Ich bin (k)eine Smartphone-Mama

Ich möchte mich heute outen. Ich bin eine Smartphone-Mama. Vor allem in der Anfangszeit war dieses kleine Gerät für mich ein wichtiger Kanal zur Außenwelt, wenn ich mal wieder dauerstillend im Bett lag, und ein gedanklicher Ausgleich. Zumindest, wenn es gerade nicht kaputt war.  Wenn mein Sohn sich selbst beschäftigt und mich nicht zu brauchen scheint, habe ich die Hand oft am Display. Schau mal schnell, was auf Facebook los ist. Beantworte Nachrichten. Mache mir Notizen für künftige Beiträge. Ich bin eine Smartphone-Mama.

Bisher habe ich mir nicht so viel dabei gedacht. Immerhin spielt er ja dann ohnehin. Dann stieß ich gestern auf einen kurzen Artikel auf Deutschlandfunk-Kultur.

In aller Kürze besagt dieser, dass Kinder dadurch, dass sie die Erfahrung machen, dass das Smartphone in vielen Lebenssituationen wichtiger ist, also lieber angesehen wird, als sie selbst, eine Bindungsstörung entwickeln könnten.

Natürlich fällt einem sofort die Bindungstheorie von John Bowlby aus den 1940er Jahren ein. Und der wunderbar klassische Satz der Säuglingsforscher, dass Kinder nur gedeihen durch die Spiegelung in den liebevollen Blicken ihrer Eltern, in denen sie Geborgenheit, Schutz, Zuwendung, Zärtlichkeit und Weltbestätigung erfahren. Astrid von Friesen

Natürlich hab ich sofort ein super schlechtes Gewissen bekommen. Denkt mein Sohn vielleicht, dass mir mein Smartphone wichtiger ist, als er? Bin ich eine ganz schreckliche Mutter? Gleichzeitig war ich doch immer da. Habe ihn trotzdem oft bestaunt, mit ihm gespielt oder ihn in aller Ruhe gestillt. Ohne Smartphone.

Ich war hin- und hergerissen.

Dann beschloss ich, egal was nun richtig oder falsch ist, das Smartphone einfach mal liegen zu lassen. Es nur in die Hand zu nehmen, wenn er schläft oder wo anders ist. Wirklich wichtige Dinge passieren ja ohnehin nicht. Denn das einzige, was nicht warten kann, ist 90 cm groß und auch ohne Technik immer in meinem Blickfeld.

Dann passierte etwas ganz Wundervolles. Weil ich mich bewusst dazu entschieden hatte, jetzt nichts anderes zu tun, kam mir die zeit mit meinem Sohn, auf den ich ja jeden Vormittag aufpasse, viel schöner und spannender vor, als sonst. Ich genoss es, ihm zuzusehen. Mit ihm zu spielen. Wir jagten uns gegenseitig mit seinem kleinen Laufrad und er lachte so herzlich und ansteckend, dass es eine Freude war.

Und so habe ich mir vorgenommen, in Zukunft ein wenig seltener eine Smartphone-Mama zu sein. Mehr Stunden des Tages das Ding bewusst wegzulegen und mich die Zeit auf meinen Sohn zu konzentrieren.

10 Kommentare zu „Ich bin (k)eine Smartphone-Mama“

  1. Liebe Hanna,
    ich merke schon bei meinem 7 Monate alten Sohn, dass ihn leuchtende Bildschirme faszinieren. Für mich bedeutet das, dass ich noch mehr darauf achten muss, dass Laptop, Smartphone etc. für ihn so selten wie nur möglich sichtbar sind. Doch er schläft nur wenig und die eine oder andere Sache will ja schon digital erledigt werden. Außerdem würde sich für mich nach der Elternzeit Arbeit im Home Office anbieten. Mich würde sehr interessieren, wie du an deinem Blog arbeitest – ist der Rubbelbatz dann immer bei anderen? Und wie war das am Anfang, als er noch kleiner war?
    Liebe Grüße

    1. Hallo liebe Millie,

      bis auf ein paar kleine Klicks konnte ich NIE am Laptop arbeiten, wenn mein Sohn wach war. Unmöglich. Wenn er den Laptop erreichen kann, versucht er entweder darauf rumzutippen, oder er verlangt Aufmerksamkeit. Früher war das ein sich sehr schnell steigerndes, energisches Nörgeln. Heute steht steht er neben mir und zerrt an meiner Hand und sagt “Mama mit” oder er verlangt lauthals nach irgendeinem Video oder Foto auf dem Bildschirm.

      Anfangs habe ich daher geschrieben, wenn er geschlafen hat oder mit seinem Papa draußen war. Mit 14 Monaten sind wir dann täglich ins Coworking Toddler, wo er spielen konnte und ich nebenan arbeitete. Seit wir hier in Bayern sind, passt sein Opa immer nachmittags auf ihn auf und ich habe je nach seiner Laune und Anhänglichkeit 1-3 Stunden Zeit. Wenn es sein muss, mache ich dann abends noch etwas, wenn er eingeschlafen ist. Meist bin ich aber zu müde und bisher reicht mir die Zeit auch aus, die ich habe. Mit festen Arbeitszeiten für einen Arbeitgeber würde es nicht gehen, denn er braucht zwischendurch, auch mit fast 2,5 Jahren, immer wieder irgendwas von seiner Mama.

      Ich denke nicht, dass ein Kind Schaden nimmt, wenn es sieht, wie du hin und wieder etwas am Smartphone erledigst. Nur, wenn er das Gefühl bekommt, dass er nicht wichtig genug ist, dass Mama das Ding mal weglegt…

      Ich hoffe, das beantwortet Deine Frage.

      Liebe Grüße,
      Hanna

  2. Enn ich mit meinen Sohn spiele liegt das smartphone meist in der küche. Oder dudelt etwas müsik. Unterwegs guck ixh aber ganz gern drauf. Ich geniese die von züge des nicht autofahrens und lese unterwegs unitexte surfe oder schreibe ner freundin etc. Die blicke sagen aber schon sehr oft “smartphonemum” was mich nervt. Wenn nicht unterwegs, wann dann? Übrigens: wäre das schlechte gewissen eigentlich auch da wenn du statt dessen ein buch lesen würdest? Das mit ch ich inzwischen recht oft weil er einfach ungern allein in seinem zimmer ist aber durchaus gern mal alleine spielt.

    1. Der Unterschied zu einem Buch ist für mich, dass er selbst auch Bücher hat, die ich ihm jederzeit vorlese. Das Smartphone bekommt er nur als absolute Ausnahme. Zudem setze ich mich mit einem Buch ruhig und konzentriert hin, ich checke nicht zwischendurch, während er im Sandkasten spielt, mal ein paar Zeilen und trage es auch nicht in der Hosentasche mit mir herum. Es ist nicht so beständig und andauernd interessant für mich, sondern nur in bestimmten Momenten.

  3. Ich finde es wichtig, wenn man mit den Kindern spielt, dann sollte man sich ausschließlich darauf konzentrieren und ja, das Handy weglegen. Aber wenn sie gerade alleine spielen kann man schnell mal eine Nachricht lesen oder schreiben, finde ich. Ich finde in dem Artikel aus dem DLF beschreibt die Pädagogin extremere Fälle, z.B. man würde die meiste Zeit auf den Bildschirm starren und sein Kind auch deswegen noch zur Ruhe ermahnen oder man lässt das Kind “alleine” in ungewöhnlichen Situationen (z.B, Stadtspaziergang). DAS sollte man natürlich keinesfalls und die Beispiele grenzen schon an Handysucht . Ich versuche auch das mein Kind so wenig wie möglich von meiner Handynutzung mitbekommt, aber ganz ohne ist auch unrealistisch, es ist halt mitlerweile auch ein Alltagsgegenstand…Ich finde Eltern wird zu häufig wegen jedem Kram gleich Angst gemacht, “wenn du dies machst, dann wird dein Kind dich später nicht lieben/ kein Urvertrauen haben/ gewaltätig etc.” Im Bericht sollte die Dame lieber auch noch auf ein paar Studienergebnisse verweisen…

  4. Ich hab gemerkt, dass ich ganz oft erst beim Lesen auf de Displayschirm erkenne: ich bin schon wieder am Smartphone! Und du hast recht, die Kiddies verdienen unsere volle Aufmerksamkeit. Jetzt hab ich immer ein Haargummi ums Smartphone. Das ist eine Hemmschwelle, die ich bewusst überwinden muss. Bin jetzt also nur noch dran, wenn jemand anruft. Oder wenn der Kleine schläft.

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