Bewegung bei Kindern fördern – warum das so wichtig ist

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Seit Jahren hört man immer wieder warnende Worte von Experten, die auf die Folgen kindlichen Bewegungsmangels hinweisen. Denn tatsächlich bewegen sich viele Kinder und Jugendliche heute viel zu wenig. Wenn Du wissen willst, warum Du Bewegung bei Deinem Kind fördern solltest und wie Du das am besten anstellst – das erkläre ich Dir jetzt. 

Bewegungsmangel und seine Folgen

Die Risiken des Bewegungsmangels sind enorm und haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit bis ins Erwachsenenalter hinein. 

Übergewicht

Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass ca. 15 % aller Kinder unter deutlichem Übergewicht leiden. Schon Kinder haben teilweise erhöhten Blutdruck, eine der möglichen Folgen des Bewegungsmangels

Haltungsschäden

Durch fehlenden Aufbau der Muskeln ist besonders die Wirbelsäule gefährdet, Fehlhaltungen zu entwickeln. Laut der Deutschen Sporthochschule Köln hat nur ein Drittel der Grundschüler eine korrekte Haltung.

Fehlende Kraft und Ausdauer

Kinder werden durch Bewegungsmangel zu schwach zum Spielen. Das führt dazu, dass Kindern durch die zunehmende Anstrengung der Spaß an der Bewegung fehlt und somit zu einer stetigen Verschlimmerung des Problems führt.

Psychische Probleme

Unruhe, Schlafstörungen und Unkonzentriertheit sind mögliche Folgen von Bewegungsarmut. Außerdem ist das Risiko erhöht, an Depressionen zu erkranken. Ebenso kann es zu einer Verringerung des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls führen.

Das sind alarmierende Forschungsergebnisse, mit sehr weitreichenden Folgen, für die betroffenen Kinder, aber auch gesellschaftlich.

Empfehlungen der WHO

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Empfehlungen ausgesprochen, wie viel Kinder sich täglich bewegen sollten. Sie empfiehlt für Kinder zwischen einem und sechs Jahren mindestens 60 Minuten körperliche Aktivität. Das ist die untere Grenze. Wünschenswert sind 180 Minuten täglich. Davon sollten 60 Minuten so aktiv gestaltet werden, dass die Kinder ins Schwitzen kommen und Atmung und Herzschlag beschleunigt werden.

Gesundheitlicher Nutzen von Bewegung

Aus den oben erwähnten Risiken, die mit Bewegungsmangel einhergehen, lassen sich die positiven Auswirkungen bereits ableiten:

  • Muskulatur und Knochen werden aufgebaut
  • Immunsystem und Stoffwechsel werden angeregt und gestärkt
  • Kraft und Ausdauer werden spielerisch erworben
  • Das Herz-Kreislaufsystem sowie die Lungentätigkeit werden angeregt
  • Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein werden gestärkt
  • Konzentrationsfähigkeit und mentale Fähigkeiten werden gefördert
  • Körperbewusstsein, Koordinationsvermögen, Raumerfahrung und Gleichgewichtssinn werden geschult

Dabei ist zu beachten, dass sich dieser Nutzen auf das gesamte Leben auswirkt, also auch auf das Erwachsenenalter. Unter anderem deshalb, weil aus aktiven Kindern in der Regel auch aktive Erwachsene werden, die Freude an Bewegung haben und somit effektive Gesundheitsfürsorge betreiben. Und wer als Kind eine gesunde Haltung gelernt und Muskeln aufgebaut hat, wird später deutlich weniger mit Rückenschmerzen zu kämpfen haben.

Kinder und Bewegung gehören zusammen

Die gute Nachricht ist: Kinder haben grundsätzlich Spaß und Freude an Bewegung. Kinder und Bewegung gehören einfach zusammen. Sie lieben vielfältige Bewegungsanreize, das merken wir auf jedem kleinen Spaziergang mit ihnen. Hüpfen, balancieren, springen, rennen, gehen im Gänseschritt, all das sind Bewegungen, auf die Kinder sich lustvoll einlassen. Sie erfahren ihren eigenen Körper und ihre Grenzen und entwickeln so ein gesundes Körperbewusstsein. Bevor Du Dich also das nächste Mal aufregst, weil die Kinder immer so trödeln: denke einfach daran, was Du Deinen Kindern Gutes tust, indem Du Zeit zum Ausprobieren und Spielen lässt.

Damit Du Deine Kinder gut begleiten und motivieren kannst, habe ich im Folgenden einige Anregungen für Bewegungsspiele drinnen und draußen für Dich zusammengestellt. Diese Anregungen sind in der Regel für Kinder bis zum Grundschulalter. Deiner Fantasie und Kreativität sind natürlich keine Grenzen gesetzt und wie immer gilt: lasse Dich von Deinen Kindern inspirieren und begeistern. Miteinander sind der Entdeckungsfreude und dem Spaß an der Bewegung keine Grenzen gesetzt.

Bewegung bei Kindern fördern: Spiele für draußen

Schaukeln

Schaukeln schult den Gleichgewichtssinn und die Koordinationsfähigkeit. Von der einfachen Schaukeln bis zur Schaukel in Kombination mit fantasievollem Spielehaus mit Kletter- und Rutschmöglichkeiten – entscheide einfach, was in Deinem Garten Platz hat. Eine der bekanntesten Marken für Kinderschaukeln ist Wickey. Damit kann man wahrscheinlich jedes Kind begeistern. 

Spaziergänge nutzen

Statt mit dem Auto zu fahren, versuche viele Wege zu Fuß zu gehen und baue Bewegungsspiele ein. Sei es, auf Mauern zu balancieren oder mit einem Fuß auf dem Bordstein und dem anderen im Rinnstein zu gehen. Oder ihr achtet darauf, nur auf den Gehwegplatten zu gehen und nicht auf die Fugen zu treten. Euch fällt sicher noch viel mehr ein.

Entdeckertouren im Wald bieten natürlich noch mehr Anreize als ein städtisches Umfeld. Also raus in den Wald, wann immer es geht. Gute Anregungen findest Du auf dieser Seite. Der Artikel beschreibt, warum das Spiel mit Naturmaterialien so wertvoll ist und wie der Wald zu unterschiedlicher Bewegung auffordert.

Fahrrad fahren

Klingt banal, macht Kindern aber so viel Spaß: Benutzt auf dem Weg zum Supermarkt mal nicht nur das Auto oder den Gehweg, sondern fahrt mit dem Fahrrad. Kleinkinder nutzen meist noch ein Dreirad oder ein Laufrad, aber mit etwa 3-4 Jahren können Kinder auch schon mit einem richtigen Fahrrad fahren. 

Slacklinen

Seit ein paar Jahren gibt es den Trend des Slacklinens. Im Grunde ist das nichts anderes als Balancieren auf einem dünnen Seil, das zwischen zwei Bäume oder Pfosten gebunden ist. Es ist eine enorme körperliche Herausforderung, von einem Ende zum anderen zu kommen, aber es macht ebenso viel Spaß und trainiert den ganzen Körper. Es gibt Angebote für Slacklinen-Sets unter 50 Euro.

Ballspiele

Federball, Tischtennis oder Fußball sind seit Jahrzehnten beliebt. Mit kleineren Kindern reicht es schon, sich den Ball zuzuwerfen. Einen Ball zu fangen ist tatsächlich eine komplexe Tätigkeit und die Freude zu erleben, wenn das Kind es das erste Mal schafft, ist einfach herzerwärmend.

Spieleklassiker für draußen

  • Himmel und Hölle

Eine Anleitung für dieses spannende und herausfordernde Hüpfspiel ist hier zu finden.

  • Fangen spielen

Dazu bedarf es sicher keiner weiteren Erklärung. Ich denke, das haben wir alle gespielt. Du kannst dieses Spiel variieren, indem ihr beispielsweise nur hüpfen dürft. Oder ihr bewegt Euch wie Krebse, um den anderen zu fangen. Lasst Eurer Kreativität freien Lauf und schon habt ihr immer wieder neue Anreize.

Eine Variante dazu ist das Spiele „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?“ Es macht unglaublich viel Spaß und regt nicht nur den Körper, sondern auch die Fantasie an. Die Spielbeschreibung für dieses Spiel und einige andere findest Du hier.

  • Boccia

Dieses wunderbare Spiel ist leider weitgehend in Vergessenheit geraten. Meistens sieht man nur noch ältere Herren Boule spielend im Park. Aber auch Kindern macht es Spaß, die Kugeln zu werfen. Sie fühlen sich wahrscheinlich von der bunten Variante der Boccia-Kugeln eher angesprochen. Für die schnelle Alternative auf dem Spaziergang lassen sich auch Steine, Kastanien oder Eicheln verwenden. Ein Baum, an den man möglichst nah heran werfen muss, findet sich immer.

  • Sackhüpfen und Eierlauf

Hast Du diese Spiele auch so geliebt? Sie waren früher die Klassiker jedes Kindergeburtstages. Es wäre schade, wenn sie in Vergessenheit geraten. Vielleicht ist es eine gute Idee, statt der Eier alternativ etwas weniger Zerbrechliches zu nehmen. Aus Äpfeln kann man immer noch Apfelmus machen, auch wenn sie etwas „angedatscht“ sind.

  • Katz´und Maus

Für dieses Spiel braucht man eine größere Gruppe, die sich zu einem Kreis aufstellt. Ein Kind ist die Maus, ein weiteres ist die Katze, welche versucht, die Maus zu fangen. Hier ist das Spiel genau beschrieben.

Vielleicht regst Du dieses Spiel mal an, wenn Du mit Deinem Kind auf dem Spielplatz bist? Dort findest Du bestimmt andere Kinder, die Spaß daran haben.

Bewegung fördern: Spiele für drinnen

  • Trampolin springen

Es gibt gute Trampoline, die für die Wohnung geeignet sind. Damit es keinen Ärger gibt mit den Nachbarn aus dem Untergeschoss, solltest Du allerdings darauf achten, dass bestimmte Zeiten eingehalten werden.

Ich weiß nicht, wie es mit Deinem Lattenrost aussieht, aber für kleinere Kinder könnte das Bett zum Hüpfen reichen. Sei aber bitte stets dabei, damit sich Dein Kind nicht verletzt, indem es aus dem Bett oder auf die Bettkante springt.

  • Tanzen

Kinder lieben Bewegung und Kinder lieben Musik. Was liegt also näher, als die Musik anzumachen und zu tanzen? Als Variante kannst Du Stopptanzen anbieten: Sobald die Musik stoppt, muss man in der Pose verharren. Das kann zu lustigen und sehr herausfordernden Verrenkungen führen, die für viel Spaß sorgen.

  • Über Tische und Bänke

Warum nicht die Möbel als Anreiz nutzen? Tische und Bänke bieten sich an, um unter ihnen durchzukriechen oder über sie zu klettern. Man kann mit ihnen einen kleinen Parcours stellen, der unterschiedliche Aufgaben beinhaltet.

Ebenso kannst Du zum Beispiel Kissen mit einbauen, über die Dein Kind hüpfen muss. Oder Du legst Deine Yogamatte mit aus, auf der Dein Kind beispielsweise eine Rolle machen muss. Dazu kannst Du eine spannende Abenteuergeschichte erzählen, in denen Du die jeweiligen Bewegungsanforderungen verpackst. Du weißt es schon: Fantasie und Kreativität.

  • Luftballons

Luftballons sind einfach wundervoll. Sie sind leicht und gleichzeitig ziemlich unberechenbar. Wo fliegen sie hin? Wo kommen sie herunter?

Spieleklassiker für drinnen

  • Topfschlagen

Jahrzehnte lang fand kein Kindergeburtstag ohne Topfschlagen statt. Einem Kind werden die Augen verbunden, es geht in den Vierfüßlerstand, bekommt einen Kochlöffel in die Hand und muss nach den Anweisungen der anderen Kinder mit dem Kochlöffel den Schatz finden, der unter dem Topf versteckt ist. Die Kinder dirigieren das suchende Kind mit den Worten „kalt“, wenn es sich vom Topf entfernt, „wärmer“, wenn es sich diesem nähert und „heiß“, wenn es ganz nah dran ist.

So kann man auch Naschis verstecken oder ein besonderes Spielzeug verstecken.

  • Reise nach Jerusalem

Ein bewegtes und lautes Spiel, mit viel Spaß und fröhlicher Rempelei. Es werden Stühle aufgestellt, jeweils ein Stuhl weniger als anwesende Personen. Dann wird die Musik angemacht, alles laufen im Kreis um die Stühle herum. Wenn die Musik ausgeht, müssen sich alle setzen. Aber das geht ja nicht, denn es fehlt ein Stuhl. Derjenige, der übrig bleibt, scheidet für diese Runde aus und nimmt gleich einen Stuhl mit. So geht es weiter, bis am Ende nur noch einer übrig bleibt.

Fazit

Du bist das große Vorbild für Deine Kinder. Wenn Du ihnen Bewegung als etwas Freudvolles vorlebst und vielleicht sogar mit ihnen gemeinsam Deine Lust daran wieder entdeckst, umso motivierter ist Dein Kind. Wie oben bereits erwähnt, gehören Kinder und Bewegung einfach zusammen.

Die positiven Folgen täglicher und ausreichender Bewegung habe ich Dir oben skizziert. Sollte es Dir also mitunter schwerfallen, Dich aufzuraffen, weil das Leben so viele Anforderungen an Dich stellt und Du eigentlich so gar keine Lust hast, dann mache Dir bewusst, dass Du aktiv in die Gesundheit Deiner Kinder investierst. Du gibst ihnen einen Schatz mit, von dem sie ihr gesamtes Leben profitieren. Und ich bin mir ganz sicher, dass Dein Kind Dich mit seiner Begeisterungsfähigkeit und der Lust an der Bewegung ebenfalls motiviert. Ein Gewinn für Euch beide und die ganze Familie.

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1 Kommentar zu „Bewegung bei Kindern fördern – warum das so wichtig ist“

  1. Es ist erschreckend zu erfahren, dass Bewegungsmangel bei Kindern ebenfalls Auswirkungen auf die Psyche haben kann. Als ich neulich meine Nichte besuchte, sah ich, dass sie den Großteil im Freien mit ihrem elektrischen Kinderauto verbrachte. Ich machte mir Sorgen, dass sie nicht genug Bewegung bekommt und daraufhin motivierte ich sie, mit mir spazieren zu gehen und mit dem Ball zu spielen. Ich sah es als großen Erfolg, als sie danach begeistert meiner Schwester, also ihrer Mutter, davon erzählte, wie viel Spaß es gemacht hatte. Als Onkel sehe ich es als meine Aufgabe, dass sie sich ausreichend bewegt, um die negativen Folgen von Bewegungsmangel zu vermeiden.

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