Wenn ich mit befreundeten Müttern spreche, stelle ich häufig fest, dass es anderen auch so geht: mit Nicht-Eltern, also kinderlosen Freunden, haben wir plötzlich nicht mehr so viel zu tun. Stattdessen sind wir alleine mit dem Kind oder umgeben uns mit unseres gleichen. Warum ist das so und kann man dagegen was machen?
Ein Kind ist doch keine Krankheit
Am Anfang der Schwangerschaft war ich noch euphorisch. Der Kleine wäre ja mit 6 Monaten abgestillt und mit 1 Jahr soweit selbständig, dass er von anderen betreut werden könnte. Dann könnte mein Leben eigentlich auch schon weitergehen. Der Mann und ich könnten Abends wieder ausgehen, während der Rubbelbatz z.B. bei meinen Eltern wäre. Und Treffen mit Freunden? Natürlich auch kein Problem.
Die Realität holte mich sehr schnell ein. Zunächst war es noch die fortschreitende Schwangerschaft, die mich sozial aufs Abstellgleis stellte. Denn wer nichts trinkt und um 18 Uhr bettreif ist, ist jetzt nicht unbedingt der beliebteste Partygast. Tagsüber alle 10 Minuten pullern zu müssen ließ mich auch bei Unternehmungen und Ausflügen nicht wirklich gut dastehen. Aber während ich da noch hoffnungsvoll auf die Zeit nach der Geburt wartete, traf mich dann das Leben umso härter.
Die Wahrheit über Mamas und soziale Kontakte
Das komplette erste Jahr war ich komplett im Zombiemodus. An echte soziale Interaktion war nicht zu denken. Es war der erste Geburtstag meines Sohnes, an dem mir auffiel, dass ich es zum ersten Mal wieder wirklich genießen konnte, unter Menschen zu sein. Vorher waren Schlafmangel, Überforderung und Stilldemenz einfach so allgegenwärtig, dass ich am liebsten nur still vor mich hinsitzen wollte und aufpassen, dass mein Kind sich nicht umbringt oder anderen Babys über den Kopf krabbelt.
Und guess what: die meiste Zeit umgab ich mich mit anderen Erstlings-Mamas, denen es scheinbar genauso ging. Die zufrieden waren, sich kurz über die Häufigkeit des Stuhlgangs und den neuesten Kreischton, den das Kind von sich geben kann, zu unterhalten und dann wieder nur so dazusitzen. Die Verständnis haben, dass man mal eben 45 Minuten zu spät kommt, weil man das Baby auf keinen Fall wecken wollte. Oder weil es genau in dem Moment, in dem man los wollte, nochmal den kompletten Rücken hochgekackt hat und man es komplett umziehen musste. Die wissen, dass man spätestens um 17 Uhr zu Hause sein möchte und sich am liebsten in kindersicheren, geschlossenen Anlagen aufhält.
Kinderlose Freunde sind anstrengend
Meine Zeit mit kinderlosen Freunden zu verbringen, erschien mir dagegen wirklich anstrengend. Immerhin sind die ganz normal zu mir, so wie sie immer waren. Und erwarten vermutlich dasselbe von mir. Oder bin ich als Mama für kinderlose Freunde anstrengend? Für mich war es vor allem im ersten Jahr sehr schwer, etwas mit meinen alten Freunden zu unternehmen. Beim Junggesellenabschied in Regensburg zum Beispiel habe ich mich gefühlt wie der nach Babykotze riechende Klotz am Bein der Kinderlosen. Während sie flexibel feiern, trinken und quatschen konnten, musste ich mich nach Schlafens- und Stillzeiten meines Sohnes richten. Und sie dadurch irgendwie mit – oder ich konnte nicht dabei sein. Während die anderen am Donauufer eine Zigarette rauchten, kämpfte ich auf der Wiese nebenan mit meinem Kind den Windelkampf. Während ich entnervt in die Verlängerung ging in Sachen Einschlafstillen, hatten die anderen bereits ihren zweiten Cocktail getrunken. Anstatt ernsthaft darüber nachzudenken, ihnen noch Gesellschaft zu leisten, blieb ich im Bett liegen, nachdem der Kleine endlich ruhig war.
Die Wahrheit ist wohl, dass tatsächlich auch ich als Kleinkind-Mutter anstrengend bin. Denn leider gibt es, und damit bin ich kein Einzelfall, auch Freunde, die seither einfach “keine Zeit” mehr haben. Die weniger und weniger ans Telefon gehen, die wir kaum noch zu Gesicht bekommen, obwohl sie in derselben Stadt wohnen.
Es gibt Hoffnung
Und dann sind da die kinderlosen Single-Freunde, die wir seitdem umso mehr sehen. Mit denen eine Freundschaft sogar erst entstanden ist, seit ich Mutter bin. Zugegeben, dass sind vor allem weibliche Freunde, aber Freunde nichtsdestotrotz. Sie passen sich unseren Bedürfnissen als junge Familie an, passen mit auf den Rubbelbatz auf, spielen mit ihm, verschaffen uns mal eine Verschnaufpause. Sie hängen ganz gemütlich mit uns zu Hause ab, kochen, essen, quatschen. Das tut wirklich gut und fühlt sich so normal an.
Was ich mir für die Zukunft wünsche? Natürlich, dass ausnahmslos alle meiner Freunde Kinder bekommen, natürlich!