Erstes Kind: Mein Geburtsbericht aus Sicht des Vaters

Baby nach der Geburt

Ja, wir haben die letzten Tage vor der Geburt richtig genossen und wir wussten, dass der große Tag naht. Am 7.Juli kündigte sich das große Happening langsam an. In der Frühe des 8.Julis um 5:46 war es dann soweit und Junior trat endlich in unser Leben.

Rückblickend muss ich eingestehen, ich hatte keine Vorstellung davon, was auf uns zukommen würde. Die Erfahrungen der letzten Tage sacken so langsam und gehen in das Bewusstsein über und wir realisieren, was eigentlich alles geschehen ist. Jetzt, wo alles anfängt “real” zu werden, wir den Kleinen kennenlernen dürfen und die Klinik hinter uns gelassen haben, fühle ich mich erst dazu bereit, das Erlebte in Worte zu fassen. Ich möchte gleich vorweg sagen, dass unsere Geburtserfahrung und mein Geburtsbericht aus der Sicht eines Vaters nicht stellvertretend für andere sein soll. Was wir als heftig empfunden haben, ist für andere vielleicht nur ein müdes Lächeln wert oder umgekehrt. Falls jemand kurz vor der Geburt steht, soll er sich doch bitte an dieser Stelle überlegen, ob er wirklich weiterlesen möchte. Immerhin war es für uns keine Traumgeburt. Aber am Ende sind wir sehr glücklich darüber, dass wir sehr stark um eine natürliche Geburt gekämpft haben und dafür belohnt worden sind.

Auch meine Frau hat über die Geburt unseres Sohnes geschrieben. Ihren Artikel könnt ihr auf sie-ist-schwanger.de lesen. Wollt ihr meine Version lesen, dann gehts hier weiter.

 Ein ehrlicher Geburtsbericht aus Sicht eines Vaters

Der Morgen vor der Geburt

 

Es war Dienstag, ein Tag nach dem errechneten Entbindungstermin und ich war mental vor allem auf mein bevorstehendes Projekt-Meeting eingestellt. Allerdings weckte mich meine Frau nicht mit dem gewohnten “Guten Morgen”, sondern schickte mich mit ihren Worten auf einen Film, auf den ich zwar gewartet habe, auf den man aber nicht perfekt vorbereitet sein kann:

Wir kriegen heute ein Baby

Scheinbar hatte sie seit 2:30 schon immer regelmäßig Wehen, die aber nicht so stark waren wie damals, als wir wegen Schmerzen ins Virchow-Klinikum fuhren. “Nimm ruhig das Auto, damit du schnell wieder Heim oder ins Krankenhaus kommen kannst!” – “Ok”. Dass ich von da an nicht mehr wirklich entspannt war, wollte ich mir und meinen Kollegen nicht anmerken lassen, aber mindestens 50% meiner Aufmerksamkeit galten nur dem Handy und ob es wohl gleich losgehen wird. Nach dem Meeting stand für mich fest, dass ich nur noch nachhause zu meiner Frau möchte, um sie bestmöglich unterstützen zu können.

Daheim angekommen beruhigte mich meine Frau zwar, aber die Wehen waren nach wie vor sehr regelmäßig und mir ging schon ein bissl die Muffe. Schließlich fragte ich mich immerzu, wann wir denn wegen der Geburt ins Krankenhaus fahren sollten. Zum Glück waren wir uns beide einig, dass wir so lange wie möglich zuhause bleiben. Natürlich sorgen sich nahestehende Menschen und rieten uns, aufgrund der regelmäßigen Wehen sofort ins Krankenhaus zu fahren. Wir hatten aber Bedenken, dass uns die Hebammen mit Sicherheit wieder nachhause schicken werden. Also warteten wir weiter und befolgten den Rat unserer Hebamme: “Ihr werdet schon merken, wenn es richtig losgeht!” Sie sollte Recht behalten und so blieb mir auch noch Zeit, die Wohnung empfangsbereit für den Kleinen zu machen.

Aufbau Beistellbett Waladin

Bettchen-Bau war angesagt.

 

Henkersmahlzeit

Schon vor Wochen hatte meine Frau den Wunsch geäußert, dass sie am Tag der Geburt noch gerne Hefeklöße essen möchte. Somit gings für mich ab in die Küche, Klöße aufdampfen. Wir nannten das ganze noch scherzhaft “Henkersmahlzeit”!

Der Weg in die Geburtsklinik

Gegen Abend wurden die Wehen dann immer stärker und auch die Abstände wurden immer geringer. Teilweise waren nicht einmal mehr ganze Minuten dabei. Wir ließen nun also ein Bad ein, um zu sehen, ob die Wehen wieder erträglicher werden. In der Zwischenzeit habe ich alle Sachen gepackt, damit wir im Bestfall nach dem Bad auch gleich losfahren konnten. Ich sag euch, das war so ziemlich der Knackpunkt gewesen, als in mir die Sorgen Überhand erlangt haben. Aber wenn ich eines in unserem Geburtsvorbereitungskurs gelernt habe, dann dass Ruhe meine hilfreichste Waffe ist, um Hanna zu entlasten. Außerdem ging ich mit ihr auch noch einmal ein paar Fragen durch, auf die ich unbedingt im Notfall die richtigen Antworten parat haben wollte:

  1. Welche Blutgruppe bist Du?

    – A positiv!

  2. Wollen wir wirklich stehend gebären?

    – Auf jeden Fall!

  3. Auf gar keinen Fall eine PDA? Wollen wir zumindest im Vorfeld alles vorbereiten, falls du es dir anders überlegst?

    – Nein, vergiss es!

  4. Wir lassen die Käseschmiere am Kind, richtig?

    – Ja doch!

  5. Ihm soll auch nichts in die Augen getropft werden, stimmts?

    – Mann ja, hast du damals eigentlich zugehört?

  6. Soll er Vitamin K verabreicht kriegen?

    – Puh, du kommst mir jetzt mit Sachen…

  7. Einen Dammschnitt willst du auch um jeden Preis verhindern, oder?

    – Auf gar keinen Fall einen Dammschnitt! Die sollen es auf einen Dammriss bei der Geburt ankommen lassen, weil der dann nur soweit reißt wie nötig und auch nur an den Stellen , wo er am besten reißen kann.

Als das Bad dann tatsächlich Abhilfe geschaffen hat, sind wir um 22-00 losgefahren. Zum Glück waren die Straßen frei, weil ich (viel zu) oft rüber zu meiner Frau schauen musste, die sich merklich im Sitz gekrümmt hat, sobald die Wehen losgingen.

Nach 15min Fahrt peilten wir direkt die Geburtsstation der Maria Heimsuchung in Pankow an, welche einen sehr guten Ruf als babyfreundliches Krankenhaus hier in Berlin genießt. Dort wurden wir leider mit einem Spaß begrüßt, bei dem mir eher nicht nach Lachen war: “Wir sind voll! Heute nicht mehr!”

Die anwesende Hebamme wunderte sich, dass es meiner Frau nach nun 18h Wehen noch zu gut zu scheinen ging und legte ihr im Wehenzimmer das CTG eher so an, als wenn wir eh gleich wieder nachhause geschickt werden und verließ das Zimmer wieder. Hätte sie das mal nicht gemacht, weil keine 5 Minuten später platzte die Fruchtblase (leider direkt auf der Couch) und ich rannte raus zu den Hebammen, als hätte Hanna einen Herzinfarkt oder so. Die reagierten aber nur ganz cool bis auf die lustige Hebamme mit dem tollen Begrüßungswitz. Die fands nicht cool, dass die Couch drunter leiden musste. Nun war zumindest klar, wir bleiben erstmal hier und ein bestimmter, nicht-lustiger Jemand durfte sich um das ausgelaufene Fruchtwasser kümmern! Recht so!

 

Die heiße Phase beginnt

… und mit ihr auch der Moment, wo sich zeigen wird, wie ich meiner Frau am meisten helfen kann. Wir ließen ihr erst einmal erneut ein Bad ein mit diversen Aromen, die dabei unterstützen sollen, den Muttermund weiter zu öffnen. Leider waren die Wehen schon so stark gewesen, dass es kaum möglich war, meine Frau zum Stehen, oder gar zum Laufen zu bewegen. Mehr und mehr spürte ich nun die Hilflosigkeit, der ich ausgesetzt war. Zum einen macht es mich jetzt schon fertig, zu sehen wie meine Frau leidet. Außerdem befinden wir uns aktuell ja noch in der Eröffnungsphase, da der Muttermund zu diesem Zeitpunkt erst 2cm geöffnet war.

Vom Bad erhoffte ich mir etwas Entspannung für meine Frau. Leider war das Gegenteil der Fall! Die Wehen wurden zunehmend stärker und stärker und dazu kamen sie auch in sehr, sehr kurzen Abständen. Meine Frau schrie vor Schmerzen und ich innerlich mit ihr! Ich hatte ja auch keine Ahnung, wie ich die Schmerzen einzuordnen hatte. Schließlich wirkten die Hebammen immer ganz cool und verklickerten mir, dass Schmerzen gut sind und wir wollen ja Schmerzen, um die Geburt voranzutreiben. Ich habs geglaubt und mir weiter meine Frau wie paralysiert angesehen, wie sie bei jeder Wehe anfing, zu sagen: “Schon wieder eine! Ich kann bald nicht mehr. Es tut so weh!” So gern ich ihr gut zureden wollte, es fiel mir schwer. Ich tat es dennoch und habe keine Ahnung, ob es ihr geholfen hat in diesem Moment.

Nach einer Stunde stellte sich heraus, dass der Muttermund nun vollständig geöffnet war und wir einen sehr tollen Geburtsverlauf bis hierher hatten. Bei anderen Frauen “ginge das weitaus nicht so schnell”. Dies waren auch die Worte, die ich an dieser Stelle Hanna zugeredet habe. Ein Großteil ist nun geschafft und wir packen den Rest auch noch. Gefühlt sind meine Worte aber verpufft, denn Hanna konnte sich vor lauter Wehen und Schmerzen nicht auf den Füßen halten und die Pausen von ca. 30 Sekunden zwischen den Wehen machten es auch nicht grade einfach für sie, in den Kreißsaal zu gehen.

Ich hatte ja immernoch Hoffnung, dass jetzt, wo der Muttermund geöffnet ist, auch endlich Pausen eintreten, damit Hanna mal verschnaufen kann. Immerhin wurde uns im Geburtsvorbereitungskurs beigebracht, dass wir uns auf die Pausen freuen sollen und diese notwendig sind für die Frau, um die Geburt zu überstehen. Ich konnte ja eh nichts machen, außer daran glauben, dass bald die Pausen kommen. Sie kamen nie!

Leider sind in der Klinik nur 2 Hebammen zu diesem Zeitpunkt im Dienst gewesen. Diese beiden waren (wenn sie mal da waren) sehr, sehr unterstützend. Leider mussten sie sich in dieser Nacht um ca. 6 Geburten simultan kümmern. Man kann sich also vorstellen, dass es da schwierig ist, eine wirkliche Betreuung zu gewährleisten. Ich würde mal sagen, dass unsere Hebamme alle 30min in unseren Kreißsaal gekommen ist. So war ich natürlich den Großteil mit meiner Frau allein  und konnte auf ihre Schreie wie “Oh Gott, nicht schon wieder eine!”, “Ich halte das nicht mehr länger aus”, “Es tut so unglaublich weh” nur ein banales “Das machst du toll!” und ähnliches erwidern. Ich habe mich dafür wirklich gehasst, dass ich nichts tun konnte und war total überfordert von der Gesamtsituation. Auf der einen Seite bekomme ich von den anwesenden Hebammen vermittelt, dass alles toll ist und genauso verläuft, wie es sein soll. Auf der anderen Seite kommt meine Frau nicht einmal zum Trinken vor lauter wiederkehrenden Wehen und muss an einen Tropf angeschlossen werden, um nicht zu dehydrieren. Ich hatte Angst und Sorgen um meine Frau und war gleichzeitig ratlos. Das einzige, was ich machen konnte und was vielleicht hilfreich für sie war, ist, dass ich mit ihr zusammen geatmet habe und den Rhythmus für langes Ein- und Ausatmen vorgab. Das war’s und das war in meinen Augen nichts!

So vergingen mittlerweile 3h seit dem Bad und einem komplett geöffnetem Muttermund. Alles, was ich wahrnehme ist leider, dass wir gefühlt kein Deut weiter sind, meine Frau sich vor Schmerzen nicht bewegen, nicht trinken und vor allem nicht erholen kann. Natürlich stehe ich ihr mit meinem abgewetztem Nervenkostüm beiseite und rede ihr gut zu. Ich selber habe nicht einmal 3 Minuten Zeit, um mal Pinkeln zu gehen, weil es die Wehenphasen einfach nicht zu lassen und meine Frau alleine im Kreißsaal zu lassen für diese kurze Zeit, kommt für mich absolut nicht in Frage. Dafür nutze ich dann den nächsten Moment, wo die Hebamme wieder im Zimmer ist und verschnaufe auf der Herrentoilette. Als ich wiederkam, fiel dann auch auf, dass die Wehen zu heftig und zu dicht beieinander liegen. Hanna braucht “Wehenhemmer, sonst hält sie und das Kind es nicht in einem gesunden Maße aus” sprach die Hebamme. Erleichtert wie ich war, dachte ich nur, endlich hilft ihr mal jemand!

Leider schlugen die Wehenhemmer nicht an und wir versuchten zwischenzeitlich die Haltung zu ändern, um die angenehmste und effektivste Gebärposition zu finden. Nun hatten wir auch das vermehrte Interesse unserer Hebamme, die schon ganz leicht das kleine Köpfchen fühlen konnte und meine Frau zum Pressen motivierte. Wie ich wieder alleine mit meiner Frau im Zimmer war, wurde ich total verunsichert durch die Vorstellung, dass das Kind gleich kommt und im schlimmsten Falle nach dem Rauspressen ungehalten auf den Boden knallt. Meine Frau brauchte mich schließlich vorne bei ihrem Kopf und keiner stand hinter ihr, um das Kind empfangen zu können. Leider oder zum Glück (mir fällt es schwer, das richtige Wort zu finden) war bis dahin schon recht viel vom Wehenhemmer verabreicht worden. Und jedes Mal fing meine Frau von den Medikamenten an, am ganzen Körper zu Zittern, als wenn sie einen epileptischen Anfall hätte. Ein ganz schlimmer Anblick für mich! Als die Hemmer wirkten, konnte Hanna kurze Zeit später auch wieder auf die Liege, um sich etwas zu erholen.

Scheinbar musste es dann aber auch wieder weiter gehen und die Wehenhemmer wurden runterdosiert. Leider brachte dies auch nicht den gewünschten Erfolg. Vorbereitend wurde nun Blut abgenommen und der Wehentropf kam zum Einsatz. Wir hatten es nun auch schon 4:30 und die Geburt hätte im Optimalfall auch schon vorbei sein können. Leider fehlte Hanna und ihrem Körper einfach die nötige Kraft für den finalen Endspurt. Die Ärztin kam dann ins Zimmer und fragte Hanna, ob sie gerne etwas zur Beruhigung hätte, um sie in der Beckengegend zu entspannen. Wir fragten nach, ob sie damit eine PDA meine? Die Ärztin sagte “JA” und wir verneinten! Jetzt weiß ich auch, warum vorher Blut abgenommen wurde.

 

Der Final-Part

Uns wurde nun mitgeteilt, dass der Wehentropf nochmal zum Einsatz kommt. Wir probierten außerdem die Rückenlage als Gebärposition aus und entgegen unserer Erwartung, stellte diese sich als am wenigsten anstrengend heraus. Nachdem alle Vorkehrungen nun getroffen waren, wirkte der Wehentropf und der Kopf unseres Sohnes kam langsam zum Vorschein. Wir haben sicherlich 10 Wehen gepresst, geschrien und versucht, dass der Kopf vollständig herauskommt aber leider erfolglos. Die Ärztin drückte beim Pressen auf die Bauchdecke das Kind nach unten, um den Druck zu verstärken. Leider war Hannas Körper zu sehr am Ende, als dass er noch richtige Wehen produzieren konnte – trotz Wehentropf. Die Geduld der Ärztin und der Hebamme neigte sich nun wohl auch dem Ende zu, weshalb die Ärztin nun verkündete, sie mache jetzt einen Dammschnitt! Ich war überrumpelt und wollte doch nur, dass meine Frau nicht mehr leiden muss. Ich konnte auch kaum so schnell auf so eine entschlossene Ansage der Ärztin reagieren aber Hanna konnte mit dünner Stimme noch sagen, dass sie diesen auf keinen Fall möchte. Das war dann auch mein Einsatz, wo ich meiner Frau endlich helfen konnte. Wir haben mehrmals einen Dammschnitt abgelehnt und ich habe extra noch gefragt, weshalb wir nicht noch zwei oder drei Wehen versuchen und den Damm ggf. natürlich einreißen lassen. Das wollten Ärztin und Hebamme natürlich nicht hören aber ließen sich auf meinen Vorschlag ein. Ich glaube aber, sie dachten, dass sie das jetzt noch uns zu liebe versuchen und danach freie Fahrt haben.

Der Wehentropf wurde nun also komplett aufgedreht und Hanna presste mit ihrer letzten Kraft. Das Köpfchen kam nur gaaaanz langsam mehr und mehr und mit dem letzten Versuch kam unser Sohn dann zur Welt. Ich glaube, dass Hanna ihn mit ihrem bloßen Willen herausgepresst hat. Schließlich kamen einfach keine Presswehen mehr. Ich war so unglaublich froh, dass es nun ein Ende hat und ich werde niemals nie vergessen, wie sie ihren Sohn angesehen und in die Arme genommen hat. Allein, dass sie nach diesen Strapazen und Schmerzen doch noch belohnt wurde und woher sie die ganze Kraft genommen hat, dies alles durchzustehen? Das fühlte sich einfach nur gerecht für mich an. Ich könnte dies nie!

Natürlich habe ich mich über unseren Sohn gefreut, dass er endlich bei uns war. Aber wenn ich ehrlich bin, hat die Freude, dass meine Frau nun endlich von den Qualen erlöst ist, überwogen! Natürlich wurde Hannas Körper sehr stark beansprucht und sie musste auch genäht werden, da Junior einfach zu groß war. Unser Sohn war kerngesund aber auch wirklich, wirklich groß mit seinen 4450g auf 54cm. Hinzu kommt auch, dass sein Kopf mit 38cm Umfang nicht grade spaßig für eine Gebärende ist.

Zum Glück haben sich Ärztin und Hebamme im Anschluss noch Zeit genommen, mit uns über die Geburt zu reden. So kam auch raus, dass es extrem selten ist, dass jemand keine Pausen zwischen seinen Wehen hat und die Hebamme es deshalb erst zu spät realisierte. Wir hatten auf jeden Fall noch Glück, denn hätten wir den Kleinen nicht mit dem letzten Versuch ans Tageslicht gebracht und auf einen Dammschnitt verzichtet, wäre es langsam heikel geworden. Außerdem ist die Größe des Kleinen auch ein Faktor, der die Ärztin und Hebamme daran zweifeln ließ, dass eine natürliche Geburt ohne Schnitt möglich sei. Nun, wir sind der beste Beweis dafür, dass es möglich ist!

Für mich war unsere Geburtserfahrung definitiv auch gleichzeitig eine Grenzerfahrung. Mental und auch körperlich war es für uns beide extrem. Vor allem die innerliche Anspannung, nichts tun zu können, um meiner Frau zu helfen, machte mich fertig. Das Gefühl, dass jemand, der ihr helfen kann, einfach nicht da ist, macht mich wütend und dass ich leider in eine Rolle gedrückt werde, die ich nicht ausfüllen kann, weil ich selber unter Schock stehe, machte mich emotional ohnmächtig.

Noch nie zuvor habe ich für meine Frau soviel Stolz, Anerkennung, Respekt und Liebe empfunden wie nach der Geburt. Hätte ich ihr nicht schon einen Antrag gemacht, so würde ich es jetzt mit Sicherheit machen!

Liebe Hanna, Danke für Alles und unseren Jungen!


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9 Kommentare zu „Erstes Kind: Mein Geburtsbericht aus Sicht des Vaters“

  1. Wow, Wahnsinn, was für ein Abenteuer und Respekt, dass ihr an euren Absprachen so festgehalten habt. Ich hätte schon längst nach PDA; Schnitt und Co geschrien. Mir geht es ähnlich wie deiner Frau. Ich bin 160cm groß und habe einen 4735 gramm schweren Jungen auf die Welt gebracht mit gleichem KU wie Euer und 55 cm Größe. Auch ganz natürlich, obwohl mittendrin ein Kaiserschnitt gemacht werden sollte, der dann auf einmal nicht mehr möglich war, weil das kInd auf einmal ins Becken rutschte. 10 Stunden…5 Tage Vorwehenstattion…so hat wohl jede Frau ihr Päckchen zu tragen und umso stolzer kann sie nun auf das sein, was sie da geleistet hat.

    Ich gratuliere Euch zu Eurem tollen Zuwachs und hoffe, ihr könnt die Zeit nun genießen!

    1. Hi Sari,

      auch von mir nochmal ein großes Danke und dicken Respekt für deine Leistung. Das toppt ja unsere Erfahrung sogar fast noch!

      Ich hoffe dein “Gold-Brocken” ( 😉 ) war genauso gesund wie unserer. Das entschädigt dann zum Glück ganz schnell.

      LG Der I

    1. Hallo Katharina,
      vielen Dank fürs Kompliment und auch für den Hinweislink, den du gepostet hast.

      Wir hatten bis auf die Geburt selbst tatsächlich Glück und können jetzt nicht über mangelnde Unterstützung klagen, allerdings ist uns das Problem durchaus bewusst und wir unterstützen die Aktion gerne!

      LG Der I

  2. Wow, ein sehr toller Bericht! Ich hatte richtig Gänsehaut. Es ist wirklich mal etwas anderes das aus Sicht eines Mannes zu lesen. Ich stelle mir diese Hilflosigkeit auch schlimm vor. Es ist sicher sehr hart jemanden den man liebt so leiden zu sehen. Alles Gute für euch und euren Nachwuchs 🙂

    1. Hallo Nätty,

      zum Glück ist das alles nun schon eine Weile her aber wenn du mich fragen würdest, woran ich als erstes bei unserer Geburt denke, dann ist es Hilflosigkeit!

      Heute gehen wir gestärkt aus der ganzen Sache hervor und sagen uns, es hat sich alles gelohnt!

      Dankeschön für deine positiven Worte und auch euch Dreien eine schöne Nachweihnachtszeit und alles Gute!

  3. Hallo Rubbelpapa,

    ich bin gestern Abend auf deinen Bericht gestoßen und habe direkt weinen müssen. Ich weiß genau was deine Frau durchmachen musste, und auch was du durchgemacht hast.
    Es wird so oft vergessen wie der Mann vor allem psychisch leidet und auch seine Kraft schwindet.
    Unsere Tochter ist heute 26 Tage alt und unsere Geburtserfahrungen ähneln sich sehr. Ich habe den Link meinem Freund geschickt und mich nochmal bedankt dafür das er da war. Ihr schreibt uns direkt aus der Seele. Situativ und emotional. Gästehausfeeling bei uns beiden. Vielen Dank für euren Anteil an unserer Geburtsverarbeitung!

    Liebe Grüße Galinha

    1. Hallo Galinha,

      du ahnst gar nicht, wie schön es ist, dass wir euch mit unserer Geschichte helfen können, das Geschehene zu verarbeiten. So wie ich das sehe, kommuniziert ihr beide über die Geburt und das ist unglaublich wichtig. Nehmt euch alle Zeit, die ihr für euch braucht, denn das ist noch viel wichtiger, als dass jetzt jeder das Baby sehen will. Und sei bitte immer ehrlich zu deinem Mann. Meine Frau hat sich anfangs nicht getraut mir zu sagen, dass sie Probleme mit ihrer Gefühlswelt hat seit der Geburt. Es hat ihr unglaublich geholfen, als sie meine Meinung dazu gehört hat. Wer weiß, wie sich sonst so ein Geburtstrauma weiterentwickelt hätte. Und heute keine Spur mehr davon.

      Und auch wenn jetzt noch alles ganz frisch und einnehmend ist, ihr wachst jetzt als kleine Familie zusammen. Macht euch nichts draus, wenn ihr anfangs noch in eure Rollen finden müsst. Das dauert bei uns noch bis heute an.

      Und ach ja: Jetzt nach ca. 7 Monaten hat meine Frau auch schon fast vergessen, wie anstrengend die Geburt gewesen ist. Das gibt sie selbst sogar zu, wenn wir über potentielle zukünftige Familienplanung sprechen. Deine Hormone werden also auch noch zur Verarbeitung ihr übriges tun.

      Ich freue mich jedenfalls für euch beide, dass ihr euer Kind willkommen nehmen konntet und wünsche euch alle Gute für die Zukunft!

      LG Rubbelpapa

      1. Hallo wieder 🙂

        Ich musste vor ein paar Tagen ganz spontan an euch und eure Geschichte denken. Welch ein Zufall das sich meine Antwort auf euer Erlebnis fast genau zwei Jahre her ist. Und es ist viel passiert- denn vor nun 14 Wochen ist unsere Familie noch einmal gewachsen <3
        Und ihr könnt mir glauben – mit positivem Test kam in mir die Panik der vorangegangen Geburten wieder hoch ABER ich habe sie in der Schwangerschaft mit mentalem Training komplett überwunden, habe wieder gelernt meinem Körper zu vertrauen und hatte eine wundervolle, selbstbestimmte Geburt zuhause bei Kerzenschein und Musik. Die Hebamme kam für die letzte Stunde dazu, sie griff nie ins Geschehen ein sodass mein Partner und ich diese heilsame Traumgeburt in Eigenregie erleben konnten. Nur Mut. Alles Gute für eure Zukunft <3

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