Von der mütterlichen Angst, nicht genug zu geben

Hast Du Dich schon einmal gefragt, wie man als Mama zwei oder mehreren Kindern gerecht werden kann? Ich hatte mir da ehrlich gesagt keinen zu großen Kopf darum gemacht – bis ich selbst Mama eines zweiten Babys wurde. Denn seitdem herrscht ganz oft ein Gefühl vor: Einem der beiden oder beiden gleichzeitig nicht alles zu geben, was sie brauchen. Mindestens einem der beiden gegenüber habe ich oft ein schlechtes Gewissen.

Das Baby braucht seine Mama?

Als der Rubbelbatz ein Baby war, war ich rund um die Uhr für ihn da. Wir waren den Großteil des Tages alleine. Also nicht per se alleine, aber ohne weitere Bezugsperson für ihn. Wir trafen uns mit Freunden und deren Kindern, aber der Papa war arbeiten und Oma und Opa weit weg. Er war immer eng bei mir und ich konnte 1:1 auf seine Bedürfnisse reagieren. Ich hab mich nie gefragt, ob er genug körperliche Nähe oder positive Aufmerksamkeit von mir hat. Er hatte definitiv genug.

Bei meinem kleinen Sonnenschein jetzt ist es anders. Sobald es irgendwie geht, drücke ich ihn seinem Papa in die Hand. Oma hält ihn gerne, wenn sie ihn sieht und auch der Opa bekommt ihn in den Arm. Oder unsere Swing 2 Sleep Federwiege. Es ist nicht, dass ich mein Baby nicht gerne bei mir hätte. Aber das verschafft mir Zeit für andere Dinge, die auch wichtig sind. Den großen Bruder zum Beispiel. Das Chaos, das er so veranstaltet den lieben langen Tag. Den Haushalt, die Wäsche, Kochen. Auf dem Hof mithelfen, so viel eben geht.

Das Baby hat Vorrang

Trotzdem hat mein Baby immer Vorrang, wenn er weint. Dann muss der Große warten. Geduldig sein. Seine Bedürfnisse hinten anstellen oder jemand anderes fragen – und das macht er meist sehr, sehr ungern. So habe ich oft, wenn der kleine Sonnenschein nach seiner Mama verlangt, gleichzeitig ein nörgelndes Kleinkind an der Backe – und dieses Gefühl, nicht beiden gerecht werden zu können, erreicht seinen Höhepunkt.

Ganz schlimm ist das auch nachts, wenn beide gleichzeitig aufwachen. Dann muss der Kleine gestillt werden. Der Große liegt derweil schluchzend hinter mir, weil er mit seiner Mama “vorne kuscheln” will. Manchmal gibt er sich mit dem Papa zufrieden oder damit, sich von hinten an mich ran zu kuscheln. Aber ich weiß, dass es nicht das ist, was er eigentlich braucht und will. Und es tut mir im Herzen weh.

Schlechtes Gewissen dem Kleinkind gegenüber

Genauso schmerzt es mich, wenn wir den Rubbelbatz tagsüber in den Kindergarten schicken. Ich weiß, dass er dort Spaß hat. Ich weiß, wie belastend und kräftezehrend es aktuell wäre, ihn zu Hause zu lassen. Und doch, wenn wir ihm die Wahl lassen würden, würde er wahrscheinlich meistens zu Hause bleiben.

Also plagt mich das schlechte Gewissen. Wenn ich nur ein wenig mehr Energie hätte. Mehr Nerven. Mehr Zeit. Vielleicht, wenn ich gar nicht mehr arbeiten würde. Ist das wirklich schon alles, was ich ihm geben kann? An Aufmerksamkeit? An positiven Momenten?

Das fühlte sich früher irgendwie besser an. Vor der Schwangerschaft. Auf Bali. Wo ich so viel Zeit hatte mit ihm und trotzdem noch den halben Tag am Laptop war, um zu arbeiten.

Schlechtes Gewissen dem Baby gegenüber

Und was ist mit meinem Baby, meinem Sonnenschein? Er ist im Gegensatz zu seinem Bruder so viel pflegeleichter – und bekommt deshalb nicht halb so viel Zeit mit Mama wie der Große damals. Wann immer es für ihn okay zu sein scheint, liegt er einfach nur dabei, wenn ich etwas mache oder mit seinem Bruder spiele. Er schläft tagsüber in unserer Swing-2-Sleep Federwiege (mit Motor). Nicht wie der Große damals an Mama rund um die Uhr. In den frühen Morgenstunden, wenn er stillend eingeschlafen ist, drehe ich mich von ihm weg, um auch mal mit dem Großen zu kuscheln. Ich bleibe nicht wie bei diesem damals die ganze Nacht im Körperkontakt.

Fehlt ihm dadurch etwas? Braucht er nicht auch so viel Mama, wie nur geht? Könnte ich vielleicht noch mehr geben, wenn ich zum Beispiel meinen eigenen Mittagsschlaf weg lasse?

That’s life?

Und dann, am Ende des Tages, muss ich mich manchmal selbst ein bisschen schütteln und mir sagen: So ist das eben. Ich kann es nicht ändern. Als Mama. Oder?

Mich ein bisschen schütteln und mir sagen: Die beiden haben mehr, als viele andere Kinder in unserer Kultur. Sie haben Mama und Papa so gut wie immer zu Hause. Sie haben Oma und Opa in unmittelbarer Nähe. Eine Familie mit liebstem Spielkamerad ein Stockwerk tiefer. Platz, freie Natur, Tiere und Garten. Und sie haben eine Mama die fast alles gibt, was sie kann.

Wie ist das bei Dir? Kennst Du dieses Gefühl? Hast Du eine Lösung gefunden?


Auf Pinterest merken: 

1 Kommentar zu „Von der mütterlichen Angst, nicht genug zu geben“

  1. Sabrina Lachenschmidt

    Ich kann sehr gut nachfühlen was du schreibst und ja ich habe eine Lösung dafür gefunden. Achtsamkeit. Du lernst es durch tägliche Meditation in jedem Moment das richtige zu tun und irgendwann nur noch aus Liebe Mitgefühl Freude und Gleichmut handeln zu können. So gibst du deinen Kindern und dir alles was ihr braucht für ein glückliches Leben und du wirst in jedem Moment das Richtige tun. Ich weiß nicht wo du wohnst aber eine Anreise lohnt sich immer: https://vipassana-dhammacari.com/meditationszentrum/

    Ich praktiziere es seit mein Sohn auf der Welt ist und mittlerweile meditiert er sogar fast jeden Tag mit. Er ist jetzt 5 Jahre alt und ein wunderbares Kind. Ich kann so meinen Ärger meine Sorgen meine Trägheit und meine Angst keine gute Mutter zu sein loslassen und im Moment leben und mein Bestes geben.
    Ich wünsche dir und deiner Familie von Herzen alles Gute ???‍♀️?

    https://vipassana-dhammacari.com/meditationszentrum/

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert