Angst vorm Heiraten? Fehlanzeige!

Angst vor Heiraten

Zugegeben, langsam wird das Ganze immer realer. Warum ich aber trotzdem keine Angst vorm Heiraten habe und warum das seltsam ist, möchte ich einmal kurz versuchen, zu beschreiben:

Bis dass der Tod euch scheidet?

Die Ehe ist eine Vereinbarung zwischen zwei Menschen, die vermutlich für den Rest unseres Lebens gilt. Den Rest meines Lebens? Alles, was in diese Richtung geht, löst bei mir in der Regel Panik bzw. Ablehnung aus. Kein Wunder, dass ich da auch Angst vorm Heiraten habe. So habe ich beispielsweise Lehramt studiert, aber eine Verbeamtung – auf LEBENSZEIT – wäre für mich die schlimmste Strafe. Nie könnte ich mir vorstellen, mein restliches berufliches Leben dieselbe Tätigkeit auszuüben, mit kaum Aussicht auf einen Ausweg, wenn man erst mal drin ist. Ich brauche Abwechslung in meinem Leben, möchte Neues kennenlernen, ausprobieren und dazulernen.

Auch der Gedanke, bis zum Ende meines Lebens ein Kind zu haben, verunsichert mich nach wie vor. Ich weiß, dass das ein ganz schlimmer Gedanke ist, aber so bin ich im Umgang mit “für-immer”-Sachen. Wie kann ich denn heute festlegen, was ich in 5 oder 10 oder 30 Jahren wollen werde, wie ich dann sein werde? Wie kann ich ein Versprechen geben, an das ich mich auch in 40 Jahren noch halten muss bzw. will? Wir verändern uns doch ständig das ist auch gut so.

Willst du mich heiraten?

Was ist also an der Ehe, die ich nächste Woche eingehen werde, anders? Als mein Verlobter mich im letzten Jahr gefragt hat, ob ich seine Frau werden möchte, habe ich sofort ja gesagt. Ich hätte auch vor zwei Jahren schon ja gesagt oder vor drei, allerdings hätte ich damals wahrscheinlich noch überlegt. Weil ich eigentlich bei allem überlege, vor allem eben den langfristigen Bindungen. Aber seitdem habe ich die Entscheidung zur Hochzeit kein einziges Mal überdacht – bis auf die Frage, warum das eigentlich sein kann. Wie kann ich mir nur sicher sein, den Rest meines Lebens mit diesem Mann zu verbringen, die guten wie die schlechten Tage?

Immerhin sprechen wir hier über den Mann, der mich zur Weißglut bringt mit seiner Verzögerungstaktiken und seine Art, die Dinge anzugehen. Mit ihm will ich also alt werden? Ja! Denn wir sprechen auch über den Mann, der mir schon gezeigt hat, wie er in schlechten Zeiten zu mir hält und mich unterstützt, wir sprechen über den Mann, der mir zuliebe gelernt hat, wie man den Spiegel im Bad putzt (und das auch manchmal macht), wir sprechen über den einzigen Menschen, der machen kann, dass ich mich nach einem schrecklichen Tag oder bei fürchterlicher Laune wieder gut fühle. Wir sprechen über den Mann, der mich sogar noch süß findet, wenn ich gerade ganz unmöglich zu ihm bin und der auch das misslungenste meiner Gerichte für ein Gourmet-Dinner hält und bis zum letzten Rest aufisst. Wir sprechen von dem Menschen, auf den ich mich die letzten 5 Jahre zu 1000% verlassen konnte und der mich (und bald das Würmchen) an die oberste Stelle setzt, meistens noch vor sich selbst.

Ich wäre also wirklich selten dämlich, so etwas noch zu hinterfragen. Warum ich aber weiß, dass es auch in Zukunft funktionieren wird? Weil ich zwar die letzten Jahre mit demselben Mann zusammen war, er aber nie durchgehend derselbe Mann war. Genauso, wie ich mich weiterentwickle und Neues für mich entdecke, überrascht auch er mich immer wieder mit neuen Seiten und neuen Entwicklungen. Er ist wie einer dieser verflixten Zauberwürfeln aus den 80ern, den man nie ganz lösen kann, und der mit jeder Drehung wieder ein wenig anders aussieht. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich ihn niemals im Keller vergraben möchte…

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