Still ist es hier geworden auf dem Blog. Was passiert ist? Nur das Leben. Jeden Tag. Mit drei Kindern. Im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft und dem Leben mit einem Kind fehlt mir schlichtweg die Zeit, hier regelmäßig zu schreiben. Dabei liebe ich das Schreiben so sehr. Und auch den Austausch, der dadurch oft entsteht. Zumindest hier, in meiner eigenen Blog-Bubble. Denn anders als das, was ich in den sozialen Medien immer wieder sehe, sind hier keine oder weitaus weniger frustrierte, aggressive und verlorene Menschen. Deshalb will ich mir heute mal wieder die Zeit nehmen, ein wenig zu schreiben. Von uns. Im Jahr 2025.
Was wir so machen
Nr. 3
Unser jüngster Sohn ist jetzt 2,5 Jahre alt. Wie bei seinen großen Brüdern denke ich mir auch bei ihm bei jeder neuen „Phase“, bei jedem Entwicklungsschritt: „Das ist jetzt wirklich das coolste Alter!“ Ja, er ist manchmal trotzig oder laut. Zur Zeit haut er andere Kinder. Und trotzdem ist es einfach nur schön, ihn zu haben. Mit ihm Zeit zu verbringen. Er hat viel später zu sprechen begonnen als die anderen und spricht immer noch undeutlich, aber ich verstehe ihn fast immer. Und mittlerweile kann er so viel sagen, denken und ausdrücken. Einfach spannend.
Einige Male wurde ich schon gefragt, ob er denn in die Kita geht. Oder zumindest im Herbst anfängt, wenn er 3 ist. Bisher ist das nicht geplant. Nicht, weil ich was gegen den Kindergarten hätte, sondern weil ich ihn einfach so gern bei uns habe. Weil ich diese vielen kleinen Momente, in denen ich ihn beobachte, mit ihm kuschle, ihm vorlese oder wir Muffins backen, einfach nicht verpassen möchte. Nicht an andere Menschen abgeben möchte, die das gar nicht so sehr wertschätzen wie wir. (Was ja auch okay ist, die haben 20 und mehr Kinder um sich und es ist deren Beruf, nicht ihre Familie.)
Wenn ich merke, dass er andere Kinder möchte, wenn er Lust hat, dort hinzugehen, dann darf er das. Zum Glück ist es bei uns nicht so schwer wie in anderen Regionen, einen Platz zu bekommen. Bei den Großen hatte ich jedes Mal Glück und sie durften gleich im nächsten Monat starten.
Nr. 2
Der kleine Sonnenschein wird demnächst 6 Jahre alt und kommt im September in die Schule! Unfassbar! Er legt in seiner gesamten Entwicklung ein Tempo vor, das uns derzeit täglich einfach nur staunen lässt. Er war ja selbst im Bauch damals schneller „fertig“ als andere Kinder und kam in der 37. SSW völlig gesund und fertig zur Welt. (Die Brüder dagegen in SSW 40 bzw. 41.)
Ich bin mir oft nicht sicher, ob ihm klar ist, dass er nicht mit seinem großen Bruder mithalten muss, dass der 4 Jahre älter ist als er. Die beiden spielen zusammen, als wären sie Gleichaltrige. Seit letztem Sommer ist Pokémon ganz hoch im Kurs. Also nicht nur sammeln, sondern irgendein für mich zu kompliziertes Spiel mit den Zahlen und Eigenschaften, die auf den Karten stehen. Aber auch Schafkopfen (ein Bayerisches Kartenspiel) oder Siedler spielen die beiden mit großer Ausdauer.
Und wenn der Bruder nicht da ist? Dann möchte der noch 5-jährige „Hausaufgaben“ machen oder Schule spielen. Schule spielen bedeutet, dass ich ihm Aufgaben in Mathe, Deutsch oder irgendwas anderem gebe und er die selbstständig löst. Ist mir recht, dieses Spiel… Mittlerweile rechnet er plus und minus im Zahlenraum bis 1000, erste Mal- und Geteiltaufgaben, liest zügig ganze Sätze und schreibt…naja, wie Schreibanfänger eben schreiben. Schon richtig, aber eben nicht der deutschen Orthografie entsprechend. Dafür umso niedlicher.
Zu unserer großen Erleichterung wurde er an unserer Montessorischule angenommen. Denn mit diesem Vorsprung hätte ich ihn auf keinen Fall in die Schule im Ort schicken wollen. Eine sicherere Methode, seine Lernlust kaputt zu machen, könnte ich mir nicht vorstellen. Deshalb hatte ich auch schon einen Alternativplan entwickelt, hätten sie ihn nicht angenommen: Wir wären nach Österreich (wir wohnen direkt an der Grenze) „ausgewandert“, zumindest auf dem Papier, und ich hätte ihn zuhause unterrichtet. Bei seinem Lernverhalten ein Leichtes, die erste Klasse könnte er schon jetzt. Und den Rest hätte ihm der große Bruder beigebracht.
Denn wer mir länger folgt weiß vielleicht, dass wir keine ehrgeizigen Frühförder-Eltern sind, sondern die Kinder gerne in Ruhe und in ihrem Tempo lernen lassen. Ich hab ihm nichts von alldem beigebracht oder angeregt. Der Große dafür umso mehr, das ist auch ein beliebtes Spiel der beiden. Sie setzten sich hin und der Große bringt dem Kleinen schriftliche Addition bei (ohne Witz).
Nr. 1
Und der Rubbelbatz? Der ist mittlerweile 9 Jahre alt, wird im Juli 10. Er ist in der vierten Klasse und in den letzten Monaten haben wir eruiert, auf welche weiterführende Schule er gehen soll. Er und ich haben gemeinsam seinen Rückstand in Sachen Schreibfähigkeit und Kopfrechnen aufgeholt im Vorhaben, ihn an der Übertrittsprüfung aufs Gymnasium teilnehmen zu lassen. Montessorikinder haben ja keinen Noten und müssen deshalb einen Probeunterricht absolvieren, für den sie Noten bekommen.
Ich war selbst auf dem Gymnasium, nachdem ich eine Montessori-Grundschule besucht hatte, und für mich war das genau richtig. Mir hat Schule immer Spaß gemacht und der Übertritt war ein Kinderspiel. Ob das für ihn auch gilt? Das wusste ich nicht, deshalb wollten wir es herausfinden. Nicht im Vorhaben, dass er da auf jeden Fall hin soll, sondern um ihm alle Möglichkeiten zu bieten und zu sehen, was am besten passt.
Weil er absolut keine Vorstellung von Regelschule, Frontalunterricht und Schulstunden im klassischen Sinne hat, durfte er im Februar einen Tag in einer 5. Klasse am Gymnasium hospitieren. Das Resultat: Er hat sämtliche Arbeit an den Übertrittsheften sofort eingestellt, ist völlig dankbar über seine Schule und möchte auf keinen Fall aufs Gymnasium. Obwohl der Tag an sich gut gelaufen ist und ihm Spaß gemacht hat. Aber jeden Tag möchte er das nicht.
Er wird also auf der Montessorischule bleiben, wo er nach der 9. Klasse den Hauptschulabschluss und nach der 10. die Mittlere Reife machen kann. Danach kann er auf ein Gymnasium gehen, wenn er das möchte – oder eben nicht.
Erinnert ihr euch ansonsten noch an den kleinen Draufgänger, das überaktive 24-Stunden-Kind? Was daraus geworden ist? Ein ruhiger, höflicher und zurückhaltender 9-jähriger, der gerne Zeit allein in seinem Zimmer verbringt und die Nächte fast immer durchschläft. Er macht sehr gerne Sport, liest Bücher in wahnsinniger Geschwindigkeit und mit großer Leidenschaft und reist immer noch gerne.
Er ist sehr ehrlich, vertrauenswürdig, aber immer noch ein bisschen verträumt und vergesslich. Obwohl er still ist, hat er genug Selbstbewusstsein, um auch in der 4. Klasse noch immer seinen rosa-lila Meerjungfrauen-Schulrucksack und hellblau-rosa Schuhe zu tragen. Seine blonden Locken lässt er nach wie vor wachsen. Im Vergleich zu Altersgenossen bin ich oft dankbar und stolz, wie freundlich und liebevoll er sein kann und was für eine feste Vorstellung von moralischen Werten er hat.
Der Papa
Für uns Erwachsenen wird das Familienleben zunehmend entspannter. Die zwei Jüngeren waren und sind Kinder mit normalem Temperament. Anders als der Größte damals versetzen sie uns nicht in Dauer-Stress und Ausnahmezustand. Natürlich sind sie Kinder mit entsprechenden Bedürfnissen, aber die sind viel einfacher zu erfüllen. Und vor allem: Bei ihnen darf das oft auch der Papa. Oder auch Opa oder Oma.
Opa und Oma haben sich zwar vor 3 Jahren scheiden lassen, wohnen aber immer noch beide auf dem Hof. Meine Mama im Haus gegenüber, mein Papa bei uns im obersten Stockwerk. Mein Papa ist schon in Rente und darum viel Zuhause. Gleichzeitig hat meine Mama mittlerweile eine Mitbewohnerin im Haus, mit einem 10-jährigen Sohn. Der versteht sich mit jedem einzelnen unserer Jungs, am meisten natürlich mit dem Großen.
Vielleicht schreibe ich mal mehr über unsere ungewöhnliche Wohn- und Lebensart, jedenfalls sind auch noch weitere Erwachsene regelmäßig bei uns. Dadurch haben die Kinder viel mehr Bezugspersonen als nur Mama und Papa. Das entlastet uns natürlich im Alltag stark und am meisten profitiert davon mein Mann. Denn er hatte viele Jahre kaum Zeit für Hobbys, Sport oder Freunde. Mittlerweile kann er immer häufiger Abends oder am Wochenende eine Runde mit seinem Rennrad fahren oder zuhause trainieren – weil die Kinder viel einfacher geworden sind und ich ja ohnehin Unterstützung habe.
Ansonsten hatte er ja Elternzeit bis zum 2. Geburtstag von Nr. 3 und arbeitet seitdem wieder im Homeoffice als SEO Manager.
Und die Mama?
Ja, und was ist mit mir? Ich habe nach wie vor meine Selbstständigkeit, komme aber derzeit nur sporadisch dazu. Mein Papa ist für mehrere Monate verreist, ich kann also vor allem am Wochenende arbeiten, wenn jemand aufpassen kann, oder abends, wenn die Kinder schlafen.
Zweiteres passiert eigentlich nie, denn ich habe gelernt, meinen Schlaf gegen alle Erwartungen und Konventionen zu verteidigen. Auch wenn Me-Time, Paarzeit oder mit Freunden Ausgehen für viele am Abend Priorität hat, bin ich mit fast 40 endlich erwachsen genug, solche Erwartungen an mich selbst nicht zu haben, sondern das zu tun, wonach mir gerade wirklich ist: Schlafen. Oft bin ich einfach k.o. und bleibe beim Kleinen liegen, wenn er eingeschlafen ist. Und schlafe dann um 8 oder 9 Uhr ein. Mir geht es damit einfach viel besser also vorher, wo ich oft müde und unausgeglichen war. Immerhin werde ich nachts ja noch häufiger geweckt und meist endet die Nacht um 6 Uhr oder früher.
Seitdem wir 2019 zurück nach Deutschland, nach Bayern, zu meinen Eltern gekommen sind, ist viel passiert. Anfangs wollten wir ja nach der Geburt von Nr. 2 weiter. Dann kam Corona. Wir haben mein Elternhaus gekauft. Der Große wurde eingeschult. Meine Eltern haben sich getrennt. Scheiden lassen. Wir haben ein drittes Kind geplant und bekommen.
Für mich hat es sehr lange gedauert, hier wirklich anzukommen. In der Sesshaftigkeit. Als Hausbesitzerin. Lange hatte ich das Gefühl, das ist nicht wirklich mein Leben. Und heute noch würde ich wieder los, wenn wir nicht die Kinder hätten, denen es hier so gut geht. Aber seit letztem Jahr fühle ich mich zumindest richtig hier. Kann auch dieses Leben, diese Lebensphase, wertschätzen.
Gleichzeitig habe ich eine Art Hobby für mich entdeckt. Den Garten. Und Garten ist bei uns irgendwie relativ. Also es gibt Gemüsegärten, insgesamt 3 Stück. Und das Gewächshaus. Und dann gibt es noch viele kleine Ecken, Blumenbeete, Pflanzkästen, Obstgarten, Wiese und ungenutzte, brachliegende Ecken. Es ist endlos hier. Viel Platz, um mich zu verwirklichen. Zu experimentieren. Zu verbessern. Zu verschönern. Und so habe ich mich vor ein paar Wochen mit Staunen selbst beobachtet, wie ich jetzt ein Mensch bin, der im Baumarkt viel Zeit in der Gartenabteilung verbringt und dann irgendwann gehen muss, um nicht noch mehr Pflanzen und Zubehör zu kaufen. Neulich habe ich einfach mal einen Apfelbaum gepflanzt. Noch einen, weil der war so günstig. Ich bin jetzt ein Mensch, der sich einen Anhänger leiht, um einen riesen Haufen Rindenmulch zu holen und Heidelbeeren zu pflanzen. Und Wege zu mulchen. Ich habe fünf Hochbeete aufgestellt und plane, wie die Himbeeren wachsen sollen.
Neben der Kinderbetreuung und meiner Selbstständigkeit ist also immer was zu tun – und es macht mir Spaß. Es erfüllt mich, das zu tun, was ich gerade tue. Ich denke mit großem Optimismus in die Zukunft und weiß, dass danach wieder etwas anderes kommen wird. Etwas Neues. Aber jetzt noch nicht, jetzt genieße ich noch eine Weile, einfach Mama und Ehefrau zu sein. Und Hausbesitzerin.