Erfahrungsbericht: Auch Mamas können einen Burnout bekommen!

Es ist wahrlich ein Tabu: eine Mama, der ein Burnout droht oder die gar schon einen hat. Wie kann das sein? Mütter sind doch unverwüstlich – oder? Tatsächlich glaube ich, dass Frauen und insbesondere Mütter extrem viel aushalten, unheimlich viel schaffen und das dann leider (?) auch zu lange durchhalten und mitmachen.

Auch Mamas können einen Burnout bekommen!

Es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass in mir das Gefühl aufkam, dass hier irgendwas nicht mehr ganz richtig läuft. Ich war mit meiner Unterfunktion beim Schilddrüsen-Check und erwartete, dass die Dosis hochgesetzt werden müsse – zum ersten Mal überhaupt. Es gibt Menschen, die sind sehr unglücklich, wenn sie tagtäglich Tabletten nehmen müssen – und es gibt mich, die froh ist, wenn es etwas so vergleichsweise Harmloses ist, dem man mit einer kleinen Tablette am Morgen beikommen kann. Ich ließ mir also Blut abzapfen und kam wenige Tage später zum Gesprächstermin. Warum nur gibt es kein Video von meinem Gesicht als mir die Ärztin mitteilte, dass meine Werte so gut seien, dass ich die Tabletten absetzen könne.

Mayday – Mayday! Hier läuft was schief! Wie kann das sein?

Ich fühlte mich noch nie in meinem Leben derartig schlapp und müde und geschafft. Klar, die Kinder schlafen selten durch, aber gerade da hatten wir eigentlich die große Ausnahme von mal ein paar guten Nächten und dementsprechender nächtlicher Erholung. Ob ich denn schon mal über eine Mutter-Kind-Kur nachgedacht hätte. Ich? Wieso? Nein, natürlich nicht. Bei mir ist doch alles bestens! Und überhaupt: ich hab doch nur nen Teilzeitjob (zu der Zeit sogar noch hauptsächlich im HomeOffice) und auch nur zwei Kinder…

Wenn der Groschen nach und nach fällt und man es dennoch nicht wirklich glaubt

Doch der Gedanke blieb im Kopf. Hatte ich da nicht noch irgendwo so einen Flyer? Da waren doch mal diese beiden netten Damen von der Diakonie beim Elternabend vom Kindergarten gewesen, hatten dort sich und ihre Aufgaben vorgestellt, wo es auch darum ging, dass sie bei Kurfragen für einen da sind. Tatsächlich fand ich den Flyer sofort in meinem Ablageberg wieder. Mein Herz puckerte. Also, da jetzt anrufen, nee, ist ja nicht dringend und eigentlich ja auch gar nicht nötig. Ich schreib da einfach mal eine Mail hin, so ganz unverbindlich. Dann hab ich mich erstmal gekümmert und gut ist.

Gesagt, getan, doch die Antwort ließ gar nicht lange auf sich warten und so hatte ich schon wenige Tage später direkt meinen Beratungstermin. Ich ging dort hin mit dem Vorhaben, mir das alles einfach erst einmal anzuhören und mich so ganz unverbindlich zu informieren. Keinen Monat nach meiner ersten Mail war schon der fertige Antrag unterwegs. Und ich muss sagen, diese Kur war wirklich meine Rettung. Wie genau mein Weg zur Kur war, wie es mir kurz vorher ging, über meine Vorbereitungen und natürlich letztendlich über meinen Aufenthalt könnt Ihr alles in meiner Beitragsreihe zu unserer Mutter-Kind-Kur auf meinem Blog nachlesen:

https://schnuppismama.wordpress.com/tag/mutter-kind-kur/

Langfristige Besserung durch die Mutter-Kind-Kur?

Meine Kur ist nun ein gutes halbes Jahr her und wenn ich nun so zurückschaue und mich frage, inwieweit ich all das Gelernte dauerhaft in meinen Alltag integrieren konnte, dann ist das Fazit ein gemischtes. Und wisst Ihr was? Ich glaube, das ist ganz normal und völlig in Ordnung. Denn was ich vor allem seit der Kur vermeide ist, mich selbst unter Druck zu setzen.

Ja, direkt nach der Kur hab ich es noch super durch- und umsetzen können, dreimal die Woche Sport zu machen. Doch mit der Rückkehr ins Büro, wenn auch in Teilzeit, geht das bisschen “Freizeit” mehr denn je für Einkauf, Haushalt, Wäsche & Co. drauf. Früher, also vor der Kur, hätte ich es nun einfach komplett sein lassen. Seit der Kur weiß ich: jeder Schritt zählt, jedes einzelne Mal, sei es noch so kurz, tue ich meinem Körper und mir etwas Gutes. Ich gebe zu, ich empfinde es als befriedigender, regelmäßig Sport zu machen und mich dadurch steigern zu können. Doch da das einfach nicht möglich ist, verbuche ich schlicht und ergreifend jede (noch so kleine) Sporteinheit als etwas Positives für mich und weiß, dass auch dieses bisschen wichtig und hilfreich ist – ja, jedes einzelne Mal und jeder einzelne Schritt! Und so läuft mein Sport-“Programm'” unter dem Motto “Schritt für Schritt – Mommy get’s fit!”

Doch es ist auch einiges “Grundsätzliches” in meinem Alltag geschehen. Vielleicht wusste ich das zumindest unterbewusst schon vorher und teils hatte ich mich auch schon in der Umsetzung versucht, doch die Traute, der Mut und einfach die Bestätigung, dass ich mir das als Mama erlauben und rausnehmen kann, die kam mit der Kur! Es mag jetzt wie Kleinigkeiten klingen, aber für mich macht es den Unterschied: Ich gönne mir bewusste Zeiten nur für mich und ziehe meinen Mann mehr mit ins Boot.

Wie das aussieht? An den Tagen, an denen ich im Büro arbeite, ist der Mann in den Kinderfahrdienst integriert, ich wuppe das nicht mehr alles alleine. An den Tagen, an denen ich zuhause bin, setze ich mir konkrete Ziele, was ich schaffen möchte und was ggfs. noch warten muss – und gönne mir eine ganz bewusste Pause. Ich hetze nur noch selten komplett von morgens bis abends durch den Tag. Und während ich das so schreibe, habe ich fast direkt wieder ein schlechtes Gewissen. Und ich glaube, das trifft den Nagel auf den Kopf…

Warum ist ein Mama-Burnout ein Tabu?

Dürfen wir Mamas das? Dürfen wir mal nicht mehr können? Mal nicht mehr funktionieren? Uns mal einfach, trotz seitenlanger To-Do-Liste, Pausen gönnen? Dürfen wir uns, trotz totaler Übermüdung, abends noch mal zu einem Schnack mit einer Freundin verabreden anstatt zumindest ein bisschen Schlaf zu bekommen?

Das Anforderungsprofil an Mütter ist extrem hoch. Eine Mama kann alles, schafft alles, macht alles! Mädels, da kann man wahrlich nur verlieren! Und das macht müde, unendlich müde. Okay, das bin ich sowieso. Meine Große ist nun schon 6 Jahre und kommt dennoch derzeit mal wieder jede Nacht. Die Kleine momentan auch und ich gehe am Stock mit meinen mal drei, mal vier Stunden Schlaf… Oft frage ich mich, ob die Nacht denn überhaupt noch schlechter, sprich schlafärmer gewesen sein kann, als die vorige, aber es ist wohl eher die Summe und Dauerbelastung selbiger.

Ich bin wirklich KO und ohne die Kur würde ich meine Grenzen wohl noch mehr überschreiten. Doch wenn ich dann mal so objektiv zusammenfasse: nur zwei Kinder, nur einen Teilzeitjob mit zwei Bürotagen plus (open end) HomeOffice (nach Bedarf), einem Haus(halt) – dann klingt das nicht nach totaler Überlastung. Da gibt es so viele, die noch mehr schaffen müssen, auf deren Schultern noch so viel mehr lastet. Dann mache ich mich ganz klein und finde mich jammerig und erbärmlich…

Doch dann rufe ich mir wieder ins Gedächtnis, dass ich ganz viel ganz alleine schaffen muss. Ich habe keine Familie vor Ort – jede Minuten für mich muss ich mir erkämpfen und vor allem vorher organisieren. Und ich gebe alles für meine Kinder, bin wirklich 24/7 für sie da. Nicht, weil ich das Gefühl habe, ich muss das. Nicht, weil ich das Gefühl habe, “man” erwartet das von mir. Nein, einfach weil ich das so möchte und so für mich selbst entschieden habe; weil ich meinen Kindern all meine Mutterliebe mitgeben und sie mit ihren Ängsten und Problemen nicht alleine lassen möchte – wie zum Beispiel mitten in der Nacht, wenn das auf Toilette gehen ob der Dunkelheit zu einer nicht allein zu bewältigenden Herausforderung wird und man danach nur noch an Mama gedrängt wieder einschlafen kann…

In der Kur, bei einer Gesprächsgruppe, meinte die Therapeutin zu uns, dass die Emanzipation der Frau der reinste Betrug sei. Die Frauen haben mehr Pflichten bei weiterhin weniger Rechten bekommen. Gleichberechtigung gibt es nicht. Und wer das zu schwammig findet, kann sich ja mal bezüglich #genderpaygap informieren. Das sind Zahlen, Daten, Fakten – traurige. Und das ist nur ein Beispiel der Ungleichheit. Und so finde ich es nicht verwunderlich, dass eine Mutter schnell vor einem Burn Out stehen kann. Doch das darf man bloß keinen wissen lassen… Und das heißt oft durchhalten und funktionieren bis es irgendwann einfach nicht mehr geht.

Und nun?

Ich weiß keine Patentlösung, wie es Mütter heutzutage am besten schaffen, sich nicht total auszupowern und aufzuopfern. Ich weiß nur für mich, dass ich einiges in meiner Kur gelernt habe, wenngleich ich auch nicht alles umsetzen kann. Aber es ist da was in mir drin angekommen. Es lässt mich nicht weniger für meine Kinder tun, aber an anderen Stellen bin ich kürzer getreten, achte mehr auf mich und hole mir, wo es irgendwie möglich ist, auch Hilfe.

Auf jeden Fall aber wünsche ich mir, dass Mütter in der Öffentlichkeit, der Gesellschaft ein besseres Standing bekommen – damit wäre schon ein Großteil des Problems angegangen! Stichworte: Wertschätzung & Vereinbarkeit!


Wer schreibt hier?img_0482

Schnuppismama, das bin ich: eine zweifache Mädchenmama, mit zwei Töchtern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auch wenn ich meinen Blogthemen keine Grenzen setzen möchte, dreht es sich – und das liegt in der Natur der Sache – doch meist um meine Kinder und das Leben als Teilzeit-arbeitende Mutter – kurz gesagt: eine TeilzeitWorkingMom die als Sandwich-Mombie auf dem wackeligen Gerüst der Vereinbarkeit balanciert. Alles klar? Falls Ihr neugierig geworden seid, freue ich mich auf Euren Besuch auf meiner Seite und/oder ein Feedback hier zu meinem Gastbeitrag!

Mir bleibt nun nur noch, der lieben Rubbelmama zu danken, dass ich hier heute zu diesem Thema Gast sein durfte und ein wenig über meine Erfahrungen hierüber zu berichten!

Passt auf Euch auf Ihr Mamas da draußen!

Eure schnuppismama
https://schnuppismama.wordpress.com/

1 Kommentar zu „Erfahrungsbericht: Auch Mamas können einen Burnout bekommen!“

  1. Klaus, der Nikolaus (female)

    Liebe Schnuppismama (und andere Betroffene),

    kann es sein, dass das Gefühl, das Mama-Burnout sei ein Tabu auch zum Burnout selbst beiträgt? Ich finde nämlich überhaupt nicht, dass es ein Tabu ist. Auch habe ich nicht das Gefühl, dass unsere Gesellschaft das so empfindet. Seit der Geburt meines Kindes wird mir überall bestätigt, vor allem von älteren Frauen, wie anstrengend doch Kinder sind. Mir wird dauernd versichert, man müsse sich nicht schämen, wenn man nicht mehr kann. Ich kenne natürlich die Tage, an denen man einfach nicht mehr kann. Ich glaube, dass schlimm für mich wäre, wenn ich dieses Gefühl als Tabu empfinden würde.
    Natürlich ist jede Situation anders. Burnout scheint ja vor allem von der Persönlichkeit abzuhängen. Da ich ein sehr fauler Mensch bin ist das Risiko vielleicht geringer? Ein Tabu ist das Burnout vor allem für die Betroffenen selbst. Glaubt mir, wir faulen Menschen haben immer Verständnis, wenn wir die Stundenpläne der Burnout-Geplagten so sehen 😉
    Ich sehe es aber auch so, dass die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf nicht gegeben ist, zu Lasten der Mütter und Väter. Ich wünsche mir ein Jahr bezahlte Elternzeit pro Elternteil, denn mein Kind so früh in die Betreuung zu geben fällt mir sehr schwer.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert