Warum das Kind im Buggy in Blickrichtung zu den Eltern sitzen soll

Buggy Blick zur Mutter

Kürzlich habe ich darüber geschrieben, dass ich in vielen Dingen bezüglich meines Sohnes keine Erziehungsratgeber brauche, sondern meiner Intuition vertrauen kann. Mit der Blick- und Fahrtrichtung des Buggys scheint es ebenso zu sein: Für mich kam es bisher nie in Frage, ihn mit der Blickrichtung nach vorne in den Kinderwagen zu setzen – mir ist es wichtig, dass wir uns gegenseitig sehen können und deshalb sitzt auch unser Kind so im Buggy, dass es zu mir schaut. Nachdem ich mich näher mit einer Studie zum Zusammenhang zwischen Buggy-Design und Eltern-Kind-Kommunikation aus dem Jahr 2008 beschäftigt habe, scheint dieses Vorgehen genau richtig für seine Entwicklung zu sein.

Die Bedeutung von Kommunikation für die kindliche Entwicklung

Auch Babytragen immer zur Bezugsperson gewandt?

Bei Babytragen gilt dieser Standard schon lange: Es wird davon abgeraten, das Kind mit dem Blick nach vorne zu tragen. Als Begründung wird einerseits angegeben, dass die eingenomme Haltung physiologisch nicht richtig ist. Als weiterer Grund gilt eine mögliche Reizüberflutung des Babys.

Warum nun sollte das in einem Buggy anders sein? Im Gegensatz zur Babytrage mit Blick nach vorne fehlt im Buggy sogar jegliche körperliche Verbindung, durch die ein Kind spüren könnte, dass die Bezugsperson noch da ist. Wenn es den Kopf in der Trage nach oben oder zur Seite wendet, sieht ein Kind teile der Eltern – nicht das Verdeck des Buggys. Auch Eltern nehmen die Bewegungen und Bedürfnisse der Eltern in der Trage unmittelbar wahr – auch wenn das Baby von ihnen abgewandt ist. (Wenn Du zum Beispiel unseren Babytragen-Test liest, wirst Du schnell feststellen, dass wir absolut dieser Meinung sind.)

Trotzdem gab es zur Blickrichtung im Buggy lange keine derartige Empfehlung oder Untersuchung.

Durch Kommunikation mit den Eltern die Welt verstehen

Babys und Kleinkinder lernen in den ersten Lebensjahren wahnsinnig viel – und schnell. In keinem Lebensabschnitt entwickelt sich das Gehirn so stark und bildet so viele Synapsen wie in im Alter zwischen null und drei Jahren. Um die Welt verstehen und Dinge in einen Zusammenhang bringen zu können, benötigen die Kleinsten die Hilfe von Bezugspersonen, die Informationen vermitteln und der umgebenden Welt einen Sinn geben. Mithilfe der elterlichen Reaktionen können sie einschätzen ob Dinge, die sie sehen, nun beängstigend, gefährlich, lustig oder schön sind.

Die Entwicklung des kindlichen Gehirns ist also abhängig von möglichst häufiger sozialer Interaktion mit vertrauten Menschen. Wenn diese Kommunikation in Situationen, in denen ein Baby überfordert ist, fehlt, löst das eine Stressreaktion im Kind hervor. Wenn solche Situationen wiederholt und gehäuft auftreten, können psychologische und neuronale Fehlentwicklungen die Folge sein, so die entsprechende Forschung. Oder, um es drastischer auszudrücken:

Der einfachste Weg, sich vom eigenen Kind zu entfremden oder Depressionen zu verursachen ist fehlende körperliche Nähe und Kommunikation. vgl. Prescott, J.W.: 'Affectional bonding for the prevention of violent behaviours'. New York, PMA. 1989

Buggys, in denen Kinder von den Eltern abgewendet sitzen, erfüllen diese Ansprüche nicht. Stattdessen verhindern sie, dass Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder unmittelbar wahrnehmen und kommunikativ darauf reagieren können.

Sprachliche Entwicklung beeinflusst durch Interaktion mit Bezugspersonen

Die kognitive Entwicklung von Kindern ist immer eng verknüpft mit dem Erlernen von sprachlichen Konzepten. In der Sprachwissenschaft gibt es zahlreiche Hinweise dafür, dass Konzepte in unserer Welt nur mit Hilfe entsprechender Wörter verstanden werden können. In der Schottischen Sprache zum Beispiel gibt es über 400 Wörter für Schnee – das heißt, es gibt eine Vielzahl von Unterscheidungen bezüglich Schnee. Während wir also nur “Schnee”, “Schneeregen” und vielleicht noch “Schneematsch” kennen, können Schotten viel feiner wahrnehmen und unterscheiden.

Natürlich ist die Fähigkeit, Sprache zu erwerben, angeboren – wie gut und schnell sie sich entwickelt, hängt aber stark von der Umwelt ab. Zahlreiche Forschungen zeigen, dass die Sprachentwicklung bei Kindern maßgeblich von der Häufigkeit und der Qualität der Kommunikation mit anderen abhängt. Je häufiger wir also mit unsren Babys und Kleinkindern sprechen und je mehr Variationen in Satzbau und Wortwahl wir anwenden, desto schneller wird die sprachliche Entwicklung und desto größer das Vokabular unserer Kinder sein.

Studien zur Fahr- und Blickrichtung des Kindes im Buggy

Trotzdem gab es erst 2008 eine entsprechende Studie, geleitet von der Britin Dr. Suzanne Zeedyk, Entwicklungspsychologin an der University of Dundee. Dabei wurden mehr al 2700 Kinder und deren Eltern in Großbritannien beobachtet. Mit 20 Eltern-Kind-Paaren wurde ein Experiment durchgeführt, in dem die Kinder abwechselnd in und gegen die Fahrtrichtung blickend durch die Stadt gefahren wurden.

Die Ergebnisse lassen sich in Kürze so zusammenfassen:

  • 62% der Kinder werden ohne Blickkontakt zu den Eltern geschoben, bei ein- bis zweijährigen sogar 86%. Nur 4% der Kinder wurden getragen.
  • Eltern, die im Buggy Blickkontakt halten können, sprechen doppelt so häufig mit ihren Kindern.
  • Insgesamt sprachen nur 22% der Eltern überhaupt mit ihren Kinder
  • Teilnehmer des Experiments, bei dem die Blickrichtung gewechselt wurde, lachten mehr – sowohl die Eltern, als auch die Kinder. Nur ein Kind lachte überhaupt in der Zeit, in der es mit Blick nach vorne geschoben wurde.
  • Der Puls der Babys beruhigte sich leicht, wenn sie während der Fahrt Blickkontakt zu den Eltern halten konnten und sie schliefen doppelt so häufig ein. Es wird deshalb ein erhöhtes Stresslevel für das Fahren mit Blick nach vorne angenommen.

2013 führte Dr. Ken Blaiklock am Unitec Institute of Technology in Neuseeland eine ähnliche Untersuchung durch: Er beobachtete insgesamt 582 Eltern-Kind-Paare an drei Standorten in Auckland, alle davon belebte Einkaufszentren. Die Ergebnisse sind weniger aussagekräftig, als die von Suzanne Zeedyk. Denn tatsächlich wurden nur sehr wenige Buggys benutzt, die den Eltern zugewandt sind (4%) und insgesamt sehr wenig kommuniziert (in weniger als 5% der beobachteten Momente). Die Tendenzen sind trotzdem ähnlich:

  • In den Eltern zugewandten Buggys schliefen doppelt so viele Kinder (6% vs. 12%)
  • Sowohl Eltern, als auch Kinder sprachen bzw. brabbelten viel mehr in zugewandten Buggys oder Einkaufswägen, in denen sie ebenfalls den Eltern zugewandt sind.

Welche Blickrichtung ist besser? – Mögliche Schlussfolgerungen aus der Studie

Die Entwicklungspsychologin Suzanne Zeedyk äußert sinngemäß:

  • Aus der Neurowissenschaft ist bekannt, wie wichtig Kommunikation für die Entwicklung des Gehirns in den ersten Lebensjahren ist. Wenn man nun den Kindern – in einer Phase, in der sich das Gehirn so schnell entwicklet wie niemals sonst im Leben – durch das Schieben nach vorne die Möglichkeit nimmt, mit ihren Bezugspersonen zu kommunizieren, dann hat das möglicherweise negative Auswirkungen auf ihre Entwicklung.
  • Die Datenlage legt nahe, dass für viele Babys die Zeit im Buggy Stress und emotionalen Leerlauf bedeutet. Und gestresste Babys wachsen zu ängstlichen Erwachsenen heran.
  • Eltern sollten über diese Fakten aufgeklärt werden, sodass sie sich dafür entscheiden können, ihren Kindern eine bestmögliche Grundlage für ihre emotionale, physische und neurologische Entwicklung zu geben.

Dr. Ken Blaiklock folgert aus seinen Beobachtungen:

  • Kommunikation zwischen Eltern und Kindern wird gefördert, wenn sich beide sehen können.
  • Kinder zeigen im Buggy selten sichtbare Anzeichen von Stress, wie z.B. Weinen oder Schreien.
  • Die Tatsache, dass die Blickrichtung des Buggys Auswirkungen auf Wohlbefinden und Entwicklung der Kinder haben kann, ist in Neuseeland weitgehend unbekannt. In den meisten Buggys (95%) fahren die Kinder deshalb mit Blickrichtung nach vorne.

In englischer Sprache nachzulesen sind diese Ergebnisse hier bzw. hier. Eine ausführliche Übersetzung von Zeedyks Studie gibt es hier. Auch von Danielle findet ihr auf gewuenschtestes-wunschkind.de einen sehr ausführlichen Artikel zum Thema.

Der Einfluss der Blickrichtung auf die kindliche Entwicklung

Buggy mit Blick zur Mutter ist besser für’s Baby

Konkret sagt das Forschungsergebnis also aus, dass für Kinder in den ersten Lebensjahren, ein Buggy, wo das Kind so sitzt, dass es die Mutter oder den Vater sieht, besser ist Gerade in der sog. Fremdelphase oder während bestimmter Entwicklungssprünge brauchen sie sehr viel emotionale Rückversicherung durch die Kommunikation mit einer Bezugsperson. Das baut Stress ab und schafft mehr Urvertrauen. Fehlende Kommunikation, egal ob im Buggy oder anderswo, könnte demnach zu Beeinträchtigungen in der Sprach- und Gehirnentwicklung führen.

Buggy Blickrichtung wechseln

Wenn man bedenkt, dass viele Emotionen sich auch über die Mimik von Mensch zu Mensch übertragen, klingt das erst recht plausibel. Wenn ein Baby oder Kleinkind sich nicht sicher fühlt, reicht häufig ein Blick ins Gesicht eines Erwachsenen. Wenn dessen Mimik aussagt, dass dieser sich wohl fühlt und keinerlei Gefahr droht, überträgt sich diese Sicherheit auf das Kind. Spiegelneuronen nennt man die Gehirnzellen, die für diesen faszinierenden Vorgang verantwortlich sind. Und das funktioniert auch mit allen anderen Emotionen wie Freude, Wut oder Traurigkeit. Auch gilt der positive Gesichtsausdruck von Eltern als wichtiger Schlüsselreiz für die Entwicklung des sozialen Verstandes eines Babys (Vgl. Gerhardt, S.: “Why Love Matters: How Affection Shapes a Baby’s Brain” London: Routledge, 2005) .

Bei wenigen Buggys kann man die Fahrtrichtung ändern

Doch was ganz einfach klingt, ist in der Praxis oft ganz und gar nicht so. Denn sehr viele Buggys bieten (nicht mehr) die Option, mit dem Buggy nach hinten gerichtet zu fahren und damit Blickkontakt zu halten, gar nicht an. Sie sind sehr günstig, klein und leicht – und fahren nur in eine Richtung. Suzanne Zeedyk fordert deshalb genauso wie die deutsche Stiftungsinitiative „für Kinder“ (in einem offenen Brief) ein Umdenken der Kinderwagenhersteller. Sie sollen “ihre technisch so ausgereiften Produkte nun auch kindgerecht […] optimieren und die Blickrichtung des Kindes auf seine vertraute Bindungsperson möglich […] machen.” Mehr als 50 bekannte Mediziner, Pädagogen, Psychologen, Journalisten, Kinder- und Familientherapeuten, Buch-Autoren und Schauspieler unterstützen diesen offenen Brief und haben erstunterzeichnet.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich das Design von Buggys in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Erst, seit es gewünscht und technisch möglich ist, die Buggys kompakt zu falten, um sie in Wohnung oder Auto verstauen zu können, sind die Sitzeinheiten vermehrt nach vorne gerichtet.

Hinzu kommt ein verbreiteter Glaube in unserer Kultur, dass Babys bzw. Kleinkinder nach vorne sehen sollten, um mehr von der Welt zu sehen. Auch wenn es richtig ist, dass Babys ab einem gewissen Alter vermehrt Interesse für ihre Umwelt zeigen, benötigen sie trotzdem die Interaktion mit Bezugspersonen, um diese Eindrücke richtig ordnen und verarbeiten zu können. Buggys, in denen Babys mit dem Gesicht nach vorne fixiert sind, verhindern diese Interaktion.

Trotzdem gibt es viele Buggys, die vorwärts und rückwärts fahren können – vorausgesetzt man weiß, wo man suchen muss. Denn im Einzelhandel ist die Auswahl an einem Buggy mit Blick gegen die Fahrtrichtung meistens sehr eingeschränkt und nicht alle Händler wissen über die aktuelle Forschungslage Bescheid. Wir haben deshalb auch unseren Buggy deshalb online bestellt und darauf geachtet, dass man die Fahrtrichtung verstellbar ist und unser Kind im Buggy zu den Eltern schauen kann. Und auch damit wir endlich aufhören können, unseren umgebauten Kombi-Kinderwagen zu nutzen. Bei einigen Online-Shops sieht es da auch relativ dürftig aus. Spätestens im Internet solltet ihr aber mit unserer Liste an rückwärtsgerichteten Buggys fündig werden. Wer Amazon nicht mag und eine kleinere Alternative sucht, wir haben unseren Wunsch-Buggy mit änderbarer Blickrichtung auf einem Portal namens kinderwagen.com bestellt: Den Concord Wanderer Design Buggy Offroad in schwarz.

Kind im Buggy rückwärtsgerichtet

Ist es falsch, wenn das Kind im Buggy nach vorne schaut?

Heißt das nun, dass alle Kinder, die mit Gesicht von ihren Eltern weg geschoben wurden, verstörte Erwachsene werden? Bin ich eine schlechte Mutter, wenn ich das schon einmal gemacht habe? Oder vielleicht jeden Tag tue? Die ein oder andere fragt sich vielleicht, mal wieder, was sie denn nun noch alles beachten soll?!

Dazu möchte ich nur folgendes sagen: Es handelt sich hier natürlich auch um meine Meinung, sonst würde ich nicht darüber schreiben. Aber die oben beschriebenen Ergebnisse sind nicht erfunden, um andere Mütter zu ärgern oder irgend jemandem ein schlechtes Gewissen zu machen, sondern es handelt sich um eine Wissenschaftliche Studie der Psychologischen Fakultät der Universität Dundee.

Für mich persönlich bestätigt das Ergebnis dieser Studie mein persönliches Empfinden, meinen Sohn gerne sehen zu wollen, wenn er im Buggy sitzt. Deshalb habe ich mir das nicht ausgedacht und möchte auch niemandem vorschreiben, wie er sein Kind zu schieben hat. Welche Schlussfolgerungen jeder einzelne für seinen Alltag zieht, möchte ich nicht entscheiden. Allerdings sollte jeder wissen, dass es hier etwas zu entscheiden gibt!

Das “Problem” mit der Blickrichtung im Buggy ist schnell gelöst

Und dieser potentielle Stressfaktor ist immerhin einer, den man ziemlich schnell ausschalten kann – genauso wie die zugehörige Diskussion, was “besser” ist. Auch wenn viele Buggys nur die Blickrichtung nach vorne anbieten, so gibt es doch auch viele Hersteller, die eine verstellbare Sitzeinheit bzw. einen Schwenkschieber anbieten. Das heißt, wir können uns aussuchen, welche Blickrichtung im Buggy wir in welcher Situation für angemessen halten. So kann man auch dann seinem Mutterinstinkt folgen, wenn man merkt, dass das Kind nach vorne sehen möchte und den Buggy ggf. der Situation anpassen. Denn

  1. in einer ruhigen Umgebung in freier Natur können die Eindrücke sehr anregend und schön sein- während der Stresspegel in der Stadt um ein vielfaches Höher ist.
  2. Wenn das Kind müde ist und schlafen soll, ist vielleicht der Buggy mit Blickrichtung zu den Eltern angebrachter, als bei einem wachen, aufnahmebereiten Kind.
  3. Und nicht zuletzt macht das Alter einen großen Unterschied. Pauschale Angaben sind hier natürlich Quatsch, aber irgendwann in den ersten Lebensjahren lernt ein Kind mit Sicherheit, besser mit dem Stresspegel beim Blick nach vorne umzugehen.

Es gibt auch Kinder, die einfach unbedingt in Fahrtrichtung fahren wollen. Wenn sie mit Blick gegen die Fahrtrichtung fahren, drehen sie sich selbständig um und stellen sich hin. Das ist natürlich gefährlich. Angegurtet sind manche Kinder dann extrem unzufrieden. In solchen Fällen kann man entweder nachgeben und den Buggy nach vorne drehen oder das Kind mit einem entsprechenden Gurt sichern, der es zulässt, dass das Kind sich im Buggy hinkniet und nach vorne sieht.

Buggy mit Blick zur Mutter

Übrigens: Die Studie zeigt auch, dass Eltern am meisten mit ihren Kindern sprechen, wenn sie diese tragen. Während nur 11% der Eltern, deren Kinder von ihnen abgewandt im Buggy saßen, mit ihnen kommunizierten, sprachen 25% der Eltern mit ihren Kindern, wenn diese im Buggy mit Blickrichtung zu ihnen saßen. Bei getragenen Kinder wurde in 46%, also fast der Hälfte der beobachteten Eltern-Kind-Paare kommuniziert.

Du bist auf der Suche nach einem bezahlbaren und passenden Buggy-Modell, das eine wechselnde Fahrtrichtung zulässt? Dann schau Dir meine vollständige Liste aller Modelle mit verstellbarer Blickrichtung durch!

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18 Kommentare zu „Warum das Kind im Buggy in Blickrichtung zu den Eltern sitzen soll“

  1. Hallo Johanna,

    meine Kinder fuhren bzw. fahren auch sehr lange mit Blickrichtung zu mir – ich merke auch einfach, dass ich so viel besser mit ihnen kommunizieren kann. Ich sehe, was sie sehen und kann darauf reagieren, ich sehe, wie es ihnen geht, all das fehlt mir, wenn das Kind im Buggy nach vorne schaut. Das habe ich vor allem gemerkt, als wir mit meinem eineinhalbjährigen Sohn im Urlaub nur einen nach vorne gerichteten Buggy hatten.

    Weil die Suche nach einem Buggy (bei Kombikinderwägen ist das ja nicht so das Problem), in dem das Kind in beide Fahrtrichtungen schauen kann, gar nicht so einfach ist, habe ich auf meiner Seite eine Übersicht über Modelle, bei denen das geht, zusammengestellt. Ist vielleicht für den ein oder anderen ganz nützlich.

    Herzliche Grüße, Eva Dorothée

  2. Das ist schon kein Blogartikel mehr, das ist ja schon ein kleines wissenschaftliches Essay! Cool, dass du dir diese Arbeit gemacht hast. Ist sehr interessant und ich habe ihn tatsächlich ganz gelesen, auch wenn ich zweischendurch Kaffee holen musste. 😉

    Unsere 9 Monate alte Tochter ist gerade aus dem Wannenaufsatz herausgewachsen und jetzt sitzt sie im Buggy-Aufsatz unseres Kombi-Kinderwagens. Ein kleiner Buggy ist erstmal noch nicht geplant. Da man den Aufsatz eben in beide Richtungen draufsetzen kann, hatten meine Frau und ich die kleine Diskussion auch schon. Ich: “Die will nach vorne gucken und die Welt sehen! Uns sieht sie andauernd!” Frau: “Aber ich will sie im Blick haben und dass sie mich sehen kann!”

    Nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen steht es also 1:0 für Frau. Mann findet aber: Nicht übertreiben mit der Anwendung der Wissenschaft auf das Babyhandling. Mehr drauf achten, welche Signale das Baby sendet. Der Faktor Kommunikation (sprachlich und mimisch) ist absolut gekauft. Ich lege viel Wert darauf, viel mit der Kleinen zu reden und zu interagieren. Aber den größten Teil ihres Lebens verbringt sie außerhalb des Buggys, also glaube ich kaum, dass etwas zu wenig Kommunikation während dem Schieben irgendeinen Effekt auf ihre Entwicklung hat.

    Der Stressfaktor und der Kontakt zum Elternteil sind sicher auch relevante Faktoren, aber wenn man es schon wissenschaftlich vermessen muss, kann es nicht so schlimm sein. Wenn ein Baby sich in welcher Art auch immer unwohl fühlt, dann tut es das kund. Sowas von.

    Vielleicht sehe ich das etwas zu pragmatisch, mag sein, ich will auch die Studienergebnisse nicht wegreden. Es ist nur eher meine Einstellung, durch Trial-and-Error zu ergründen, was das Richtige ist.

    Nur so viel noch: Der Buggyaufsatz wurde schon längst in Richtung Mutter gedreht. 😉

    1. Lieber Dominik,

      grundsätzlich stimme ich deiner Haltung schon zu. Allerdings können wir Eltern nicht in jeder Situation immer voll aufmerksam sein. Weil das schieben nach vorne so “normal” und bedenkenlos überall praktiziert wird und die Kinder meist mucksmäuschenstill sind (denn da widerspreche ich dir, gerade beim Thema Überreizung melden sich die meisten Kinder erst, wenn es schon zu spät ist), denken viele vielleicht gar nicht weiter darüber nach. Aber hier gibt es etwas nachzudenken und die Signale des Kindes zu beachten! Wenn da alles gut ist, gibt es keinen Grund zur Sorge – natürlich kann man, wie du sagst, auch in den restlichen 22 Stunden des Tages kommunizieren.

      Und danke für’s komplett lesen 🙂 das Thema liegt mir wirklich am Herzen!

      Hanna

  3. Hallo Hanna,

    das ist ein sehr interessanter und lesenswerter Blogpost. Danke dafür!
    Meine Maus hat den Kinderwagen Monate komplett verweigert, danach gingen immer nur kurze Strecken. Erst als ich sie in die Fahrtrichtung gedreht habe schien sie die Spazierfahrten zu genießen.
    Allerdings kommuniziere ich ständig mit ihr, laufe oft neben dem Kinderwagen und entdecke unsere Umwelt gemeinsam mit ihr.
    Ich glaube jedes Kind ist auch, was die Fahrtrichtung angeht, anders. Das man mit dem Kind kommunizieren soll ist aber eindeutig richtig. Ich werde deinen Artikel auf jeden Fall teilen!
    Liebe Grüße
    Miriam

    1. Hallo liebe Miriam,

      da bin ich ganz deiner Meinung. Ich finde nur dass Eltern wissen sollten, wie sich das Umdrehen auswirkt bzw. auswirken kann.

      Danke für’s Teilen,

      liebe Grüße,
      Hanna

  4. Neben dem Artikel erscheint nur leider ein großer Werbebanner mit schicken Buggys in Fahrtrichtung.
    Noch eine Erfahrung von mir, noch kommunikationsfördernder war es in unserer Kleinkindzeit immer, die Kids nicht anzuschnallen (sie haben das beide gehasst). Sie konnten sich so freier bewegen und auch jederzeit aussteigen und selber laufen, natürlich konnten sie so nie gedankenlos als Objekt durch die Gegend geschoben oder abgestellt werden…. natürlich nicht geeignet auf Bahnhöfen, in der Tram mit Umsteigen usw… da wurden sie auch aus Sicherheitsgründen angeschnallt. Aber da haben wir eben auch wieder ausführlich erklärt, warum…

    1. Hallo Kathrin,

      welche Werbung eingeblendet wird, steuern nicht wir, sondern Google Adsense. Aber schon witzig 😉

      Wir schnallen unser Kind auch nie an, bisher keine gefährlichen Situationen deshalb.

      Liebe Grüße,
      Hanna

  5. Hallo,
    einen wirklich tollen informativen und gut recherchieren Artikel hast du da geschrieben!

    Wir überlegen momentan den selben Kinderwagen für unseren Zwerg zu kaufen. Seid ihr zufrieden mit dem Concord Wanderer?

    1. Hallo Jessi,

      danke, das war auch einiges an Arbeit 🙂

      Bisher sind wir sehr begeistert vom Wanderer. Allerdings ist er sehr groß, daher gibt es für die Stadt bessere Buggys denke ich. Er ist zwar sehr wendig, aber für manche Engstellen oder im Bus einfach etwas breit. Für unsere Landleben-Pläne dagegen scheint er genau richtig zu sein: die Räder sind groß und gut gefedert, die Lenkstange ist gut und schnell in der Höhe verstellbar und wenn wir es dann vielleicht mal für angebracht halten, kann er in der freien Natur auch nach vorne schauen. Ich glaube, im Gegensatz zum ABC-Kombikinderwagen, den wir vorher hatten, ist das Liegegefühl für ihn irgendwie angenehmer. Er kuschelt sich da richtig rein und ist zufrieden. Auch kann er viel besser rein- und rausklettern.

      Wie alt ist denn euer Kleiner?

      Ich werde in Kürze noch einen genaueren Bericht mit vielen Bildern hier auf dem Blog veröffentlichen, vielleicht hilft dir das. Und eine hoffentlich umfangreiche Übersicht, welche Buggys mit Richtungswechsel es gibt.

  6. Hallo miteinander und danke für die geteilte Erfahrung!
    Was genau heißt denn “Rückenlehne verstellbar” – kann das Kind denn im “Wanderer” auch komplett flach liegen?

  7. Danke, Hanna.

    Weiß zufällig auch jemand, ob der MaxiCosi auch aufgeklinkt werden kann, durch Adapter natürlich.
    🙂
    Herzliche Grüße von Anna

  8. wieder so ein typischer Artikel wo eine “wissentschaftliche” Untersuchung die Fahrtrichtung im Buggy vorgibt. Ich persönlich halte das für totalen Schwachsinn aber jeder soll es so machen wie er es für richtig erachtet. Unser Tochter genoss die Ausfahrten erst als sie nach vorne in Fahrtrichtung blicken konnte und so die Umgebung studieren konnte. Heute ist sie fast 4 und kommunikativ für ihr Alter weiter als viele Gleichaltrige. Auch unser jüngster fährt mit Blick nach vorne und genießt es. Mein Tip an alle Eltern…scheiß auf die Wissenschaft und lest nicht soviel im Internet. das verunsichert nur. macht wie ihr es denkt. Als ihr klein ward gab es noch nicht mal Internet und ihr seit auch groß geworden, ohne das die Wissenschaft und Blogger erklärt haben was ihr zu tun habt.

    1. Hallo,

      niemand möchte (geschweige denn kann) die Fahrtrichtung von Buggys vorgeben. Auch ob und wo man was im Internet liest, ist jedem selbst überlassen. Allerdings gibt es viele Eltern, die sich sehr wohl Gedanken darüber machen bzw. gerne informiert sein wollen, was möglicherweise in den Köpfen ihrer Kinder vor sich geht.

      Und groß, das ist unbestritten, werden Kinder auch ohne Internet und Tipps von Bloggern. Doch vielen Eltern, wie zum Beispiel mir, reicht das eben nicht, dass sie “nur” groß werden…

  9. Hallo! Die Idee, dass man die Fahrtrichtung der Umgebung und der Stimmung des Kindes anpasst, finde ich genial. Schade ist nur, dass der Buggy den du vorschlägst so unglaublich teuer ist, aber das sind leider die meisten, die ein bisschen Komfort bieten 🙁

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