Geburtstagsfeier: Mein Sohn wird 6 Jahre alt!

Vor wenigen Tagen wurde mein Großer 6 Jahre alt. 6 Jahre! Noch ein paar Wochen, dann ist er ein Schulkind! Aus zwei Gründen wollte ich in diesem Jahr eine besonders schöne Geburtstagsfeier für ihn machen: Weil er im letzten Jahr dank Corona überhaupt nicht feiern konnte und weil ich das Gefühl habe, dass das sein letzter Geburtstag ist, an dem ich ebenfalls Freude habe. Denn irgendwie befürchte ich, dass er als Schulkind schnell ganz andere “Jungssachen” toll finden wird – und sich keinen Geburtstag mit magischen Wesen mehr wünschen wird.

Fabelwesen sind nur für Mädchen? Pah!

Mein Sohn hat sich einen Geburtstag gewünscht mit “magischen Wesen”. Einhörner, Feen, Hexen und sonstige Zauberwesen. Alle Kinder sollten verkleidet kommen und er selbst wollte eine Fee sein. Bevor ich ein wenig mehr über die Einladungen, Dekoration, Ablauf und Essen berichte, möchte ich mich an diesem Punkt über unsere Gesellschaft und die Geschlechterklischees ein wenig echauffieren. Wen das nicht interessiert, einfach zur nächsten Zwischenüberschrift scrollen…

Mein Sohn findet also alles toll, was magisch, übernatürlich, fantasievoll und märchenhaft ist. Für kleine Kinder ganz normal. Dachte ich. Schon bei den Einladungskarten wurde mir klar: Aus irgendeinem Grund sind diese faszinierenden Wesen und Themenbereich bei uns ausschließlich “Mädchenkram”. Alles, was Einhörner, Feen, oder andere Fabelwesen drauf hat, ist rosa, rosa-lila, mit Tüll oder Spitze oder zumindest mit Glitzer – und wird von Groß und Klein eindeutig als “für Mädchen” identifiziert. Da geht es ja schon weiter! Wie in aller Welt kann denn eine so schöne Farbe wie Pink oder etwas so spaßiges wie Glitzer nur für Mädchen sein?

Wer denkt, ich übertreibe, der soll mal versuchen, eine Schultüte für Jungs zu finden, die irgendein (!) kindlich-niedlich gestaltetes Fabelwesen zeigt. Irgendeins!

Zum Glück ist meinem Sohn das (noch) egal. Er hat schon gecheckt, dass das “Mädchensachen” sind. Seine Schlussfolgerung war aber zum Glück nicht, dass das dann für ihn als Junge nicht taugt, sondern, dass er eben auf Mädchensachen steht. Und dabei unterstütze ich ihn, so lange es geht und so lange ich ihn dadurch nicht sozialer Ächtung aussetze. Soll heißen: Eine Glitzer-Schultüte habe ich ihm nicht gekauft, aber den Einhorn-Geburtstag kann er nur zu gern haben!

Einladungen für den Einhorn-Geburtstag

Wie gesagt war es schier unmöglich, ein nicht-rosa Einhorn zu finden. Aber zumindest habe ich bei Kaartje2go.de eine Vorlage gefunden, die nicht komplett überladen nach “Mädchen” schreit. Dazu gab es goldene Umschläge und süße Regenbogen-Verschluss-Aufkleber. Zufällig habe ich seine beste Freundin im Kindergarten gesehen, als sie den Umschlag fand. Sie hatte die Karte noch nicht mal aufgemacht und hüpfte schon vor Freude, weil sie so entzückt war.

Einhorn-Deko

Einhörner sind ziemlich in und auch wenn mein Sohn Feen und Hexen eigentlich cooler findet, habe ich mir das Leben da ein wenig einfach gemacht und ein Einhorn-Partydeko-Set bestellt. Für weniger als 13€ habe ich auf Amazon 45 bunte Luftballons, ein Happy Birthday Banner , 5 Folienballons, 1 Einhorntischdecke und eine Kuchendeko bekommen. Auch ohne Helium war das einfach perfekt.

Einen Jungen als Fee verkleiden

Mein Sohn hätte gerne ein Prinzessinnenkostüm als Fee angezogen. Wegen der sommerlichen Temperaturen und weil man sich darin kaum bewegen kann, habe ich ihm davon abgeraten. Stattdessen habe ich ihm eine Baumwoll-Leggins mit viel Glitzer dran besorgt. Oben rum haben wir ihn mit Gold-Glitzer bemalt und im Gesicht entsprechend geschminkt. In Kombination mit seinen goldenen Löckchen sah er aus wie ein kleiner Elfenjunge!

Einhorn Schatzsuche als Eisbrecher

“Wenn ich Geburtstag habe, will ich alles genauso machen,” sagt die 5-jährige beste Freundin. Sie hat erst nächstes Jahr Geburtstag. Was ihr denn so gut gefallen habe, frage ich sie. Mit ihren blauen Augen strahlt sie mich an: “Die Einhornschatzsuche!”

Dieselbe Antwort bekomme ich auch von den anderen Gästen inklusive dem Geburtstagskind selbst. Die Einhornschatzsuche.

Auch meinen Vorstellungen von geschlechtsneutralen Fabelwesen entspricht die Suche voll. Die Einhörner sind genauso mal rosa wie blau, orange oder lila. Kein rosa-glitzer-Mädchenzeugs, sondern niedliche Zeichnungen für alle Kinder!

Insgesamt habe ich etwa 1,5 Stunden mit der Vorbereitung verbracht und das, obwohl ich eine wirklich klasse Vorlage mit Anleitung von Ausgefuxt genommen habe. (Die Piraten-Schatzsuche haben wir letztes Jahr zum Zeitvertreib in der Lockdown-Zeit schonmal gemacht.)

Ob es an meinem langsamen Kopf (Stillhormone und Schlafmangel lassen grüßen) liegt, dass ich so lange zum Ausschneiden, eintüten und verstecken gebraucht habe, kann ich nicht sagen. Die Mutmaßung steht aber zumindest im Raum. Jedenfalls war ich bei der Umsetzung mindestens genauso gefordert, denn lesen konnte von den Geburtstagsgästen niemand und auch bei den Rätseln brauchten sie meist meine Hilfe. Da hat man schon gemerkt, dass alle aufgeregt sind und keines der Kinder in der Schule.

Nach etwa 45 Minuten war dann der Schatz gefunden und die Kinder sehr glücklich. Und aufgedreht. Das hört sich erst einmal nach viel Stress für kurzen Kinderspaß an. Dachte ich auch, während ich geschnitten, gebastelt, verpackt und versteckt habe. Aber am Ende war es die Mühe sowas von wert! Nicht nur war die Schatzsuche zum Kindergeburtstag ein unvergessliches Erlebnis für alle und hat genau zum Partymotto gepasst. Das beste war in meinen Augen, dass die Kinder, die sich ja teilweise nicht kannten, dadurch total aufgetaut sind.

Nach 45 Minuten gemeinsam enthusiastisch rennen und suchen waren alle Unsicherheiten wie weggeblasen und jeder spielte mit jedem. Die Partyspiele später konnten wir uns sparen, Freies Spiel war angesagt.

Unser Kindergeburtstagskuchen: Eine Eistorte

Aber vorher noch gab es den “Geburtstagskuchen”. Beim letzten Kindergeburtstag vor zwei Jahren hatte kein einziges der Kinder die Geburtstagstorte, die ich liebevoll gebacken hatte, essen wollen. Stattdessen machten sie sich über Snacks und Süßigkeiten her. Diesmal war ich schlauer und habe statt einem aufwändigen Kindergeburtstagskuchen eine Eistorte gebacken. Denn Eis geht ja bekanntlich immer. Bei allen Kindern.

Und was soll ich sagen: Die Eistorte kam nicht nur sehr, sehr, wirklich sehr gut an, sie war auch innerhalb von ein paar Minuten fertig und sah einfach perfekt aus. Ich habe einfach einen Boden aus Nüssen, Trockenfrüchten und Zartbitterschokolade (im Mixer zerkleinert) in einen Tortenring gedrückt, darüber 1000 ml Vanilleeis und dann 500 ml Schokoladeneis (leicht angetaut) verteilt. Schokostreusel drüber und eingefroren. Vor dem Servieren habe ich die Früchte drauf gegeben, die sind also nicht gefroren.

Kurz hatte ich auch überlegt, allerhand Fingerfood zum Kindergeburtstag, vielleicht sogar Pizzabrötchen zu machen. Zum Glück habe ich es nicht. Der absolute Renner war bei uns Obst, zum Beispiel als Obstspieße oder einfach Wassermelone zum direkt essen.

Plastikfreie Mitgebsel für den Kindergeburtstag

Bei uns gab es sowas damals glaube ich nicht, aber heute sind Mitgebsel beim Kindergeburtstag eigentlich ein Muss. Allerdings hatte ich echt keine Lust, irgendwelche Stempel, Flummis oder eingepackte Süßigkeiten in noch mehr Plastik zu verpacken, damit die Kinder zuhause ungesundes Zeug essen können oder noch mehr Kram rumliegt, mit dem sie eigentlich eh nicht spielen. Ich selber hasse das nämlich, es liegt so viel Zeug bei uns rum, das am Ende doch irgendwann im Müll landet. Ich habe mir darum ein Kindergeburtstags-Mitgebsel ausgedacht, das den Kleinen ebenso schmecken wird und kaum Müll verursacht: Ich habe schöne Glasgläser mit Korkdeckel besorgt (bei TEDI hat ein solches Glas 55 Cent gekostet) und ein paar gesunde oder halbgesunde Naschereien reingepackt: Apfelringe aus unseren eigenen Äpfeln, Nussmischung und ganz oben Süßigkeiten aus Trockenobst, Nüssen und Zartbitterschokolade. Mein Sohn liebt die sehr, ich hoffe, den anderen Kindern schmeckt sie auch!

Fazit: Stress für die Eltern, Spaß für die Kinder

Insgesamt ist unser Einhorn-Geburtstag also sehr gut gelaufen. Es waren nur vier andere Kinder zu Gast, auch da haben wir aus unseren Erfahrungen gelernt. Denn vier Kinder reichen absolut, für das Geburtstagskind genauso wie für uns Eltern. Und weil es bei uns auf dem Hof keine Zäune und viel unübersichtliches Gelände gibt, waren wir innerlich ständig am “durchzählen” bzw. kontollieren, wo welches Kind gerade ist. Niemand hat versucht, wegzulaufen oder irgendwas blödes gemacht, trotzdem sind wie ja verantwortlich und müssen aufpassen.

Die absoluten Party-Kracher waren übrigens die zwei Meerschweinchen, die seit einigen Wochen hier leben. Jedes Kind wollte sie mal halten und füttern.

Zusammengefasst waren die Vorbereitung und die vier Stunden Party sehr zeitintensiv und anstrengend (vor allem für mich), aber die Freude in den Augen meines Sohnes waren jede Minute wert. Ich würde es wieder genauso machen. In unserem Alltag bleibt oft so wenig Zeit für meinen Großen, da soll er ruhig mal ein Event haben, bei dem sich alles nur um ihn dreht und wo wir so richtig auf die Kacke hauen!

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2 Kommentare zu „Geburtstagsfeier: Mein Sohn wird 6 Jahre alt!“

  1. Liebe Hanna, auf der Suche im Netz nach Ideen für den Einhorn Kindergeburtstag war ich schockiert, dass meist schon in der Einleitung irgendwas in Richtung “der Traum für Mädchen” o.ä. steht. Teilweise werden dann als Mitgebsel Piratenalternativen für die eingeladenen Jungs vorgeschlagen (falls überhaupt Jungs eingeladen sind auf einem MÄDCHEN Geburtstag). Mich macht das wütend und traurig, also habe ich Einhorngeburtstag für Jungs gegoogelt und bin auf deinen Blog gestoßen 🙂 Ich plane zwar für meine Tochter, aber die hat bald drei Brüder. Warum sollen die nur Piraten- oder Fußballgeburtstage toll finden dürfen? Mein Großer hat lila, pink, Glitzer, Elsa geliebt, bis er etwa 5 war und seine Kindergartenfreunde ihn überzeugten, das sei nur für Mädchen. Total schade. Ähnlich schockiert war ich gestern beim ersten Schultag, dass die Mädchen fast alle eine rosa-pinke Schultüten und Ranzen hatten und die für Jungs nur blau oder schwarz sind. Es gibt doch so viele Farben! Während die öffentlichen Diskussionen immer stärker Toleranz und fast schon die Abschaffung der sozialen Geschlechter fordern sehe ich in der Praxis einen gegenläufigen Trend. In meiner Kindheit gab es noch geschlechtsneutrale Kleidung. Heute ist es eine riesen Herausforderung etwas zu finden, was Geschwister unterschiedlichen Geschlechts einander vererben könnten.
    Danke für den Post und die “Werbung” auch mal entgegen der gesellschaftlichen Erwartung bzw. trotz möglichem pikierten Staunen anderer Mütter zu handeln. 🙂

    1. Hallo Anna,
      ha, eine Leidensgenossin 😉 mich regt das auch furchtbar auf. Mein Junge hatte mit 4 oder 5 im Kindergarten dieselbe Erfahrung, hat aber seine ganz eigenen, wie ich finde genialen, Schlüsse daraus gezogen. Er kam eines Tages nach Hause und meinte: “Mama, Haarspangen und Kleider und rosa und so – das sind Mädchensachen!”. Ich war fast ein wenig traurig und erklärte ihm, dass die meisten Menschen das so sehen, aber er das trotzdem schön finden darf. Er hörte gar nicht richtig zu, sondern fuhr fort: “Mama, ich mag Mädchensachen!”
      Bis heute hat er einen Meerjungrauen-Schulrucksack und ein Tagebuch mit Glitzereinhörnern usw. Gleichzeitig spielt er ultra wild kämpfen und fährt Fahrrad wie ein Besenkter usw. Das geht nämlich alles parallel, man glaubt es kaum 😉
      Ich wünsche Dir alles Gute und einen schönen Einhorn-Geburtstag und vielen anderen Menschen ein bisschen mehr freies Denken und Toleranz.
      liebe Grüße,
      Hanna

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