London mit Kindern im Winter: Erfahrungsbericht

Etwa fünf Jahre war es her, dass der Rubbelbatz das letzte Mal geflogen ist. Damals von Malaysia nach Hause zu meinen Eltern. Fliegen war zu dem Zeitpunkt gar nicht so besonders für ihn. Das ist heute anders. Auch ist er kein kleiner Rubbelbatz mehr, sondern ein echt cooler Drittklässler geworden! Nachdem das Leben uns ein paar gehörige Striche durch die Rechnung gemacht hat, war es im Februar endlich, endlich wieder so weit: Wir waren über den Wolken. Ich bin mit meinem 8-jährigen und dem 1-jährigen für fünf Tage nach London geflogen – den 4-jährigen haben wir mit dem Papa einen anderen Trip machen lassen. 

London mit Kindern im Winter: Die Planung

Viele Aktivitäten mit Kindern in London sind im Winter ein Problem – denn sie sind draußen. Obwohl ich bei der Planung noch nicht ahnen konnte, dass die Kinder beide krank werden würden, hatte ich auch so wenig Lust, mir im Diana Memorial Playground die Beine in den Bauch zu frieren oder im London Zoo im Regent’s Park bei Nieselregen auf und ab zu laufen, um dann im Hotelzimmer feuchte Kleidung zu trocknen. Auch, wenn es im London im Winter nie so kalt wird wie bei uns: Ein besserer Plan musste her. 

Hotel mit Frühstück ist ein Muss

Aber jetzt mal ganz von Anfang an: Anfang November habe ich nach langem Überlegen und Vergleichen Flüge und Hotel gebucht. Die Lufthansa-Flüge habe ich über ein Vergleichsportal bei einem Drittanbieter gefunden und sie haben für 1 Erwachsenen, 1 Kind und ein Kleinkind 334€ gekostet. Der Hinflug von München nach Heathrow, der Rückflug von Stansted nach München. Bei den Flugzeiten habe ich drauf geachtet, dass wir nicht erst abends in London ankommen, sondern schon am Nachmittag. Denn der Weg zum Hotel, Abendessen suchen usw. dauert auch seine Zeit und mit Kleinkind ist man da nicht so flexibel.

Die Hotels habe ich über booking.com gebucht – eine Nacht in einem typisch englischen Bed&Breakfast, die restlichen drei in einer Hotelkette (Novotel Excel). Wichtig war mir dabei, dass das erste Hotel vom Ankunftsflughafen schnell erreichbar ist, das zweite lag eher im Osten der Stadt, sodass wir nach Stansted weniger lang brauchen würden. Beide Hotels waren als kinderfreundlich gekennzeichnet und bis 24 Stunden vor Ankunft stornierbar. Auch die Flüge hatten eine Option zur kostenfreien Umbuchung, man weiß ja nie mit Kindern. Eins der wichtigsten Kriterien war für uns aber Frühstück vor Ort. Denn mit zwei hungrigen Kindern in London loszuziehen und nach Frühstück zu suchen, das ist selbst mir zu abenteuerlich! 

Das Frühstück war beide Male genau richtig für uns. Das Bed&Breakfast war eine richtig authentische Erfahrung für uns, leider auch inklusive authentischem Pubabend direkt unter uns. Die Wände in traditionellen englischen Häusern sind nicht sehr schalldicht und so hatten wir das Gefühl, die Ukulele Night findet eigentlich direkt neben unserem Bett statt und jedes Mal, wenn die Pubtür zuschlug, fuhr mein 1-jähriger im Schlaf zusammen. In Kombination mit zwei fiebernden Kindern keine schöne Nacht. Der Rest der Erfahrung war toll. Schon hier fiel meinem müden, fiebrigen Schulkind auf, wie freundlich die Engländer sind. 

Das Novotel dann genau so, wie man sich ein Hotel vorstellt – viel weniger Charakter, viel ruhigere Nächte. Ein gr0ßes Frühstücksbuffet, aber keine persönliche Bewirtung. 

Wer findet das Kind, das auf einer Skulptur mit dem Schild “No Climbing” klettert? 😉

Schulkinder mit entscheiden lassen mit Kinderreiseführer

Um meinen Großen in die Planung mit einzubeziehen, hat er zu Weihnachten einen London-Reiseführer für Kinder bekommen. Der ist allerdings ganz anders als Reiseführer für Erwachsene. Ohne Zuordnung zu Kategorien oder Stadtteilen stellt er Seite für Seite spannende oder witzige Orte vor oder gibt kindgerechte Informationen wider. Darin hat mein kleiner Vielleser natürlich vorab gestöbert und sich seine Favoriten herausgesucht. Was also auf der Planung unbedingt ein Muss war: 

  • Tower Bridge
  • Big Ben 
  • The Gherkin (Hochhaus)
  • Sky Garden (Hochhaus)
  • Peter Pan Statue im Hyde Park
  • Hoxton Street Monster Supplies
  • Fahrt mit rotem Doppeldeckerbus
  • “The Tube” fahren

Ich habe der Liste noch hinzu gefügt: 

  • Hamleys London (ältestes Spielzeuggeschäft der Welt)
  • Einkaufszentrum
  • Fish & Chips essen
  • Gleis 9 3/4 aus Harry Potter (haben wir am Ende nicht geschafft

Als ich ihn kurz vor der Reise noch einmal gefragt habe, was er sich eigentlich vorstellt, bekam ich diese wundervolle Antwort: Er will einfach nur sehen, wie es da ist und wie die Menschen da so leben. Was die machen und so. Mit anderen Worten: Er ist wie ich und interessiert sich viel mehr für Land und Leute als für Sehenswürdigkeiten. Der Wunsch nach Tower Bridge und Big Ben ist vor allem entstanden, weil er darüber im Englischunterricht gelernt hat. 

Erfahrungsbericht: London mit Kindern

So, und wie war es nun, unser Trip nach London im Februar? Kurz zusammengefasst: Sehr schön, aber auch anstrengend. Nicht nur, weil die Jungs im Laufe der Anreise krank wurden, sondern auch, weil die Wege in London einfach so weit sind. Ich habe das Gefühl, mindestens die Hälfte unserer Zeit haben wir in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf dem Weg zu öffentlichen Verkehrsmitteln verbracht. Aber der Reihe nach. 

Tag 1: Die Anreise

Am Flughafen in München bin ich zum ersten Mal ins Schwitzen gekommen. Denn wir waren so früh, dass das Gate, das auf unsere Bordkarte gedruckt wurde, zwischenzeitlich geändert wurde – und ich es nicht mitbekommen habe. Als wir also nach unserer 20-Minuten-Busreise zum anderen Abfluggebäude mitbekommen haben, dass wir zurück mussten, von wo wir kamen, war das echt hart. Vor allem, weil es dem Großen da schon nicht mehr so gut ging und er einfach nur sitzen und sich ausruhen wollte. Stattdessen mussten wir schnell zurück, hat aber zum Glück alles geklappt. Als der Flug pünktlich startete, hatte ich gehofft, das war’s jetzt für heute mit Stress. Der Kleine schlief während dem Start bei mir an der Brust ein und wachte erst kurz vor der Landung wieder auf. Perfekt. Dem Großen dagegen ging es gar nicht gut, er wollte nur die Fensterläden im Flugzeug schließen und sich ausruhen. Etwas nach dem Start musste er sich sogar übergeben (zum Glück sehr artig in die Tüte), danach ist er eingeschlafen. 

Dass ich selbst auch nicht ganz fit und nicht mehr so richtig ans Reisen gewöhnt war, wurde mir dann nach der Landung klar: Nachdem ich voller Begeisterung herausgefunden hatte, dass man nicht mehr wie vor 10 Jahren eine Oystercard für London braucht, sondern mit dem Smartphone oder Kreditkarte zahlen kann, stiegen wir munter in den falschen Zug – den Heathrow Express der echt saftig viel kostet und fuhren statt der paar Haltestellen zum Hotel direkt zum Bahnhof Paddington. Von dort also wieder laufen bis zur richtigen U-Bahn. Diesmal hatten wir die richtige erwischt – die dann aber nicht an unserer Haltestelle anhielt. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich am liebsten geweint und mein krankes Kind hat mir so leid getan! 

Im Hotel angekommen hat aber alles geklappt und er konnte sich ausruhen. Zum Glück war er so k.o. und das Fieber so hoch, dass ihn die Ukulele Night im Pub gar nicht so sehr gestört hat. 

PRO-Tipp: Egal, wie froh man ist, angekommen zu sein, sollte man an kleineren Bahnhöfen in London niemals vergessen, “auszuchecken”, also seine Kreditkarte an den Kartenleser halten. An großen Bahnhöfen wird man durch eine Schranke erinnert, an kleinen leider nicht. Wenn man es vergisst, zahlt man das höchstmögliche Beförderungsentgelt. Für euch getestet. 

Tag 2: Hotelwechsel und erstes Sightseeing

Am nächsten Tag ging es meinem Kind besser, wenn auch nicht gut. Der Kleine hatte nachts Fieber bekommen, war aber okay, solange er in der Trage sein durfte oder an jedem noch so unmöglichen Ort stillen durfte. Ich bin das ja gewöhnt beim dritten Kind, in einer anderen Kultur ist das allerdings gar nicht so easy wie zuhause. Ich weiß ja, wie die Briten sind… Jedenfalls gab es Frühstück und ich habe unseren Koffer bis zur Tottenham Court Road gezogen, während ich vorne ein Kleinkind und hinten einen Rucksack hatte. Dort haben wir ihn gegen Gebühr in einem Hotel hinterlegt, um nicht extra zu unserem neuen Hotel und wieder zurück fahren zu müssen. 

Hier verbrachte mein kleiner Tourist direkt mal eine halbe Stunde in einem Souvenierladen, wo er begeistert alles bestaunte – aber noch nichts kaufen wollte. Direkt am U-Bahnhof haben wir dann den Butterfly Trail entdeckt. Das sind zwei Räume, einer davon wirklich riesig, die an allen Seiten mit Leinwänden ausgestattet sind. Zu sehen war an diesem Tag eine Unterwasserwelt und ein Trip durchs Weltall. Das war wirklich beeindruckend. 

Von dort aus haben wir zum ersten Mal einen roten Doppeldeckerbus Richtung Themse (Big Ben) genommen und so schon einige Sehenswürdigkeiten gesehen. Wir sind rechtzeitig ausgestiegen, um uns noch die Horse Guards anzusehen und am Regierungsbezirk vorbei zu gehen.

Nachdem wir zu Fuß die Themse überquert hatten, ging es wieder mit dem Bus von Waterloo Station zurück zur Tottenham Court Road. Den Koffer abgeholt und ab ins Hotel, das wir nur noch einmal abends kurz verließen, um etwas zu essen. 

Tag 3: Hamleys, Hyde Park und Monster Supplies

Zunächst schien es den Kindern besser zu gehen. Den Großen hielt ich übrigens tagsüber mit Ibuprofen über Wasser, damit er nicht so unter den Kopfschmerzen leiden musst. Also sind wir los ins größte und älteste Spielzeuggeschäft der Welt: Hamleys London. Vermutlich wären wir da heute noch, hätte ich nicht irgendwann großen Hunger bekommen und Lust auf was anderes als die Süßigkeiten im obersten Stockwerk. Denn dort gibt es wirklich an jeder Ecke etwas zu sehen und auszuprobieren. Ein ganzes Team an Menschen sorgt dafür, dass die Kleinen sich für Spielzeuge begeistern können. Wir haben trotzdem nichts gekauft, der Große wollte nichts. 

Nach einem Falaffel Dürüm für mich und Pommes für ihn (der Kleinste wollte fast den ganzen Urlaub nur stillen weil krank) ging es weiter in den Hyde Park zu seiner Peter Pan Statue. Sein Reiseführer hatte behauptet, wenn man dort “an einer bestimmten Stelle das Smartphone hinhält”, bekommt man einen Anruf von Peter Pan. Das wollte er unbedingt ausprobieren. Das ganze entpuppte sich als einfacher QR-Code – der leider nicht mehr funktionierte. Etwas enttäuschend also. Trotzdem gab es im Hyde Park endlich mal wieder ein bisschen Natur und er konnte auf Bäume klettern. Schien ihm ein Bedürfnis zu sein nach so viel Stadt. 

Und dann kam endlich auch sein Highlight: Hoxton Street Monster Supplies. Ein kleiner, schnuckeliger Laden fernab vom Zentrum, wo ein schrulliger Engländer alles verkauft, was Gruselwesen brauchen. Von abgefallenen Fingernägel über Rattengehirne und Pupse im Glas bis zu Kakerlakenseife war alles dabei. Und das Beste: Das meiste davon kann man essen! Ein Glas dicke Rotze (Lemon Curd), eine Packung Ohrenschmalz in Würfeln (Caramel Fudge) und einmal Salz aus Tränen der Langeweile im Gepäck fuhren wir zurück zum Hotel. Denn mittlerweile stellte sich heraus, dass es doch noch nicht so gut ging und auch ich war mittlerweile einigermaßen k.o. 

Tag 4: Sightseeing

An unserem letzten Tag in London ging es endlich wieder gut. Die Sonne schien und es war höchste Zeit für die Tower Bridge und andere Sehenswürdigkeiten auf der Liste wie “The Gherkin”.

An diesem Tag hatte er endlich auch wieder ordentlich Hunger. Hier bei einem Snack direkt gegenüber von “The Gherkin” (engl. Gewürzgurke)

Auch am Trafalgar Square hielten wir uns eine ganze Weile auf sowie in einem Laden für Gruselzubehör (Harry Potter, Herr der Ringe usw.) ganz in der Nähe. 

Tag 5: Rückreise

Unser Rückflug war so gebucht, dass wir erst mittags aus London weg mussten. Also nutzten wir vorher die Zeit noch – für einen Schlaf am Vormittag, was sonst. Nach 2 Stunden wurde der 1-jährige wach und wir hatten noch Zeit, in der Nähe der Liverpool Street den Spitalfields Market zu besuchen und traditionelle Fish & Chips in einem Pub zu essen. Kostenpunkt für 1 Essen & eine kleine Apfelschorle: 25€. Nachdem ich mich die Tage schon daran gewöhnt hatte, einfach nur die Kreditkarte hinzuhalten und nicht mehr nachzudenken, war das sogar mir etwas viel. 

Mein Fazit – London mit Kindern im Winter machbar

Rückblickend betrachtet wäre vielleicht Frühling oder Herbst der perfekte Zeitpunkt für London mit Kindern. Denn Winter bedeutet auch Jacken und alles, was dazu gehört. Die muss natürlich irgendjemand tragen (in anderen Worten: Mama). Für mich und mein Schulkind war die Reise eine tolle Erfahrung, auch wenn er nicht ganz fit war. Wir würden es jederzeit wieder so machen. Kleinere Kinder kommen in London in meinen Augen eher nicht so auf ihre Kosten, denn es ist sehr viel fahren und gehen. Da lohnt es sich eher, einen Strandurlaub oder Urlaub auf dem Bauernhof zu machen. 

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