kann von der Toilette aus den Wasserhahn erreichen. Und selbst betätigen. Damit hat er wortwörtlich Stunden verbracht.
Montag: Unser “Vienna-Sightseeing”-Tag
Zum Glück hatten wir uns mit dem Rubbelbatz, also um 20 Uhr, schlafen gelegt. Denn mit Verdunklung war in der Wohnung nicht so viel, mit Straßenlaternen dafür umso mehr. Und so durften wir in den folgenden 3 Tagen um 5 Uhr morgens mit unserem Sprößling aufstehen. Total Familie eben.
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann los zu unserem Hardcore-Sightseeing-Vormittag durch Wiens Innenstadt. Während der Kleine gleich nach ein paar Metern in der Trage eingeschlafen ist, hieß es bei uns Kilometer schrubben.
Denn das meiste an Sehenswürdigkeiten sieht man, wenn man an der früheren Ringstraße entlangläuft. Und die ist grade mal etwas über 5 km lang. Eine Kleinigkeit für Spazierläufer wie uns. Nach dem halben Ring haben wir trotzdem mittendurch abgekürzt, um auch den Stephansdom zu sehen und beim schicksten H&M den ich kenne Handschuhe und Stirnband für mich zu kaufen. Es war nämlich saukalt.
Für den Rubbelpapa gab es eine Mozartkugeln. Seit das Thema Wien aufgekommen ist, hatte er nämlich ständig von Mozart und Süßigkeiten erzählt.
Und Energy-Drinks. Gefühlt trinken die Wiener davon literweise und es gibt sie in allen Ausführungen und Geschmacksrichtungen.
Danach ging es, natürlich zu Fuß, zum Wiener Prater. Muss man ja gesehen haben in Wien. Rückwirkend kann ich sagen: muss man nicht wirklich. Zumindest nicht an einem Montag vormittag, da ist nämlich NICHTS los. Die meisten Fahrgeschäfte und Lokale haben geschlossen und wir haben uns gefühlt, wie in einer Geisterstadt. Auch unser kleiner Duracell-Hase in der Trage tat uns langsam leid und so machten wir eine Mittagspause mit kurzem Spielplatzaufenthalt und einem Restaurantbesuch.
Danach taten wir, was man eben so tut auf einem Wien Kurztrip tut: wir fuhren bzw. liefen einmal quer durch die Stadt (damit er nochmal schläft) zum größten Indoor-Spielplatz Österreichs mit dem Namen Bogi-Park. Zum Glück war Montags hier auch nicht viel los und wir hatten alle drei riesen Spaß. Also wirklich. Bei Riesentrampolinen, Kletterwand, Kinderdisco und Riesenrutsche kommt auch in mir das Kind wieder raus. Und zu sehen, wie mein Baby auf seine Kosten kommt und wie wild hin- und herrennt ist ja eh das Schönste.
Dienstag: Mit Tollabea auf geheimer Mission
An dieser Stelle würde ich euch jetzt so gerne erzählen, warum wir eigentlich nach Wien geflogen sind. Und das werde ich noch oft genug, versprochen. Aber leider haben wir alle, sogar im Namen unseres Kindes, unterschrieben, dass wir nicht darüber sprechen, bis die Aufzeichnung ausgestrahlt wurde. Nur so viel: es ging nicht um uns. Und wir haben bei der Gelegenheit TollaBea Beste kennengelernt.
So waren wir den Großteil des Tages bei Puls 4, einem österreichischen Fernsehsender, um moralische Unterstützung und Begleitung zu sein. Mit einem Kleinkind eine echte Herausforderung. Denn obwohl der Rubbelpapa regelmäßig mit ihm das Flüstern übt (“Wir sind leeeeise Jungs, pssst.“) hat er noch kein Gefühl dafür, wann er leise sein sollte. Und von diesen Momenten gibt es an so einem Drehtag leider viele. Ballspielen während eines Interviews kommt beispielsweise nicht gut an. Oder dieser wahnsinnig schrille, laute Quietschton, den er in der Kita gelernt hat.
Dafür kam er später dann so richtig auf seine Kosten. Ab ca. 15 Uhr waren wir in der Wohnung, die meine Schwägerin gemietet hatte. Und die war nicht nur kinderfreundlich, sondern riesengroß und voller lieber Menschen. Während ich mich mal ein wenig ausruhen und mit TollaBea, meiner lieben Schwägerin und einer anderen Freundin austauschen konnte, wurde der Rubbelbatz von meinem Schwager liebevoll bespaßt und beaufsichtigt. Ganz hoch im Kurs waren der begehbare Wandschrank und der rote Aufbewahrungskorb.
Nach einem gemeinsamen Nachmittags-Abendessen musste Bea dann leider los, aber wir blieben noch eine Weile. Die Stimmung war einfach toll. Familiär, entspannt, fröhlich.
Mittwoch: Der Rückflug nach Berlin
Das kosteten wir auch am nächsten Tag wieder aus und kamen gleich um 6:30 Uhr zum Frühstück wieder. Endlich mal Menschen nach unserem Geschmack, die auch so früh schon wach sind. (Ausnahmsweise, weil sie früh los wollten…)
Und dann begann der Superstress. In absolut gechillter Manier schlenderten wir zum Bahnhof – und verpassten prompt unseren Zug. Da eine S-Bahn in Wien leider nur im 30-Minuten-Takt fährt, waren wir dann super spät dran. Völlig abgehetzt kamen wir zur angegebenen Boarding-Zeit erst am Check-in an. Obwohl wir kein Abgabegepäck hatten, mussten wir dort anstehen. Denn airberlin hatte es, wie auch beim Hinflug, nicht hinbekommen, uns drei Boardkarten online zur Verfügung zu stellen. Dort wurden uns widerwillig (hey, nicht unsere Schuld!!!) die Dokumente ausgestellt und geraten, zu rennen. Taten wir – bis zur Sicherheitskontroll-Schlange. Dort durften wir auch auf Nachfrage nicht vor. Wir mussten uns anstellen. Zu allem Überfluss hatten wir einen Rest Wasser in der Baby-Trinkflasche vergessen. Was dazu führte, dass unser gesamtes Gepäck durchsucht wurde. Der Hosenknopf vom Rubbelpapa wurde sogar besprüht, ob er irgendwelche verbotenen Substanzen angefasst hatte. Die Trinkflasche haben wir übrigens nicht wieder bekommen.
Schoß oder Trage? Wo darf ich mein Baby im Flugzeug haben?
Weil wir aus dem Hinflug gelernt hatten, waren wir diesmal super schlau: bevor ich ins Flugzeug stieg, schunkelte ich den total übermüdeten Rubbelbatz in der Trage in den Schlaf und setzte mich dann. Durchgeschwitzt. Müde. Und froh, dass wir jetzt eine Stunde Ruhe hatten.
Falsch gedacht. Man darf nämlich kein Kind in der Trage haben während des Starts.
Auf Rückfrage bzw. mein Bedauern, weil er dann aufwachen und das ganze Flugzeug mit seinem Gebrüll erheitern würde, wurden wir schon wieder behandelt wie Terroristen: Wenn wir diese Regel nicht akzeptieren möchten, könne die a…freundliche Stewardess uns anbieten, das Flugzeug wieder zu verlassen. Im Ernst?! Weil wir ein schlafendes Baby haben? Wer macht denn sowas? Also den schlafenden Zwerg rausgeholt, mit dem Gesicht nach vorne gedreht, mit Baby Loop Belt angeschnallt.
Natürlich hat er gebrüllt wie am Spieß. Aber wir durften nach Hause fliegen…
Ich war einigermaßen angefressen. Nicht über die Tatsache, dass ich mein Baby wecken musste, sondern über die Art, wie sie mit uns geredet hat. Wir haben uns nicht aufgeregt und nie gesagt, wir nehmen ihn nicht raus. Wir haben lediglich nach Möglochkeiten oder Alternativen gefragt.
Uns dann gleich mit Rauswurf zu drohen fand ich etwas überzogen. Offensichtlich wusste die Stewardess das auch, denn kurz nach dem Start kam sie mit Babybrei, Malstiften und Malbuch zu uns und entschuldigte sich. Sie hätte leider schon einmal miterlebt, wie ein Kleinkind sich bei einer abprupten Bremsung das Rückgrat gebrochen hätte. Deshalb bestehe sie darauf. Dass sie uns so abfertigen musste, sei dem Stress beim Start geschuldet. Ich war versöhnt.
Vor allem passierte dann etwas sehr unerwartetes: der Rubbelbatz, nachdem er sich nach dem Start an der Brust beruhigt hatte, war total ruhig. Er saß den gesamten Flug angeschnallt auf meinem Schoß. Er ass, quasselte und malte mit mir. Auch auf dem restlichen Nachhauseweg und zu Hause war er total entspannt. Wir alle drei waren heilfroh, unser kleines Reich zurückzuhaben. Vor allem unser Familienbett ist wirklich unbezahlbar.
Hallo liebe Familie Rubbelbatz! Als ehemalige FastWienerin kann ich verstehen, dass der Prater am Montag Vormittag langweilig war, vielleicht hättet ihr im Tierpark Schönbrunn mehr Spaß gehabt 😉 Hoffe ihr hattet trotz Flugstress eine schöne Zeit in meiner ehemaligen Heimat, mich hat es ans andere Ende von Österreich in die Berge verschlagen 🙂
Liebe Bettina, ja das wäre bestimmt ein größeres Erlebnis gewesen – hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer.
Liebe Grüße in die Alpen,
Hanna
Wir haben damals mit meiner kleinen Schwester alle Tierlaute vor ihrem ersten Besuch geübt und das einzige an das sie sich danach erinnerte war, dass der Elefant gaaaaanz lang und gaaaanz viel Lulu gemacht hat 😉
Liebe Grüße, Bettina