Ich bin mit drei Geschwistern aufgewachsen. Drei Brüder. Meine Mama erzählt manchmal, wie ich als Kind stolz war, dass vier schon “ne richtige Bande” sind. Drei sind auch ne Bande, finde ich heute. Vor allem sind drei genug.
Drei Mal Kinderwunsch
Wenn ich jetzt die Gefühle bezüglich eines weiteren Kindes nach jeder einzelnen Geburt vergleiche, könnten die unterschiedlicher nicht sein. Nach der ersten Geburt, die sehr anstrengend und alles andere als schön war, war ein weiteres Kind erst einmal überhaupt kein Thema. Wir hatten andere Sorgen. Und das sehr lange. Der Große war schon drei Jahre alt, als in mir langsam der Wunsch nach einem zweiten Kind auftauchte. Denn für uns war immer klar: Wir müssten damit rechnen, dass auch unser zweites Baby so intensiv und fordernd werden würde, wie das erste. Bevor wir das nicht leisten könnten, wollten wir kein zweites Baby. Und dann war da plötzlich das Gefühl, dass es jetzt so weit ist.
Einen Zyklus später war ich schwanger. Es hatte gleich beim ersten Versuch geklappt. So als würde da schon jemand in den Startlöchern stehen. Eine kleine Seele, die zu uns möchte. Obwohl die Schwangerschaft diesmal nicht so komplikationslos war, wie die erste, war ich voller Vertrauen. Ich wusste, dass dieses Baby gesund bei uns aufwachsen würde. Ich wusste auch, dass es zuhause zur Welt kommen soll. Noch nie hatte ich eine so starke Intuition und das Gefühl, alles richtig zu machen.
Die Hausgeburt in der 38. SSW war wieder anstrengend. Aber diesmal nur körperlich, einfach weil meine Gebärmutter wohl zu übermäßig starken Wehen neigt. Aber alles andere war einfach perfekt. Auch das kleine Menschlein, das bei uns zuhause das erste Mal die Äuglein öffnete. Ich werde niemals dieses Gefühl vergessen, als ich am nächsten Morgen wach wurde. Die Sonne schien durchs Fenster auf unser Bett. Dort lag dieser winzige, wirklich winzige, unfassbar süße Junge. Unten auf einer Matratze schlief mein Mann. Jetzt ein Zweifachpapa. Alles war perfekt.
Wenige Wochen später wäre ich am liebsten gleich mit dem dritten Baby schwanger gewesen. Denn so einen starken Kinderwunsch wie damals hatte ich noch nie verspürt. Für mich war sonnenklar, da muss noch ein drittes kleines Wesen in unsere Familie. Doch der Mann sagte nein. Je länger ich wartete, desto definitiver wurde sein Nein. Also versuchte ich, mich damit abzufinden. Ich verkaufte und verschenkte die Babysachen, behielt nur das, was ich eines Tages meinen Enkelkindern vermachen würde. Doch egal, wie sehr ich mich bemühte, in mir drin war immer diese leise Stimme, die mir sagte: Da wartet noch jemand. Wir sind noch nicht komplett. Ich überlegte hin und her und kam irgendwann zu dem Schluss: Nie im Leben würde ich ein Kind, das bei uns lebt, bereuen. Was ich allerdings später bereuen würde: Besagtes Kind nicht bei mir zu haben. Irgendwann verstand das auch der Mann. Und ich durfte ein drittes Kind haben. Spaßweise haben wir uns geeinigt, dass er stattdessen ein neues Rennrad haben kann.
Und dann kam das dritte Kind, diesmal im Geburtshaus. Die Geburt war schnell. Und genauso schnell war mir danach eines klar: Das war’s. Da ist jetzt nichts mehr und kommt nichts mehr. Wir sind fertig. Komplett. Mein Mann konnte es anfangs gar nicht glauben, immerhin hatte ich ihm jahrelang in den Ohren gelegen, dass ich noch ein Kind möchte. Doch so sicher ich mir damals war, dass es noch eins sein muss, so sicher war ich mir diesmal, dass das das letzte war. Die letzte Geburt. Das letzte Mal Babyduft. Das letzte Mal schlaflose Nächte.
Drei sind mehr als zwei!
Seitdem unser Zweiter etwa 4 Monate alt war, wurde bei uns alles einfacher. Etwa um diese Zeit herum konnte er nämlich alleine unter seinem Spielebogen liegen und ich legte ihn zum großen Bruder ins Zimmer. Nur für kurze Zeiträume, aber trotzdem mit erstaunlichem Effekt: Beide waren zufrieden. Der Große konnte endlich in Ruhe spielen, ohne das Gefühl zu haben, alleine zu sein. Und der Kleine fand eh alles gut, was und wo der große Bruder war.
Und das ist nur eine der Kleinigkeiten, die passierten, seit wir zwei Kinder haben. Für mich waren zwei Kinder tatsächlich einfacher als eines. Bis der Zweite etwa 2,5 Jahre alt war, haben die beiden nie gestritten, sondern immer schön miteinander gespielt. Und auch wenn mittlerweile die typischen Geschwisterstreits eingesetzt haben, ist das immer noch so viel besser als vorher. Da wurde nämlich mit uns oder den Großeltern gestritten. Rund um die Uhr waren wir zuständig für Unterhaltung, Kommunikation und Zeitvertreib. Jetzt macht das ganz oft der kleine Bruder.
Zwei Kinder sind also besser als eins. Was wäre also naheliegender als zu denken, drei sind besser als zwei? Doch ich könnte falscher kaum gelegen haben. Denn drei Kinder sind tatsächlich so viel mehr als zwei! Man hat zwei Hände zum tragen, zwei Seiten zum liegen, zwei Oberschenkel zum drauf sitzen. Ein Kind beim Papa, eins bei der Mama – zwei Elternteile. Und dann plötzlich drei Kinder! Man gewöhnt sich ja sprichwörtlich an alles, aber das war echt eine starke Nummer, das hatte ich absolut unterschätzt!
Jetzt gibt es Tage, da fühle ich mich einfach rundum überfordert und unfähig. Weil es einfach viel ist. Weil drei einfach viel sind. Drei Kindern gerecht werden. Drei Kinder füttern, einkleiden und von irgendwelchen Kamikaze-Aktionen abhalten. Drei Kinder waschen, zähneputzen und umziehen. Drei Kinder ins Bett bringen. Zwei Kinder ruhig halten während das dritte schläft.
Selbst, wenn mein Bauchgefühl also nicht schon längst entschieden hätte, dass drei Kinder genug sind – die Vernunft hätte es auf jeden Fall. Denn auch, wenn ich wehmütig bin, dass mein letztes Baby nun bald schon keins mehr ist (in weniger als 4 Wochen um genau zu sein), so bin ich doch auch froh, all das irgendwann hinter mir zu lassen. Die Schwangerschaft; die Geburt; die schlaflosen Nächte; die Windeln; und eben die Überforderung mit zwei Kindern und einem Säugling. Dreimal ist einfach genug.
Vielen Dank für deine neuen Blogeinträge, hatte sie schon vermisst 😉
Danke für das Teilen von deinen Erfahrungen und deinem Alltag!
Hallo Carina,
juhuuu, es ist noch jemand da 🙂 😀