Letzter Arbeitstag vor Mutterschutz

Heute war es also so weit. Nach über fünf Monaten schwanger arbeiten war heute mein letzter Arbeitstag vor Mutterschutz, Urlaub und anschließender Elternzeit. Wir wussten ja alle, dass der Tag kommt, aber merkwürdig ist es dann trotzdem. Einerseits kommt mir die Zeit seit November wirklich ewig vor, andererseits ist sie für mich wie auch für meine Kollegen wie im Flug vergangen. Anfangs haben wir uns immer gegenseitig versichert, dass ja noch viel Zeit bleibt und wir noch so viel erreichen können. Und dann ist der letzte Arbeitstag vor dem Mutterschutz plötzlich gekommen.

[blue_box]Wann ist der letzte Tag vor Mutterschutz?

Der gesetzliche Mutterschutz beginnt sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin eines Babys. Wann dieses dann tatsächlich zur Welt kommt wirkt sich nicht auf Beginn, aber auf das Ende des Mutterschutzes aus. Dieser ist acht Wochen nach der tatsächlichen Geburt des Babys. Wenn das Baby früher als am errechneten zur Welt kommt, wird der Mutterschutz um diese Tage verlängert. Gilt das Kind als übertragen, endet der Mutterschutz trotzdem erst acht Wochen nach der Geburt. D.h. dann hat die Mutter mehr als die üblichen 14 Wochen Mutterschutz zur Verfügung.

Bei Mehrlingsgeburten beträgt die Frist nach der tatsächlichen Geburt 12 Wochen, also insgesamt 18 Wochen.   [/blue_box]

Meine Kollegin (die die gestrige Windeltorte zusammengestellt hat) hat mich nur jedesmal mit traurigen Kulleraugen angesehen, wenn ich an ihrem Arbeitsplatz vorbeigegangen bin. Sie findet es wirklich sehr schade, dass heute mein letzter Arbeitstag ist bevor mein Mutterschutz beginnt. Mein anderer Kollege hat angedroht, die Tür meines Büros von außen abzuschließen und mich erstmal da zu behalten bis zur Geburt. Wovon er mich ernährt hätte? Schokoriegel natürlich, unter der Tür durchgeschoben!

Auch mit meinem Chef hatte ich noch ein längeres, sehr positives Gespräch. Und von meiner neuen Kollegin, die künftig meine Aufgaben übernehmen soll, gab es schon wieder Blumen – als Danke für meine Einarbeitung. Ich glaube, ich habe insgesamt in meinem Leben noch nie so viele Blumen bekommen wie in diesem Büro: zum Einstieg vor einem Jahr, zum Geburtstag, zur Eheschließung, zum 3-jährigen Firmenjubiläum, zur Verabschiedung, als Dank für die Einarbeitung…und jetzt: an meinem letzten Arbeitstag bevor ich in den Mutterschutz gehe.

Nun bin ich also zu Hause. Die meisten, die das hören, beneiden mich darum, nicht mehr arbeiten zu müssen. Der Mutterschutz sei doch total super. Allerdings denke ich, dass das für mich gar nicht einfach ist. Ich muss lernen, meinen Tag und meine Zeit selbst zu strukturieren – nicht nach dem Rhythmus des Arbeitsplatzes. Ich muss zusehen, dass mir zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fällt, immerhin ist mein Mann ja arbeiten und so viele Leute kenne ich in dieser Stadt noch nicht. Vor allem keine (werdenden) Mamis. Mich würde es also nicht überraschen, wenn ich mich nach der momentanen Euphorie schnell an meinen Arbeitsplatz zurückwünsche.