Ein entspannter Umgang mit dem Neugeborenen

Rubbelbatz und ich alleine draußen – Klappe die 2te

Gestern war ich wieder alleine mit dem Rubbelbatz im Kinderwagen spazieren. Stressverdächtig. Doch diesmal war ich vorbereitet. Ich rechnete nicht wie beim letzten Mal blauäugig mit einem schlummernden Baby und Zeit für mich – ich nahm mir bewusst vor, die Zeit mit meinem schreienden Sohn zu verbringen. Immerhin war der ganze Vormittag zu Hause sehr entspannt verlaufen, das roch förmlich nach ungezügelten Brüllattacken am Nachmittag. Zugegeben, schreiende Babys in der Öffentlichkeit sind irgendwie unangenehm, aber einmal am Tag muss der Kleine ja ans Tageslicht. Vitamin D und so. Also Augen zu und durch, dachte ich.

Überraschenderweise lag auch 10 Minuten nach Aufbruch noch ein ausgeglichen herumblickendes Baby vor mir im Kinderwagen. Ich konnte es kaum glauben. Weil ich aber ja Zeit mit ihm verbringen wollte, beschloss ich, mich mit ihm auf eine Parkbank zu setzen. Böser Fehler. In nur 5 Minuten verwandelte sich der lächelnde Sonnenschein in den kleinen Nörgler von Neulich. Die Kinderwagentour konnte also beginnen. Über Stock und Stein, immer mit Pausen zwischendurch, um den kleinen Schreihals herauszunehmen und zumindest vorübergehend zu besänftigen.

Warum ich schon wieder sowas erzähle? Naja, im Gegensatz zum letzten Mal musste ich gestern nicht entnervt und angefressen den Rückzug antreten, sondern war die Ruhe in Person. Ich war sogar mit unserem ‘Furious Ben’, wie ihn der Rubbelpapa liebevoll nennt, bei Rossmann und habe mich in Ruhe mit Bio-Produkten wie Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne und Ahornsirup eingedeckt. Alles kein Problem, wenn man darauf vorbereitet ist. Auf dem Rückweg um die Ecke fand ich dann diese Lüftung von einem Kühlhaus oder ähnlichem. Jedenfalls hat es richtig laut gebrummt. Und siehe da, binnen Sekunden war Stille im Kinderwagen und innerhalb von Minuten schlief er tief und fest. Immerhin für die nächste Stunde.

Zu häufig gestillt? 2ter Versuch…

Auch eine zweite Situation erleben wir aktuell ein zweites Mal, nur viel entspannter und erfolgreicher. Vor etwa zwei Wochen war eine Vertretungshebamme bei uns, weil unsere Hebamme Anja im Urlaub war. Sie hat es mit ihrem ersten (von zwei) Besuchen nicht nur geschafft, dass ich mich fühle wie eine wandelnde Leiche (sie konnte gar nicht genug betonen, dass es nicht normal ist, wie angeschlagen und blass ich noch bin), sondern uns total zu verunsichern was unseren Umgang mit dem Rubbelbatz angeht. Unsere Nervosität würde sich auf unser Kind übertragen. Bisher hatten wir immer gehört, dass unser Kleiner so wunderbar ruhig sei, weil wir so ruhig wären. Diese Unruhe würde den Rubbelbatz zum quengeln veranlassen, welches wir wiederum in Milch ertränken. Kurzum: wir dürften nicht so oft stillen sondern müssten einen Abstand von mindestens zwei Stunden hinbekommen. Besser sogar drei. Auch mein Zustand wäre durch das zu häufige Stillen verschlimmert. Wirklich alarmiert versuchten wir am nächsten Tag, den Milchbaron nur alle zwei Stunden an seine Goldgrube zu lassen. Und siehe da, plötzlich waren wir wirklich nervöse Eltern und er ein quengeliges Kind. Mir hat es jedes Mal im Herzen weh getan, wenn der Rubbelpapa versucht hat, ihn ohne Brust zu beruhigen und den hat das ständige Geschrei natürlich auch verunsichert. Am nächsten Tag haben wir den Versuch für gescheitert erklärt und ihm wieder die Brust gegeben, wann immer er wollte (derzeit in der Regel alle 1,5 Std.). Es hat mehrere Tage gedauert, bis er sich von dem Schock erholt hat. Wann immer er Hunger hatte, hat er nicht zuerst durch Schmatzen und Betteln signalisiert, sondern sofort wie am Spieß losgebrüllt, bis er etwas bekommen hat. Vor allem bei Papa auf dem Arm. Die Panik saß wohl tief.

Seit Montag ist Anja aus dem Urlaub zurück und hat uns auch gleich besucht. Auf die Situation mit der Vertretung angesprochen hat sich uns erklärt, dass da theoretisch schon was dran ist. Solange es so heiß ist und vor allem, solange wir uns nicht so weit fühlen, sollen wir allerdings nichts ändern. Aber sobald es kühler wird, wäre es besser, nochmal in Ruhe einen Versuch zu starten. Die Art, wie sie uns das erklärt hat, hat uns so gar nicht unter Druck gesetzt und war total einleuchtend. Und gestern war es dann auch gleich kühler, also haben wir ohne jeden Zwang versucht, die Pausen zwischen den Stillzeiten etwas auszudehnen – wenn es ging, ansonsten bekommt er auch weiterhin, wann immer er braucht die Brust. Und es hat super geklappt! Bis zu 4 Stunden hat der Zwerg durchgehalten.

Das Baby schreien lassen?

Auch unsere von der Vertretung diagnostizierte Angst, dass unser Kind schreien könnte, haben wir scheinbar überwunden. Nach Meinung vieler Hebammen und Heilpraktiker müssen die Babys ja in den ersten Lebensmonaten ihr Geburtserlebnis verarbeiten und dafür auch mal – in geborgenem Umfeld – schreien dürfen. Er müsse das alles irgendwie loswerden und was anderes als schreien kann er halt noch nicht. Wir als Eltern sollten ihn trösten, also da sein, aber nicht um jeden Preis beruhigen. Ich konnte das bisher nur bis zu einem gewissen Punkt aushalten und musste ihn dann wieder beruhigen. Vorgestern haben wir ausprobiert, wie lange er eigentlich schreit: länger als 10-15 Minuten scheint es eh nicht zu dauern, dann ist er fertig und wie ausgewechselt. Ruhig und ausgeglichen sieht er uns noch eine Weile in die Augen und schlummert dann friedlich ein. Egal, ob er nun tatsächlich seine Geburt “erzählt” oder danach einfach nur ausgepowert ist, es ist tatsächlich eine gute Alternative zu stundenlangem Herumtragen und besäuseln und besingen, während er immer an der Grenze zum losbrüllen ist.

Und die Moral von der Geschicht’?

Erstens: Im Umgang mit Babys sollte man nichts unternehmen, wo man nicht auch als Eltern hinter stehen kann. Das geht mit ziemlicher Sicherheit schief. Dann lieber das Falsche tun, dafür mit Überzeugung.

Zweitens: Nicht gleich aufgeben, beim nächsten Mal klappt es vielleicht besser.

Drittens: Es kommt immer anders, als man denkt. Wenn man sich auf etwas einstellt, dann passiert es eh ganz anders. Wenn der Rubbelpapa z.B. daraus lernt, dass der Rubbelbatz im Strahl schießen kann, wenn er auf dem Wickeltisch liegt, und sich vor dem Wickeln splitterfasernackt auszieht, um dann gleich duschen zu können, passiert gar nichts. Nur, wenn man nicht damit rechnet oder mit etwas ganz anderem.

6 Kommentare zu „Ein entspannter Umgang mit dem Neugeborenen“

  1. Man könnte jetzt tatsächlich aus dem Text heraus lesen, dass ich den Jungen nackt wickeln würde, aus Angst, angekackt zu werden! *Erwischt*

  2. Liebe Rubbelmama,

    in all den Jahren meines Internetlebens habe ich noch niemals irgendwo auch nur irgendwie Spuren hinterlassen, geschweige denn einen Kommentar verfasst. Gott bewahre. Aber nachdem ich seit einiger Zeit diesen Blog verfolge, musste ich diverse Male schmunzeln und war schon ein- bis zweimal davor, den großen Schritt zu wagen, zumal mir Ihr Schreibstil und der Ihres Mannes so gut gefällt. Warum aber genau jetzt das große Wagnis eines Kommentars?
    Nun, ich bin selbst vor 11 Monaten Mutter eines Sohnes geworden, der bei seiner unfassbar langen und bis heute für mich leicht traumatisierenden Geburt ein gutes Kampfgewicht erzielte. Etwas, dass ebenfalls nur meine ganz wundervolle Hebamme prognostizierte. Auch ich hatte die ersten Wochen kaum Kraft meinen Sohn zu tragen und wirkte noch wochenlang etwas demoliert.
    Gut, ist für Sie vielleicht eine nette Info, jaja, es gibt Verbündete und so. Was ich Ihnen aber sagen möchte, ist, dass Sie das mit dem Stillen ganz wunderbar machen. Die ersten Wochen und ja, auch Monate liefen ähnlich. Der Kleene hatte keinerlei Rhythmus im klassischen Sinne. Es gab Tage und Abende, an denen ich stundenlang in meinem Stillsessel saß, im Bett lag und stillte, weil nichts anderes ging. Ich habe mir auch wenig Gedanken darüber gemacht, der Kleene schien’s zu brauchen und es kam mir natürlich vor. Das hört sich jetzt entspannt an, war’s aber sicherlich nicht immer. Es flossen Tränen und ich war auch nicht immer begeistert, kein Besitzrecht mehr über meinen Körper zu haben, aber die Situation selbst konnte ich gut akzeptieren. Solange, bis nach nur wenigen Tagen schon die ersten Kritiker kamen und meinten, dass ich das Kind verziehe, dass es kein Wunder ist, wenn er brüllt, weil er ja weiß, er kriegt gleich die Brust reingestopft und dass mein Kind ziemlich klopsig wäre. Das war er definitiv, zum Glück! Wie viele Mütter müssen in Sorge um jedes Gramm kämpfen. Ich wurde verunsichert, versuchte auch 1-2 Tage mein Kind zu manipulieren, was nicht klappte und in herzzerreißendem Gebrüll endete. Ich beschloss weiter meinem Gefühl zu folgen, richtig oder falsch und siehe da…mein Sohn hat im Laufe der Wochen ganz von selbst einen Rhythmus entwickelt und heute kann man die Uhr nach ihm stellen (Außer nachts, aber das ist ein anderes Thema). Ich finde es so schön, wie sie Ihren Sohn in seinen Bedürfnisses annehmen. So viel zu stillen, ist eine Leistung. Und ich kenne viele befreundete Mütter, die diese Phase nicht durchgehalten haben. Ich möchte klar betonen, dass ich KEINE Mama verurteile, die nicht stillt. Ganz und gar nicht, jeder muss seinen richtigen Weg wählen und ich bin auch keine Öko-Still-Fanatikerin, aber ich erinnere mich an meine ersten Wochen und das tolle Gefühl, mal anerkennende Worte zu hören und nicht argwöhnische Kommentare.

    Ihr Benjamin ist in den besten Händen!

    So, das ist jetzt erschreckend lang geworden…aber es sollte ja auch ein würdiges erstes Mal werden! So.

    1. Liebe Sassi,

      vielen Dank für die Ehre der “Premiere” auf unserem Blog und die aufbauenden, anerkennenden Worte. Ich schreibe so viele Texte und ich weiß auch, dass bzw. wie viele Menschen diese täglich lesen. Allerdings machen sich die wenigsten so viel Mühe, auch mal in die andere Richtung zu kommunizieren – was ja absolut legitim und in Ordnung ist, immerhin ist dies ein Blog. Aber umso mehr freut es uns, wenn wir auch verbal, nicht nur in Form von Besucherzahlen, eine Rückmeldung bekommen (an dieser Stelle auch mal danke an Sari! und alle anderen, die regelmäßig kommentieren). Wenn wir es dann noch geschafft haben, jemanden aus der jahrelangen Anonymität zu locken 😉 freut uns das natürlich ganz besonders! Hoffentlich wird es nicht das einzige Mal bleiben…

      Vielen Dank also dafür!

      Viele Grüße,
      Hanna & Der I

  3. hihi…ja, das ist alles sooooo bekannt. Wobei ich sagen muss, dass ich bis heute die Entscheidung keine Hebamme zu haben, nicht bereue. Das mag nicht für jeden zu passen, aber in unserem Fall war es gut so, denn ich lasse mich viel zu schnell verunsichern und ich glaube bei einer Hebamme wäre das ständig der Fall. Wenn ich Fragen habe, kann ich immer noch fragen, Anlaufstellen gibt es genug. Ich habe jedenfalls in unserem Fall gemerkt, dass man eben aus der Erfahrung lernt und Eltern oft sowieso instinktiv richtig handeln. Vieles bekommt man ja auch vorher schon gesagt…

    Und nur weil es mal einen Tag so lief, muss es am nächsten Tag nicht genauso laufen. Wie du sagst, man darf halt nicht gleich aufgeben ^^

  4. Wie alt ist der Kleine nochmal?
    Bei uns hat sich das Schreien immer mit ca. 3 Monaten fast auf Null reduziert.
    Gerade der Bub hatte mit nachmittäglichen und abendlichen Attacken zu kämpfen – und dann gab es immer mehr Tage an denen er nicht weinte und dann waren die Tage plötzlich nur noch ganz selten.
    Er wollte auch oft gegen das Bauchweh antrinken und längere Stillpausen bzw. der Schnuller halfen ganz gut dagegen – oder eben nicht ^^
    Es wird besser werden und irgendwann werdet ihr kaum noch daran denken 🙂

    1. Danke für die guten Aussichten, neulich haben wir tatsächlich schon einen Tag komplett ohne Weinen verbracht…
      Er ist jetzt 7 Wochen alt.

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