Sommer, Sonne, Eis und Badeunfälle. Seit einigen Jahren erhalte ich – kurz bevor die Plantschbeckensaison eröffnet wird – über die sozialen Netzwerke Artikel samt Warnhinweisen betreffend die Absicherungsvorkehrungen des heimischen Pools. Neben Schlagwörtern wie „Tierquälerei“ und „Gefahr“ wird das Ganze noch erschreckend verstärkt durch Fotos von Tatorten. Darauf zu sehen: Leblos im Gartenpool treibende Tiere wie z.B. Katze, Fuchs oder Hund. Dabei wäre die rettende, vorbeugende Maßnahme doch so simpel und günstig: Ein einfaches Brett soll den neugierigen Tieren, die in den Pool gefallen sind, als Notausgang dienen.
Ob diese Prävention etwas nützt? Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich in unserem Pool bisher außer verunglückten Insekten keine ertrunkenen Fellknäuel herausfischen müssen. Ob dies an dem angebrachten Fluchtbrett liegt oder daran, dass die Vierbeiner in unserer Gegend von Haus aus wasserscheu sind? Ich weiß es nicht. Was ich allerdings jedes Jahr aufs Neue feststelle ist, dass in den Medien wenig bis kaum auf die Gefahren durch Wasser für für Kinder hingewiesen wird, die man eben eingeht, wenn man Kind/er und Wasser im Haus oder im Garten hat.
Nichts gegen Vierbeiner und Tierschützer, aber manchmal sollten wir uns daran erinnern, dass Menschenleben, insbesondere das der Kleinsten, auch besonders schützenswert ist. Aus diesem Grund widme ich mich heute dem Überlebenselement Wasser und unseren wichtigsten Lebenselementen, den Kindern, bzw. dem Thema: Prävention Ertrinken.
Das sagt die Statistik zu Ertrinkungsunfällen bei Kindern
Wieviele Kindern/Teens sind in Deutschland 2018 und 2019 den Ertrinkungstod gestorben?
Im Jahr 2019 sind laut Deutsche Lebens-Rettugs-Gesellschaft e.V. (www.dlrg.de) in Deutschland insgesamt 58 Menschen zwischen 0 und 20 Jahren ertrunken.
Davon waren 25 Kinder im Alter von 0 bis 10 Jahre und 33 Kinder/Teenager zwischen 11 und 20 Jahre jung.
Ein Jahr zuvor, also 2018, waren es sogar 71 Menschen zwischen 0 und 20 Jahren.
Bei Kindern zählt Ertrinken zu den häufigsten tödlichen Unfällen.
Wo ertrinken Kinder?
Der Unfallort ist je nach Alter unterschiedlich.
Bei den Ertrinkungsfällen von Säuglingen ist der Unfallort meist zu Hause.
Während die Unfälle der 1 bis 4 Jährigen oftmals beim Spielen am Wasser passieren (sowohl an natürlichen Gewässern als auch in privaten Pools/Gartenteichen).
Größere Kinder, Jugendliche und Teens verunglücken oft außerhalb des häuslichen Bereichs, häufig in Seen und Flüssen. (Fakten von www.kindersicherheit.de/Statistik 2013).
Jeder Ertrunkene ist einer zuviel! Diese Aussage stammt nun allerdings nicht von Baywatch-Star David Hasselhoff sondern von mir! Nachdem es Baywatch und deren muskelbepackte Retter nur im Fernsehen gibt, vermutlich auch nur noch bei SAT1 Gold, ist es überlebenswichtig sich nachfolgende Stichpunkte zur Prävention einzuprägen:
Mögliche Präventionsmaßnahmen gegen das Ertrinken von Kindern
Das Wichtigste: Gefahrenquellen im und um das Haus gewissenhaft beseitigen. Schon ab 3 cm Wasser kann ein Säugling ertrinken! In einem Putzeimer mit Wasser kann ein Baby z.B. ebenfalls seinen Kopf hineinstecken und nachdem dieser im ersten Jahr noch recht schwer zu halten ist, Übergewicht bekommen und womöglich binnen kürzester Zeit unbemerkt ertrinken. Kinder ertrinken leise ohne filmreife Hilfeschreie. In manchen Fällen waren Erwachsene in unmittelbarer Reichweite, allerdings mit dem Rücken zu den Ertrinkenden.
Badewanne
Babys/Kleinkinder niemals alleine – auch nicht eine halbe Minute – unbeaufsichtigt in der Badewanne lassen! Egal, ob es an der Türe oder am Handy klingelt oder das andere Kind gerade schreit. Lass Dich keinesfalls ablenken und behalte Deinen Nachwuchs stets im Auge. Handtuch und Umziehklamotten sind einfach vor dem Geplantsche in der Wanne bereit zu legen und nicht während das Kind in der Badewanne sitzt.
Sollte es unumgänglich sein, dass Du nach dem anderen Kind schauen musst oder die Türe öffnen musst, dann nimm Deinen Badefrosch raus aus dem Wasser und auf dem Arm solange in der Wanne noch Wasser ist! Badesitze und Schwimmflügel sind übrigens kein Hilfsmittel, welche einen von der Aufsichtspflicht befreien. Zudem regen Schwimmflügel auch die Phantasie mancher Kinder an. So kenne ich mehr als ein Kind, dass sich die Flügel an die Füsse gebunden hat und todesmutig ins Wasser gewatet ist (allerdings wurden sämtliche Forscherkinder rechtzeitig ausgebremst).
Besonders wichtig ist auch, dass man die Aufsicht niemals einem anderen Kind überträgt. Eine (Bade-)aufsicht muss stets eine erwachsene Person sein, die Gefahren abschätzen kann!
Babyplanschbecken
Auch hier gilt dasselbe Vorgehen wie in der Badewanne.
Heimischer Pool
Bei Stahlwandpools kannst Du einfach die Leiter wegstellen, damit Dein Nachwuchs nicht allein und unbemerkt reinklettern kann. Unterschätze aber nicht den Erfindergeist älterer Kinder, wenn es um das bauen von Ersatzleitern geht! Im Boden eingelassene Pools müssen unbedingt auch stets gesichert sein; hierfür gibt es fahrbare Dächer, deren Kosten man einfach von Anfang an gleich mit einkalkulieren sollte. Alternativ wäre auch eine Einzäunung möglich. Egal ob Du nun selbst Nachwuchs hast oder Nachwuchs in der Nachbarschaft.
Gartenteich/Ententeich/Wassertonnen
Warum es im Land der Gebote und Verbote noch keinen Paragraphen gibt, der Gartenteich- und Ententeichbesitzern zwingend vorschreibt, diese Gewässer auch abzusichern, verstehe ich nicht. Hier kann ich nur an die Vernunft eines jeden Teichbesitzers appellieren und um entsprechende Anbringung von engmaschigen Gittern oder einer stets abgeschlossenen Umzäunung bitten.
Schwimmbadbesuch/Planschen an öffentlichen Gewässern
Kinder und Erwachsene überschätzen sich manchmal. Überhitzt und vollgemampft ins Wasser springen? Vom Rand ins Becken hopsen. Zu weit in offene Gewässer hinausschwimmen. Wetterwarnungen nicht ernst nehmen. Bei manchen Teenagern und Erwachsenen kommen dann noch Alkohol und/oder andere Drogen hinzu. Auch wenn Wasserwacht/ Bademeister anwesend sind, ist dies kein Freifahrtschein für unverantwortliches Handeln.
Weitere Präventionsmaßnahmen
Ich bin keine Helikoptermama und möchte auch sonst weder mir noch anderen mit Todes- und Unfallstatistiken Angst einjagen. Als Eltern gehen wir immer gewisse Risiken ein und machen Fehler. Aber: Bei gewissen Themen wie Präventionsmaßnahmen zur Unfallvermeidung kenne ich keine Ausreden. Ich möchte keines meiner Kinder irgendwo tot oder halbtod herausfischen müssen.
Daher sind mir die vorgenannten Schutzmaßnahmen wichtig.
Meiner Meinung nach sinnvoll ist, sein Kind früh mit Wasser vertraut zu machen. Kinder sollten Planschen und später das Schwimmen lieben und auch beherrschen. Nichtsdestrotrotz sollte Kindern auch vermittelt werden, welche Gefahren bestehen und was man eben beachten sollte.
Neben einem Schwimmkurs ist ein Erste-Hilfe-Kurs auch zweckmäßig. Gerade in Zeiten, in denen Schwimmhallen dauerhaft geschlossen werden, ist eine Teilnahme an einem Schwimmkurs manchmal umständlich zu erreichen bzw. überhaupt zu buchen. Daher auch bei der nächsten Petition „für den Erhalt von Hallenbädern/Freibädern“ unterschreiben und/oder die örtliche Wasserwacht mit einer Spende unterstützen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen schönen, sonnigen, spaßigen und vor allen Dingen unfallfreien Sommer!
Anmerkung: Für fehlendes Erste-Hilfe-Wissen gibt es heute übrigens keine Ausrede mehr. Auch, wenn Du keine Zeit für einen Präsenzkurs hast, kannst Du einen Online-Erste-Hilfe-Kurs für Kinder buchen und dann ansehen und üben, wenn Du eben Zeit hast.
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