Männer, die im Haushalt helfen, haben ein anderes Aktivierungslevel

Bezugnehmend auf eine Diskussion, die von Andreas auf seinem Blog gestartet wurde, möchte ich heute auch mal was zum Thema Männer und Haushalt sagen.

Die Diskussion um Männer im Haushalt

Andreas ist, kurz gefasst, der Meinung, dass Männer im Haushalt ein anderes “Aktivierungslevel” haben, als Frauen, d.h. sie sehen den Zustand des Haushaltes oder der Kinder erst zu einem späteren Zeitpunkt als handlungsbedürftig an. Ein Zeitpunkt, an dem die Frau dies entweder schon selbst erledigt hat, oder völlig entnervt anfängt, rumzuzetern. Begründen lässt sich das seiner Meinung nach aus der Menschheitsgeschichte heraus, also genetisch. Die Lösung sei ganz simpel: Frauen müssten nur klare Anweisungen geben, da Männer ja nicht faul sind, sondern die Probleme einfach nicht sehen können.

Für viele Frauen (und auch Männer!), wie eben Sonja von Mamanotes ein großer Aufreger. Für sie ist diese Einstellung vor allem Faulheit – denn auch wenn die Männer ohne Widerrede Aufgaben, die ihnen delegiert wurden, erledigen, der Überblick, und somit die Hauptverantwortung, muss doch bei der Frau bleiben. Vielmehr sollten die Männer lernen, von dem klischeehaften Denken, dass Haushalt einfach Frauensache sei, loszukommen und von sich aus mithelfen.

Meine Meinung

Zunächst möchte ich einmal festhalten, dass dieses Problem nicht alle Paare betrifft. Ich kenne viele, bei denen das einwandfrei klappt. Worüber wir hier sprechen, ist ein Klischee vom Mann bzw. der Frau und meiner Meinung nach ein soziologisches Problem aus der Vergangenheit. Früher (und damit meine ich nicht die Steinzeit oder irgendeine graue Vorstufe, die sich im Genpool auswirken würde) war es eben normal, dass die Frau zu Hause den Haushalt geregelt hat und der Mann das Geld verdient. Da war es wohl auch berechtigt, dass die Frau die Aufgaben zu Hause allein erledigt – ob die Rollenverteilung aus feministischer Sicht richtig war, ist wieder eine andere Frage. Jedenfalls war es so. Der Mann brauchte sich keine Gedanken machen, was mit dem Müll passiert oder den schmutzigen Tellern, nachdem er vom Tisch aufgestanden war. Ich denke, dass dieses Rollenbild, meistens gar nicht bewusst, sondern implizit, weiterhin von vielen Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird. Sei es durch Vorbildfunktion – viele Elternhaushalte in unserer Generation funktionieren noch so – oder durch die sozialisierende Umwelt und Medien. Jedenfalls glauben viele Frauen wie Männer immer noch, dass Frauen den Haushalt besser im Griff haben und Männer eben den Dreck einfach nicht sehen (können oder wollen).

Ich denke also, dass Andreas schon teilweise Recht hat und er wie viele andere Männer einfach erst viel später wahrnimmt, dass etwas gemacht werden muss. Allerdings denke ich nicht, dass das etwas genetisches ist, wogegen die Männer nicht ankönnen. Wie jedes menschliche Wesen, liebe Männer, seid auch ihr lernfähig. Allein der Wille fehlt wohl manchmal, da gebe ich Sonja absolut recht. Schön wäre natürlich, wenn man als Paar einen Zwischenweg finden könnte: die Frau gibt klare, für den Mann verständliche Anweisungen und der Mann fängt nach und nach an, diese von selbst zu erkennen. D.h. die Anweisung müsste nicht lauten: “Bitte räum du heute den Geschirrspüler ein”, sondern “Ich möchte nicht, dass schmutziges Geschirr herumsteht. Das gehört immer in die Spülmaschine.” Damit müsste auch für den (gewollt) begriffstutzigsten Mann klar sein, dass immer wenn, sich die Teller stapeln, Ärger vorprogrammiert ist.


Mein Mann und unser Haushalt

Männer können lernen, den Dreck zu sehen, glaubt mir! Als ich meinen Mann kennen lernte, wohnte er in einer WG, in der ein sauberer Haushalt nicht unbedingt im Vordergrund stand. Für Studenten oft ganz normal. Fertig mit dem Essen, konnte es schon mal passieren, dass jeder einfach vom Tisch aufstand und seiner Wege ging. Ich musste ziemlich schnell feststellen, dass Barfuss gehen nicht die beste Idee dort war, wenn ich abends saubere Füße haben wollte und man seine Pfanne oft spülen musste, bevor man darin etwas braten wollte. Morgens, wenn wir uns anziehen wollten, ist es oft vorgekommen, dass wir uns das entsprechende Kleidungsstück aus dem kniehohen Kleiderberg vor seinem Bett ziehen mussten. Mein Mann hat das alles gar nicht gesehen. Oder er hat es gesehen, aber es hat ihn nicht gestört. Ich habe es gesehen und mich hat es gestört, aber ich wusste auch, dass das nicht meine Wohnung und außerdem in Studentenbuden ganz normal ist.

Nach ca. 2 Jahren sind wir zusammengezogen. Ab diesem Zeitpunkt war es mein Problem. Weil auch ich in einer Familie mit eher traditioneller Rollenverteilung aufgewachsen bin und ja wusste, wie wenig Wert er darauf legt, habe ich den Großteil des Haushaltes übernommen. Eigentlich macht es mir auch nicht viel aus. Heißt konkret: ich habe ihm die Aufgabe übertragen, die ich am wenigsten gerne mache – die Böden saugen und wischen. Für ihn war es ja egal, was er macht, er macht alles ungern. Diese Regelung gilt auch heute noch, aber – es mag überraschend kommen für alle, die denken, dass Männer das nicht können – er macht noch mehr. Von sich aus. Freiwillig. Einfach weil er es in einer Partnerschaft als normal empfindet, zusammenzuhelfen. Er räumt also die Spülmaschine ein und aus, bringt den Müll runter, geht mit mir einkaufen und trägt die Einkäufe, macht das Bett, räumt die Küche oder die Wohnung auf, wäscht Wäsche, hängt sie auf und nimmt sie ab, und ein paarmal hat er sogar schon gekocht.

Hört sich an, als hätte ich einen Traummann? Hab ich auch, aber mit der Einschränkung “manchmal”. Denn viele der Dinge mache ich schon immer noch in einer höheren Frequenz, als er. Auch sein “Aktivierungslevel” ist oft um einiges höher als meines und während mich das Chaos in unserer Wohnung schon richtig annervt, empfindet er es noch als heimelig und gemütlich. Dadurch weiß ich aber auch, dass er vieles vor allem deshalb tut, weil er weiß, dass ich mich sonst daran störe, dass er es also für mich tut. Das macht ihn definitiv zu einem Traummann und mich um vieles kompromissbereiter, wenn es um Haushaltsthemen geht.

Und insgesamt muss man sagen, wenn die Entwicklung so weitergeht, schmeißt er in ein paar Jahren den Haushalt ganz alleine. Immerhin hat er letzte Woche nach der Arbeit die komplette Wohnung pikobello aufgeräumt, gesaugt und gewischt. Ich bin in diesen 2 Stunden schön faul auf der Couch gelegen und habe den Feierabend genossen. Schwanger und schonungsbedürftig zu sein hat schon auch seine guten Seiten…

6 Kommentare zu „Männer, die im Haushalt helfen, haben ein anderes Aktivierungslevel“

  1. Wir haben für diese Problem eine ganz simple Lösung gefunden: jede Woche kommt für 3 Stunden eine Putzfrau, gezahlt wird sie amwechselnd von mir und von ihm. Die beste Investition ever! Spart eine Menge Streit, v.a. In Wochenendbeziehungen. Es bleiben ja immer noch Aufgaben wie Waschen und Einkaufen!
    Angefangen haben wir damit als wir beide Vollzeit gearbeitet haben! Kann ich nur jedem empfehlen!

    1. Ja, ich weiß, das machen viele Paare so mittlerweile. Irgendwie kommt mir der Gedanke aber störend vor, dass jemand Fremdes in unserer Wohnung putzt…

  2. Klasse zu lesen Hanna.
    Ich habe es aufgegeben Aufgaben im Haushalt an meinen Mann abzugeben, da er es mir sowieso nicht recht machen kann und die Durchführung / Umsetzung viel zu lange dauert .
    Ausser nach dem Kaiserschnitt letztes Jahr “durfte” bzw musste er alles machen und ich war froh um jeden Handgriff. Es hat nicht lange gedauert dann hab ich angefangen selber wieder rum zu wischen.

    Ordentlich ist bei uns auch relativ, denn in meinem sieben Personen Haushalt ist es für meine Augen NIE ordentlich genug ich tröste mich mit dem Gedanken dass es irgendwann so sein wird.

    Wenn frisch gewischt ist , wird meistens Apfelschorle ausgeschüttet 😉

    1. Hihi, Apfelschorle, da musste ich lachen. Aber das ist typisch für Kinder und ich denke, du hast absolut recht, dir darüber nicht so viel Gedanken zu machen. Hilft ja eh nix. Und eines Tages werden sie ja auch größer 🙂

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