Meine dritte Schwangerschaft

Eine mir unbekannte Arbeitskollegin meiner Mama war sich sicher, dass sich mein drittes Baby heute Nacht auf den Weg machen wird. Freunde schreiben Nachrichten, ob noch alles ruhig ist. Ich selbst achte auf jedes ziepen im Bauch, habe aber langsam das Gefühl, das wird noch dauern. Bis zum berechneten Entbindungstermin sind es noch 5 Tage. Seit Wochen nehme ich mir vor, ein wenig über meine dritte und vermutlich letzte Schwangerschaft festzuhalten. Erinnerungen zu schaffen. Für mich und später für den Kleinen. Vielleicht.

Erstes Trimester: Übelkeit ohne Unterlass

Die Schwangerschaft fing an wie die anderen beiden auch: Mit unendlich viel Übelkeit und Müdigkeit. Zwar war es ein klein bisschen erträglicher als sonst, aber immer noch schlimm genug. Die meisten Vormittage verbrachte ich auf der Couch und war dankbar über die plötzlich entdecke Fähigkeit meiner Kinder, sich selbst und miteinander zu beschäftigen. Zu Weihnachten gab es für den damals 2-jährigen ein großes Parkhaus, das man an die Holzeisenbahn anschließen konnte. Damit spielten sie Stunden und Tage, während ich teilweise wegdöste vor Erschöpfung. 

Zweites Trimester: Zweifel und andere Gefühle

Der Bauch fing früh an, zu spannen und zu wachsen. Bücken war schon relativ früh in der Schwangerschaft irgendwie unangenehm. Dafür wurde die Übelkeit nach etwa 16 Wochen besser. Das Babylein wuchs und gedieh, so wie es sollte – zumindest laut Untersuchungen. 

Damals in meiner zweiten Schwangerschaft hatte ich trotz wiederkehrender Blutungen ein wahnsinniges Vertrauen und früh eine Art Bindung, ein Bauchgefühl dafür, dass es meinem Baby im Bauch gut ging. Das fehlte diesmal lange Zeit. Zuerst dachte ich, das kommt mit den Kindsbewegungen. Tat es nicht. Obwohl ich die diesmal schon einige Wochen früher spüren konnte als sonst. Irgendwie war da einfach nichts. So, als würde das Baby nicht zu mir gehören. Oder ohnehin nicht bei mir bleiben. Als würde es nicht mir gehören, sondern nur für begrenzte Zeit da sein. Oder etwas Schlimmes passieren. Normalerweise vertraue ich meinem Bauchgefühl, aber diesmal war ich da nicht so sicher. Vielleicht eine Art Mini-Schwangerschaftsdepression? 

Was mir schließlich im 3. Trimester von diesen Gedanken und Gefühlen weg geholfen hat: Ein Buch. “Meisterin der Geburt” von Jobina Schenk. Ich kannte den Inhalt schon aus der zweiten Schwangerschaft und hab es auch nur zur Hälfte gelesen, aber seitdem geht es mir viel besser. Es ist nicht, wie mit dem Zweiten, aber es ist okay. Ich freue mich auf mein Baby und kann annehmen, was da immer auf mich zukommt.

Auch diesmal wollten wir keine Pränataldiagnostik. Ob unser Baby mit Trisomie 21 zur Welt kommen wird, wissen wir also bis heute nicht. Natürlich macht es einen Unterschied. Natürlich wünschen wir uns ein “gesundes” Baby. Aber eines mit einer Chromosomenbesonderheit nicht zu lieben würde auch diesmal nicht in Frage kommen für uns. 

Ob ich mir das Geschlecht sagen lassen soll, habe ich lange überlegt. Denn natürlich hoffte ich nach 2 wundervollen Jungs insgeheim diesmal auf ein Mädchen. Weil gefühlt alle in meiner Umgebung wilde Spekulationen anstellten, ließ ich es mir schließlich sagen: Ein weiterer Junge. Kein Zweifel. Dass ich darüber traurig war, bedeutet nicht, dass ich diesen kleinen Jungen nicht genauso liebe wie die anderen beiden. Traurig bin ich nicht, weil dieses Kind ein Junge ist. Sondern weil mir die Erfahrung, Mama eines Mädchens zu sein, in diesem Leben wohl verwehrt bleiben wird. Das hätte ich mir sehr gewünscht und ich darum schmerzt es mich. 

Drittes Trimester: Einfach grandios

Wann genau diese Schwangerschaft körperlich von “naja” zu “total problemlos” überging kann ich nicht sagen. Vielleicht mit dem psychischen Umschwung? Jedenfalls ist das dritte Trimester vor allem eins: unbeschwert und einfach. Der Bauch ist sehr moderat gewachsen, hat aufgehört zu zwicken oder sich dick anzufühlen. Die meiste Zeit vergesse ich fast, dass ich schwanger bin. Bücken geht wieder ohne Probleme, auch in der 40. Woche noch. Ich fühle mich eigentlich fast wie immer, vielleicht sogar besser – nur eben mit dicker Plauze vorne dran. 

Auch die große Hitze, die zur Zeit immer wieder kommt, macht mir eigentlich nichts. Ich fühle mich fit und muss nur auf wenig Rücksicht nehmen (schwer heben, auf Leitern steigen, etc.). Keine Wassereinlagerungen, keine Rückenschmerzen, kaum etwas von den üblichen Schwangerschaftsbeschwerden. 

Wenige Tage vor dem Entbindungstermin mache ich immer noch einen ziemlich normalen Alltag. Ich kümmere mich um meine Jungs, koche und erledige viel im Haushalt. Im Vergleich zu den anderen Schwangerschaften ruhe ich mich viel, viel weniger aus. Beim Großen damals haben mir Arzt und Hebamme viel Angst gemacht, ich hatte sogar ein Teilzeit-Beschäftigungsverbot. Dabei gab es überhaupt keine großen Probleme und Komplikationen. Rückblickend betrachtet hätte ich ganz andere Tipps und Fürsorge gebraucht als “leg dich hin und ruh dich aus”. In der zweiten Schwangerschaft bin ich tatsächlich die meiste Zeit gelegen oder gesessen. Um keine neuen Blutungen auszulösen. Die meiste Zeit war ich wahnsinnig erschöpft und müde. Was hier nun Ursache und was Folge war (vielleicht war ich auch so müde, weil ich mich so wenig bewegte?), kann ich nicht sagen. Auch nicht, ob es besser gewesen wäre, normal weiter zu machen. 

Diesmal jedenfalls gab es die Ausruh-Option gar nicht. Der Mann arbeitet bis zur Geburt Vollzeit weiter und der 3-jährige geht erst ab September zur Schule. Nachmittags ist auch mein Schulkind zuhause. Viel Ausruhzeit ist da einfach nicht – auch wenn ich nach wie vor jeden Mittag ein halbes Stündchen schlafen darf, weil mein Mann dann Homeoffice-Mittagspause hat und den Kleinen übernimmt. 

Warten…

Mein Großer ist damals bei 40+2 mit 4450g zur Welt gekommen. Im Krankenhaus in Berlin. Die Geburt war, um es euphemistisch auszudrücken, eine Katastrophe. Körperlich wie psychisch hatte ich damit wirklich überdurchschnittlich lange zu kämpfen. 

Der kleine Bruder kam dann in der 37. SSW mit 3300g – bei uns zuhause. Ich würde die Geburt nicht per se als schön bezeichnen, aber angesichts meiner übermäßig starken Wehentätigkeit, die sich bei beiden Geburten gezeigt hat, habe ich das beste daraus gemacht. Als es vorbei war, war es vorbei, ich hatte ein wunderhübsches kleines Baby und war der glücklichste Mensch der Welt. Körperlich und psychisch keine negativen Nachboten. Wenige Wochen danach wäre ich am liebsten wieder schwanger geworden (der Mann hat ein Veto eingelegt). 

So, und nun habe ich Nummer 3, der sich wieder Zeit lässt. Das ist im Prinzip gar kein Problem, denn nach wie vor ist die Schwangerschaft problemlos und schön. Aber innerlich wächst meine Sorge, ob er wieder so groß und schwer wird wie der erste. Ob alles gut geht bei der Geburt, wenn dem so wäre. Die Ärztin im Krankenhaus hat ihn vor vier Tagen auf 3300g geschätzt. Ob das realistisch ist? Das weiß kein Mensch. Der Große wurde damals, einen Tag vor der 4450g-Geburt, auf 3500g geschätzt. Der zweite am Tag der Geburt auf 3700g. Die Messungen liegen da also nachweislich gerne mal komplett daneben und man könnte ebenso gut eine Kristallkugel befragen…

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2 Kommentare zu „Meine dritte Schwangerschaft“

  1. Liebe Hanna,
    wie schön, ein Update von dir zu erhalten. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, dass du dich sehr über ein Mädchen gefreut hättest. Aber wie du schon schreibst, du wirst den kleinen Jungen genauso lieben 🙂
    Ich wünsche dir alles alles Gute für die bevorstehende Geburt!!

    Liebe Grüße
    Sandra

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