Phuket: Was uns zur Flucht trieb

Seit zwei Tagen sind wir nun auf Ko Phangan, einer thailändischen Insel im Golf von Thailand. Ursprünglich wollten wir bis Anfang Dezember auf Phuket bleiben, hatten auch unsere Unterkunft entsprechend gebucht. Doch für uns war der Aufenthalt dort wirklich nicht länger tragbar und so haben wir, trotz 200€ Verlust, unsere Bleibe dort storniert und Flüge nach Ko Phangan gebucht.

Wie, was, warum wir es dort so furchbar fanden und warum wir zunächst trotzdem durchhalten wollten? Lies selbst.

Unser Plan für Phuket

Zwei Monate an einem Ort, das hörte sich damals gut an, als wir es buchten. Denn wir waren gerade durch einige verschiedene Unterkünfte in Canggu und Ubud (Bali) getingelt und sehnten uns wirklich nach etwas Stabilität. Unsere Flugtickets nach Phuket hatten wir damals gebucht, ohne uns vorher groß zu informieren. Wir hatten sie für das Indonesien-Visum gebraucht und Thailand, so dachte ich naiverweise, ist ja eh schön. Egal, wo. Also buchten wir, passend zum Flug, eine Unterkunft in Strandnähe. Zwei Schlafzimmer, große Wohnküche, supergute Bewertungen auf Airbnb.

Von Phuket aus wollten wir dann am 10. Dezember nach Bangkok fliegen, um dort einen Monat mit meiner Familie zu verbringen. Weil die Wohnung ohnehin zwei Schlafzimmer hatte und mein Bruder schon ab dem 1. Dezember Urlaub, luden wir ihn ein, die letzten Tage auf Phuket bei uns zu wohnen. Er würde uns quasi abholen.

Unsere Wohnung in Phuket

Und dann kamen wir in Phuket an. Nach sechs Monaten Bali. Es regnete und war schwül, es war ja noch Regenzeit. Wir verließen den Flughafen und buchten nach einigem Hin- und Her ein Taxi. Der Fahrer sprach kaum mit uns, war total gestresst und schien nur so schnell wie möglich weg zu wollen. Als wir im Auto saßen, waren wir nicht sicher, ob wir gerade Opfer einer Entführung oder so geworden waren. Das waren wir natürlich nicht, stattdessen wurde unser Sohn reisekrank und übergab sich zweimal im Taxi.

In der Wohnung angekommen roch ich sicherlich entsprechend streng, immerhin hatte der Kleine auf mir gesessen. Trotzdem war der Geruch, der mir beim Öffnen der Wohnungstür entgegenkam, nicht zu überriechen. Wie ein alter, feuchter, Keller. Naja, dachte ich, das legt sich vielleicht mit den Tagen, immerhin hat hier nun einige Monate niemand gewohnt. Leider waren es vor allem die Kleiderschränke und Matratzen, die so rochen. Wie nach altem Stroh oder so. Schwer zu beschreiben, aber sehr unangenehm. Selbst auf der Couch konnten wir nicht liegen, denn das Kunstleder roch – wenn auch auf eine andere Weise – total unangenehm. Wenn ich ein Kleidungsstück auf der Couch abgelegt hatte, musste ich es am nächsten Tag waschen.

Am nächsten Morgen stellten wir fest: Hell wird es in dieser Wohnung nie wirklich, auch bei strahlendem Sonnenschein brauchten wir Licht. Denn obwohl es ein Hanghaus war und die Fenster zum Tag zeigten, ragten vor dem Fenster meterhohe Bananenpalmen in die Luft, die fast alles Licht nahmen.

Etwa am zweiten Tag drehte mein Mann durch. Begann, nach anderen Unterkünften zu schauen und zu überlegen, wie wir die Wohnung stornieren könnten. Das Problem: Airbnb bietet für Langzeitbuchungen wie unsere da kaum Möglichkeiten. Man bekommt das erstattet, was über die nächsten 30 Tage hinausgeht. Die Airbnb-Gebühren nie. Das heißt, wenn wir gleich storniert und noch einen weiteren Monat geblieben wären, hätten wir trotzdem nicht allzuviel zurückbekommen.

Außerdem, das musste er auch schnell feststellen, war es fast unmöglich, auf Phuket irgendwas schönes und bezahlbares zu finden. Ist ja nicht so, dass ich da nicht schon nächtelang gesucht hätte. Und dass wir nun meinen Bruder eingeladen hatten und zwei Schlafzimmer brauchten, machte es nicht gerade einfacher. Wir zankten also ein wenig, schliefen eine Nacht darüber. Buchten einen Kurztrip in den Süden. Und stornierten nicht.

So fand ich Phuket

Phuket hat wirklich wunderschöne Strände.

Das ist eigentlich schon alles, was ich an positivem darüber zu berichten habe. Ansonsten ist Phuket laut, schnell und teuer. Wir wohnten recht weit im Norden, im Kamala. Weiter im Süden wird es noch touristischer und teurer.

Die Straßen auf Phuket sind breit und neu, es fahren viele Autos und Busse und ich hatte mit dem Roller dort wirklich Angst. Die Einheimischen waren viel unfreundlicher, als wir es von Bali gewohnt waren. Wenn sie realisieren, dass sie Dein Geld nicht bekommen werden, drehen sie sich einfach weg und ignorieren Dich.

Und dann ist da die Sache mit dem Essen. Selbst bevor ich vegetarisch lebte, aß ich gerne Gemüse. Aber Gemüse, obwohl auf den Märkten angeboten, scheint in der thailändischen Küche auf Phuket kaum vorzukommen. Und ohne Fleisch oder Fisch schon gleich gar nicht. Ich habe in unserem Monat dort kein einziges vegetarisches Curry gefunden, höchstens Salat kann man essen. Aber selbst da ist meistens Fleisch oder Fisch drin. Wie sehr vermisste ich Ubud, mit all den veganen und vegetarischen Cafés und Restaurants, wo es richtiges Essen gab. Mit Gemüse und Hülsenfrüchten und Samen und Sprossen. Echtes Essen mit Nährstoffen drin. Stattdessen wird in Phuket alles frittiert. Und mit alles meine ich Fisch, Fleisch, und Kohlenhydrate. Nicht Gemüse.

Und dann kam die Übelkeit

Trotzdem waren wir also der Überzeugung, zwei Monate durchhalten zu können. Mein Mann hatte sich nachts irgendein Video über Phuket angesehen, in dem es hieß “Lower your expectations, higher your tolerance” oder irgendwie sowas. Und weil er von Videos echt schnell beinflusst wird, ging es ihm am nächsten Tag besser.

Doch dann kamen die Hormone dazwischen. Ich stand eines morgens auf und konnte keinen Kaffee mehr trinken. Mir war übel. Ich bekam starke Kopfschmerzen (Kaffeeentzug) und mir wurde noch übler. Ich übergab mich, konnte tagelang nur im Bett liegen. In dem Bett, das komisch roch. Neben dem Schrank, der noch schlimmer roch. Und dank veränderter Geruchswahrnehmung in der Schwangerschaft begann ich nun, alles zu riechen. Und damit meine ich wirklich alles. Ich roch sogar, ob schon jemand aus einer Flasche getrunken hatte und welcher der beiden Männer es gewesen war. Umso schlimmer setzte mir der Geruch in der Wohnung zu, in der ich nun Tag für Tag ausharren musste.

Erschrocken stellte ich fest, dass ich mich morgens nicht mehr freute, mit meinem Sohn aufzustehen. Und dass es an der Wohnung lag und an den fehlenden Möglichkeiten, irgendwo hinzugehen, wo es gut roch und hell war. Da war für mich die Schmerzgrenze erreicht. Mein Sohn konnte doch nichts dafür. Außerdem, wenn wir nun wegen der Schwangerschaft ohnehin vorzeitig nach Deutschland zurückkehren würden, dann waren die Karten plötzlich neu gemischt. 1 Monat von 3 Jahren – kein Ding. Aber 1 Monat von 5 verbleibenden, das ist schon viel!

Die Lösung

Eine Lösung musste her. Ich schmiedete also einen neuen Plan und überzeugte meinen Mann davon (nicht schwierig). Dann sprach ich mit meinem Bruder. Er sagte, ihm mache es nichts aus, von Phuket noch weiter zu fliegen, um zu uns zu kommen. Also schrieb ich dem Vermieter der Wohnung, dass wir unseren Thailand-Aufenthalt wegen meiner Schwangerschaft verkürzen müssten und deshalb vorzeitig abreisen werden. Dass ich von Airbnb kein Geld zurückbekommen würde, wir uns aber freuen würden, wenn er es uns erstattet. Und ohne eine Rückfrage erstattete er uns über Airbnb zumindest so viel, wie er konnte. Heißt, wir haben für den Monat November über 200€ auf der Strecke gelassen, aber immerhin fast 300€ zurück bekommen. Besser als gar nichts.

Wir buchten Flüge und eine Unterkunft auf Ko Phangan. Eine Insel, die wir auf jeden Fall noch gesehen haben wollten. Und nach unserer Erfahrung auf Phuket standen die Chancen, dass wir nach unserer Ausreise (nach 3 Monaten Visum muss man das Land einmal verlassen) wieder zurückkehren, nicht so gut. Also war es uns egal, dass hier gerade Regenzeit ist. Denn hier gibt es zumindest schöne Häuser zu bezahlbaren Preisen und es gibt echtes Essen! Mit Gemüse drin und mit Hülsenfrüchten und Samen und Sprossen!


Auf Pinterest merken: 

2 Kommentare zu „Phuket: Was uns zur Flucht trieb“

  1. Hallo Hanna,
    ich habe Deinen Blog soeben entdeckt und bin begeistert. Wir haben ziemlich viele Parallelen.
    Eure Phuket-Eindrücke klingen ja leider nicht so gut, aber hey, Du bist schwanger! Herzlichen Glückwunsch!
    Ich wünsche Euch eine wunderbare Zeit auf Ko Phangan. Auf dass ihr dort die Ruhe findet, die ihr Euch wünscht. Alternativ könnte ich Dir weitere Tipps in Thailand geben, wo Ruhe garantiert ist.
    Viele liebe Grüße aus Canggu,
    Ella

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert