Wie soll ich mein Kind mit 1 Jahr abstillen? Meine Tipps als 3-fach Mama

Hin und wieder kommt es vor, dass ich im Freundes- oder Bekanntenkreis um Rat gefragt werde, wenn es um Babys oder Kinder geht. Verständlich, immerhin hab ich selbst nicht nur drei von der Sorte, sondern unzählige Beiträge zu verschiedensten Themen rund um Schwangerschaft, Baby und Kleinkindzeit recherchiert und geschrieben. Heute wurde ich von einer Mama gefragt, wie sie am besten ihr fast 1-jähriges Kind abstillt. 

Bist Du sicher, dass Du abstillen möchtest?

Meine erste Frage war: “Bist Du absolut sicher, dass Du abstillen möchtest? Oder darf ich Dir auch dazu schlaue Ratschläge?” Ihre Antwort war: sie ist absolut sicher. Ich habe meine Tipps diesbezüglich also für mich behalten, denn die wenigsten Menschen haben wirklich Bock, sich ungefragt belehren zu lassen. 

Hätte sie ja gesagt, hätte ich ihr aber gerne noch gesagt, dass

  • die WHO aus gutem Grund empfiehlt, mindestens zwei Jahre zu stillen. Und dass viele in unserer westlichen Gesellschaft zwar denken, 1 Jahr zu stillen wäre sehr lange, die Biologie aber eine andere Sprache spricht. Das biologische Abstillalter liegt wohl zwischen 2 und 7 Jahren. So lange würde das Baby also gerne an der Brust trinken. 
  • sie überlegen könnte, das Abstillen bis zum Frühjahr hinauszuzögern. Denn wir sind mitten in der Erkältungssaison inklusive RSV und Corona. Ich war schon mit einem Baby wegen RSV im Krankenhaus und weiß darum, wie hilfreich das Stillen bei so gefährlichen Infekten ist. Nicht nur wegen der Antikörper in der Muttermilch, sondern auch, weil die Kleinen in aller Regel weiterhin stillen, während fest Nahrung und Flaschenmilch abgelehnt wird. Aus medizinischer Sicht müssen kranke Babys weniger häufig wegen Dehydration behandelt werden, wenn sie gestillt werden. 
  • dass die Phase, die sie gerade dazu bringt, abstillen zu wollen, vorbei geht. Mit fast 12 Monaten befinden sich Babys in einem Entwicklungsschub und viele wollen dann besonders häufig an die Brust. Das nervt, keine Frage. Aber danach kann das Stillen wieder so praktisch, innig und schön sein wie vorher. Ehrlich! Ich habe meinen Großen mit 22 Monaten in einem Entwicklungsschub abgestillt. Erst mit dem zweiten Kind wurde mir klar, dass zu diesem Zeitpunkt ein besonders intensiver stattfindet. Mir tat es ziemlich leid, nicht mehr Geduld gehabt zu haben. 

Abstillen mit 1 Jahr: Das ist wichtig

Aber wie gesagt, das hab ich mir verkniffen. Denn wenn sie absolut sicher ist, wozu soll es führen außer einem schlechten Gewissen? Und davon haben wir Mamas auch so schon genug, finde ich. Also habe ich mich auf die wichtigsten Punkte konzentriert, wenn sie ihr Kind mit 12 Monaten abstillen will. 

  • Beim Abstillen sollte die Mama absolut sicher sein. Ein hin- und her kann einen zweiten oder dritten Abstillversuch enorm verkomplizieren und in die Länge ziehen. 
  • Mit einem Jahr sind Kinder biologisch gesehen noch nicht bereit, gänzlich ohne Milchnahrung auszukommen. Für die Verdauung und Entwicklung ist es also förderlich, statt der Muttermilch eine Ersatzmilch einzuführen. Kuhmilch oder pflanzliche Ersatzmilch (egal welcher Quelle) eignet sich dafür nicht. Stattdessen sollte ein Kind in diesem Alter PRE- oder 1er-Milch aus der Flasche bekommen. 
  • Meiner Recherche nach ist Ziegen-Formula eine gute Alternative zu Flaschennahrung auf Kuhmilchbasis. 
  • Beim Übergang würde ich darauf achten, dass das Abendfläschchen auf jeden Fall vor dem Zähneputzen getrunken wird, also nicht zum Einschlafen, sondern vorher. 
  • Mit einem Jahr verstehen Kinder schon viel mehr, als man gemeinhin denkt. Und selbst wenn nicht spüren sie trotzdem, ob etwas strukturiert und planvoll abläuft. Ich würde also mit meinem Kind sprechen und in klaren, deutlichen Worten erklären, wie es ablaufen wird. Dass es in Zukunft keine Milch aus der Brust mehr gibt, sondern eine aus der Flasche. Dass es okay ist, wenn das Kind traurig und wütend wird und dass Mama oder Papa dann da sind. 
  • Wer abstillen möchte in der Hoffnung, dass ein Kind dann durchschläft, der kann unter Umständen eine Enttäuschung erleben. Denn das klappt nur bei manchen Kindern. Mein zweiter zum Beispiel hat nach dem nächtlichen Abstillen einfach durchgeschlafen. Der Erste dagegen war dann noch häufiger und vor allem länger wach. Denn mit dem Stillen konnte man ihn sofort wieder zurück ins Land der Träume schicken. Ohne die Brust allerdings wurde er nachts richtig wach und schlief manchmal über viele Stunden nicht wieder ein. Auch brauchte er trotzdem Körperkontakt, d.h. ich hatte jetzt zwar Ruhe vor dem Stillen, dafür aber ein Kleinkind auf mir schlafen, das ich nie ablegen durfte. Das war erstmal unbequem! 
  • Die Kita ist kein Grund abzustillen. Für Stillkinder in dem Alter ist es absolut kein Problem, nur Abends und morgens zu stillen. Auch die weibliche Brust stellt sich darauf ein. Kinder, die bis zum Kitastart mehr stillen als essen, können das ziemlich schnell umstellen und essen dann in der Einrichtung ohne Probleme. Das habe ich selbst erlebt. 

Welche Tricks können es dem Kleinen einfacher machen?

Vor allem das Einschlafen und Durchschlafen kann ohne Stillen schwierig sein. Denn das rhythmische Saugen und der gefüllte kleine Magen erzeugen ein wohlig-zufriedenes Gefühl und sind im letzten Jahr eine geliebte Gewohnheit geworden. Eine Gewohnheit, die die Kleinen gerne noch eine Weile beibehalten würden. So ein bis sechs Jahre, wenn es geht. Für uns Mütter geht das aber eben nicht. Und so ist es absolut verständlich, dass die Kleinen protestieren, wütend werden und alles versuchen, um die Brust wieder zu bekommen – aber auch die Bedürfnisse von Eltern zählen und niemand kann und sollte über seine Grenzen gehen, nur damit ein Kind nicht weint. 

Denn soviel vorne weg: Bei vielen Kindern wird es ohne Weinen nicht gehen. Wenn man etwas nicht bekommt, was man gewohnt ist und wirklich gerne hat, dann macht das eben traurig. Wütend. Man fühlt sich ungerecht behandelt. Und außer Schreien und Weinen haben Kinder noch wenig Möglichkeiten, diesem Gefühl Luft zu machen. Versuche also, Verständnis zu haben und zu trösten. Das Ziel muss nicht sein, dass keine Tränen vergossen werden, sondern, dass Mama oder Papa als Trost zur Stelle sind. 

  • Den Zeitpunkt des Abstillens sollte man so wählen, dass keine anderen großen Veränderungen stattfinden (Geschwisterkind, Kita, Umzug etc.). Außerdem sollte ein Baby nicht abgestillt werden, wenn es krank ist. Auch ein Entwicklungsschub macht es eher schwieriger und man kann überlegen, bis danach zu warten. 
  • Für einige Kinder ist es einfacher, wenn Papa erst einmal die Einschlafbegleitung übernimmt. Denn bei ihm gibt es keine Milch. Das wissen die Kleinen – und sie riechen es vor allem. 
  • Denn Muttermilch riecht sehr intensiv und Babys bzw. Kleinkinder riechen das auch intuitiv in der Nacht. Da kann es helfen, das Bett neu zu beziehen, sich zu duschen und frisch anzuziehen. Eine Garantie ist das nicht, aber einen Versuch wert. 
  • Anfangs würde ich Alternativen zum Einschlafstillen anbieten, z.B. Tragen und sanftes Wiegen, das Kind auf Deinem Bauch liegen lassen oder in der Trage einschlafen und dann ins Bett legen. (Bei meinem Zweiten zum Beispiel wollte ich nur das nächtliche Stillen langsam abschaffen und darum auch das Einschlafstillen nicht mehr im Liegen durchführen. Ihn hat aber die klitzekleine Veränderung, dass wir jetzt im Sitzen stillen, so sehr aufgeregt, dass er gar nicht mehr trinken wollte. Nicht abends und nicht in der Nacht. Sobald ich ihn hochgehoben habe, hat er sich kurz geärgert und ist dann ohne Brust eingeschlafen. )
  • Mir war immer wichtig, dass die Kleinen weder Hunger noch Durst haben. Darum gab es bei uns immer eine Nuckelflasche mit Wasser am Bett, sodass die Kleinen trinken konnten, wenn sie nachts abgestillt wurden. Das war vor allem für mich als Mama wichtig, sodass ich wusste, dass sie jetzt nicht aus Durst an die Brust wollen.
  • Während es Abstillens muss man sich bewusst machen, dass dem Kind jetzt einiges an Flüssigkeit und Kalorien fehlt. Mit zusätzlichem Angebot an Snacks und Trinkmöglichkeiten lässt sich das problemlos aufholen. 

Welche Tipps habt ihr noch auf Lager? Wann habt ihr eure Kleinen abgestillt?

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