Ein Geschwisterchen bekommen ist für Kleinkinder eine aufregende, aber vor allem rätselhafte und unerklärliche Sache. Mamas Bauch wächst und irgendwie soll da der kleine Bruder oder die kleine Schwester drin sein. Für unseren fast 4-jährigen war die Schwangerschaft vor allem eines: Unverstellbar lange. Wie ich versucht habe, ihm zu erklären, was vor sich geht und was es noch für Ideen und Anregungen gibt – hier habe ich meine zehn besten Tipps, das Geschwisterkind aufs Baby vorzubereiten, zusammengefasst.
Geschwisterkind auf Baby vorbereiten: 10 Tipps und Möglichkeiten
1. Geschichten und Wiederholungen
Kinder verstehen und erfassen nicht alles gleich beim ersten Mal. Vor allem nicht, wenn es so abstrakt ist, wie ein kleines Leben in einem dicken Bauch. Beim ersten Geschwisterchen können sich Kleinkinder einfach gar nicht vorstellen, wie es sein soll. Wenn da noch jemand ist. Eifersucht spielt zu diesem Zeitpunkt zum Glück noch keine Rolle, es überwiegt die Vorfreude auf – ja, worauf eigentlich?
Genau da kann man ansetzen, denn Kleinkinder hören unglaublich gerne Geschichten. Durch Geschichten bekommen sie Orientierung und Sicherheit. Das heißt, es gilt jetzt, die Zukunft in kleinen Häppchen kindgerecht auszuschmücken. Wie war das bei Dir als großes Geschwisterkind? Wobei kann Dein Kind helfen, worauf muss es Rücksicht nehmen? Was kann man mit dem Baby machen?
Lege bestimmte Geschichten und Handlungsmuster zurecht und wiederhole diese, so oft Dein Kind es möchte und Dir zuhört. Das erleichtert auch gleich das Einführen bestimmter Regeln, z.B. dass wir leise sind, wenn das Baby schläft.
2. Gemeinsame Rituale mit dem Babybauch
Aber auch schon während der Schwangerschaft kann ein Kleinkind Teil der Vorbereitung sein und so eine Beziehung zum Baby im Bauch aufbauen. Zum Beispiel kann es für das Ungeborene singen, seine “Wohnung” einölen, oder ihm eine Spieluhr vorspielen – jetzt im Bauch, später auch, wenn das Baby da ist.
3. Eigenes “Baby”
Weil es für unseren Großen so unglaublich lange schien, bis Mama das Baby hat, durfte er vorab schon einmal selbst ein “Baby” haben – eine Puppe aus Stoff – und sich damit vorbereiten. So würden wir beide ein Baby haben, jeder seins. Anhand einer Puppe können Geschwisterkinder schon einmal üben, wie man trägt, wiegt, wickelt und ins Bettchen bringt.
Weil Kleinkinder im Spiel verarbeiten, kann eine Puppe später auch weiterhelfen, all das Neue, das mit einem Geschwisterchen kommt, zu verinnerlichen.
4. Babyfotos ansehen
Wie ist das eigentlich? Erst ist man ein Punkt im Bauch, dann wächst man und irgendwann ist man plötzlich so groß? Und wird großer Bruder oder große Schwester? Damit mein Sohn sich vorstellen kann, wie das bei ihm war, habe ich mir mit ihm zusammen Fotos angesehen, als er noch ein Baby war.
Zusammen mit Erzählungen und Erklärungen, was er damals zum Beispiel noch nicht konnte, macht es die Sache mit den Babys und dem Wachsen etwas anschaulicher.
5. Spiele und Aktivitäten
In ihrem Buch “Du da drinnen & ich hier draußen” beschreiben Kristina Scharmacher-Schreiber und Thekla Ehling neun mögliche Aktivitäten, mit denen man einem Kind mit allen Sinnen nahebringen kann, wie es für das Baby im Bauch ist, wie es wächst und wie es versorgt wird.
Zum Beispiel kann man eine Stofftasche mit 3,5 Kilogramm Gewicht füllen und oben zubinden. So kann ein Kind sich in etwa vorstellen, wie schwer ein Baby bei der Geburt ist. Natürlich gehört auch das Abwiegen und Befüllen zum Lernprozess.
Mein Kleiner hat das Buch sehr geliebt und ich musste es vor allem zum Anfang der Schwangerschaft oft lesen. Oft hat er auch, um zu hören, was das Baby hört, einfach sein Ohr an meinen Bauch gelegt. So konnte er das Gluckern deutlich hören.
Auch alle anderen Spiele und Aktivitäten in Zusammenhang mit Schwangerschaft haben ihn in dieser Zeit stark interessiert. So hat er mit seinem Papa oft gespielt, dass sie “auch schwanger” sind – mit einem Kuscheltier, einer Puppe oder einem Kleidungsstück, das dann zur Welt gekommen ist. Wie gesagt, Kinder verarbeiten im Spiel. Das heißt, je mehr Möglichkeiten die Kleinen in diesem Zusammenhang haben, desto besser.
6. Bücher lesen
Natürlich haben wir auch weitere Bücher zum Thema Schwangerschaft und Geburt in kindgerechter Form gelesen.
Auf diese Weise hat unser Großer eine grobe Vorstellung davon bekommen, wie und wo sein Bruder aus dem Bauch herauskommen wird. Sein Vorsatz war dann, dass er mitkommt und dafür sorgt, dass es nicht allzu weh tut. Ich denke, dass es wirklich sein Wunsch war, zu sehen, wie sein Bruder geboren wird. Prinzipiell spricht auch nichts dagegen, denke ich – vor allem, weil ich eine Hausgeburt hatte. Allerdings neige ich zu übermäßig starken und schmerzhaften Wehen (Wehensturm), weshalb wir seinem Wunsch lieber nicht nachgekommen sind. Denn das hätte ihn sicherlich verstört.
7. Aktiv mit einbeziehen
Nicht erst, wenn das kleine Geschwisterchen da ist, kann ein Kleinkind neue Aufgaben übernehmen und aktiv mit einbezogen werden. Auch der schwangeren Mama kann es schon prima helfen, z.B. durch Sachen vom Boden aufheben oder beim Tragen helfen.
Unser Großer hat auch immer gut auf Mama aufgepasst – dass diese genug Wasser trinkt, sich auch mal ausruht und nur eine Tasse Kaffee pro Tag trinkt.
Gerne hätte ich ihn auch mal mit zu Vorsorgeuntersuchungen genommen, auch das kann die ganze Sache anschaulicher machen. Allerdings waren meine Arztermine durch die Blutungen in der Schwangerschaft meist eher beunruhigend.
8. Geschwistergeschenke zur Geburt
Immer wieder habe ich auch gehört, dass die Eltern oder Großeltern Geschenke für das ältere Geschwisterkind kaufen und erklären, dass das Baby sozusagen ein Geschenk mitbringt. Das erhöht nicht nur die Vorfreude, sondern schafft in den ersten Tagen gleich eine positive Assoziation. Denn Anlass für Frust wird es sicherlich noch genug geben.
Bei uns hat die Oma so etwas ähnliches unternommen. Nachdem sie und mein Großer am Morgen nach der Geburt zum ersten Mal das Baby gesehen hatten, sind sie zum Spielzeugladen gefahren und der nun große Bruder durfte sich etwas “Kleines” aussuchen. (Geworden ist es ein ziemlich großes Parkhaus.)
9. Neue Rituale und Abläufe
Veränderungen im Tagesablauf und in den Ritualen rund ums Bettgehen kann man schon möglichst früh während der Schwangerschaft einführen. Denn vieles wird später mit Baby nötig sein, z.B. eigenes Zimmer / eigenes Bett oder anderer Schlafplatz im Familienbett, Bettgehen oder Aufstehen mit Papa, Kindergarten, usw. Wenn das alles erst nach der Geburt kommt, wird es nicht nur wahnsinnig viel Veränderung auf einmal, sondern das große Kind projiziert die gefühlt negativen Veränderungen auf die plötzliche Anwesenheit des kleinen Geschwisterchen.
10. Babysachen einkaufen
Wenn Du Babysachen einkaufst, egal ob online oder im Einzelhandel, nimm das Geschwisterkind mit! Wenn es mit einbezogen wird bei der Auswahl des Stramplers, der Wickelauflage oder der Babywiege, wird es selbstbewusster und schneller in der Rolle als großes Geschwisterkind ankommen.
Bei uns hat das übrigens trotz Vorbereitung etwas gedauert – dafür sind die beiden mittlerweile ein Herz und eine Seele. Eifersucht kannte der große Bruder noch nie, für ihn ist völlig selbstverständlich, dass er manche Lebensbereiche für den Kleinen freimachen muss bzw. dieser einfach zuerst kommt. So wartet er geduldig, bis der kleine Bruder eingeschlafen ist und er mit Einschlafbegleitung an der Reihe ist (und schläft in den allermeisten Fällen schon während des Wartens ein), beschäftigt sich ruhig, wenn das Baby schläft und bringt ihm babygerechtes Spielzeug, damit er sich freut. Wenn die beiden sich nur ansehen, lachen sie schon und freuen sich, einfach, dass der andere da ist.
Die schwierige Phase der “Entthronung” der Erstgeborenen hatten wir allerdings trotzdem. Sie begann etwa 2 Wochen nach der Geburt und dauerte ca. 3,5 Monate. Der Große war zwar nicht wütend auf den kleinen Bruder, dafür aber auf alle anderen im Haushalt. Er spürte die Veränderung und es viel ihm offensichtlich schwer, sie zu verarbeiten. Er begann sprichwörtlich um sich zu schlagen, sich absichtlich daneben und schwierig zu benehmen, wollte keinen Moment still sitzen oder gar auf das hören, was die Erwachsenen sagen.
Nach einigen Monaten ließ das schwierige Verhalten aber nach und schließlich hörte es ganz auf.
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When I was expecting my second baby, I got my toddler close to my tummy and tried explaining to her that she’s going to have a sibling.
She would always touch my tummy and make funny sounds. While she’s at it, the baby in my tummy reciprocates with a vigorous movement.